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Young PM: Tipps für Reiteinsteiger

Young PM

Ponys auf dem Stundenplan

Wie cool ist das denn, wenn die Lehrerin einem nicht nur etwas vom Pferd erzählt, sondern der Unterricht sogar gleich vom Klassenzimmer in die Reithalle verlegt wird? Stellvertretend für viele gelungene Schulsportprojekte rund ums Pferd haben wir die Drittklässler der Fredenbecker Grundschule ganz im nördlichen Niedersachsen besucht.

Reiten macht Schule: Emily-Sophie, Lana, Emilia-Jolie, Emily, Lena und „Bufdi“ Anna Kracht (von links). Alle Fotos: Hans-Lothar Kordländer

Wenn am Donnerstagmorgen die Frühstücksbrote in den Schulranzen gepackt werden, könnte es sein, dass einige Kids aus der dritten Klasse der Fredenbecker Grundschule am Raakamp Wert darauf legen, dass auch Möhren mit dabei sind. Nicht unbedingt, weil sie Gemüse so klasse finden, sondern weil sie eine Belohnung für ihre neuen vierbeinigen Freunde Soldan, Blondy und Auer dabei haben möchten. Denn nach dem Klingeln zum Ende der sechsten Schulstunde steht statt Mathe, Erdkunde oder Deutsch Reiten im Fredenbecker Reit- und Fahrverein auf dem Stundenplan.

Alle Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Reiten aus Fredenbeck auf einen Blick.

Greta hat schon gelernt, wie man ein Pferd korrekt putzt.

In der „Arbeitsgemeinschaft rund ums Pferd“ lernen die zehn Grundschüler aber nicht nur Reiten, sondern vor allem den richtigen Umgang mit dem Pferd. Wie nähert man sich den Ponys? Worauf muss ich beim Anbinden achten? Was gehört alles in den Putzkasten? Diese ganz besondere Schulstunde mit einem Haflinger, einem Reitpony und einem Fjordpferd ist möglich durch die enge Zusammenarbeit zwischen Grundschule und Reitverein. Das Hineinschnuppern in den Reitsport ist allerdings kostenintensiv. Deswegen freut sich die AG über jede Unterstützung, die sie vor allem von der Schulleitung bekommt.

Einige Kinder haben bisher in ihrem Leben noch nie Kontakt zu einem Pferd gehabt, andere kennen sie von Zuhause oder aus dem Verein. Dabei geben die Schüler, die schon ein bisschen mehr vom „Pferde ABC“ verstehen, ihr Wissen gerne an ihre Mitschüler weiter, für die der Reitstall noch eine ganz neue Welt bedeutet. Die Lehrerinnen Janina Pauluschke und Birgit Schägner, die auch eine pferdesportliche Ausbilderqualifikation haben, bekommen übrigens zusätzliche Unterstützung von Anna Kracht, die Bundesfreiwilligendienstleistende (Bufdi) ist.

Mix aus Spielen und Reiten

Heute steht das Thema „Indianer“ im Mittelpunkt. Die Lehrer legen großen Wert darauf, dass die Stunden altersgerecht immer als ein Mix aus Spielen und Reiten gestaltet werden. Alle Kinder wissen, dass die Indianer sehr gute Reiter sind und sind begeistert, als sie zum Einstieg ihrer Fantasie freien Lauf lassen dürfen und um ein unsichtbares Lagerfeuer herumtanzen. Auch das Anschleichen an Büffel wird geübt. So ist die Gruppe gleich schon mal warm für das Reiten.

„Während die Hälfte der Gruppe ihre Bahnen auf dem Pferderücken durch die Reithalle zieht, befassen sich die anderen mit der Theorie rund ums Pferd, wie die Haltung, das Exterieur, das Reiten, Hufschlagfiguren und vieles andere mehr, wie zum Beispiel die Regeln in einem Reitstall“, erklärt Birgit Schägner. Die Kinder bereiten ihre Pferde selbst auf die Reitstunde vor. Dazu gehören das Putzen, Hufeauskratzen sowie das Auftrensen und Satteln.

Janina Pauluschke gibt Heather-Mae Tipps für den Sitz. Emilia-Jolie hört aufmerksam zu.

Lana beim Verlesen des Schweifes.

Alle sind sich einig, dass eine Schulstunde mit den Pferden immer wie im Fluge vorbeigeht, während das im Klassenzimmer natürlich gefühlt oft ganz anders ist. Leider kann die Reit AG der Fredenbecker Grundschule die Stunde aber nicht überziehen, weil der Linienbus, mit dem sie wieder zurück zur Schule fahren, pünktlich abfährt. Fragt man die Kinder, was sie an ihrer pferdigen Schulstunde am besten finden, kommt von allen die Antwort: das Reiten. Denn Soldan, Blondy und Auer tragen die Mädchen und Jungen besonders geduldig auf ihrem Rücken und lassen beinahe alles mit sich machen. Trotzdem gehen aus Sicherheitsgründen immer ein Kind oder eine der Reitlehrerinnen neben den Pferden her. Wusstet ihr, dass Experten das Reiten sogar empfehlen, weil es allen Kindern und Jugendlichen für ihre Entwicklung gut tut? Dabei lernen sie, sich besser zu konzentrieren und werden selbstbewusster. Wer vielleicht am Anfang noch Respekt hat vor den großen Tieren, lernt mit seinen Ängsten umzugehen, und kann sich dadurch auch selbst besser einschätzen.

„Durch die enge, vertrauensvolle Beziehung zu einem Lebewesen lernen die Kinder, sich zu öffnen, einem Partner zu vertrauen und dieses Vertrauen auch zu beantworten“, so die Lehrerinnen.

Reiten sollte „Schule machen”

Besonders Kinder, die oft unkonzentriert sind oder auch Probleme mit ihrer Motorik haben, verbessern diese Probleme durch den Umgang mit Pferden und das Reiten. Ein Schulpsychologe sagte einmal: „Ein Pferd kann nicht sprechen, gibt keine langen Erklärungen, ärgert nicht, versteht dennoch aber Sorgen und Nöte. Das Pferd kann mit Schwächen von Kindern umgehen, reagiert konsequent und erwidert Zuneigung.“ Es spricht also alles dafür, dass das Reiten in der Schule möglichst überall „Schule macht.“ Denn gerade in der Gruppe ermöglichen die Pferde den Kindern vielfältiges soziales Lernen. Zum Abschluss der Schulstunde im Reitstall ertönt keine laute Schulklingel. Deswegen ist Eile angesagt, um den Bus noch zu kriegen. Vorher muss noch die Stallgasse gefegt werden. Und natürlich noch die Möhren verfüttert werden. Ganz vorsichtig, auf der flachen Hand mit angelegtem Daumen. Das haben die Kids von Anfang an gelernt und genießen den Kontakt mit den weichen Pferdelippen, bevor es wieder zurück zur Schule geht.

Tina Pantel/Recherche: Kordländer

PM-Förderprojekt: Pferdesport in der Schule und im Kindergarten

Pferd und Pferdesport als unverzichtbaren Bestandteil der Gesellschaft erhalten – das ist nur ein Ziel, das die FN und damit auch die Persönlichen Mitglieder (PM) der FN verfolgen. Dazu gehört es auch, den Nachwuchs schon früh für das Pferd zu begeistern. Und zwar auch solche Kinder, die nicht in einem typischen Reiterhaushalt, in ländlicher Idylle oder in besonders gut betuchten Familien aufwachsen. Eine gute Möglichkeit dazu bietet das Projekt „Pferdesport in der Schule und im Kindergarten“. Im Rahmen dieses Förderprojekts unterstützen die Persönlichen Mitglieder Regelschulen und Kindergärten, die mit Reitvereinen oder Pferdebetrieben zusammenarbeiten wollen, mit Zuschüssen von bis zu 500 Euro. „Unser Ziel ist es, das Pferd und den Pferdesport stärker in der Schule und im Kindergarten zu verankern“, sagt Maria Schierhölter-Otte, Leiterin der FN-Abteilung Jugend. „Wir wollen, dass gerade auch Großstadtkinder Pferde künftig nicht nur aus der ‚Wendy’ oder aus dem Internet kennen, sondern als Lebewesen aus Fleisch und Blut und mit ganz besonderen Bedürfnissen.“ Antragsberechtigt sind Regelschulen (keine Förderschulen) und Kindergärten. Weitere

Infos zu dem Projekt gibt es hier.

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