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Das Fohlen gedeiht prächtig, jetzt denkt der Züchter an die nächste Stutenbedeckung. Manche Züchter nutzen bereits die Fohlenrosse für die nächste Anpaarung. Foto: Arnd Bronkhorst

Rund um die Pferdegeburt – Teil III: Erste Lebensmonate und erneute Bedeckung

Zeit für Partnerwahl

Aufregende Tage und Wochen für Züchter: Die ersten Fohlen sind geboren, die neue Decksaison hat begonnen. Die Gesundheit der Youngster und die Hengstwahl stehen jetzt im Fokus.

Der Winter war ruhig im Zuchtstall, aber in diesen Wochen geht es Schlag auf Schlag. Jetzt sind die Züchter wieder auf Tour. Es ist Hengstschau-Saison, es gilt, den nächsten Partner für die Stute auszuwählen. Denn noch bevor ein Fohlen auf stakeligen Beinen in der Abfohlbox steht – die meisten Pferdekinder hierzulande werden im April geboren –, ist die Partnerwahl meist Geschichte, das Pedigree des nächsten kleinen Cracks steht fest.

Auch in Sachen „Herrenwahl“ gilt es einiges zu beachten. Zunächst: Es muss nicht immer der Hengst sein, über den gerade alle sprechen, weil er mit den spektakulärsten Bewegungen im Video imponiert. Vielleicht passt der ja gar nicht zur Stute. Und schließlich ist der Hengst, salopp formuliert, allenfalls die halbe Miete.

Man sollte in erster Linie seine Stute genau kennen. Das ist, zumal wenn diese zum ersten Mal gedeckt werden soll, im Hinblick auf die Eignung für die Zucht gar nicht so einfach. Denn Hand aufs Herz – die wenigsten Besitzer beurteilen ihr Pferd rea-listisch. Zu gerne sieht man bei der eigenen Pferdedame über Schwächen hinweg. Mangelnde Korrektheit des Fundaments, schwierige Rückenformation, schlecht angesetzter Hals? So schlimm ist das gar nicht, wenn man aus dem richtigen Winkel schaut! Kaum Schritt, wenig Trab, „Laufmaus“ im Galopp? Macht doch nichts, das Seitenbild im Stand ist klasse! Schwieriger Charakter, wenig Leistungsbereitschaft, Unrittigkeit? Deshalb geht sie ja in die Zucht, sonst könnte man sie reiten. Solche Kommentare hört man nicht so selten.

Jung x bewährt

Das sind sicher überzeichnete Szenarien, aber eines ist klar: Nicht jede Stute eignet sich für die Zucht. Schon aus Gründen des Tierschutzes verbietet es sich, Stuten mit gesundheitlichen Problemen, die entweder eine Trächtigkeit zur extremen Belastung werden lassen oder genetisch bedingt sind und vererbt werden könnten, in der Zucht einzusetzen. Davon abgesehen liegen Schönheit, Qualität und Charakter quasi im Auge des Betrachters – und wer sich nicht sicher ist, kann sich beraten lassen. Das gilt auch für die Wahl des Hengstes, nachdem die Entscheidung zu züchten erst einmal gefallen ist.

Wenn die Stute sich dagegen bereits in der Zucht bewährt hat, dann sollte man auch ihre Fohlen Revue passieren lassen beziehungsweise das aktuelle Nesthäkchen genau unter die Lupe nehmen. Hält der kleine Star, was man sich von ihm versprochen hat? Ist es dem Hengst gelungen, etwaige Exterieurmängel der Stute auszugleichen? Kurz: Hat die Anpaarung gepasst? Wenn ja, warum diese nicht wiederholen? Muss es immer der strahlende Sieger der letzten Körung sein, über dessen Qualität als Vererber naturgemäß noch keine wirklich belastbare Aussage möglich ist? Generell gilt, dass man junge Hengste, wenn man sie denn unbedingt nutzen möchte, besser mit bewährten Stuten anpaart, während man mit jungen Stuten auf jeden Fall besser auf entsprechend bewährte Vererber setzt.

Bei Stuten, die zum ersten Mal in der Zucht eingesetzt werden sollen, gibt eine gynäkologische Untersuchung inklusive Tupferprobe Aufschluss über die Zuchttauglicheit. Foto: Frank Sorge/Arnd Bronkhorst

Tupfer: Besser einmal mehr

Ist die Hengstwahl getroffen, dann ist die nächste Frage die nach dem richtigen Zeitpunkt für die Bedeckung. Um die mögliche Nutzung der Fohlenrosse für die erneute Besamung der Zuchtstute ging es bereits im zweiten Teil unserer Serie. Aber wann auch immer für den Züchter die Decksaison beginnt, sie will vorbereitet sein, mit der Auswahl des Hengstes allein ist es nicht getan.

Wer seine Stute zum ersten Mal in der Zucht einsetzen will, tut gut daran, sie im Vorfeld auf ihre Zuchttauglichkeit hin untersuchen zu lassen. Das erspart möglicherweise die unsinnige Investition in Besamungen und Decktaxe oder spätere, langwierigere Behandlungen, die den Züchter möglicherweise die Saison verpassen lassen. Zusätzlich zu dieser speziellen gynäkologischen Untersuchung der Stute unter anderem mit Hilfe von Ultraschall wird in der Regel auch eine sogenannte Tupferprobe, ein Abstrich der Schleimhaut, für eine mikrobiologische und bakteriologische Untersuchung entnommen. Allerdings ist die Tupferprobe bei jungen Stuten, die noch nie ein Fohlen hatten, und Stuten mit Fohlen bei Fuß in der Regel nicht vorgeschrieben, sondern meist nur bei güsten Stuten, also Stuten, die im Jahr zuvor zwar besamt, aber nicht tragend wurden. Sinnvoll kann sie aber trotzdem sein. Denn je nach Ergebnis verbietet sich möglicherweise ein Einsatz der Stute in der Zucht generell oder aber sie kann schnell und zielgerichtet behandelt werden, bevor sie besamt beziehungsweise gedeckt wird.

Kleine Futterkrippe

Aber wenn die Stute schon ein „alter Hase“ in Sachen Zucht ist, dann fällt in diesen oder in den nächsten Tagen ein Fohlen ins Stroh. Ob es fit und vital ist, kann der Züchter auch anhand des Gießener Vorsorge-Schemas, das wir in der März-Ausgabe veröffentlichten, überprüfen.

Der Nachwuchs hat neben den Ansprüchen, die jedes Pferd nun einmal an Haltung und Bewegung hat, vermutlich auch einen ausgeprägten Appetit.

Stuten sind meist gierig und fressen gerne ihrem Fohlen das Futter weg. Also muss das Fohlen entweder über einen speziellen Fohlentrog sein erstes Kraftfutter aufnehmen oder separat gefüttert werden, damit es auch die Menge bekommt, die es braucht. Foto: Frank Sorge

Auf die Muttermilch natürlich, aber mit zunehmendem Alter auch auf anderes Futter. Spezielles Fohlenfutter trägt den Bedürfnissen des Youngsters Rechnung. Wer Angst hat, dabei des Guten zu viel zu tun, kann beruhigt sein. Nach einer an der Uni München entstandenen Dissertation zufolge ist das kaum möglich. Untersucht wurden die Wachstumsparameter zweier Gruppen von Warmblutfohlen, wobei die Fohlen einer Gruppe zusätzlich zu Fohlenaufzuchtfutter, Heulage, Muttermilch und Weidegras mehr Hafer bekamen als die der zweiten Gruppe. Bis zu einem Alter der Fohlen von etwa fünf Monaten unterschieden sich die beiden Gruppen in Sachen Kraftfutteraufnahme nicht. Die Fohlen, bei denen das Futterangebot größer war, fraßen schlicht nicht auf.

Wer dagegen in aller Regel auffrisst, was in der Krippe liegt, ist die Stute. Deshalb sollte man das Fohlenfutter in einem speziellen Trog anbieten, der für die Stute nicht zugänglich ist. Es empfiehlt sich übrigens, das Fressverhalten von Mutter und Kind regelmäßig zu beobachten – man glaubt kaum, wie schmal so ein Stutenmaul werden kann, wenn es darum geht, durch ein Gitter an leckeres Fohlenfutter zu kommen.

Impfungen des Fohlens sind nötig, aber einen einheitlich optimalen Zeitpunkt gibt es nicht. Schnelltest geben über den Antikörperstatus des Fohlens gegen Equine Herpes- und Influenzaviren Auskunft.

Wurmkuren fürs Fohlen müssen sein, aber nicht wahl- und planlos. Fotos: Arnd Bronkhorst

Impfen: Nicht zu früh

Gesunde Fohlen wünschen sich natürlich alle Züchter. Und man kann abgesehen von hochwertigem Futter einiges tun, um die Weichen für ein langes, gesundes Pferdeleben früh zu stellen. Unter anderem auch durch Impfung.

Grundsätzlich unterschieden wird zwischen den sogenannten Core- und den Non-Core-Komponenten, wobei die Core-Komponenten gegen die Infektionen gerichtet sind, „gegen die jedes Pferd zu jeder Zeit geschützt sein muss“, so die „Leitlinie zur Impfung von Pferden“ der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin. Non-Core-Komponenten dagegen sind Erreger, gegen die nicht alle Pferde gleichermaßen geschützt werden müssen.

Unter Core-Komponenten fallen die Impfungen gegen Tetanus, Influenza (EIV)- und Herpesvirus-Infektionen (EHV, Typ 1 und 4). Um es vorwegzunehmen: Ein generelles Impfschema gibt es nicht. Wann ein Fohlen zum ersten Mal geimpft werden sollte, hängt unter anderem von der Impfhistorie der Stute ab. Fohlen erhalten die mütterlichen Antikörper bekanntlich ausschließlich mit dem Kolostrum (siehe Teil I des Artikels). Und diese Antikörper können den Impferfolg beeinträchtigen.

Grundsätzlich sollte ein Fohlen deshalb nicht zu früh geimpft werden, sondern erst dann, wenn möglichst keine oder geringe Spiegel an mütterlichen Antikörpern mehr vorhanden sind. Dieser Zeitpunkt aber kann individuell unterschiedlich sein. Bei unklarer Impfhistorie der Stute oder schwer einschätzbarer Abwehrlage des Fohlens sollte man deshalb nicht einfach „auf Verdacht“ impfen, sondern sich Gewissheit verschaffen, indem man den Antikörperstatus des Fohlens gegen Equine Herpes- und Influenzaviren bestimmen lässt. Auch für die Bestimmung des Antikörpertiters gegen Tetanus-Toxin gibt es einen Schnelltest. Untersucht werden sollten diese Fohlen im Alter von etwa vier Monaten, damit ein individuelles Schema für die Grundimmunisierung festgelegt werden kann. Diese Grundimmunisierung besteht aus je drei Impfungen gegen Tetanus, Equine Influenza und Equine Herpesvirus-Infektionen, wobei, so die Leitlinie, „die Immunantwort umso intensiver ist, je weniger Komponenten zeitgleich geimpft werden“ (siehe Schema).

Entwurmen nach Plan

Noch ein Thema sollte nicht vernachlässigt werden: die Bekämpfung von Parasiten. Die aber ist gar nicht so einfach, denn die Zahl der resistenten Würmer steigt. Viele Experten empfehlen deshalb die selektive Therapie, also nur dann zu entwurmen, wann es nötig ist. Bei Fohlen, die oft unter Spulwürmern, Zwergfaden- und Palisadenwürmern leiden, führt allerdings an der Gabe der ungeliebten Paste alle sechs bis acht Wochen kaum ein Weg vorbei. Das allerdings sollte jeder Züchter mit seinem Tierarzt besprechen, der ihm wirksame Antiparasitika empfehlen kann. Denn mit der günstigen Wurmkur aus dem Internet spart man im Zweifel am falschen Ende.

Dr. Michaela Weber-Herrmann

Der extrem seltene Glückfall: Beide Fohlen und die Stute haben überlebt. Grundsätzlich sind Zwillingsgeburten bei Pferden zu vermeiden, deshalb entfernt der Tierarzt einen der beiden Zwillinge in der Regel bei der ersten Untersuchung am 16. Tag nach der Bedeckung. Foto: Frank Sorge/Arnd Bronkhorst

Kein doppeltes Lottchen

Doppelovulationen, also der Eisprung von zwei Eizellen, sind beim Pferd gar nicht so selten, sie treten in etwa zehn bis 20 Prozent der Zyklen auf. Meist resultiert daraus eine Zwillingsträchtigkeit, sodass je nach Rasse bei rund zehn Prozent der Pferde um den 15. Trächtigkeitstag mit Zwillingen gerechnet werden kann. Diese Zwillinge sind zweieiig. Eineiige Zwillinge, die durch Teilung einer befruchteten Eizelle in zwei Embryonalanlagen entstehen, sind beim Pferd dagegen extrem selten.

Glücklicherweise gibt es eine Art Selbstregulationsmechanismus, das heißt, meist wird eine der Fruchtanlagen resorbiert. Denn Pferde können Zwillinge in aller Regel nicht erfolgreich austragen. Und zwar aus simplem Grund: Es gibt in der Gebärmutter einfach nicht genügend Platz für Zwei. Ab einer bestimmten Phase der Entwicklung besteht deshalb eine Art Konkurrenz – mit der Folge, dass ab dem achten Trächtigkeitsmonat Aborte auftreten können oder aber tote oder unreife, lebensschwache Fohlen geboren werden.

Auch von dieser Regel gibt es glücklicherweise Ausnahmen. Trotzdem gilt: Die Zwillingsträchtigkeit ist ein Risiko für Fohlen und Stute, sie zuverlässig festzustellen deshalb wichtig. Als bester Termin für die Diagnose gilt eine Ultraschalluntersuchung um den 16. Tag der Trächtigkeit. In der Regel zerdrückt der Tierarzt dann eine der beiden Anlagen – welche, hängt unter anderem von deren Lage ab. In diesem Stadium ist die Erfolgsquote, also das sogenannte „Abdrücken“ eines Zwillings bei Überleben des zweiten – sehr groß, sie liegt bei etwa 90 Prozent, sinkt aber mit fortschreitender Dauer der Zwillingsträchtigkeit. Also gilt es, den Termin nicht zu verpassen.

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Die Aufzeichnung des Webinars können Sie sich nun hier ansehen.