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Springausbildung für Reiter und Pferd, Teil 3
Springgymnastik und Springreihen
Im dritten Teil der Serie „Springausbildung für Reiter und Pferd – der Weg zum erfolgreichen
Parcoursreiten“ geht es um die Bedeutung von Springgymnastik zur weiterführenden Ausbildung von Reiter und Pferd.
Springreihen fördern das ruhige, konzentrierte und rationelle Springen, eine gute Übung für Reiter und Pferd. Foto: Arnd Bronkhorst
Aufbauend auf die systematische Arbeit mit Bodenricks und Cavaletti lernt das Pferd durch die verschiedenen springgymnastischen Übungen, technisch richtig, konzentriert, mit der nötigen Ruhe und rationell zu springen. Zu diesen Übungen zählen Hindernisse mit vor- und/oder nachgelegter Stange, Halbstange (oder anderen dafür geeigneten Elementen), In-and-Outs, Gymnastikkombinationen und Springreihen. Methodisch aufgebaut und sachkundig durchgeführt, verbessert Springgymnastik den Sprungablauf und die Geschmeidigkeit des Pferdes, schult seine Schnellkraft und sein Taxiervermögen, kräftigt den Bewegungsapparat und fördert das Vertrauen.
Und auch für die Ausbildung des Reiters leistet Springgymnastik einen wichtigen Beitrag: Er lernt, sich den Bewegungen des Pferdes in jeder Situation geschmeidig anzupassen und sich mitnehmen zu lassen, ohne selbst eine zu aktive Rolle zu übernehmen. Dazu gehört auch die Schulung der „gefühlvoll verbindunghaltenden Hand“, die am Sprung genau soweit nachgibt, wie das Pferd den Hals dehnt.
Kreuzsprünge
Nach einer sorgfältigen Lösungsphase werden zu Beginn einzelne Sprünge mit Vorlegestange aus dem Trab absolviert. Kreuzsprünge sind besonders zu empfehlen, da sie Reiter und Pferd helfen, in der Mitte zu springen, die Vorlegestange wird ca. 2,20 bis 2,50 Meter parallel vor dem Sprung platziert. Besonders bei jungen oder unerfahrenen Pferden sind Fangständer sehr zu empfehlen, da sie dem Pferd eine optische Orientierungshilfe bieten und ein seitliches Ausbrechen verhindern können. Der Reiter achtet schon beim Anreiten der einzelnen Hindernisse auf ein der Aufgabenstellung angemessenes gleichmäßiges Tempo, den Gleichgewichtszustand des Pferdes und die vorgegebene Linie vor und nach dem Sprung. Durch das Platzieren von Pylonen kann der Ausbilder den korrekten Weg in der Anreitephase und der Phase des Weiterreitens vorgeben. Dieselbe Übung kann anschließend auch im Galopp ausgeführt werden, dann wird die am Boden liegende Stange etwa drei Meter vom Hindernis entfernt. Wird zusätzlich eine Stange nach dem Hindernis platziert, sollte der Abstand bei Anreiten aus dem Trab ca. drei Meter und beim Anreiten aus dem Galopp ca. 3,50 Meter betragen. Aufbauend auf die Arbeit über Einzelsprünge können verschiedene Springreihen entwickelt werden. Ein oder mehrere Bodenricks im Abstand vor dem ersten Hindernis einer Gymnastikkombination oder Springreihe können das Taxieren des Einsprungs erleichtern. Um Reiter und Pferd systematisch an das Absolvieren einer neuen Gymnastikreihe heranzuführen, kann zunächst mit den Anfangselementen begonnen werden und dann die Reihe schrittweise erweitert werden.
Das Anreiten erfolgt hier aus einem gleichmäßigen, aber ruhigen Galopp, so wird das Rhythmusgefühl geschult und der Reiter lernt, seine Körperhaltung an den Sprungablauf anzupassen.
Sind Reiter und Pferd mit diesen einfacheren Übungen vertraut, sind komplexere Springreihen mit unterschiedlichen Schwerpunkten in der Regel kein Problem mehr.
Illustrationen: Cornelia Koller, Dierkshausen; mit frdl. Genehmigung entnommen aus „Grundausbildung für Reiter und Pferd, Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 1“, Hrsg.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN), FNverlag, Warendorf 2014
Als „Klassiker“ unter den Springreihen gilt oben abgebildetes Beispiel:
Diese aus dem Trab anzureitende Reihe eignet sich für fast alle Pferde und Reiter, das Anreiten aus dem Trab und das In-Out zu Beginn erleichtern das rhythmische Überwinden der Sprünge, der Reiter kann sich gut auf seinen Sitz und das geschmeidige Mitgehen über dem Sprung konzentrieren. Durch den gelungenen Einsprung und den sich wiederholenden Bewegungsablauf in der Reihe lernt der Reiter, mit der Hand der Kopf-Hals-Haltung des Pferdes zu folgen, die Bewegungsharmonie zwischen Reiter und Pferd wächst. Auch das Überwinden erster Hoch-Weit-Sprünge stellt auf diese Art und Weise in der Regel kein Problem dar, Pferd und Reiter gewinnen an Vertrauen und Sicherheit.
Je nach Ausbildungsziel können die Springreihen in ihren Anforderungen variiert und an die individuellen Schwerpunkte angepasst werden.
Eine Reihe aus mehreren In-and-Out hintereinander fördert die Anpassungs- und Reaktionsfähigkeit des Pferdes, außerdem verbessert sie die Sprung- und Schnellkraft. Allerdings kosten In-Out-Reihen viel Kraft und sollten deshalb nur dosiert und nicht zu oft absolviert werden.
Einen ähnlichen Effekt kann die Oxerreihe erzielen. Hier werden üblicherweise vier Hoch-Weit-Sprünge hintereinander aus ruhigem Tempo überwunden, Diese Reihe fördert die Sprungkraft, die Beweglichkeit am Sprung und die Bascule, der höchste Punkt der Flugkurve soll dabei mittig über der vorderen und hinteren Oxerstange liegen. Der Reiter sollte stets bedenken, dass nicht das höhere Galopptempo die Sprungkraft fördert, sondern das energische Abspringen aus dem ruhigen Tempo heraus.
Kreuzsprünge helfen Reiter und Pferd, das Hindernis in der Mitte zu überwinden. Foto: Inge Vogel, pferdia tv, Langwedel
Die Autoren des Lehrfilms und dieser Ausbildungsserie: (v.l.) Georg-Christoph Bödicker, Heinrich-Wilhelm Johannsmann und Fritz Lutter. Foto: Inge Vogel, pferdia tv, Langwedel
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass etwas engere Abstände das Sich-aufnehmen-Lassen des Pferdes und weitere Abstände das energische Verlängern des Galoppsprungs in Verbindung mit einem entschlossenen und sicheren Abspringen fördern. Steilsprünge helfen die Vorderbeintechnik zu verbessern. Durch Veränderungen der Grundlinie eines Hindernisses mit Hilfe einer Absprungstange kann der Absprung des Pferdes beeinflusst werden. Hoch-Weit-Sprünge fordern ein vertrauensvolles „sich-fliegen-lassen“ und können sich positiv auf die Hinterbeintechnik auswirken.
Durch Springreihen mit unterschiedlichen Abständen werden die Reflexe, das Taxiervermögen des Pferdes und das Gefühl für den Sprungablauf des Reiters verbessert.
Fotos: Inge Vogel, pferdia tv, Langwedel
Nicht zu anspruchsvoll
Selbstverständlich sollte jede Übung nach dem individuellen Alter, Körperbau und Ausbildungsstand des Pferdes ausgewählt und stets vom Leichten zum Schweren aufgebaut werden. So ist zum Beispiel zu berücksichtigen, dass die Abstände bei einem jungen Pferd tendenziell größer gewählt werden, als bei einem älteren Pferd mit entsprechender Versammlungsfähigkeit. Der Ausbilder sollte diesen Gesichtspunkten große Aufmerksamkeit schenken und durch Fachwissen und Einfühlungsvermögen erkennen, was situationsbedingt machbar und unter Ausbildungsaspekten sinnvoll ist. Gymnastikreihen mit mehreren hintereinander folgenden Elementen dürfen nicht zu anspruchsvoll in den Abmessungen sein. Die Abstände sind so zu gestalten, dass dem Pferd ein harmonisches Bewältigen der gestellten Aufgabe möglich ist und seine Springfreude erhalten oder gefördert wird.
Um in der Springgymnastik die gewünschten Abstände korrekt aufbauen zu können, ist ein sicherer Meterschritt notwendig oder die Verwendung eines Maßbandes dringend zu empfehlen.
Systematisch aufgebaute und schrittweise erweiterte Springgymnastik bereitet Pferd und Reiter zudem optimal auf das rhythmische und vertrauensvolle Überwinden von Kombinationen und Distanzen vor. Diesem Thema widmet sich der nächste Teil der Springserie in der Juli-Ausgabe des PM-Forums.
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Springausbildung für Reiter und Pferd
Der Weg zum erfolgreichen Parcoursreiten
Hrsg.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN)
ISBN: 978-3-88542-855-8
Sprache: deutsch
DVD: 39,90 Euro
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