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Young PM Wörterbuch

Alles unter Kontrolle: Ein frischer Galopp in der Gruppe. Fotos: Stroscher

Sicher Reiten im Gelände

Im Gelände unterwegs sein macht allen Pferden Spaß. Denn von Natur aus sind sie dafür geschaffen, lange Strecken zurückzulegen. Am liebsten in Begleitung eines oder mehrerer Artgenossen. Reiten im Gelände ist für Pferde und Reiter einfach eine willkommene Abwechslung zum Training in der Halle oder auf dem Außenplatz. Dabei gibt es aber auch Regeln und Tipps zur Sicherheit zu beachten.

Endlich geht es nun nach draußen mit anderen Pferden und Reitern. Habt ihr trotzdem noch manchmal ein mulmiges Gefühl vor dem Ausritt? Ein bisschen aufgeregt sein ist gar nicht schlimm, denn schließlich geht’s ja nicht auf Tour mit einem Drahtesel, sondern mit einem lebendigen Lebewesen, dem Pferd. Und das funktioniert eben nicht automatisch mit Pedalen und Bremse, sondern es reagiert auf seine Umwelt. Ein knackender Zweig, ein auffliegender Vogel, eine große Mülltonne oder Kühe auf der Weide – all das sind Geräusche und Bilder, die unsere Pferde, die von Natur aus Fluchttiere sind, mit allen Sinnen wahrnehmen. Das eine zuckt vielleicht nur lässig mit dem Ohr beim laut losflatternden Fasan, das nächste schaltet gleich den Turbo nach vorn ein oder „rettet“ sich mit einem großen Satz zur Seite vor dem vermeintlichen „Raubtier“ im Gebüsch. Auf diese Situationen, die den Reiter schon mal in „Wohnungsnot“ im Sattel bringen können, sollte ein guter Geländereiter reagieren können und sie gemeinsam mit dem Partner Pferd meistern. Eigentlich ganz logisch, dass einem dabei ein guter, das heißt vor allem auch ausbalancierter Reitersitz hilft, oder?

Von wegen schreckhaft: ein cooles junges Dressurpferd im Gelände.

Vertrauensaufbau ist wichtig

Wer noch nicht so weit ist, der kann sich natürlich auch von einem erfahrenen Helfer auf einem ruhigen Pferd im Gelände führen lassen. Das geht am besten im Schritt, um Vertrauen aufzubauen. So bekommt man ein gutes Gefühl dafür, dass der eben noch schläfrige Ponywallach oder die gelassene Warmblutstute im Gelände wie ausgewechselt sein können. Fleißiger Schritt, gespitzte Ohren und hier und da mal ein Rundblick in die Gegend, ein aufgeregtes Schnauben oder mehr Aufrichtung – woran liegt das? Mit den Augen können Pferde besonders gut kleinste Bewegungen in weiter Ferne sehen oder auch ein über den Boden huschendes Kleintier. Achtet mal auf die Pferdeohren, wenn ihr im Sattel sitzt. Sie sind ständig in Bewegung, vernehmen das leiseste Blätterrascheln im Gebüsch und auch einen Fasan im Kornfeld kurz vor dem Auffliegen. Auch ihr Geruchssinn ist extrem gut ausgeprägt. Einen Schweinestall wittern sie schon viel früher als der Reiter. In der Dämmerung können sich Pferde ziemlich gut zurechtfinden.

Frisch eingesäte Äcker sind natürlich tabu. Diese Reitergruppe bleibt vorbildlich auf dem Grasweg.

FN-Geländereitabzeichen

Ist es euch auf dem Ausritt auch schon mal passiert, dass das Pferd partout nicht von den anderen Pferden weg wollte? Das liegt daran, dass Pferde sich als Herdentiere nur in einer Gemeinschaft wohl und sicher fühlen. Unter den einzelnen Tieren herrscht eine Rangordnung. Auch auf einem Ausritt verhalten sie sich wie in einer Herde, folgen also willig einem sicheren Führpferd. Im Galopp stacheln Pferde sich manchmal mit ihrer Lauffreude gegenseitig an. Als Reiter solltet ihr also immer mit dem Herdenverhalten der Pferde rechnen. Natürlich muss jedes sichere Geländepferd lernen, sich einzeln von der Gruppe weg reiten oder auch brav durchparieren zu lassen, wenn die anderen in einer schnelleren Gangart unterwegs sind. Diese Übungen sind zum Beispiel für die Prüfung zum Reitpass, dem FN-Geländereitabzeichen, gefragt. Unser Tipp: Wer dieses Abzeichen absolviert hat, bringt schon mal sehr gute reiterliche Voraussetzungen für sicheres Geländereiten mit. Infos zu Lehrgängen in der Nähe geben die jeweiligen Landespferdesportverbände.

Erste Geländeerfahrungen sammelt ihr aber am besten in der Gruppe. Ein Handy muss immer mitgenommen werden, so dass man im Notfall rasch Hilfe anfordern kann. Reithelm, Sicherheitsweste und feste Stiefel sollten zur eigenen Sicherheit ganz selbstverständlich im Gelände getragen werden.

Abkühlung gefällig? Pony und Reiterin haben den Wasserdurchritt vorher schon geübt.

Ausreiten in der Gruppe – die wichtigsten Regeln

Pferde orientieren sich gerne an dem Pferd, das neben ihnen geht. Nicht nur, was Tempo und Gangart betrifft, sondern auch in Bezug auf Gelassenheit oder Aufmerksamkeit. Deswegen ist es sinnvoll, bei einem Gruppenausritt die Reihenfolge von Pferden und Reitern schon vor dem Abritt genau festzulegen. Am praktischsten ist das Reiten in Zweierreihen. Hier gehen Pferde nebeneinander, die sich vom Temperament und den Eigenarten gut ergänzen, also sich  zum Beispiel gerne mögen und ein ähnliches Tempo haben. Oder ein unerfahrenes mit einem erfahrenem Pferd im Team, das passt ebenfalls gut. Euer Ausbilder hilft da sicher bei der richtigen Paar-Reihenfolge. Ganz vorne, also einer Spitze der Gruppe, reitet derjenige, der die Streckenführung kennt und auf das richtige Tempo achtet. Und auch der letzte Reiter am Ende der „Gelände-Abteilung“ hat eine wichtige Aufgabe. Er behält von hinten den Überblick und kann bei Problemen eingreifen. Das Tempo und die Gangart sollten sich immer nach dem schwächsten Reiter der Gruppe richten.

Ankündigungen und Kommandos (z.B.: „Terab!“ oder „Vorsicht, Auto von vorne!“) werden rechtzeitig, laut und deutlich weitergegeben an die anderen. Es wird vom Ende der Gruppe her angetrabt und angaloppiert. Vor scharfen Wendungen, Wegkreuzungen und Gefahrenstellen wird durchpariert. Vor allem im Gruppengalopp nicht aufreiten, nicht überholen und nicht kreuzen. Beim Lehrgang zum Reitpass lernt ihr auch alles, was Reiter und Fahrer zu Gesetzen und Verordnungen wissen müssen. Das betrifft die Straßenverkehrsordnung, das Bundesnaturschutzgesetz und das Bundeswaldgesetz sowie die unterschiedlichen Regelungen auf Landesebene. Denn Reiter, Fahrer und Pferde sind ja nicht alleine in Wald und Flur unterwegs. Jäger, Fahrradfahrer, Jogger, Spaziergänger mit Kind, Kegel und Hunden und Nordic Walker: Jeder möchte gerne draußen seinem Hobby nachgehen und Entspannung finden. Ganz ohne Regeln und vor allem gegenseitige Rücksichtnahme geht es also nicht.

Tina Pantel

Die zwölf Gebote für das Reiten im Gelände

  1. Dem Pferd täglich ausreichend Bewegung unter dem Sattel und möglichst auch auf der Weide oder im Paddock verschaffen.
  2. Pferde behutsam an Straßenverkehr und Gelände gewöhnen.
  3. Vereinbarung der Ausritte mit Freunden – in der Gruppe macht es mehr Spaß und ist sicherer!
  4. Sicherheit geht vor: Versicherungsschutz für Pferde und Reiter abschließen und nie auf einen Reithelm verzichten.
  5. Zaumzeug und Sattel pflegen und auf sicheren Zustand kontrollieren.
  6. Sich über gesetzliche Regelungen in Wald und Feld in der eigenen Region informieren.
  7. Fuß-, Wander- und Radwege sowie Biotope meiden.
  8. Bei vom Regen aufgeweichten Wegen lieber auf einen Ausritt verzichten oder das Tempo dem Gelände anpassen.
  9. Anderen Naturnutzern immer nur im Schritt begegnen, sich dabei freundlich und hilfsbereit verhalten.
  10. Unaufgefordertes Melden von Schäden, die einmal entstehen können, und Regelung des Schadenersatzes.
  11. Andere Reiter und Fahrer auf Fehlverhalten ansprechen.
  12. Sich praktisch und theoretisch fit machen fürs Geländereiten mit dem FN-Abzeichen „Reitpass“.

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