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Das alte Pferd – Teil I: Haltung, Fütterung, Bewegung
Neuerscheinung im FNverlag: Hannoveraner
Der Weg zur „Weltgeltung“
400 Seiten geballtes Wissen, weit über 500 Fotos, viele Tabellen und Grafiken fasst das soeben im FNverlag erschienene Werk „Hannoveraner“ zu einem beachtlichen Standardwerk zusammen. Das Autorenteam, Haupt- wie Ehrenamtler des weltgrößten Warmblutzuchtverbands, legt eine beeindruckende Dokumentation von den Anfängen bis zur Gegenwart vor, die im Bücherschrank des Zuchtinteressierten nicht fehlen sollte.
oben rechts: Der große Grande, hier im Alter von 29 Jahren, mit Hauptsattelmeister Jürgen Winter.
links unten: Spitzenpreis in den 1950er-Jahren: Dreiklang v. Dreikampf xx wurde für 22.500 D-Mark über die Verdener Auktion verkauft.
links oben: Der 1884 geborene Adeptus xx ist auch heute noch in etlichen Pedigrees zu finden. Er entstammt dem Hofgestüt Herrenhausen, das vornehmlich Hengste für das Landgestüt Celle liefern sollte.
„Die Zeit für das Buch war reif, sogar überreif“, sagt Dr. Enno Hempel, einstiger Marketingchef des Hannoveraner Verbandes in Verden und Koordinator des neuen Standardwerks „Hannoveraner“, das in diesen Tagen die Druckerei verlassen hat. „Die erste Auflage des Buches stammt aus dem Jahr 1967, die zweite ist von 1985, seitdem wurde unsere Chronik nicht mehr aktualisiert“, erläutert Hempel. In Zeiten einer globalisierten Pferdezucht und tiefgreifender Veränderungen wurde schon vor Jahren der Wunsch nach einem neuen Standardwerk laut, oftmals aus dem Ausland. So wird das Buch im kommenden Jahr auch in englischer Sprache erscheinen.
Vier Jahre lang hat ein Autorenteam gearbeitet, bis alle Facetten hinreichend beleuchtet waren. Der Anspruch lautete stets: korrekt, vollständig, verständlich auch für den Laien. Mit dabei (in alphabetischer Reihenfolge): Dr. Burchard Bade, Dr. Ludwig Christmann, Dr. Burkard Fischer, Ulrich Hahne, Dr. Enno Hempel, Dr. Werner Schade, Gerhard Wiechers, Dr. Jochen Wilkens und Britta Züngel. Ein prachtvoller Bildband war ausdrücklich nicht geplant. Vielmehr galt es, ein Standardwerk mit vielen Abbildungen, Tabellen und Grafiken zu erstellen. Schwer verdaulich ist dieses textlastige Buch aber dennoch nicht, im Gegenteil. Es ist vielmehr eine akribische Aufarbeitung der Zuchtgeschichte, die manchmal auch über Umwege die Hannoveraner zu dem gemacht haben, was sie heute sind: Gerade erst listete die Statistik des Weltzuchtverbandes WBFSH (World Breeding Federation For Sporthorses) die Hannoveraner als weltweit erfolgreichste Dressurpferdezucht auf. In der Vielseitigkeit, ewige Hochburg der irischen Zucht, belegen die Hannoveraner immerhin den zweiten Platz.
Vollblüter Lauries Crusador xx war zwischen 1990 und 2013 der am stärksten nachgefragte Veredlerhengst
Eine Dynastie hat Weltmeyer begründet. Das Foto zeigt ihn mit seinen Söhnen Wittinger, Wolkenstein II, Wolkentanz I und White Star.
Die enge Verbindung zwischen der Entwicklung des Hannoveraners und dem 1735 gegründeten Landgestüt Celle ist zwar allgemein bekannt, aber die im historischen Teil aufgezeigten Wege hin zu einer organisierten Pferdezucht sind selbst für Kenner hochinteressant. Besonders der Einfluss der Vollbluthengste zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte. Wenngleich der Einsatz der Pferde mit dem xx-Zusatz auch stets kritisch diskutiert wurde, wäre das heutige moderne Sportpferd ohne den Vollbluteinfluss insbesondere in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts kaum vorstellbar. Eine kleine Renaissance erlebte die Zucht zuletzt mit dem Ausnahmehengst Lauries Crusador xx. Auch die Halbblutzucht blickt auf eine interessante Entwicklung zurück. Jüngere Zeugen des Zuchtprogramms sind unter anderem die Vielseitigkeitspferde der Familie Butt, Butt’s Abraxxas und Butt’s Leon.
Die Familie der Falkenburg nimmt 1966 bei der DLG, der damals wichtigsten Zuchtschau, in Frankfurt Aufstellung.
Einer der besten Sport- und Zuchthengste Hannovers war For Pleasure, hier mit Marcus Ehning.
Neben der Verbandsgeschichte hin zum heutigen Hannoveraner Verband mit seinen Organisationsstrukturen, Auslandstätigkeiten und Verkaufsplattformen spielen in diesem Buch naturgemäß die Selektionskriterien der Vater- und Muttertiere eine gewichtige Rolle. Das sprichwörtliche Salz in der Suppe aber ist der detaillierte Blick auf die Blutlinien. D wie Desperados, E wie Embas-sy, F wie For Pleasure, S wie Sandro Hit, S wie Stakkato, L wie Londonderry, um nur einige zu nennen, entführen in die Welt der Anpaarungen, die von Passion, Sachverstand und auch einem gewissen Maß an Glück geprägt war. Dass das Buch bei fast allen abgebildeten Pferden auch die Namen der Züchter auflistet, ist weit mehr als eine Höflichkeitsgeste, sondern eine Verbeugung vor all jenen, die die Hannoveraner Zucht groß gemacht haben.
Jüngere Leute können sich heute kaum mehr vorstellen, dass der Züchter, zumeist Landwirt, mit seiner Stute zu einer der zahlreichen Deckstellen im Lande fuhr, um seine Stute einem Hengst zuzuführen. Die künstliche Besamung, lange erprobt und in den 1970er-Jahren zur „Marktreife“ gebracht, sollte sich wie eine Revolution in der Pferdezucht auswirken. Dank der weiterentwickelten Besamung mit Tiefgefriersperma waren alle Grenzen gefallen. Hannoveraner kamen auf allen Kontinenten zur Welt, der Verband wurde zum Global Player in der Pferdezucht und gründete verschiedene Tochterverbände/-firmen im Ausland.
Wie erfolgreich Hannoveraner im Turniersport – von den DKB-Bundes-champio-naten bis hin zu Olympischen Spielen – agieren, zeigt ein umfangreicher Statistikteil, der das Werk abrundet.
Susanne Hennig
„Hannoveraner“
FNverlag Warendorf, 1. Auflage 2016, Hrsg: Hannoveraner Verband Verden, 400 Seiten mit über 500 farbigen und historischen Fotos und zahlreichen Diagrammen;
Format: 240 x 280 mm, geb.
Preis: 49,90 Euro
ISBN: 978-3-88542-768-1
www.fnverlag.de
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