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Deutsche Amateur-Meisterschaften Dressur und Springen in Dagobertshausen
Neue Serie Springausbildung: Dressurmäßige Grundlagen
Fit für den Parcours
Im Laufe der letzten Jahre haben sich die Anforderungen im Springparcours gewandelt. Heute wird bereits in den unteren Klassen vermehrt auf technisch korrektes Reiten geachtet. In unserer neuen Serie „Springausbildung für Reiter und Pferd – der Weg zum erfolgreichen Parcoursreiten“ erklären die drei Autoren Georg-Christoph Bödicker, Heinrich-Wilhelm Johannsmann und Fritz Lutter, worauf es ankommt.
Die Anforderungen an technisch korrektes Reiten sowie die größere Bedeutung von Durchlässigkeit und Geschmeidigkeit des Pferdes im Springsport fordern heute weit mehr als früher die dressurmäßige Grundlagenarbeit, und zwar gleichermaßen des Reiters wie des Pferdes. Im ersten Teil unserer Serie geht es deshalb genau um diese dressurmäßigen Basics.
Der moderne Parcours beinhaltet in der Regel viele unterschiedliche Aufgabenstellungen: Neben den verschiedenen Hindernistypen (Oxer, Steilsprung, Triplebarre) werden Distanzen und Kombinationen sowie das Reiten von Wendungen und geraden Linien und der flüssige Handwechsel abgefragt. Um diese Vielzahl an Aufgabenstellungen harmonisch absolvieren zu können, ist ein ausbalancierter und geschmeidiger Sitz des Reiters und ein korrektes Verständnis für die Einwirkung aus dem Springsitz heraus wichtige Voraussetzung. Denn wie beim Dressurreiten auch wird es dem Reiter nur gelingen, das Pferd im Gleichgewicht vor sich zu haben, wenn Sitz und Einwirkung korrekt entwickelt sind.
Auch an das moderne Springpferd werden durch die Kriterien des Parcoursaufbaus neben dem Springvermögen und der allgemeinen Kondition heute vermehrt dressurmäßige Anforderungen gestellt. Durch angemessene, systematische Gymnastizierung wird das Pferd nicht nur körperlich gekräftigt und konditionell aufgebaut, sondern auch so ausgebildet, dass es immer feinere Hilfen immer besser annimmt, also zu möglichst guter Durchlässigkeit gelangt.
Für die modernen Parcours muss das Pferd zu jeder Zeit sicher „regulierbar“ sein, sprich die Galoppsprünge verlängern und verkürzen, Wendungen und Linien einhalten lassen. Wer selbst einmal erfühlen durfte, wie angenehm ein gut ausgebildetes Springpferd zu reiten ist, wird schnell den Wert der dressurmäßigen Arbeit verstehen.
Richtige Bügellänge
Zu Beginn einer jeden Reitstunde ist die passende Ausrüstung von Reiter und Pferd zu überprüfen. Besonders das Bügelmaß spielt eine wichtige Rolle. Nur bei korrekt eingestellter Bügellänge können das tief platzierte Knie, der ruhig am Gurt liegende Unterschenkel und das elastisch federnde Fußgelenk ein sicheres Fundament des Sitzes bilden und damit ein geschmeidiges Eingehen in die Bewegungen des Pferdes ermöglichen. Da das Reiten mit verkürztem Bügel die Gleichgewichtsfähigkeit des Reiters auf ganz neue Art und Weise fordert, ist die Schulung im leichten Sitz ebenso sorgfältig und intensiv durchzuführen wie im Dressursitz. Schon lange vor dem ersten Springen über Hindernisse sollte der Reiter daher an das Reiten mit verkürztem Bügel gewöhnt werden, um sicher ausbalanciert und losgelassen einwirken zu können.
Der leichte Sitz
In der Lösungsphase beginnt der Reiter mit Übungen zur Verbesserung von Gleichgewicht und Losgelassenheit im leichten Sitz. Übergänge innerhalb der Gangart schulen das Gefühl für das situative Anpassen des Sitzes an Tempo- und Wegveränderungen. So lernt der Reiter durch Verändern der Oberkörperhaltung den Galoppsprung seines Pferdes zu vergrößern und wieder zu verkleinern, Wendungen einzuleiten und Richtungen vorzugeben.
Dabei bleibt das Gesäß stets nah am Sattel, der Oberkörper wird je nach Situation mehr oder weniger deutlich aus der Hüfte heraus vor die Senkrechte genommen, das Gesäß wird zum Erhalt des Gleichgewichts etwas nach hinten gebracht. Für den Ausbilder ist das Bild des Schülers in der Hocke hilfreich – im leichten Sitz balanciert sich der Reiter so aus, als wenn er diese Position auf dem Boden stehend einnehmen würde.
Auf unterschiedlichen gebogenen Linien lernt der Reiter, sein Pferd durch die Wendung rhythmisch weiter zu galoppieren und sicher an den Hilfen zu behalten. Dabei sollte von Anfang an auf möglichst freien Linien gearbeitet werden, also unabhängig von der Bande vermehrt auf dem zweiten Hufschlag, da dieses auch beim Reiten über Hindernisse erforderlich ist . Das Galoppieren entlang der Viertellinie in Kombination mit Verlängern und Verkürzen der Galoppsprünge gibt Aufschluss darüber, inwieweit der Reiter sein Pferd bereits sicher eingerahmt an seinen Hilfen hat.
„Imaginärer Parcours“
Hilfsmittel wie Pylone, Hindernisständer und Stangen dienen der besseren Orientierung beim Reiten von vorgegebenen Wegen. Das Reiten von Volten um eine am Boden liegende Stange ist eine gute Überprüfung der geschmeidigen Längsbiegung beim Pferd und der sicheren diagonalen Hilfengebung beim Reiter.
Eine gute Übung zur Vorbereitung auf das Parcoursspringen ist das „imaginäre Parcoursreiten“: Der Reiter reitet möglichst innen an den Hindernissen vorbei die korrekten Linien entlang, zunächst im Trab, später auch im Galopp, eingebaut werden können Volten, Übergänge und andere Rittigkeitsaufgaben wie Schenkelweichen. Auch der Handwechsel entweder über einen flüssigen fliegenden Wechsel oder mit durchlässigem Übergang zum Trab sollte frühzeitig in die Vorbereitung zum Parcoursspringen eingebaut werden. Beim Pferd ist während der gesamten Arbeit stets die Losgelassenheit und das Gleichgewicht zu erhalten, der Reiter achtet auf rhythmisches Traben und Galoppieren und überprüft durch Zügel-aus-der-Hand-kauen-lassen die Dehnungsbereitschaft des Pferdes.
Ist der Reiter in der Lage, sein Pferd während der gesamten Übung auf der vorgegebenen Linie im gleichmäßigen Rhythmus sicher vor sich zu haben, sind die Weichen für das erfolgreiche Überwinden von Hindernissen gestellt.
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