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ADMR: Sicher durch die Turniersaison
Alles sauber?!
Die Turniersaison läuft und die Pferde hoffentlich auch. Das Schleifensammeln kann allerdings ein jähes Ende haben, wenn es nach einer Medikationskontrolle plötzlich heißt: positiv! Wie Sie derart unangenehme und nicht selten unverschuldete Begebenheiten vermeiden, hat das PM-Forum zusammengestellt.
Die ADMR geben Auskunft
Solche Fragen beantworten die Anhänge I-III der Anti-Doping- und Medikamentenkontrollregeln, kurz ADMR, der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, die die Listen der verbotenen Substanzen und Methoden enthalten. Hier ist unter anderem festgelegt, welche Arzneimittel und Behandlungsmethoden auf dem Turnier erlaubt sind und welche nicht. In der Broschüre „Fairer Sport“ der FN bzw. auf der Internetseite der FN ist außerdem aufgeführt, wie man leichte Verletzungen behandeln kann, ohne dass man auf dem Turnier negativ auffällt und wie lange man nach einer Behandlung bis zum nächsten Turnierstart warten sollte.
Die ADMR sind in der Leistungsprüfungsordnung (LPO) verankert und stellen die verbandsrechtliche Grundlage für den fairen Pferdesport dar.
Hier gelten vier Grundsätze:
• Das Wohl des Pferdes steht über allen anderen Ansprüchen und Interessen.
• Erst wenn eine Krankheit vollständig auskuriert ist, darf ein Pferd am Wettkampf teilnehmen.
• Das Pferd ist zum Zeitpunkt des Wettkampfs frei von verbotenen Substanzen.
• Die verantwortliche Person ist immer der Reiter, Fahrer, Longenführer, Voltigierer, Besitzer und/oder Eigentümer.
Im Gegensatz zum internationalen Reglement des Weltreiterverbandes FEI handelt es sich bei den ADMR um „offene Listen“. Anders gesagt: Sie erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die Substanzen und Behandlungsmethoden sind beispielhaft aufgelistet. Der Grund dafür ist die enorme Anzahl verbotener Substanzen. Also kann auch das, was nicht explizit genannt wird, zu einer positiven Medikationskontrolle führen, wenn es in eine bestimmte Gruppe verbotener Substanzen fällt. Grundsätzlich ist auf dem Turnier alles verboten, was Wirkung zeigt oder zeigen soll.
Große Verantwortung
Die ADMR sind auch als Hilfestellung zu verstehen, den Anforderungen, die der Pferdesport an das Verantwortungsbewusstsein der Menschen stellt, gerecht zu werden. Fairness gegenüber dem Pferd ist das oberste Gebot! Es ist Aufgabe der Zweibeiner, dafür zu sorgen, dass das Pferd durch seine Rolle als Sportpartner körperlich und seelisch nicht zu Schaden kommt. Henrike Lagershausen, Leiterin der FN-Abteilung Veterinärmedizin: „Wir Menschen haben selbst in der Hand, ob wir uns trotz Krankheit zu einem Sportwettkampf schleppen und es uns danach womöglich noch schlechter geht. Und vor allem gehen wir Menschen wissentlich das Risiko ein, unseren Körper dauerhaft zu schädigen. Das können und dürfen wir von unseren Pferden nicht verlangen. Ihre Gesundheit liegt in unserer Verantwortung. Dieser Situation müssen wir uns stets bewusst sein. Wer versucht, die Krankheitssymptome seines Pferdes mithilfe von Medikamenten zu unterdrücken oder Leistungsvermögen und -bereitschaft durch Stimulantien zu beeinflussen, verstößt nicht nur gegen die ADMR, sondern auch gegen das Tierschutzgesetz.“ Dessen §3 beschäftigt sich explizit mit dem Thema Doping.
Genauso verantwortungslos wäre es, ein Pferd nicht mit den wirksamsten Medikamenten zu behandeln, weil diese verbotene Substanzen enthalten und damit ein Turnier ausfallen müsste. Wer seinem Pferd die bestmögliche Behandlung vorenthält, um möglichst rasch wieder starten zu können, macht sich nicht nur aus ethisch-moralischer Sicht schuldig, sondern schadet sich letztendlich auch selbst. Schließlich kann es langfristig nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit des Pferdes haben, wenn eine Erkrankung nur unzulänglich behandelt wird.
Grenzwerte und Karenzzeiten
Grundsätzlich gilt beim Pferd die sogenannte „Nulltoleranz“. Das bedeutet, dass sich während eines Turniers keinerlei wirksame verbotene Substanzen im Pferdekörper befinden dürfen. Allerdings gibt es auch Grenzwerte. Die legen fest, wie hoch die Konzentration einer eigentlich verbotenen Substanz im Organismus sein darf, ohne dass der Test positiv ausfällt. Das ist z.B. für Hormone relevant, die das Pferd selbst produziert wie etwa Testosteron. Andere Substanzen kommen in der Umwelt oder im Futter vor. Auch sie werden in gewissem Umfang akzeptiert. Alle Infos dazu findet man in den Anhängen I-III der ADMR.
Nachweiszeiten
Mit der immer weiter verbesserten Labortechnik können mitunter Substanzen auch dann noch im Organismus nachgewiesen werden, wenn sie längst nicht mehr wirksam sind. Aus dem Grund werden Substanzen, für die Nachweiszeiten ermittelt wurden, mit einer eingeschränkten Analytik untersucht, das heißt es kommt nur zu einer positiven Medikationskontrolle, wenn die nachgewiesene Menge noch wirksam ist.
Mit der App auf der Höhe
Auf der Internetseite der FN oder auch mobil in der FN-App kann man mithilfe einer Suchfunktion prüfen, ob eine bestimmte Substanz ADMR-relevant ist. Das gilt übrigens auch für Futtermittel. Denn auch hier gibt es Inhaltsstoffe, die dopingrelevant sein können, etwa Reiskeimöl, das eine Karenzzeit von 48 Stunden hat. Was erlaubt ist, findet man in den ADMR. Nicht vergessen: Ist eine Substanz in der Suchleiste nicht auffindbar, heißt dies nicht, dass sie erlaubt ist. In diesem Fall sollte man sich direkt an die FN wenden und nachfragen.
Stallmanagement
Der Reiter hat die Aufgabe, alles in seiner Macht stehende zu tun, um eine positive Medikationskontrolle zu verhindern. Um sich abzusichern, empfiehlt es sich, ein Behandlungsbuch zu führen, in dem sorgfältig vermerkt wird, welche Medikamente und auch Zusatzfuttermittel das Pferd zu welchem Zeitpunkt bekommen hat. Das hat mehrere Vorteile: Zum einen behält man so den Überblick und kann die gesundheitliche Entwicklung des Pferdes kontrollieren. Zum anderen kann man im Falle eines Falles nachvollziehen, was zu einer positiven Dopingkontrolle geführt haben mag. Und wenn man sich unsicher ist, wann das Pferd das letzte Medikament bekommen hat, genügt ein Blick ins Buch, um auszurechnen, ob die Substanz rechtzeitig vor dem Turnier abgebaut sein wird.
Doping versus unerlaubte Medikation
In den ADMR finden sich drei Listen mit verbotenen Substanzen und Methoden (Anhänge I-III). Auf Liste I werden auf dem Turnier verbotene Dopingsubstanzen und Methoden aufgeführt. Liste II beinhaltet Medikamente, die zwar bei der Behandlung von Pferden gängig, aber auf dem Turnier dennoch verboten sind (unerlaubte Medikation). Und die Liste III umfasst schließlich all jene Substanzen, die weder im Wettkampf noch im Alltag etwas im Pferdekörper zu suchen haben.
Die Liste II mit den unerlaubten Medikamenten will verhindern, dass ein eigentlich krankes Pferd sozusagen fürs Turnier fitgespritzt wird. Unter Doping versteht man Substanzen, die ein hohes Missbrauchspotential aufweisen und die Leistungsfähigkeit direkt beeinflussen, wie beispielsweise Anabolika. Hier unterscheidet man noch einmal nach jenen Stoffen, die zwar als Doping aufgeführt werden, die aber ansonsten vom Tierarzt üblicherweise verwendet werden (z.B. Beruhigungsmittel für eine Zahnbehandlung), und jenen, die im Organismus des Pferdes überhaupt nichts zu suchen haben, z.B. Psychopharmaka. Ausnahmen: Ausdrücklich erwähnt werden in den ADMR alle Ausnahmen, also Substanzen und Methoden, die erlaubt sind. Darunter fallen z.B. Wurmkuren, oral verabreichte Mineralstoffe, Vitamine etc., manuelle Therapien, Kältebehandlung und Magnetdecken. Das bedeutet, dass man sein Pferd auch während eines Turniers physiotherapeutisch behandeln lassen kann.
Ob die ADMR eingehalten werden, wird kontrolliert. Wer bei LPO-Turnieren in die Medikationskontrolle muss, entscheidet in der Regel das Los. Aber es gibt auch Verdachtsproben. Vorzugsweise wird zur Untersuchung Urin der Pferde aufgefangen. Gelingt dies innerhalb von 30 Minuten nicht, können aber auch Blutproben genommen werden. Dabei gibt es immer zwei Behälter, einen für die A- und einen für die B-Probe, auf die das gewonnene Probenmaterial aufgeteilt wird. Das Institut für Biochemie der Deutschen Sporthochschule in Köln übernimmt alle Analysen für die FN. Ist die A-Probe positiv, kann auf Wunsch der verantwortlichen Person die Analyse der B-Probe beauftragt werden, um etwaige Fehler bei der Untersuchung auszuschließen.
Im Falle eines Verstoßes wird die Disziplinarkommission der FN eingeschaltet. Zusätzlich werden alle positiven Medikationskontrollen an die zuständigen Behörden weitergeleitet. Beim Nachweis einer Dopingsubstanz wird der Betroffene mit sofortiger Wirkung von der weiteren Teilnahme an Turnieren gesperrt. Wie hoch die Strafe nach einer positiven Medikationskontrolle dann letztendlich ausfällt, richtet sich nach der Art der angewendeten verbotenen Substanz. Wer beim Doping erwischt wird, muss mit einer Sperre von in der Regel zwei Jahren rechnen. Bei verbotener Medikation dauert die Sperre mindestens einen Monat und bis zu einem Jahr. Auch Geldbußen werden in jedem Fall verhängt. Darüber hinaus können auch die betroffenen Pferde zeitweilig suspendiert werden.
Kann die verantwortliche Person allerdings glaubhaft darlegen, wie die Substanz in den Pferdekörper gelangt ist und, dass sie dabei kein oder kein signifikantes Verschulden trifft, ist es auch möglich, dass sich das Strafmaß verringert.
Apropos tauschen – nicht nur in Hinblick auf das ADMR-Management ist es ein No Go, im Stall die Boxen zu tauschen, ohne diese vorher gründlich ausgemistet und gereinigt zu haben. Neben Parasiten werden sonst auch Medikamentenreste im Mist und in der Einstreu vom nächsten Pferd aufgenommen. Aus diesen Gründen rät Henrike Lagershausen darum Pferdebesitzern mit Turnierambitionen: „Erklären Sie dem Stallbesitzer Ihre Sorge, dass Sie womöglich Probleme auf dem Turnier bekommen könnten und bitten Sie ihn, künftig auf diese Dinge zu achten. Es ist wichtig, dieses Thema auch mit den Boxennachbarn offen anzusprechen. Werden Sie aktiv!“
Dominique Wehrmann
Tipp: Weitere Infos, die Broschüre „Fairer Sport“ sowie die Suchmaschine für ADMR-Substanzen finden Sie hier.
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