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Ausreiten: Sicher unterwegs im Gelände
Ab nach draußen!
Dieser Tage offenbart sich draußen eine herbstliche Szenerie. Die Baumkronen leuchten gelblich bis orangerot, während einige Blätter langsam auf den Boden fallen. Für viele Reiter bedeutet das vor allem eins: Es ist beste Ausrittzeit! Sowohl Pferd als auch Mensch sind Insekten nicht mehr so ausgeliefert wie im Sommer, gleichzeitig sind die Tage noch nicht so kurz und kühl wie im Winter. Warum das Reiten im Gelände gut tut und welche kleinen Stolperfallen es zu meiden gilt, verrät der folgende Beitrag.
Ausrüstung des Reiters
• Gut sitzender Reithelm
• Passende Reithose (enganliegend und faltenfrei)
• Handschuhe
• Festes Schuhwerk, das bis über den Knöchel reicht und einen Absatz hat
• Ggf. eine Schutzweste (zum Springen)
Ausrüstung des Pferdes
• Vielseitigkeits- oder Spring-sattel
• Ggf. Beinschutz (Gamaschen, Sprungglocken, Streichkappen)
• Ggf. Martingal, Vorderzeug oder Halsriemen
Die Planung macht’s
Vergnügen bei gleichzeitigem Nutzen – da kann es ja nur Helm auf und raus ins Grüne heißen, oder? Immer sachte mit den ‚jungen‘ Pferden! Auch der Schritt ins Gelände ist bedacht anzugehen: „Sowohl Pferd als auch Reiter sollten nach und nach ans Geländereiten herangeführt werden“, empfiehlt Jörg Jacobs, Leiter der Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster. „Pferde fühlen sich im Freien deutlich wohler, wenn sie an Wind und Wetter gewöhnt sind. Auch für Reiter ist Ausreiten komfortabler und sicherer, wenn sie vorher bereits außerhalb der Halle auf unbedachten Plätzen trainiert haben“, so Jacobs. Ferner bedarf es bei Pferd und Reiter mit Blick auf die Ausbildung gewisser Voraussetzungen. So muss der Reiter über eine gefestigte Sitzgrundlage verfügen, um auch bei unvorhergesehenen Situationen sicher im Sattel zu sitzen. Besonders wichtig ist der leichte Sitz: Wer sich mit kurzem Steigbügel in allen drei Gangarten sicher ausbalancieren kann, ist bereit für den Ausritt. Erste Springerfahrungen festigen den leichten Sitz und geben Sicherheit. „Ehe es ans Ausreiten geht, ist es sinnvoll, dass das Reiten in der Abteilung geübt wird“, merkt Jacobs an. Damit ein Pferd an einem Ausritt teilnehmen kann, muss es so sicher an den Hilfen stehen, dass der Reiter jederzeit die Kontrolle über die Grundgangarten hat und Übergänge sowie Wendungen reiten kann. Darüber hinaus benötigen sowohl Pferd als auch Reiter eine für einen Ausritt angemessene Ausrüstung (siehe Kasten).
Alle fit?
Bevor die Tore des Reitstalls hinter sich gelassen werden können, steht natürlich noch ein Check an: Sind Reiter und Pferd gesund? Wer Krankheitsanzeichen oder scheinbar harmlose Druck- und Scheuerstellen entdeckt, sollte das Pferd lieber schonen. Bei der Fellpflege gilt es Schmutz, Staub, verklebte Stellen und Verkrustungen zu entfernen. Hierbei muss ein besonderer Fokus auf die Stellen gelegt werden, an denen Sattel, Gurt und Zaumzeug aufliegen oder das Pferd besonders stark schwitzt. Andernfalls können während eines längeren Ausritts leicht Druck- und Scheuerstellen entstehen. Auch die Hufe müssen vor und nach jedem Ausritt gründlich kontrolliert und ausgekratzt werden, denn das Reiten über harten und steinigen Boden beansprucht Pferdehufe besonders und setzt sie Fremdkörpern wie zum Beispiel Steinen aus.
In der Gruppe
Und dann endlich die in goldenes Licht getauchte Herbstlandschaft vom Pferderücken aus erleben. Wenn dies in einer größeren Gruppe passiert, sollte die Reihenfolge der Pferde nach deren Temperament, Vorlieben, aber auch Aversionen festgelegt werden. Notwendigerweise werden Anfang und Schluss der Abteilung von erfahrenen Reitern gebildet, deren Anweisungen Folge geleistet wird. Zu überlegen ist, ob im geschlossenen Verband, also in Zweierreihen, geritten wird. Im Straßenverkehr ist es sinnvoll und geländeerfahrene Pferde gehen meistens gerne und gelassen nebeneinander. „Auch ist wichtig, dass passende Abstände eingehalten werden. Es sollen keine zu großen Lücken entstehen, aber gleichzeitig muss ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. So kann es zum einen nicht dazu kommen, dass hinten gehende Pferde zum eifrigen Aufholen angespornt oder Reiter überhört werden und zum anderen wird die Gefahr des Aufreitens minimiert“, erklärt Koch. Damit mitten in Wald und Flur kein Chaos entsteht, müssen Gangartwechsel wie Anreiten, Antraben, Angaloppieren und Durchparieren vorher per Handzeichen angekündigt werden.
Im Straßenverkehr
Ein Ritt im Gelände findet meist nicht nur auf menschenleeren Waldwegen und verlassenen Feldern statt. Aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte in Deutschland treffen Reiter häufig auf andere Personen, die dieselben Pfade freizeitlich oder im Zuge ihrer Arbeit nutzen. Schnell sehen sie sich mit Straßenverkehr konfrontiert. „Am sichersten ist es, seine Pferde schon auf dem Reitstallgrundstück mit solchen Situationen vertraut zu machen. Das nimmt ihnen die Furcht vor dem Unbekannten“, so Jacobs. Wenn man anderen Menschen oder Tieren beim Ausritt begegnet, gilt es durchzuparieren und mit einem ausreichend großen Sicherheitsabstand im Schritt vorbeizureiten. Damit wird die Gefahr für die eigene Gruppe eingegrenzt und Rücksicht auf Mitmenschen und -tiere genommen.
Charlotte Dymek
Pferdeführerschein Reiten
Was ist der Pferdeführschein Reiten?
Der Pferdeführerschein Reiten ist ein Kompetenznachweis für sicheres Reiten bzw. Ausreiten. Hierfür wird ein Vorbereitungslehrgang (30 Lerneinheiten) besucht und abschließend eine Prüfung abgelegt. Er ersetzt ab 2020 als fachliche Erweiterung den Reitpass. Teilnahmevo-rausetzung ist der Pferdeführerschein Umgang und ein Mindestalter von zehn Jahren. Außerdem braucht es Erfahrungen im Umgang mit Pferden und reiterliche Grundkenntnisse.
Was sind die Inhalte?
Hier wird das Einmaleins des Reitens geprüft: von der Vorbereitung des Pferdes über den richtigen Sitz im Sattel bis zum Reiten in allen Grundgangarten, sowohl in der Reitbahn als auch im Gelände. Auch Sicherheits-aspekte wie Verhaltensregeln beim Ausreiten und Erste Hilfe für Pferd und Reiter sowie der angemessene Umgang mit Umwelt und Natur werden behandelt.
Wo kann der Pferdeführerschein Reiten abgelegt werden?
Informationen zu den Pferdeführerscheinen und Lehrgängen erteilen die Landespferdesportverbände. Viele weitere Fragen beantworten die FAQs unter www.pferd-aktuell.de/ausbildung/fuehrerscheine-im-pferdesport/pferdefuehrerschein-reiten
Pferdeführerschein Umgang
Was ist der Pferdeführerschein Umgang?
Der Pferdeführschein Umgang ist ein Kompetenznachweis für den richtigen und artgerechten Umgang mit dem Pferd. Hierfür wird ein Vorbereitungslehrgang (30 Lerneinheiten) besucht und abschließend eine Prüfung abgelegt. Er ersetzt ab 2020 als zeitgemäße Erweiterung den Basispass Pferdekunde, auch als Zulassungsvoraussetzung für die Reitabzeichen ab Klasse 5 (Reiten, Fahren, Voltigieren, Longieren, Westernreiten ab Klasse 4).
Was sind die Inhalte?
Im Kern geht es darum, Verhaltensweisen und Bedürfnisse von Pferden zu verstehen und angemessen auf diese zu reagieren. Thematisch werden u. a. Haltung, Fütterung, Pflege und Gesundheit behandelt. Praktisch wird außerdem geübt, wie man ein Pferd in verschiedenen Situationen führt. Das ist für Anfänger sowie für jeden, der Kontakt zu Pferden hat, relevant, um ein Grundverständnis für den Umgang mit ihnen zu entwickeln. In der Prüfung sind vier Stationen zu absolvieren:
• erster Kontakt und Pferdepflege (Aufhalftern, Anbinden, Putzen)
• Pferdeverhalten und verhaltensgerechter Umgang mit dem Pferd
• Bodenarbeit, Führen im eingezäunten Bereich (Dreiecksbahn, Bodenarbeits- Parcours)
• Führen in Alltagssituationen aus dem öffentlichen Raum (Begegnung mit Radfahrern, Autos, Traktoren oder anderen Erholungssuchenden)
Wo kann der Pferdeführerschein Umgang abgelegt werden?
Informationen zu den Pferdeführerscheinen und Lehrgängen erteilen die Landespferdesportverbände. Viele weitere Fragen beantworten die FAQs unter www.pferd-aktuell.de/ausbildung/fuehrerscheine-im-pferdesport/pferdefuehrerschein-umgang
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