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PM helfen Flutopfern

Ein Schritt Richtung Normalität

Juli 2021: Die Flutkatastrophe im Ahrtal erschüttert ganz Deutschland, auch Pferdebesitzer und Reitställe sind betroffen. Die Persönlichen Mitglieder und die FN helfen, richten ein Spendenkonto ein, beraten zu finanziellen Hilfen und finanzieren eine Mitarbeiterin, die Hilfsaktionen vor Ort koordiniert. Auch rund zehn Monate später haben sie die Flutopfer nicht vergessen und helfen betroffenen Reitvereinen und -betrieben, wieder in die Normalität zurückzukehren: Hierfür wurden fünf Wochenendlehrgänge organisiert, durch deren Einnahmen die von der Flut betroffenen Reitanlagen ihren Wiederaufbau noch weiter vorantreiben können.

Glückliche Gesichter bei Bärbel Czechik (unten, 2.v.r.) und allen Beteiligten nach einem gelungenen Lehrgangswochenende mit Eva Deimel (unten, 2.v.l.). Foto: www.ivk-foto.de

Es ist die schwerste Hochwasserkatastrophe in Deutschland seit Jahrzehnten. Etliche Reitställe sind von der Flut betroffen und erleiden starke Schäden: unbrauchbare Ausrüstungsgegenstände, ruiniertes Futter, weggeschwemmte Reitplätze, verschlammte und verschmutzte Weiden mit zertrümmerten Zäunen bis hin zu zusammengebrochenen Pferdeunterständen. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) reagiert schnell, bringt Hilfe auf den Weg, richtet ein Spendenkonto ein und zahlt diese Spenden zu 100 Prozent an hilfsbedürftige Reitställe aus. Einer dieser Reitställe ist auch der Reit- und Fahrverein Metternich in Weilerswist.

Land unter: Die Wassermassen haben tiefer gelegene Teile der Vereinsanlage komplett überschwemmt. Fotos (2): Reit- und Fahrverein Metternich

Sperrmüll en masse – auch die Einrichtung des Vereinsheims wurde durch die Flut unbrauchbar.

Vom Wasser überrascht

„Die Flut hat hier alle überrascht. Unsere Hauptstraße stand komplett unter Wasser, nichts ging mehr rein oder raus. Auch durch das fehlende Internet waren wir komplett von der Außenwelt abgeschnitten“, berichtet Bärbel Czechik, erste Vorsitzende des Vereins. „Unser Verein liegt direkt an der Swist, die Koppeln, unser unterer Außenplatz und unser Vereinsheim waren sofort überschwemmt.“ Die Swist ist eigentlich nur ein kleiner Bach, keiner hätte erahnen können, welche Wassermassen auf die Gemeinde Weilerswist und den Reit- und Fahrverein Metternich zukommen würden. Die Pferde auf den Koppeln retteten sich auf den anderen Reitplatz, der zum Glück höher gelegen war. Der untere Reitplatz, der erst kürzlich erneuert wurde, war von einem Tag auf den anderen unbrauchbar. „Ohne die Unterstützung der FN hätten wir unseren Platz nicht wieder neu aufbauen können. Sie haben uns sogar andere Vereine vermittelt, die uns noch Zuschüsse gegeben haben.“ Bärbel Czechik und ihre Vereinsmitglieder sind sichtlich stolz darauf, was sie seit der Flut wieder aufgebaut haben. Doch es ist noch immer einiges zu tun.

Lehrgänge als Hilfe

Um den Wiederaufbau weiter voranzutreiben und Reitställen wie dem Reit- und Fahrverein Metternich die Rückkehr in die Normalität zu erleichtern, organisieren die Persönlichen Mitglieder der FN in diesem Frühjahr fünf Wochenendlehrgänge auf betroffenen Reitanlagen, übernehmen dafür die Referentenhonorare. Die Einnahmen kommen komplett den Anlagen zugute. Der Reit- und Fahrverein Metternich machte den Anfang: Die Mitglieder hatten die Möglichkeit, bei einem Springlehrgang mit Pferdewirtschaftsmeisterin Eva Deimel zu trainieren, mit der auch Spitzensportler wie Ingrid Klimke zusammenarbeiten. Die Trägerin des Goldenen Reitabzeichens, die bereits einmal deutsche Vize-Meisterin im Springreiten war, legt viel Wert auf Grundlagenarbeit und war deshalb die perfekte Referentin für die Teilnehmer, die reiterlich auf einem Niveau von Springreiterwettbewerb bis A**-Springen unterwegs sind.

„Ich freue mich, dass ich die PM bei einem solchen Projekt unterstützen darf. Wenn man nicht bei der Flut dabei war, kann man sich gar nicht richtig vorstellen, wie schlimm es hier war. Es ist erschreckend, wenn man dann Bilder von hier sieht und die Vereinsmitglieder einem erzählen, was alles passiert ist“, sagt Eva Deimel. Viele der Lehrgangsteilnehmer im Alter von acht bis 53 Jahren bereiten sich mit dem Training auf ein bevorstehendes WBO-Turnier auf der Anlage vor. Mit diesem soll noch ein Stück mehr Normalität einkehren ins Vereinsleben und auch der neue Platz und das wieder aufgebaute Vereinsheim sollen mit dem Turnier eingeweiht und präsentiert werden.

Zerstörtes aufbauen

Denn nicht nur der Reitplatz wurde komplett zerstört, auch das urige Vereinsheim musste komplett neu aufgebaut werden und ist noch lange nicht in seinem ursprünglichen Zustand. Sämtliche Küchengeräte müssen ersetzt und auch der Boden muss erneuert werden.

„Das ist das nächste Projekt, das wir in Angriff nehmen. Dabei hilft uns natürlich das eingenommene Geld durch den Lehrgang sehr. Bis zu unserem Turnier möchten wir alles fertig haben“, sagt Bärbel Czeschik, die froh ist, dass das Vereinsheim dank viel Hilfe durch die Vereinsmitglieder und einigen Geldund Sachspenden Stück für Stück wieder in seinen alten Zustand vor der Flut versetzt werden kann. Durch die Spendengelder der FN und Unterstützung von den Vereinsmitgliedern selbst und anderen Gönnern konnte dem Reit- und Fahrverein Metternich zwar schon gut geholfen werde, jedoch ist längst noch nicht alles wieder in seinem Ursprungszustand.

Die Konzentration gilt wieder dem Reiten. Der Lehrgang zur Grundlagenarbeit im Springen bringt etwas Normalität zurück ins Vereinsleben und hilft auch finanziell. Foto: FN-Archiv

Hoffnung bringen

Die Opfer der Flut nicht zu vergessen und sie weiter zu unterstützen, ist den Persönlichen Mitgliedern ein wichtiges Anliegen. Denn beim abendlichen Zusammensitzen im Reit- und Fahrverein Metternich nach der ersten Trainingseinheit mit Eva Deimel wird klar: Der Schock und das Trauma durch diese Naturkatastrophe sitzen tief und sind noch lange nicht vergessen. Lehrgänge wie diese sollen den Betroffenen wieder Hoffnung geben und etwas Normalität zurückbringen. Ein Rückblick: Bereits im vergangenen Jahr halfen die PM den Flutopfern beim Wiederaufbau. Sie stellten mit Katharina Berg eine Mitarbeiterin, welche die Spenden koordinierte und den von der Flut betroffenen Pferdeleuten half. Sie stimmte die Hilfseinsätze vor Ort ab, vermittelte Kontakte zwischen Helfern und Betroffenen, unterstützte die Futtermittelhilfe und informierte über die finanziellen Hilfen der FN. Ihr Hilfseinsatz wurde aus dem Förderprojekte-Budget der Persönlichen Mitglieder finanziert. Die PM übernahmen auch die anfallenden Verpflegungs-, Unterbringungs- und Reisekosten für Katharina Berg im Gebiet der Flutkatastrophe und unterstützen so direkt die Hilfe vor Ort.

Miriam Schwärzler/Maike Hoheisel-Popp

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