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Ingrid Klimke über das neue Buch „Reiner Klimke“

Das Pferd als bester Freund

Ingrid Klimke, vielfach medaillengekröntes Ass in der Vielseitigkeit und obendrein im Grand Prix-Sport auf dem Dressurviereck erfolgreich, trägt den großen Namen ihres Vaters, dem jetzt der FNverlag das neue Buch „Reiner Klimke“ gewidmet hat. Wie die 47-jährige studierte Pädagogin und Pferdewirtschaftsmeisterin ihren 1999 plötzlich verstorbenen Vater erlebt hat, erzählt sie im Interview.

PM-Forum: Was hat Sie an Ihrem Vater am meisten beeindruckt?
Ingrid Klimke: Er war unheimlich fleißig und diszipliniert, schon morgens in aller Frühe vor dem Büro fuhr er in den Stall und ritt, manchmal auch mittags und oft noch spät abends. Er war mit sich und seiner Welt zufrieden, hatte viel Humor und konnte auch schmunzeln, wenn irgendetwas nicht so gut lief. Man merkte ihm immer an, dass es ihm gut ging, wenn mit den Pferden alles klappte und es ihnen wiederum gut ging.

PM-Forum: Wie haben Sie ihn als Familienvater erlebt?
Ingrid Klimke: Unsere gesamte Familie ist pferdeverrückt. Freizeit bedeutete für uns meist Stall und Turnier. Wir kannten es nicht anders und wussten nicht, was wir hätten vermissen können. Wir haben oft abends mit unserem Vater zusammengesessen und geredet, oder er hat erzählt, über die Pferde, besondere Erlebnisse oder Anekdoten. Wir waren eine total eingeschweißte Familientruppe. Umso schrecklicher war für uns alle sein plötzlicher Tod.

PM-Forum: Ihr Vater war sehr bekannt. Hat Sie seine Prominenz gestört?
Ingrid Klimke: Natürlich wussten wir, dass er sehr bekannt ist. Wir haben die vielen Medaillenfeiern und offiziellen Anlässe ja mitbekommen, aber für uns war er eigentlich immer nur der Papa. Später, als wir selber auf Turnieren ritten und gut waren, hieß es schon mal, klar, ist ja eine Klimke, und wenn nicht, dann wurde gesagt, für eine Klimke reitet sie aber schlecht. Unser Vater tat das stets ab und sagte lachend: Neid musst du dir hart erarbeiten.

Ingrid Klimke ist das erfolgreichste der drei  Kinder von Ruth und Dr. Reiner Klimke. Bruder  Michael ist Rechtsanwalt und Dressurreiter,  Rolf hat den aktiven Reitsport an den Nagel gehängt und ist organisatorischer Kopf der Familie. Foto: FN-Archiv

Insgesamt 31 Medaillen, darunter  jeweils sechsmal Gold bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften sowie 13 goldene Europameisterschafts-Plaketten, hat der 1999 verstorbene Münsteraner in seiner Karriere gewonnen. Doch wer war eigentlich dieser Reiner Klimke? Was hat ihn letztlich so erfolgreich gemacht? Sein Leben beleuchtet das Buch „Reiner Klimke“, das gerade im FNverlag erschienen ist (26,90 Euro, erhältlich im Buchhandel, in Reitsportfachgeschäften und direkt beim  FNverlag (www.fnverlag.de).

 

 

PM-Forum: Hat er Sie stark gefordert, im Training und auf Turnieren?
Ingrid Klimke: Nein, wir hatten nie den Druck, vor ihm glänzen zu müssen. Außerdem hatten wir unterschiedliche Zeiten. Wenn wir nachmittags nach der Schule ritten, war er in der Kanzlei. Im Grunde hatte er keine Zeit, sich intensiv um unsere reiterlichen Fortschritte zu kümmern. Es war deshalb etwas ganz Besonderes, wenn er uns mal Unterricht gab.

PM-Forum: Was war Dr. Klimkes wichtigste Botschaft im Umgang mit dem Pferd und wie hat er Ihnen Horsemanship vermittelt?
Ingrid Klimke: Das ist ein weites Feld, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Sein Credo war, dass es dem Pferd gut gehen muss. Man muss das Pferd wie seinen besten Freund sehen und behandeln und sich um das Pferd wirklich kümmern. Und man muss immer zuerst an sich selber arbeiten, wenn man etwas erreichen will. Er hat uns vorgelebt: ohne Fleiß kein Preis. Mit feinsten Hilfen auf das Pferd einwirken und sich ganz und gar auf jedes einzelne Pferd einstellen, das konnte er meisterhaft. Ich habe von ihm gelernt, dass man so viele halbe Paraden geben muss, bis das Pferd so feinfühlig wie nur möglich wird.

PM-Forum: Wie ist er mit Niederlagen umgegangen?
Ingrid Klimke: Wenn’s mal mit einem Pferd nicht so gut klappte, war er meist sehr still, abwesend und in sich gekehrt. Für uns war dann klar, dass er an irgendeinem Problem kaute. Manchmal hat er aber ein Thema auch offen angesprochen, aber meistens hat er es mit sich selbst ausgemacht.

PM-Forum: Wie gefällt Ihnen das Buch über Ihren Vater?
Ingrid Klimke: Das Buch ist super geworden. Von allen Aspekten und Facetten ist etwas dabei. Manches habe ich so nicht gesehen und an einigen Stellen musste ich schmunzeln. Aber es gefällt mir wirklich gut.

Das Gespräch führte
Susanne Hennig.

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