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Pferdepfleger im Interview

„Das ist nicht einfach ein Job, es ist ein Lifestyle“

Egal ob es zum Championat geht, zu einem Nationenpreis- oder sonstigem großen Turnier: Sie wirken im Hintergrund, fiebern mit und sind so wichtig – die Pferdepfleger. Was ihren Job im Spitzensport ausmacht, verrät Sebastian Hasenberg im Interview mit dem PM-Forum.

Sebastian Hasenberg arbeitet seit 2006 im Team von Janne Friederike Meyer-Zimmermann, bei der WM 2022 in Herning war die Pinnebergerin Reservereiterin für das deutsche Team. In diesem Jahr hat sie mit Messi van’t Ruytershof Chancen auf einen Platz im EM-Team. Doch was bedeutete die Perspektive Championat für einen „Turnier- Pfleger“? Wie sieht generell sein Arbeitsalltag aus?

PM-Forum: Ihr seid fast jede Woche unterwegs, doch wenn es zu einem Championat geht, was ist dann speziell?

Sebastian Hasenberg: (lacht) Dann kontrolliert man alles beim Einpacken nochmal doppelt und dreifach und wir legen noch mehr Wert auf Perfektion – dann werden nicht nur die besten, sondern die allerbesten Gamaschen etc. eingepackt. Wir haben eine Menge Routine, trotzdem arbeiten wir auch mit Checklisten. Und ich bin so wenig zu Hause, dass ich in der Vorbereitung auch auf das Team zu Hause angewiesen bin – vor einem Championat noch ein bisschen mehr.

Meist im Hintergrund und doch so wichtig: die Pferdepfleger im Spitzensport. Wenn Janne Friederike Meyer-Zimmermann auf internationalen Turnieren unterwegs ist, ist Sebastian Hasenberg der Mann an der Seite ihres Spitzenpferdes Messi van´t Ruytershof. Fotos (2): Stefan Lafrentz

PM-Forum: Was genau umfasst Dein Aufgabengebiet alles?

Sebastian Hasenberg: Im Prinzip bin ich für alles verantwortlich – vom Office bis zum Abfahrtermin, alles in enger Zusammenarbeit mit unserem Büro. Ich plane die Route, die Zwischenstopps, fahre den Lkw, bespreche mit Janne, welche Trense, welcher Sattel für welches Pferd mitgenommen wird. Ich packe auch gerne selbst, dann habe ich ein gutes Gefühl und weiß, ich habe alles dabei. Und – das Wichtigste – ich kümmere mich um die Pferde: Füttern, Pflegen, Bewegen, Beobachten – da gehört alles dazu.

PM-Forum: Was bedeutet dein Beruf für dich? Was ist die größte Herausforderung?

Sebastian Hasenberg: Das ist nicht einfach ein Job, es ist ein Lifestyle. Die größte Herausforderung ist, dass man lange Single ist. Man ist sehr häufig unterwegs, was es wirklich erschwert, eine Beziehung zu führen. Früher hatte ich einen Hund. Die emotionale Bindung, die ich zu dem Hund hatte, hat sich inzwischen auf die Pferde übertragen. Man ist als Vollblutpfleger sehr stark mit dem Herzen dem Sport und den Tieren verbunden. Das macht es am Ende aus.

PM-Forum: Wenn Janne in den Parcours einreitet – wie sieht es mit Deiner eigenen Anspannung aus?

Sebastian Hasenberg: Janne ist eine Reiterin mit sehr viel Plan, manchmal wird sie aber auch nervös und dann bin ich der ruhige Pol. Wenn ein Großer Preis ansteht, dann wandert mein Puls auch nach oben – aber nie so, dass ich die Kamera nicht mehr ruhig halten kann (schmunzelt). Bei Championaten, wenn es darauf ankommt, stark fürs Team zu sein, da bin dann allerdings auch ich aufgeregt.

PM-Forum: Wie sieht es mit Deinem Kontakt zu anderen Pflegern aus?

Sebastian Hasenberg: Wir Pfleger sind wie eine große Familie. Es ist viel Nähe zu den Kollegen da. Aber ich wahre auch gerne etwas Distanz. Es gibt natürlich ein gewisses Konkurrenzdenken, Erfolg verändert Menschen und auch mit Niederlagen muss man umgehen können. Das gehört für mich dazu, aber da stößt meine Haltung nicht bei allen Pflegern auf Verständnis. Deswegen halte ich mich manchmal ganz gerne zurück.

Abseits der großen Turniere kann „Messi“ auf der Weide entspannen. Ist Sebastian Hasenberg mit anderen Pferden rund um den Globus unterwegs, kümmert sich das Pflegerteam zuhause um das Wohlbefinden des vierbeinigen Stars.

PM-Forum: Wie geht es Dir in Deinem Beruf, fühlst du dich wohl?

Sebastian Hasenberg: Ich bin total zufrieden. Ich habe eine sehr gute Chefin, wir haben eine sehr gute Balance zwischen Arbeitgeberbeziehung und Freundschaft. Und was ich bei Janne intensiv gelernt habe: Es gibt für jedes Problem eine Lösung. Ich habe außerdem sehr gute Freunde und ein tolles Team hinter mir. Ich fühle mich wirklich rundum wohl.

Das Interview führte Kim Kreling.

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