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Test-Event der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro

Wie Kentucky mit Palmen

Das Test-Event der olympischen Reiterspiele in Deodoro am Rande von Rio de Janeiro stimmt optimistisch. Die deutsche Delegation konnte sich davon überzeugen, dass die Veranstalter das Allermeiste im Griff haben und gute sportliche Bedingungen bieten werden. Was die Reiter und Besucher erwartet, erläutert Dr. Dennis Peiler, Chef des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR).

Der frisch angelegte Wasser­komplex liegt eingebettet in die hügelige Geländestrecke. Foto: Barbara Comtois

PM-Forum: Wie weit sind die Bauarbeiten im Reiterstadion von Deodoro gediehen?

Dr. Denis Peiler: Wir waren positiv überrascht. Vor einem Jahr bei unserem ersten Orientierungsbesuch war wenig zu erkennen. Inzwischen ist viel passiert. Die Geländestrecke ist hervorragend vorbereitet, auch das Stadion ist fast fertiggestellt. Jetzt haben wir ein gutes Gefühl, dass die olympischen Reiterspiele erfolgreich durchgeführt werden können.

PM-Forum: Beim Test-Event wurde, wie immer, nur die Vielseitigkeit geprobt. Auf welche Geländebedingungen müssen sich die Reiter einstellen?

Peiler: Das Gelände ist mit dem der Weltreiterspiele in Kentucky vergleichbar. Es ist sehr hügelig, mit viel Auf und Ab, aber ohne die Kletterei wie im Greenwich Park der Olympischen Spiele in London. Die Vegetation mit ihren vielen Palmen ist natürlich anders, außerdem bieten die Berge rundum eine tolle Kulisse. Die große Herausforderung wird es sein, die Trasse so zu bewässern, dass der steinharte, trockene Boden gut bereitbar ist.

Sonne und Palmen – der Blick auf die Geländestrecke macht Lust auf  „Urlaub“. Foto: FEI

PM-Forum: Wie sieht es mit der Unterbringung der Pferde aus?

Peiler: Die Reitanlage existiert ja bereits, sie gehört wie alles in Deodoro dem Militär, das dort hunderte Pferde hält. Inzwischen wurden die Pferde allerdings woanders untergebracht. Die festen Boxen in verschiedenen Trakten werden derzeit renoviert, es sind Außenboxen mit einer Größe von etwa drei mal fünf Metern, also sehr großzügig. Stallzelte werden diesmal nicht benötigt. Die Pferdepfleger werden in der Nähe der Stalltrakte wohnen, wahrscheinlich in Containern. Wir bemühen uns im Moment noch darum, auch unsere Tierärzte dort unterzubringen, damit sie die Pferde schnell erreichen können.

PM-Forum: Auf welches Wetter muss man sich im brasilianischen Winter einstellen?

Peiler: Beim Testevent, das ja auch Anfang August stattfand, herrschten Tagestemperaturen von 27 bis 29 Grad bei trockener Hitze. Mit diesen Bedingungen haben Pferde überhaupt kein Problem.

Großzügig bemessen ist das Stadion, in dem die Dressur- und Springprüfungen ausgetragen werden. Foto: Andre Schoppmann

Hügelig, aber nicht bergig, ist die  Geländestrecke der Vielseitigkeit. Foto: Andre Schoppmann

PM-Forum: Die Unterbringung der Pferde und Pfleger ist geregelt, wie sieht es mit den Reitern und dem deutschen Begleittross aus?

Peiler: Unsere Aktiven und die Equipe-chefs werden wie in London im olympischen Dorf wohnen. Das Dorf ist in Barra südwestlich von Deodoro und soll, so versprechen es die Veranstalter, mit dem Bus in etwa 25 Minuten erreichbar sein. Für unser Unterstützungspersonal, wie Mannschaftsarzt, Hufschmied, Physiotherapeuten und Presse, haben wir Appartements angemietet. Pferdebesitzer übernachten im Hotel der Persönlichen Mitglieder. Das liegt im Geschäftszentrum von Rio, auch nur eine halbe bis knappe Stunde Fahrt von der Reitanlage entfernt. Aber genau kann man das heute nicht abschätzen, das hängt dann vom tatsächlichen Verkehrsaufkommen ab. Im Moment ist Rio eine Großbaustelle, man steckt stundenlang im Stau fest.

Fototermin bei  Jesus, von vorne: Chris Bartle, Tierarzt, Dr. Carsten Rohde, Andre Schoppmann (DOKR), halb verdeckt Hans Melzer, Mannschaftsarzt Dr. Manfred Giensch und  DOKR-Chef Dr.  Dennis Peiler.

PM-Forum: Passend zum Testevent kursierten neue Gerüchte, die tödliche Infektionskrankheit Rotz sei wieder ausgebrochen und könne die Reiterspiele bedrohen. Was haben Sie vor Ort gehört?

Peiler: Rotz ist in Brasilien edemisch, also weit verbreitet und nicht auszurotten. Das Agrarministerium war sehr bemüht zu beteuern, dass keine Gefahr besteht. Bis zum Beginn der Spiele werden keine brasilianischen Pferde die Stallungen und das gesamte Reitgelände betreten. Es gab viele Sicherheitsmaßnahmen. So durften wir nicht in die Ställe beziehungsweise auf die Baustellen, wir mussten ständig durch Desinfektionswannen laufen und uns die Hände waschen. Das Sicherheitspersonal hat dies genau überwacht. Während der Spiele sehe ich keine Probleme. Die Pferde kommen aus dem Flugzeug in desinfizierte Transporter, die extra aus Europa angeliefert werden. Der Weg dorthin und die Reitanlage werden zu Quarantänezonen erklärt, ein Kontakt zu infizierten brasilianischen Pferden ist eigentlich nicht möglich. Dennoch verlieren wir die Rotz-Situation natürlich nicht aus den Augen und stehen in Kontakt mit den zuständigen Ministerien. Es besteht aber kein Grund, mit Sorge nach Rio zu blicken.

Das Gespräch führte
Susanne Hennig

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