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Krankheiten und Verletzungen des Pferdehufs
Disziplinen der Weltreiterspiele in Tryon, Teil 6: Dressur
Die Tänzer auf dem Viereck
Die erfolgreichste olympische Reitsportdisziplin ist unstrittig die Dressur. Bei den Weltreiterspielen in Tryon (US-Bundesstaat North Carolina) gehen die von Bundestrainerin Monica Theodorescu betreuten Viereck-Künstler als Titelverteidiger und als Favoriten auf erneutes Mannschafts-Gold an den Start.
Isabell Werth und die Oldenburger Stute Weihegold gewannen drei Goldmedaillen bei der EM in Göteborg 2017 und in diesem Jahr das Weltcup-Finale. Alle Fotos: Stefan Lafrentz
Die Dressur feierte gemeinsam mit Springen und Vielseitigkeit ihre olympische Premiere vor 106 Jahren. Seit 1912 in Stockholm gehören diese drei Sparten des Pferdesports zum festen Programm der Olympischen Spiele. Weltmeisterschaften kamen vergleichsweise spät hinzu. Während die Springreiter schon in den 1950er Jahren ihre Champions ermittelten, wurden die ersten Weltmeister in der Dressur erst 1966 gekürt. Die WM in Bern geriet zum Triumph für Deutschland. Gold fürs Team und alle drei Einzelmedaillen sicherte sich die Equipe mit Josef Neckermann (Gold), Harry Boldt (Silber) und Dr. Reiner Klimke (Bronze). Es war der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte, die deutschen Teams bei den alle vier Jahre stattfindenden Weltmeisterschaften und später Weltreiterspielen elfmal Mannschafts-Gold bescheren sollte. Die Goldserie wurde zwar im neuen Jahrtausend brüchig – 2010 sicherten sich erstmals die Niederländer dank des Ausnahmepferdes Totilas (Edward Gal) in Lexington den Titel und 2012 in London ritten die Briten zu Team-Gold –, aber nach einer Phase des Aufbaus neuer Pferde-Reiter-Kombinationen holt sich Deutschland Gold zurück.
Dorothee Schneider und der in Bayern gezogene Wallach Sammy Davis jr. sicherten sich kürzlich die Silbermedaille in der Kür bei der Deutschen Meisterschaft in Balve.
Während die Mannschaft ihren Titel verteidigen kann, ist dies in der Einzelwertung nicht möglich. Seriensieger Valegro, ein niederländischer Wallach, den die Britin Charlotte Dujardin meisterlich in Szene setzte und der von 2013 bis 2016 alle Einzelmedaillen bei Championaten gewann, wurde nach Rio in den sportlichen Ruhestand verabschiedet. So war bei den Europameisterschaften 2017 in Göteborg der Weg zu Gold frei für Isabell Werth und Weihegold, die Zweiten von Rio. Die Leistungsstärke der deutschen Mannschaft beim Championat in Schweden war so beeindruckend, dass der Konkurrenz Hören und Sehen verging. Isabell Werth und Weihegold OLD sowie Sönke Rothenberger und Cosmo (siehe auch Titelbild dieser Ausgabe) tanzten in der Kür beide über die 90-Prozent-Marke. Den Mannschaftswettbewerb, zu dem auch Dorothee Schneider mit Sammy Davis jr. und Helen Langehanenberg mit Damsey FRH gehörten, beendete das deutsche Team mit einem Vorsprung von über zwölf Prozent!
Die Favoritenrolle wird durch die Ergebnisse dieses Frühjahrs untermauert, wenngleich einige der Spitzenpferde verletzungsbedingt noch nicht ins Geschehen eingreifen konnten. Kristina Bröring-Sprehes Hannoveraner Hengst Desperados FRH sowie die beiden Wallach Showtime FRH (Dorothee Schneider) und Emilio (Isabell Werth) stellten sich zur ersten Sichtungsprüfung bei der Deutschen Meisterschaft in Balve nicht vor.
So nominierte der Dressurausschuss für die zweite Sichtung im Rahmen des CHIO Aachen das erfolgreiche Balver Quartett mit Isabell Werth/Weihegold, Sönke Rothenberger/Cosmo, Dorothee Schneider/Sammy Davis jr. und die Saisonaufsteigerin TSF Dalera BB. Die schöne Trakehner Stute und Jessica von Bredow-Werndl hatten im vergangenen Dezember das Finale des Louisdor-Preises für junge Grand Prix-Pferde gewonnen. Die Stute machte in den Wintermonaten einen rasanten Entwicklungsschritt, so dass sie schon ein halbes Jahr später einen Platz im Championatskader einnehmen konnte. Ob dieses Quartett auch bei den Weltreiterpielen die deutschen Farben repräsentierten wird, entscheidet sich nach den Turniertagen in Aachen.
Saisonaufsteigerin ist die Trakehner Stute Dalera BB, mit der Jessica von Bredow-Werndl im Dezember 2017 das Finale des Louisdor-Preises gewann und in Windeseile in den Championatskader aufstieg.
Siegerehrung in Balve: Der frisch gebackene Deutsche Meister Sönke Rothenberger genießt die Glückwünsche von Isabell Werth (Silber) und Dorothee Schneider (Bronze).
Isabell Werth sagte unlängst: „Niemand schläft auf dem Baum, alle sind heiß dahinterher, uns das Lebens schwer zu machen.“ Was die Weltranglisten-Erste damit meint, ist der Blick auf die Konkurrenz. Es wäre arrogant zu sagen, dass die deutschen Paare keine hätten. Die US-Amerikanerin Laura Graves und ihr niederländischer Wallach konnten sogar schon Isabell Werth und Weihegold schlagen. Sie wird in Tryon vor heimischem Publikum sicher zu Höchstform auflaufen wollen. Bei den Spielen in Rio belegte das Paar Platz vier, bei der WM vor vier Jahren in Caen/ Normandie Platz fünf. Auch die Dänin Cathrine Dufour und ihr Wallach Atterupgaards Cassidy, Bronzemedaillengewinner bei der Europameisterschaft in Göteborg, zählen zu den Favoriten auf eine Einzelmedaille. Dennoch: Deutsche Dressurpaare nehmen sechs der zehn Plätze unter den Top Ten der Weltrangliste ein. Das ist schon eine klare Aussage.
Susanne Hennig
Sönke Rothenberger spricht im Film über seinen Erfolg mit Cosmo bei den Europameisterschaften 2017 in Göteborg.
Der Weg zu den Medaillen
Anders als bei Olympischen Spielen werden bei Welt- und Europameisterschaften zwei Einzelmedaillen vergeben. Zunächst starten alle Mannschaftsreiterinnen und -reiter, maximal vier pro Nation, sowie die Einzelreiter im Grand Prix. Dieser entscheidet über die Mannschaftsmedaillen. Die erste Einzelmedaille wird im Grand Prix Special „erritten“, zu dem die besten 30 Reiter aus dem Grand Prix zugelassen sind. Aus diesem Feld wiederum qualifizieren sich die besten 18 Paare für die abschließende Kür. Aber: Maximal drei Reiter pro Nation sind erlaubt, auch wenn sich alle vier Teammitglieder qualifiziert haben. Ein Reiter kann in der Dressur also maximal drei Medaillen gewinnen: Mannschaft und zweimal Einzel – so wie es Isabell Werth und Weihegold OLD mit drei Goldmedaillen bei der Europameisterschaft 2017 in Göteborg gelungen ist.
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