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Neue Perspektivgruppe Dressur gegründet

Karriereplanung à la BLZ

Sandra Auffarth war es. Dirk Schrade, Frank und Andreas Ostholt ebenso. Die einstigen Mitglieder der am Bundesleistungszentrum Reiten in Warendorf angesiedelten Perspektivgruppe Vielseitigkeit haben über das Förderkonzept den Sprung bis hin zu Olympischen Spielen geschafft. Nach Springen steht nun als dritte Disziplin die Dressur in den Startlöchern, jungen Talenten den Weg an die internationale Spitze zu erleichtern.

Die drei Mitglieder der frisch gegründeten Perspektivgruppe Dressur Bianca Nowag auf dem Rücken ihres „Fotomodells“ Zonik, Ann-Kristin Arnold und Claire-Louise Averkorn (re.). Foto: M. Kaup

Bianca Nowag schaut am Ausritt des Aachener Dressurstadions zu. Gerade hat Isabell Werth mit Weihegold OLD den Grand Prix mit über 83 Prozent gewonnen. „Einfach traumhaft“, sagt sie mit ganz viel Ehrfurcht in der Stimme. Einen Tag später startet die hübsche junge Frau selbst beim CHIO – mit der westfälischen Stute Fair Play RB in der U25-Tour, dem internationalen Piaff-Förderpreis. Es läuft ganz gut, Platz fünf im Finale.

„Ich weiß, dass es ein riesengroßer Schritt ist, den Sprung von U25 hin zum großen Grand Prix-Sport zu schaffen und ich hoffe inständig, dass ich es packe“, sagt Bianca Nowag, deren nächstes Ziel die Teilnahme an der U25-Europameisterschaft ist. Sie arbeitet hart für den Aufstieg. Nach dem Abitur absolvierte sie eine kaufmännische Lehre und ist derzeit halbtags bei Johannes Westendarp in Wallenhorst bei Osnabrück angestellt. Nachmittags reitet sie ihre Pferde und trainiert schon ihre eigenen Schüler. Und dazwischen nimmt sie, so oft es geht, Unterricht bei Bundestrainerin Monica Theodorescu. Nun schlägt Bianca Nowag ein neues Kapitel auf: Sie ist mit drei (Beritt-)Pferden nach Warendorf ans BLZ umgesiedelt. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Ann-Kristin Arnold und Claire-Louise Averkorn bildet sie die neue Perspektivgruppe Dressur am Standort BLZ in Warendorf. Ein weiterer Karriereschritt, der ihre Einstellung deutlich macht: „Ja, ich könnte mir eine Profi-Karriere im Dressursport vorstellen.“

Bianca Nowag mit der 13-jährigen Fidermark-Tochter Fair Play RB Fotos: S. Lafrentz
Genau das ist das Ziel. Die Perspektivgruppen sind keine nette Lehrgangsmaßnahme für junge, ambitionierte Pferdefans, sondern sollen ihre Mitglieder hin zum B-Kader, idealerweise zum Championatskader, führen. Dass dies klappen kann, hat die Disziplin Vielseitigkeit hinreichend bewiesen. Und aus der Warendorfer Perspektivgruppe Springen hat Kendra Claricia Brinkop den Sprung in den großen Sport geschafft.

Bis vor kurzem war es schier undenkbar, dass man auch in der Dressur eine eigene Gruppe am BLZ einrichten kann. Die derzeitigen und früheren Mitglieder der Perspektivgruppe wie Sanneke Rothenberger, Florine Kienbaum oder Charlott-Maria Schürmann, um nur einige zu nennen, sind und waren zu Hause bei ihren Eltern bzw. Heimtrainern bestens aufgehoben. Es gab keinen Grund, ans BLZ zu wechseln, auch wenn die vielen Plätze und Hallen, Führanlage, Paddocks usw. gute Bedingungen bieten. Aber jetzt kommt ein entscheidender Pluspunkt hinzu: Noch nie war die Trainersituation so komfortabel wie zurzeit. Bundestrainerin Monica Theodorescu hat ihre Anlage in Sassenberg verkauft und ist nun mit ihren Schülern ständig am BLZ präsent. Sebastian Heinze, der neue U25-Dressurtrainer, kommt ebenfalls mehrmals pro Woche, auch Pony-Bundestrainerin Cornelia Endres ist intensiv ins Training eingebunden. Außerdem steht Junioren- und Junge Reiter-Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen zur Verfügung. Lernen können die Dressurreiter natürlich auch von den Bundestrainern aus dem Spring- und Vielseitigkeitslager.

Dr. Dennis Peiler, Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees, sagt: „Das BLZ hat mit dieser Trainerstruktur noch mehr an Qualität gewonnen. Für die Dressurreiter ist damit ein deutlicher Mehrwert entstanden, in Warendorf zu trainieren und die Vorteile zu nutzen.“ Für die Mitglieder der neuen Perspektivgruppe Dressur ist das BLZ längst vertrautes Terrain. Bianca Nowag ist in Ostbevern in der Nachbarschaft von Warendorf aufgewachsen, und Ann-Kristin Arnold und Claire-Louise Averkorn sind derzeit als Sportsoldatinnen der Bundeswehr am BLZ beheimatet.

Claire-Louise Averkorn mit dem Hannoveraner Condio B v. Contendro I.
Ann-Kristin Arnold mit dem zwölfjährigen Hannoveraner Rio de Janeiro v. Riccione

Das Warendorfer Trio

Die „Drei von der Tankstelle“ wollen sie sicher nicht genannt werden, aber die „Drei von der Stallgasse I“ (bitte konkretisieren) geht schon. Bianca Nowak (22), Ann-Kristin Arnold (20) und Claire-Louise Averkorn (22) haben gemeinsam mit ihren knapp zehn Pferden einen Stalltrakt im BLZ bezogen und werden sich im Training gegenseitig unterstützen.

Die routinierteste des Trios ist Bianca Nowag, die von 2009 bis 2015 bei den Nachwuchs-Europameisterschaften (von Pony bis Junge Reiter) fünf Medaillen sammelte, darunter drei goldene. Ihre 13-jährige westfälische Stute Fair Play RB ist ein regelrechter Schleifensammler, allein 36 Siege in S-Dressuren füllen die FN-Erfolgsdaten.

v. li.: Bianca Nowag, Ann-Kristin Arnold und Claire-Louise Averkorn, Fotos: M. Kaup

Ann-Kristin Arnold ist mit ihren 20 Jahren die Jüngste des Trios. Championatserfahrung hat sie noch nicht, konnte aber in diesem Frühjahr mit ihrem zwölfjährigen Hannoveraner Rio de Janeiro (v. Riccione) beim internationalen Jugendturnier „Future Champions“ auf dem Hof Kasselmann überzeugen. Mit dem siebenjährigen Hengst Sir Salvatore (Deutsches Sportpferd von Sir Donnerhall I), der ebenfalls Familie Arnold gehört, steht ein M-fertiges Nachwuchs­pferd in den Startlöchern.

Claire-Louise Averkorn aus Nottuln und ihr Hannoveraner Condio B (v. Contendro I) sind fast wie ein altes Ehepaar. Die 22-Jährige reitet den dunkelbraunen Wallach seit neun Jahren und wuchs mit ihm in die Junioren- und später Junge-Reiter-Tour hinein. 2013 und 2015 waren die Beiden auf Europameisterschafts-Parkett unterwegs und gewannen jeweils Mannschafts-Gold. Inzwischen hat das 13 Jahre alte „Familienpferd“ Condio B knapp zwei Dutzend S-Siege errungen. Die Aufmerksamkeit seiner Reiterin muss er sich allerdings teilen, denn Claire-Louises Herz schlägt auch für den Parcours – mit Platzierungen in L-Springen.

Kendra Brinkop: Vom BLZ zu Ehning

Von Warendorf nach Borken, von Aachen nach Hickstead: Für Kendra Claricia Brinkop stehen die Zeichen auf Wechsel. Die beste Reiterin aus der Warendorfer Perspektivgruppe Springen hat ihre dreijährige kaufmännische Ausbildung bei der FN beendet und bricht zu neuen Ufern auf: Seit dem 1. August arbeitet sie als Bereiterin bei Marcus Ehning in Borken und reiste mit ihrem neuen Chef gleich zum Fünf-Sterne-Nationenpreis-Turnier im britischen Hickstead.

Kendra Brinkop hat mit dem NRW-Land­beschäler A la Carte (v. Abke) Fuß im internationalen Sport gefasst und u.a. 2016 das Finale des U25 Springpokals und den Großen Preis beim CSI in Oldenburg gewonnen. Foto: S. Lafrentz / FN-Archiv/Hb (Porträt)
Zuvor trat sie beim CHIO Aachen an, um sich erneut im U25 Springpokal der Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport zu messen. Im vergangenen Jahr hatte sie das Finale der Nachwuchsserie gewonnen. Ihr Partner war auch 2017 der Hengst A la Carte NRW, den ihr das Landgestüt in Warendorf seit vier Jahren zur Verfügung stellt. Der erst neunjährige Braune hat sich sicher im internationalen Sport etabliert und schon etliche Drei-Sterne-Springen gewonnen. DOKR-Chef Dr. Dennis Peiler begrüßt es ausdrücklich, dass Kendra nun neue Erfahrungen bei Marcus Ehning sammelt. „Das duale System mit Berufsausbildung und Spitzensport greift.

8.17_8_Brinkop_PortraetKendra ist jetzt auf einem reitsportlichen Level, dass sie in einen Spitzenstall wechseln kann. Aber vorerst bleibt sie natürlich noch Perspektivgruppenmitglied, nur eben extern.“ Die 22-Jährige freut sich riesig: „Marcus hat mich angesprochen, ob ich Lust hätte, bei ihm zu arbeiten. Natürlich war ich total begeistert, denn das ist eine großartige Chance für mich.“ Ihr Top-Pferd A la Carte NRW kann sie dank der Kooperation zwischen NRW-Landgestüt und DOKR nach Borken mitnehmen, und mit der neunjährige Stute Lands­dream, die ihrer Familie gehört, wächst ein vielversprechendes Nachwuchspferd heran, das bereits fertig ist für 1,40/1,45 Meter Parcours. So wird man Kendra künftig Seite an Seite mit Marcus Ehning auf vielen Turnieren sehen. Neu in den Kreis der Perspektivgruppe kommt nun Lara Weber aus Kamen. Die Sportsoldatin ist schon seit Längerem an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf stationiert. Nun erhält auch sie die besondere Förderung durch das DOKR. Mitte Juli kehrte sie erfolgreich von den westfälischen Meisterschaften in Steinhagen zurück, wo sie mit dem Marbacher Landbeschäler Christdorn die Silbermedaille bei den Jungen Reitern gewann. Anfang Juni siegten die beiden in der letzten Qualifikation für das Finale von Deutschlands U25 Springpokal und sicherten sich die Startgenehmigung für Aachen.

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