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Fünf Jahre Kooperation zwischen der FN und Fendt

Mit dem Dieselross für Deutschland

Wenn die deutschen Teams, wie in den vergangenen Wochen, bei den Europameisterschaften um Medaillen kämpfen und tausende reitsportbegeisterte Zuschauer in ihren Bann ziehen, wird eines oft vergessen: Wie aufwändig und kostenintensiv insbesondere der Spitzensport ist. Zwar sind Sponsorenlogos überall präsent, doch über die Bedeutung solcher Partnerschaften für Reiter und den Verband sind sich wohl nur die wenigsten bewusst. Das Beispiel der FN und Fendt bietet einen Einblick in Motivation, Notwendigkeit und Nutzen einer solchen Kooperation.

Fendt-Meeting bei der EM in Aachen: (v.l.) Isabell Werth, Prof. Martin Richenhagen (CEO AGCO/Fendt), Jessica von Bredow-Werndl, Steve Clarke (Vice President Strategic Marketing, AGCO International), Kristina Bröring-Sprehe, Bundestrainerin Monica Theodorescu und Equipechef Klaus Roeser. Foto: S. Lafrentz
Auch bei den FEI Europameisterschaften in Aachen waren sie wieder an jeder Ecke zu sehen: die roten Jacken, äußeres Erkennungsmerkmal des deutschen Teams und seiner Anhänger. Was mittlerweile selbstverständlich geworden ist, war nicht immer so. Erst seit den Weltreiterspielen 2010 in Lexington/Kentucky tritt die deutsche Reitsport-Nationalmannschaft einheitlich in Rot auf. Seitdem vertreten ist auch der Schriftzug von Fendt, bekannt vor allem durch landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge. „Soenke Lauterbach hat seinerzeit Kontakt zu uns aufgenommen und hinsichtlich eines Engagements vorgefühlt“, erinnert sich Martin Richenhagen, CEO der AGCO Corporation und selbst internationaler Dressurrichter auf Vier-Sterne-Niveau. Konkret ging es damals um eine Unterstützung der deutschen Reitsportteams in allen acht, bei den WM vertretenen Disziplinen: Distanzreiten, Dressur, Para-Equestrian, Reining, Springen, Vielseitigkeit, Fahren und Voltigieren. „Insbesondere vor dem Hintergrund der enormen Entsendungskosten in die USA war ein Team-Sponsor unverzichtbar“, berichtet Soenke Lauterbach, Generalsekretär der FN. Denn obwohl zumindest die drei olympischen Disziplinen, Dressur, Springen und Vielseitigkeit, finanziell vom Bund unterstützt wurden, beliefen sich die von der FN und dem DOKR zu tragenden Kosten auf mehr als 750.000 Euro. So kostete allein der Flug eines Pferdes inklusive Equipement von Deutschland in die USA hin und zurück etwa 15.000 Euro – bei rund 50 Vierbeinern kommen hier schnell große Summen zusammen. Aus dem zunächst einmaligen, eventbezogenen Engagement von Fendt wurde im Jahr nach den Weltreiterspielen eine dauerhafte Kooperation. Seither tritt Fendt als Hauptsponsor der deutschen Reitsport-Nationalmannschaft in den olympischen Disziplinen auf. „Die Dieselrösser von Fendt haben in den letzten Jahrzehnten in der Landwirtschaft fast alle Pferde verdrängt. Die Unterstützung des Reitsports ist quasi auch eine Art Widergutmachung dafür“, kommentiert Richenhagen die Förderung unter Anspielung auf das Dieselross-Logo und mit einem Augenzwinkern. Der wahre Grund hingegen ist naheliegend: „Viele unserer Kunden sind Landwirte und haben eine Nähe zu Pferden. Sie züchten entweder selbst, halten Pferde oder sind Lieferanten von Pferdefutter“, begründet er weiter.

Über Fendt

Fendt ist die führende High-Tech-Marke im AGCO Konzern und bietet mit einer Produktpalette von Traktoren über Mähdrescher, Häcksler, Ballenpressen und Futterbergetechnik alles, was auch in der pferdeorientierten Landwirtschaft benötigt wird. An den Standorten Marktoberdorf, Asbach-Bäumenheim, Hohenmölsen und Feucht beschäftigt AGCO rund 4.200 Mitarbeiter in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Vertrieb und Marketing sowie Produktion, Service und Verwaltung. Seit 2011 ist Fendt Hauptsponsor der deutschen Reitsport-Nationalmannschaft.

Immer im Einsatz: die Fendt-Traktoren bei der Pflege des Deutsche  Bank Stadions  in Aachen. Foto: S. Lafrentz

 

Kundenkontakt

Als Hauptsponsor ist Fendt mit seinem Logo auf der Kleidung der Athleten vertreten, wenn diese in Nationenpreisen oder bei Championaten für Deutschland reiten. „Premiummarke Fendt und Premiumsport, das passt!“, findet Antje Kröber, Manager International Exhibitions and Sponsorship der AGCO. Auf einigen Veranstaltungen, wie beispielsweise dem jährlich stattfindenden CHIO in Aachen, präsentiert Fendt seine Schlepper an einem Ausstellungsstand und sucht die Nähe zu Reitsportfans und Sportlern. Martin Richenhagen schätzt den persönlichen Kontakt zu potenziellen und bestehenden Kunden, das Unternehmen erfahre hier viel über die spezifischen Bedürfnisse und könne auf das Feedback aufbauend seine Produkte optimieren. Zur Philosophie von Fendt gehört es auch, Reitsportfans besondere Erlebnisse zu ermöglichen. So fand im Rahmen der Europameisterschaften eine Autogrammstunde mit dem deutschen Dressurteam statt, die für großen Andrang am Fendt-Stand sorgte. Jessica von Bredow-Werndl, Kristina Bröring-Sprehe und Isabell Werth nahmen sich über eine Stunde Zeit für Fotos und Autogramme. Für gute Kunden bietet das Unternehmen noch ganz andere Erlebnisse. So durften einige von ihnen auf Einladung von Fendt zu den Olympischen Spielen 2012 nach London reisen. Neben dem Besuch der Vielseitigkeitswettbewerbe unter fachkundiger Leitung von Hinrich Romeike dinierte die Reisegruppe im Tower von London. „Die Olympischen Spiele waren das absolute Highlight der bisherigen Partnerschaft zwischen der FN und Fendt“, schwärmt Antje Kröber noch heute. Und auch Martin Richenhagen findet es immer toll, „wenn man dabei sein und als ‚Schlachtenbummler‘ das deutsche Team unterstützen darf“. Dass für sein Unternehmen bei solchen Events auch Vertragsabschlüsse zustande kommen, ist Motivation und gewünschter Nebeneffekt.

Das Fendt-Logo ist das Markenzeichen der Reitsport-Nationalmannschaften in den olympischen Disziplinen. Wie hier bei Ludger Beerbaum auf Chiara.  Foto: S. Lafrentz

Gestiegene Kosten

Doch auch die FN sowie letztlich die Reiter profieren vom Engagement Fendts. Die Gelder, die im Rahmen der Kooperation fließen, helfen einen Teil der Ausgaben zu decken.Und diese sind in den vergangenen Jahren im Spitzensport stark gestiegen. Allein bei den Kosten für die Bundestrainer in den olympischen Disziplinen war von 2009 bis 2014 ein Anstieg von fast 200.000 Euro zu verzeichnen. Diese Mehrkosten sind notwendig, um eine optimale Betreuung aller Athleten sicherzustellen und gute Trainer trotz attraktiver Angebote aus der Privatwirtschaft für die deutschen Teams zu sichern. Weitere Kosten entstehen durch Lehrgänge für die Spitzenkader und in der Nachwuchsförderung, durch Infrastrukturmaßnahmen, hier sind im Zeitraum von 2010 bis 2014 über eine halbe Million Euro angefallen, und das Bundesleistungszentrum (BLZ). Neben den Ausgaben für die Pferdehaltung und das Personal müssen dort 26 Hektar Fläche bewirtschaftet werden. Fendt stellt dem BLZ hierfür im Rahmen der Kooperation seit April 2012 vier Schlepper zur Verfügung. Wie bei einer Sponsorenvereinbarung gewünscht, profitieren also beide Seiten von der Kooperation. „Wir sind sehr glücklich mit der Partnerschaft“, bestätigt Soenke Lauterbach. Und Antje Kröber betont: „Jeder weiß mittlerweile: Fendt und FN, das gehört zusammen.“ Daher soll die Verbindung auch über den bis 2016 laufenden Vertrag hinaus weitergeführt werden. In welcher Form dies der Fall sein wird, darüber werden Gespräche entscheiden. Weitergeführt und gelebt wird in jedem Fall auch der damals in Lexington mit den roten Teamjacken neu entstandene, disziplinübergreifende Teamgeist. Er trägt neben den Spitzenleistungen zur Wahrnehmung und damit zum Markenwert der deutschen Reitsport-Nationalmannschaft bei.

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