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Serie: Lektion im Fokus, Teil 8

Travers und Renvers

Sie sind fester Bestandteil jeder Dressuraufgabe und genießen deshalb einen hohen Stellenwert in der Ausbildung von Reiter und Pferd: Lektionen. Doch Lektionen sind kein Selbstzweck, sondern vielmehr Prüfstein richtigen Reitens und damit wertvolle Werkzeuge zur Ausbildung und Gymnastizierung jeden Pferdes. Dabei hat jede Lektion ihren eigenen Schwerpunkt. Das PM-Forum nimmt an dieser Stelle immer eine Lektion in den Fokus.

Renvers (links) und Travers (rechts) und gehören zu den Seitengängen. Fotos: Stefan Lafrentz

Die Lektion

Travers und Renvers zählen zu den Seitengängen und damit zur weiterführenden Ausbildung von Pferd und Reiter. Bei beiden Lektionen wird das Pferd in Bewegungsrichtung gestellt und gebogen, die Abstellung zum Hufschlag beträgt etwa 35 Grad. Beim Travers bleibt die Vorhand auf dem Hufschlag, während die Hinterhand in das Bahninnere geführt wird. Das Renvers ist quasi die Konterlektion: Die Hinterhand bleibt auf dem Hufschlag, während die Vorhand in die Bahn geführt wird.

Sinn und Zweck

Travers und Renvers sind Seitengänge mit höherem gymnastizierendem Anspruch. Dieser ergibt sich aus der vermehrten Längsbiegung, die dazu führt, dass sowohl die Vorder- als auch die Hinterbeine kreuzen und das Pferd sich auf vier Hufschlaglinien bewegt. Dadurch nimmt das innere Hinterbein vermehrt Last auf und muss sich stärker beugen. Und auch das äußere Hinterbein wird aktiviert und durch das Kreuzen über das innere Hinterbein gekräftigt.

So geht’s

Bei der Einleitung des Travers sitzt der Reiter einseitig belastend in die Bewegungsrichtung. Der innere Schenkel erzeugt die Längsbiegung und motiviert das innere Hinterbein, gleichzeitig wird die Hinterhand des Pferdes mit dem äußeren Schenkel in die Bahn hineingeführt. Der innere Zügel hilft, die Längsbiegung zu erhalten, der äußere Zügel begrenzt die Stellung und rahmt das Pferd mit ein. Beim Renvers haben die äußeren Hilfen eine noch größere  Bedeutung, weil die Bande als Begrenzung fehlt.

Mögliche Fehler und Korrektur

Besonders häufig wird versucht, mangelnde Längsbiegung durch zu starke Abstellung zu kompensieren. Der Reiter stellt das Pferd im Hals zu stark, die innere Hand wirkt über den Mähnenkamm und blockiert damit das innere Hinterbein. Das Pferd verliert das Gleichgewicht und zeigt Taktstörungen. Hier hilft wie so oft: Weniger ist mehr. Auf gebogenen Linien wird zunächst die Längsbiegung gefördert, dann mit kurzen Reprisen im Travers oder Renvers begonnen.

Extra-Tipp

Auch beim Travers und Renvers spielt die Einleitung der Lektion eine wichtige Rolle. Das Travers kann gerade bei jungen Pferden gut aus einer Volte heraus eingeleitet werden, um die Längsbiegung in die Seitwärtsbewegung mitzunehmen. Beim Renvers kann eine einfache Schlangenlinie als Einleitung genutzt werden: Sobald das Pferd den Bogen begonnen hat, gibt der Reiter die Hilfen zum Renvers. Zum Beenden wird entweder die Hinterhand
oder die Vorhand auf den Hufschlag zurückgeführt.

Lina Otto

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