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Serie: Lektion im Fokus, Teil 9

Mitteltrab

Sie sind fester Bestandteil jeder Dressuraufgabe und genießen deshalb einen hohen Stellenwert in der Ausbildung von Reiter und Pferd: Lektionen. Doch Lektionen sind kein Selbstzweck, sondern vielmehr Prüfstein richtigen Reitens und damit wertvolle Werkzeuge zur Ausbildung und Gymnastizierung jedes Pferdes. Dabei hat jede Lektion ihren eigenen Schwerpunkt. Das PM-Forum nimmt an dieser Stelle immer eine Lektion in den Fokus.

Mitteltrab mit gut erkennbarer Rahmenerweiterung. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

Die Lektion

Im Mitteltrab wird der Raumgriff größer, ohne dass die Tritte eiliger werden. Die Hinterhufe treten über die Spur der Vorderhufe, die Vorderbeine werden freier und höher angehoben. Gleichzeitig kommt es durch die Dehnung des Halses zur Rahmenerweiterung: Das Pferd öffnet den Ganaschenwinkel und dehnt sich vermehrt an das Gebiss heran. Der Mitteltrab gilt als Prüfstein für die Schwungentwicklung und wird aus diesem Grund in fast allen Dressuraufgaben von Klasse A bis Grand Prix gefordert.

Sinn und Zweck

Das Reiten von Übergängen innerhalb einer Gangart ist von hohem gymnastizierendem Wert für das Pferd: Sie aktivieren das Hinterbein, sorgen für lebhaftes Abfußen und fördern die Durchlässigkeit. Somit profitieren auch Spring- und Geländepferde von der Entwicklung des Mitteltrabs. Insbesondere in der Kombination aus Zulegen und Aufnehmen verbessern die Tempo unterschiede die Schub- und Tragkraft und führen zu insgesamt leichtfüßigeren Bewegungen.

So geht’s

Beim Zulegen zum Mitteltrab werden die Bewegungen größer – der Reiter gestattet diese durch Vorgehen mit den Händen. So gelangt das Pferd zur erforderlichen Rahmenerweiterung. Das Genick bleibt weiterhin höchster Punkt, die Stirn-Nasenlinie kommt deutlicher vor die Senkrechte. Sowohl in der Einleitung als auch in der Rückführung bleibt das Pferd im Gleichgewicht, trabt taktmäßig und in sicherer Anlehnung. Das Zurückführen des Tempos erreicht der Reiter durch halbe Paraden, bei denen das fleißige Abfußen erhalten bleibt. Es hilft die Vorstellung, die Hinterhand energisch unter den Schwerpunkt zu bringen, ohne dass das Pferd im Hals enger wird. Dafür ist ein elastisch mitschwingender Reiter mit fein abgestimmter Hilfengebung erforderlich.

Mögliche Fehler und Korrektur

Für viele Reiter ist der Mitteltrab die Angstlektion. Die meisten Fehler entstehen durch Überforderung, denn auch hier gilt: Weniger ist meistens mehr. Gerade bei Pferden, die nicht besonders schwungbegabt sind, ist ein gefühlvolles Verlängern der Tritte bei Erhalt von Takt, Losgelassenheit und Anlehnung wertvoller als verspanntes Strampeln mit festem Rücken oder schnelles Traben mit eiligem Ablauf.

Tipp für die Praxis

Schwung und Rückentätigkeit sind eng miteinander verknüpft. Mangelt es dem Pferd an Losgelassenheit, wird es auch in der Schwungentwicklung und damit im Mitteltrab Defizite zeigen. Alle Übungen, die die Losgelassenheit und die Rückentätigkeit fördern, dienen daher auch der Verbesserung des Mitteltrabs: Arbeit über Bodenricks und Cavaletti, Reiten im Gelände, Bergauf- und Bergabreiten, Trab-Galopp-Übergänge, Zügel-aus-der-Handkauen-Lassen…

Lina Otto

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