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Erstes Lehrpferd: Sandra Auffarth
Rolf Petruschke: Reiten auf dem Niveau der Klasse A
Wundermittel Übergänge
In der Klasse A gibt es noch keine Einzelnoten für die Übergänge, wie es dann ab Klasse L vorgesehen ist, dennoch spielen sie für die Bewertung eine wichtige Rolle. Nur wer in der Lage ist, harmonische Übergänge zu reiten, wird in der A-Dressur bessere Ergebnisse erzielen. Doch auch für das tägliche Training zuhause sollten die Wechsel zwischen den Gangarten einen hohen Stellenwert erhalten. Warum Übergänge so wichtig sind, erläutert unser Ausbildungsexperte Rolf Petruschke im dritten Teil der Ausbildungsserie „Alles andere als Anfänger – Reiten auf dem Niveau der Klasse A“.
Zulegen und Aufnehmen im Galopp fördert Rückentätigkeit und Durchlässigkeit. Hier ist das Herandehnen an das Gebiss zu verbessern. Foto: Arnd Bronkhorst
Das Reiten von Übergängen kann als Prüfstein für die Ausbildung von Reiter und Pferd angesehen werden. Die gefühlvolle Abstimmung der Hilfen ist die Grundvoraussetzung für gute Übergänge. Steht das Pferd sicher an den Hilfen, nimmt es die Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen leicht an und lässt sich davon zwanglos einrahmen. Der Reiter kann mit seinen korrekt gerittenen halben Paraden die Bewegungen veranlassen, ändern und verbessern. Rolf Petruschke findet: „Gute halbe Paraden verfeinern die Bewegungen, sie machen das Pferd geschmeidiger und verbessern die Haltung.“
Die halbe Parade:
Unter einen halben Parade wird das kurzzeitige Einschließen des Pferdes in die Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen des Reiters verstanden. Halbe Paraden dienen der Feinabstimmung und verbesserten Kommunikation zwischen Reiter und Pferd. Ihr Einsatzbereich ist vielfältig – als Vorbereitung einer Lektion oder eines Übergangs, zur Verbesserung von Selbsthaltung, Aufmerksamkeit oder Versammlung. Die gut gerittene halbe Parade erfordert viel Gefühl für die Bewegungsabläufe, um Zeitpunkt und Dosierung optimal zu wählen. Dann werden Paraden für den Betrachter unsichtbar – Pferd und Reiter verschmelzen zu einer harmonischen Einheit.
Auch beim Reiten im Gelände lassen sich Übergänge effektiv einbauen. Foto: Arnd Bronkhorst
Besonders in den Übergängen zeigt sich, ob der Reiter das Zusammenwirken der Hilfen verstanden hat und situativ umsetzen kann. Diese Feinabstimmung variiert nicht nur von Pferd zu Pferd, sondern kann sich auch innerhalb einer Trainingseinheit verändern, zum Beispiel wenn das Pferd zur Losgelassenheit kommt oder im Gegenteil Spannung aufkommt. Viele Pferde reagieren auch in der Reithalle anders als auf dem Außenplatz, zu Hause anders als auf dem Turnier, alleine anders als innerhalb der Abteilung, im Trab anders als im Galopp.
So stellt das Reiten von Übergängen den Reiter vor immer neue Herausforderungen. Schon allein aus diesem Grund sollten Übergänge einen festen Platz im Trainingsalltag haben. Außerdem sind Übergänge auch immer ein Prüfstein für die Durchlässigkeit des Pferdes. Zu Beginn der Arbeit hebt sich das Pferd beim Antraben noch heraus, verliert beim Durchparieren für einen Moment das Gleichgewicht und kommt auf die Vorhand oder nimmt die Parade zum Schritt nur auslaufend an. Im weiteren Verlauf mit zunehmender Losgelassenheit und Gymnastizierung gewinnen die Übergänge an Geschmeidigkeit und Fluss. Das Pferd bleibt vor, während und nach dem Übergang im Gleichgewicht und an den Hilfen des Reiters, die immer feiner und unsichtbarer gegeben werden können.
Bereits in der A-Dressur haben Reiter und Pferde ganz unterschiedliche Übergänge zu meistern. Zu den einfachen Übergängen gehören Schritt-Trab und Trab-Galopp. Deutlich anspruchsvoller sind die Wechsel Galopp-Schritt-Galopp, wie sie in den A**-Aufgaben verlangt werden. „Diese dienen dann schon der Hinführung zu versammelnden Übungen und damit zur weiterführenden Ausbildung“, macht Rolf Petruschke deutlich. Auch die Übergänge innerhalb einer Gangart, also Arbeitstrab-Mitteltrab-Arbeitstrab oder dasselbe im Galopp werden in einer A-Dressur abgefragt und gelten als Prüfstein der Schwungentwicklung.
Für Rolf Petruschke ist auch das Herausarbeiten der Vorstufe – das Tritte oder Sprünge verlängern und verkürzen – eine wertvolle Übung. „Viele Reiter wollen schon in den A*-Aufgaben zu viel des Guten. Ein korrekt herausgerittenes Tritte verlängern ist allemal besser als ein Mitteltrab mit Taktfehlern oder Schwungverlust. Oft sieht man Pferde, die mit dem Mitteltrab noch überfordert sind, weil ihnen hierfür die Kraft fehlt.“Zum Antraben aus dem Schritt schließt der Reiter sein Pferd kurz vermehrt zwischen Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen ein, um es aufmerksam zu machen.
Der Impuls zum Antraben erfolgt dann aus der flachen Wade, ein leichtes, beidseitiges Anlegen der Schenkel zusammen mit einem kurzzeitigen Anspannen der Rumpfmuskulatur sollte ausreichen. Nimmt das Pferd den Impuls an, folgt der Reiter mit nachgebender Hand der Bewegung, ohne die Verbindung zum Pferdemaul aufzugeben. Es reicht meist schon aus, die Muskeln im Arm und in den Schultern bewusst zu entspannen. Gerade bei jungen Pferden ist es sinnvoll, zum Antraben leicht mit dem Oberkörper in die Bewegungsrichtung vorzugehen, denn das Pferd folgt immer dem Schwerpunkt des Reiters um im Gleichgewicht zu bleiben.
Auch bei Pferden, denen es zu Beginn der Arbeit noch an Gehfreude oder Rückentätigkeit mangelt, ist dieses ansatzweise Entlasten zum Antraben eine gute Hilfe. Reagiert das Pferd zum wiederholten Male nicht auf den treibenden Impuls, nimmt der Reiter unterstützend die Gerte zur Hilfe. Ziel sollte es sein, nach der verstärkten Hilfe (Schenkel und Gerte) beim nächsten Mal wieder mit der Schenkelhilfe allein antraben zu können, das Pferd also durch den Einsatz der Gerte zu sensibilisieren.
Trab-Galopp-Übergänge auf dem Zirkel sind von hohem gymnastizierendem Wert. Foto: Arnd Bronkhorst
Rolf Petruschke rät seinen Schülern, die Gerte dabei direkt hinter dem Schenkel anzulegen. „Die Pferde reagieren dort oft positiver und direkter“, sagt der erfahrene Ausbilder. Auch ein leises Schnalzen kann vorübergehend helfen, das Pferd wieder aufmerksamer zu machen.
„Übergang auslaufend“
Gerade die Übergänge zwischen Gerade die Übergänge zwischen Schritt und Trab sind besonders wertvoll, um die Feinabstimmung zwischen Reiter und Pferd zu verbessern. Nach der Lösungsphase geritten, können sie außerdem helfen, das Pferd geschlossener zu bekommen und damit die versammelnde Arbeit vorbereiten. Auch bei temperamentvollen Pferden können sie helfen, die Losgelassenheit und Konzentration auf den Reiter zu verbessern. Wichtig ist dabei, dass die Trab-Schritt-Übergänge sich zwar zunächst noch über zwei bis drei Pferdelängen hinziehen dürfen, das Pferd dabei aber stets im Gleichgewicht bleibt und nicht auf die Vorhand kommt.
Gerade in der A-Dressur, in der ja „nur“ der Mittelschritt gefordert ist, geben viele Reiter im Trab bereits die Verbindung zum Pferdemaul auf, lassen den Zügel durchrutschen und hören auf zu treiben. Das Pferd fällt auseinander und auf die Vorhand und dann in den Schritt. Im Protokoll steht dann meist „Übergang auslaufend“. Besser ist es auch hier, das Pferd in den Schritt hineinzutreiben und dann den Zügel zu verlängern und der Schrittbewegung zu folgen.
Das Reiten von Übergängen muss auch in der Abteilung geübt werden, da es auf dem Turnier auf exaktes Reiten ankommt. Foto: Roland Hogrebe
„Jeder Reiter sollte sich vornehmen, Übergänge auch mal wirklich am Punkt zu reiten. Dadurch wird die Einwirkung präziser, der Übergang geschlossener,“ findet Rolf Petruschke. Überhaupt schwören etliche Reiter auf viele kleine Trab-Schritt-Trab-Reprisen: energisch antraben, durchparieren, wenige Schritte Schritt und wieder energisch antraben. Das fördert die Aufmerksamkeit und bringt das Hinterbein in Schwung. Neigt das Pferd im Schritt zum Eilen, lässt Rolf Petruschke auch gerne mal anhalten. „Das Pferd stehen lassen und bewusst auf ein Ausatmen warten, das bringt Ruhe und Konzentration.“
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Bereits in der Lösungsphase leisten Arbeitstrab-Arbeitsgalopp-Übergänge gute Dienste. Durch den Wechsel zwischen den beiden schwunghaften Gangarten wird auf besonders positive Art und Weise der Rücken gefordert und aktiviert, so dass das Pferd zu verbesserter Rückentätigkeit und Losgelassenheit gebracht wird. Gerade Pferde, die zu Beginn eher wenig Gehfreude haben, werden durch den häufigen Wechsel zwischen Trab und Galopp frischer und motivierter. Einen wichtigen Hinweis für alle Ausbilder hat Rolf Petruschke noch parat: „Sagt immer das Tempo an, das geritten werden soll! Nur so entwickeln eure Schüler ein Gefühl für das richtige Tempo.“
Auf gebogener Linie
In der lösenden Arbeit werden die Trab-Galopp Übergänge zunächst auf der gebogenen Linie geritten, hier ist es leichter, den entsprechenden Handgalopp zu finden, weil das Pferd bereits in Längsbiegung geht und der Reiter dementsprechend in die Wendung sitzt. Es ist wichtig, dass der Reiter verinnerlicht, dass der innere Schenkel den Galopp auslöst. Als Vorbereitung bringt der Reiter sein Gewicht vermehrt auf den inneren Gesäßknochen und schiebt die innere Hüfte etwas vor. Dadurch gibt er die Bewegungsrichtung vor und verhindert ein falsches Angaloppieren. Der innere Schenkel treibt im Lot, der äußere liegt schon jetzt vor dem Angaloppieren eine Handbreit weiter hinten und begrenzt das äußere Hinterbein. Der Impuls zum eigentlichen Angaloppieren erfolgt durch den inneren Schenkel in Verbindung mit dem Vorschieben der inneren Hüfte. Der Galoppsprung muss dann unbedingt mit der inneren Hand herausgelassen werden, damit das Hinterbein weit unter den Körper springen kann.
Schrittpausen fördern die Losgelassenheit und erhalten die Motivation. Foto: Thoms Lehmann
Es hilft, sich vorzunehmen, jeden Galoppsprung neu angaloppieren zu wollen, dann bleibt der Galopp energisch und rhythmisch. Besonders beim Reiten in der Abteilung ist es wichtig, dass das Angaloppieren geübt wird – am besten täglich! Das Pferd muss lernen, an jeder Stelle der Abteilung auf die Hilfe des Reiters zu warten und nicht auf das Kommando „Marsch!“ selbständig und voller Spannung los zu galoppieren. Dazu wird in der Praxis mit allerlei Tricks gearbeitet – letztendlich ist es das durchlässige Pferd, das gehorsam auf die Hilfe reagiert. Wer hier auf dem Turnier Probleme hat, sollte ehrlich nach den Gründen suchen und nicht das Abteilungsreiten verteufeln. Meistens steckt die fehlerhafte Einwirkung des Reiters oder mangelnde Losgelassenheit und Durchlässigkeit des Pferdes hinter den Schwierigkeiten.
Rolf Petruschke ist Pferdewirtschaftsmeister Reiten sowie Ausbilder im Reiten als Gesundheitssport. Er war mehrere Jahre Leiter der Landesreit- und Fahrschule Dillenburg, bevor er Berufsschullehrer für Pferdewirte und Bereiter an der Hochtaunusschule in Oberursel wurde. Er arbeitet intensiv an der APO 2020 mit und ist Mitglied des Arbeitskreises Lehrkräfte. Seit 2008 ist er selbstständig und als Ausbilder, Lehrgangsleiter und Referent von Rastede bis München unterwegs. Der Richter Dressur bis Klasse M und Springen bis Klasse S ist als viel gefragter Prüfer zur Abnahme von Trainerprüfungen bundesweit tätig.
Gerade bei Pferden, die zu Spannung im Galopp neigen, kann ein häufiger Wechsel zwischen Arbeitstrab und Arbeitsgalopp hilfreich sein. Wer sich zum Beispiel einen Zirkel anlegt und an immer anderer Stelle angaloppiert und wieder durchpariert, der verbessert nicht nur die Rückentätigkeit seines Pferdes und die Konzentration auf den Reiter, ganz nebenbei schult der Reiter auch noch sein Gefühl für Timing und Dosierung der Galopphilfe und wird dadurch sicherer in der Bewegungsausführung. Rolf Petruschke stellt klar: „Nicht die Kilometer schaffen Ruhe, sondern die Gymnastizierung. Eine Schrittpause mit hingegebenem Zügel nach einer Galoppreprise wirkt für die Losgelassenheit oft Wunder.“
Erste Verstärkungen
Neben den einfachen Übergängen werden in der A-Dressur auch erste Verstärkungen abgefragt – also Übergänge innerhalb der Gangart wie etwa vom Arbeitstrab zum Mitteltrab und wieder zurück zum Arbeitstrab. Das „Spielen mit dem Tempo“ sollte schon früh in die tägliche Arbeit einbezogen werden. So verbessert der Reiter sein Bewegungsgefühl und bekommt wertvolle Informationen über die Durchlässigkeit seines Pferdes. „Die Übergänge innerhalb der Gangart sind Fleißarbeit“, bringt es Rolf Petruschke auf den Punkt. „Sie verbessern nicht nur die Selbsthaltung des Pferdes, sondern auch die Abstimmung der Reiterhilfen.“
Auch hier sollte das Üben abwechslungsreich gestaltet werden: zulegen auf dem Zirkel oder durch die kurze Seite hindurch, aufnehmen auch einmal Mitte der langen Seite oder der Diagonalen, das Ganze auch einmal auf dem zweiten Hufschlag oder im Gelände. So verhindert man zum einen Monotonie und zum anderen nehmen die Pferde die Lektion auf dem Turnier nicht den Reitern vorweg.
Bei allen Übergängen sollte der Reiter stets die Vorstellung haben, die neue Gangart zu beginnen und nicht die gerittene zu beenden. So lassen sich mit etwas Übung bald deutliche Verbesserungen spüren, die Wechsel gelingen fließend und harmonisch und im Gleichgewicht. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die verschiedenen Arten von Übergängen für jedes Pferd und jeden Reiter gewinnbringend sind und in der täglichen Arbeit einen festen Platz einnehmen sollten. Einen Tipp für Turnierreiter hat Rolf Petruschke noch: „Auch Pferde mit eher begrenztem Bewegungsablauf haben auf dem Niveau der Klasse A immer eine Chance auf eine Schleife – vorausgesetzt sie sind reell geritten und werden korrekt vorgestellt. Das Reiten von harmonischen Übergängen ist dafür eine wichtige Stellschraube“, stellt der Richter und Ausbilder klar.
Lina Sophie Otto
Mit Cavaletti lassen sich die Übergänge noch abwechslungsreicher gestalten. Foto: Thoms Lehmann
PM-Seminare mit Rolf Petruschke
27. September 2018 in Reken / Westfalen
18. Oktober 2018 in Braubach / Rheinland-Pfalz
für weitere Infos siehe auch: Termine
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