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PM-Seminar mit Westerntrainer Stefan Ostiadal
„Wer bewegt wen?“
Sehr gut besucht war das Seminar „Einblicke in die Grunderziehung des Pferdes“ in Fronhofen, Baden-Württemberg.
Foto: Roland Dörr
Stefan Ostiadal, Westerntrainer, erfolgreicher Teilnehmer an Deutschen Meisterschaften und Europameisterschaften in den unterschiedlichsten Disziplinen, gab seine Ansichten und Erfahrungen an die interessierten Zuhörer weiter. „Horsemanship“ ist für ihn die Kunst mit Pferden pferdegerecht und pferdeverständlich umzugehen. Pferdegerechter Umgang bedeutet, dass sich das Pferd beim Menschen wohl fühlt, dem Mensch gerne folgt und bereit ist, für ihn zu arbeiten. In der Herde ist es die Leitstute, die den Weg vorgibt, den die Herde gehen soll. Am Ende der Gruppe sorgt der Hengst dafür, dass die Herde zusammenbleibt. Die Gruppe bildet einen Schutzraum, in dem sich das einzelne Pferd sicher fühlen kann.
Das Alphatier übernimmt besondere Pflichten wie zum Beispiel das Führen der Herde. Dadurch ist es – an vorderster Front – aber auch eventuellen Gefahrensituationen als erstes ausgesetzt. Die Rechte, die es sich aufgrund seiner Pflichten nimmt, sind zum Beispiel die Wahl der Futterstellen oder das Privileg, als Erstes den Durst an der Wasserstelle zu löschen. Das Alphatier beansprucht Platz für sich und bietet als Gegenleistung den rangniederen Tieren Schutzraum. Wenn Mensch und Pferd eine Beziehung miteinander eingehen, sollte der Mensch die Rolle des Alphatiers übernehmen oder dies auf jeden Fall anstreben. Dafür die Regeln zu kennen und diese konsequent umzusetzen, ist die Voraussetzung für ein erfolgreiches Miteinander.
Eine entscheidende Frage ist also: „Wer bewegt wen?“ Natürlich sollte der Mensch (das Alphatier) bestrebt sein, sein Pferd zu bewegen und hierzu bedarf es zunächst einer eindeutigen Kommunikation. Ostiadal beginnt seine Arbeit mit einem jungen Pferd deshalb mit gezielter Bodenarbeit. Hierbei ist es ihm sehr wichtig, eine mentale Zufriedenheit beim Pferd zu erreichen. Mentale Zufriedenheit ist für ihn – egal ob bei Mensch oder Tier – eine entscheidende Voraussetzung, um zu lernen. Ostia-dal achtet zunächst darauf, dass das Pferd den „Raum“, den er einnimmt, respektiert: „Das Pferd darf meinen Platz nicht in Frage stellen“. Verhalten wie Umrennen, Weg-drücken, Drängeln muss sofort korrigiert werden. Bei der Korrektur sind, je nach Pferdetyp, immer Gefühl und die richtige Einschätzung gefragt.
Dem Pferd muss klar werden, wann es zur Arbeit geschickt wird. Zeigt das Pferd hier anfangs auch nur ansatzweise die richtige Reaktion, wird es durch eine Ruhepause belohnt, denn grundlegend lernen Pferde durch „Druck wegnehmen“. Aber auch mit Streicheleinheiten zu arbeiten schließt nicht aus, dass das Pferd den Menschen respektiert.
Der Mensch sollte bei der (Boden-)Arbeit mit seinem Pferd zwei Aufgaben übernehmen: als Alphatier die Bewegungsrichtung des Pferdes kontrollieren und ihm aber auch den notwendigen Schutzraum bieten, aus dem wiederum die mentale Zufriedenheit des Pferdes resultiert. Um dem Pferd die notwendige Sicherheit zu geben, müssen die Signale des Alphatieres „Mensch“ eindeutig und unmissverständlich sein. Was damit konkret gemeint ist, machte Ostiadal bei einer Demonstration mit einem zweijährigen und einem älteren Pferd an einem Bodenarbeitsseil deutlich. Als treibende Hilfe, sozusagen als verlängerten Arm, benutzte er dabei eine Bodenarbeitsgerte. Mit dieser Gerte schickte Ostiadal das Pferd jedoch nicht nur zur Arbeit, er setzte sie auch als Belohnung ein, indem er das Pferd mit der Gerte (dem verlängerten Arm) streichelte: „Wichtig ist, dass das Pferd keine Angst vor der Gerte hat“.
Bei der Demonstration mit dem jungen Pferd erläuterte Stefan Ostiadal, dass die Signale beim Erlernen manchmal etwas deutlicher gegeben werden müssen, als wenn bereits Erlerntes abgerufen wird. Wichtig ist, dass das Pferd die Lösung findet. Hat es sie gefunden, wird es mit einer Pause (= Druck wegnehmen) belohnt. Wichtige Punkte, wenn das Pferd erfolgreich lernen soll, sind also Klarheit, Konsequenz und Fairness.
Roland Dörr / Co.
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