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Pferde transportieren – aber richtig!

So gelingt die Anhängerfahrt sicher und stressfrei

Ob zum Ausreiten, zum Training, zum Turnier oder in die Pferdeklinik: Wer ein Pferd besitzt, will es auch im Pferdeanhänger transportieren. Damit die Anhängerfahrt für Mensch und Tier sicher und angenehm ist, muss vor, während und nach dem Transport eine Menge beachtet werden. Was genau, zeigt die neue Filmreihe „Tipps für den Pferdetransport“, die die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) mit Unterstützung des Pferdeanhänger-Herstellers Böckmann produziert hat. Wir haben die Tipps aus den Filmen zusammengefasst.
Am besten fährt man immer mit Begleitperson: Sie hilft beim Ankuppeln, Beleuchtung überprüfen, Ver- und Abladen. Auf langen Fahrten kann man sich abwechseln. Alle Fotos: FN-Archiv/Jana Gerstenkorn

Gewinnspiel

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Ganz wichtig zu Beginn: Man transportiert ein Lebewesen, also ist besondere Vorsicht geboten. Die Sicherheit und das Wohl des Pferdes sollten zu jeder Zeit im Mittelpunkt stehen. Schlüssel zum Erfolg sind Zeit, Geduld und Übung – Zeitdruck und Zwang stressen Mensch und Tier nur unnötig. Also: Mit Ruhe an die Sache rangehen.

Planung muss sein

Ein Sprichwort lautet: „Gute Vorbereitung ist die halbe Miete“ – und das trifft auch auf das Transportieren von Pferden zu. Bereits die Auswahl des Zugfahrzeuges ist entscheidend. Denn nur ein Fahrzeug mit zulässiger Anhängelast und Stützlast ist überhaupt geeignet, um ein oder zwei Pferde zu transportieren. Beides steht im Fahrzeugschein des PKWs – doch was ist das eigentlich? Die Anhängelast: Sie bestimmt, welches Gewicht ein Anhänger inklusive Zuladung maximal aufweisen darf. Sie ist also die Summe von Anhänger- und Pferdegewicht. Die Stützlast: Damit ist das Gewicht gemeint, mit dem der Anhänger auf die Kupplung des Zugfahrzeuges drückt. Außer dem Zugfahrzeug ist es auch wichtig, sich vor der Fahrt für eine geeignete Strecke zu entscheiden. Es muss nicht unbedingt die kürzeste sein – eine kurvenarme und gut ausgebaute Fahrstrecke ist eher im Sinne des Pferdes. Auch auf eine gute Zeitplanung kommt es an. Faktoren wie Witterungsbedingungen, Tageszeit und ausreichend Pausen müssen berücksichtigt werden. Und zu zweit geht es besser: Nach Möglichkeit sollte man immer eine Begleitperson dabeihaben. Zum einen ist es sicherer, zum anderen kommt so nicht so schnell Hektik und Unruhe auf, denn in herausfordernden Situationen ist immer eine helfende Hand zur Stelle. Und: Bei langen Strecken kann man sich mit der Begleitperson beim Fahren abwechseln – vorausgesetzt diese hat ebenfalls eine Fahrerlaubnis für ein Gespann.

Ankuppeln – so geht’s

In der Regel wird immer in der gleichen Reihenfolge angekuppelt:
  • Rückwärts möglichst nah vor den geparkten Anhänger fahren. Die Begleitperson weist dabei ein. Wenn die optimale Position von Anhängermaul und Kupplungskopf nicht getroffen wird, kann mit den Händen nachgebessert werden.
  • Handbremse lösen.
  • Stützrad nach oben drehen, wenn sich das Anhängermaul über dem Kupplungskopf befindet. Die Kupplung senkt sich nun.
  • Es macht „klick“: Der Kupplungskopf rastet in die Kupplung ein.
  • Sicherungsseil befestigen und in Form einer Schlaufe um die Anhängerkupplung legen.
  • Stützrad vollständig hochdrehen.
  • Das Kabel des Anhängers mit der Steckdose am Fahrzeug verbinden und, wenn vorhanden, die Sicherungskeile entfernen.
  • Beleuchtung am Anhänger prüfen, indem man Beleuchtung, Bremse, Blinker und Nebelschlussleuchte am PKW betätigt und schaut, ob die Lichter am Anhänger ebenfalls aufleuchten. Wichtig: Vor jeder Anhängerfahrt kontrollieren!
Wer keine Rückfahrkamera hat, braucht Übung oder einen Einweiser.

Schon startklar?

So schnell noch nicht. Bevor das Pferd verladen werden kann, müssen noch einige Vorkehrungen getroffen werden. Das beginnt mit dem Parken des Gespanns auf einer freien, ebenen Fläche. Park- oder Handbremse anziehen nicht vergessen! Beim Öffnen der Hinterklappe des Anhängers ist darauf zu achten, dass die Verschlüsse der Anhängerklappe so weit wie möglich umgeklappt werden, damit sie nicht seitlich über die Rampe herausragen. Das Pferd kann sich an ihnen verletzen, falls es neben die Rampe tritt.
Anschließend werden die hintere und auch die vordere Boxenstange auf der Seite, auf der das Pferd stehen soll, ausgehängt – aus Sicherheitsgründen. Hängt man die vordere Boxenstange aus, muss man nicht darunter her tauchen und seine „Standfestigkeit“ aufgeben. Zudem kann ein forscheres Pferd den Menschen nicht gegen die Stange drücken oder ein nochmal rückwärts gehendes Pferd ihn nicht gegen die Stange ziehen. Und noch ein Tipp: Das Breitstellen der Trennwand gestaltet den Einstieg einladender, denn das Pferd hat mehr Platz. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass beladene Anhänger keine Feuchtigkeit oder Feststoffe verlieren dürfen. Also muss dieser vor dem Transport eingestreut werden – am besten eignen sich Späne. Sie nehmen Feuchtigkeit und Ausscheidungen gut auf und haben sogar einen Sicherheitseffekt, denn sie erhöhen die Standsicherheit des Pferdes. Für eine gute Luft auf dem Anhänger sollten die seitlichen Fenster zugfrei, also nach hinten, geöffnet werden. Im nächsten Schritt kann das Equipment eingeladen werden, entweder in die Sattelkammer des Anhängers oder, falls nicht vorhanden, in den PKW. Damit das Pferd nicht unnötig auf dem Anhänger warten muss: erst alles packen und vorbereiten, dann Pferd verladen.

Das Pferd vorbereiten

Die Vorbereitung beginnt schon eine Weile, bevor man losfahren will: Denn damit das Pferd stressfrei und entspannt auf dem Anhänger stehen kann, sollte es schon einige Zeit vor dem Verladen mit Kraftfutter gefüttert werden. Raufutter darf und sollte viel gefüttert werden – zum Beispiel auch während der Fahrt mit einem Heunetz. Zur Ausrüstung des Pferdes beim Transport gehört ein Halfter mit Führstrick, um das Pferd auf den Anhänger zu führen.
Richtig angekuppelt.
Decke ja oder nein? Das hängt von Wetter und Jahreszeit ab. Im Sommer schützen Fliegendecken vor nervigen Insekten, an kälteren Tagen ist eher eine atmungsaktive Abschwitzdecke zu empfehlen. Transportgamaschen sind keine Pflicht, aber sie schützen die Pferdebeine vor Verletzungen. Diese sollten erst kurz vor dem Transport angelegt und zeitnah nach dem Abladen abgenommen werden, damit sich die Wärme an den Pferdebeinen nicht staut. Wichtig: Das Pferd sollte immer ungesattelt und ungetrenst transportiert werden. „Es besteht das Risiko, dass sich das Pferd verletzt“, betont Klaus Böckmann. Beispielsweise kann das Pferd beim Verladen mit dem Sattelblatt an der Außenwand des Anhängers hängen bleiben. Zudem ist die Fahrt ohne Sattel und Trense für das Pferd angenehmer. Nun ist alles bereit – das Pferd kann verladen werden.
Gut vorbereitet: So kann die Fahrt losgehen.

Checkliste – das muss mit

  • Equidenpass und Führerschein
  • Halfter mit Führstrick
  • Je nach Wetter und Jahreszeit evtl. Fliegendecke oder Abschwitzdecke
  • evtl. Transportgamaschen
  • Warnwesten für alle Autoinsassen
  • Erste-Hilfe-Set
  • Je nach Transportdauer Futter und Wasser (zum Beispiel in Kanistern) sowie Eimer zum Füttern und Tränken des Pferdes und ein Heunetz
  • Je nach Anlass des Transports Ausrüstung für Pferd und Reiter (zum Beispiel Sattel, Trense, Reithelm, Reitstiefel etc.)

Nun wird verladen

Festes Schuhwerk und Handschuhe sind beim Verladen Pflicht! Man führt das Pferd auf geradem Weg und ohne zu zögern auf den Anhänger. Die Begleitperson steht neben der Rampe auf der Seite, auf der das Pferd verladen wird. So kann verhindert werden, dass es sich zu weit nach außen bewegt oder ins Leere tritt. Ist das Pferd auf dem Anhänger angekommen, hängt die Begleitperson die hintere Boxenstange ein. Dann schließt der Pferdeführer die vordere Boxenstange. Ganz wichtig: Erst danach wird das Pferd im Anhänger angebunden – und zwar idealerweise beidseitig, also von links und von rechts. Bewährt haben sich spezielle Anbinder, damit das Pferd immer sicher und in der korrekten Länge angebunden ist. Fährt ein zweites Pferd mit, wird es nach Pferd eins genauso verladen. Dann verlässt der Pferdeführer den Anhänger durch die vordere Einstiegstür und schließt diese. Abschließend wird die Hinterklappe geschlossen – und je nach Witterung kann zusätzlich der Planenlift nach unten gezogen werden. Noch einmal checken, ob alle Türen sowie die Hinterklappe sicher verschlossen sind – jetzt kann die Fahrt losgehen.
Kleiner Sicherheitstipp: Vorm Verladen des Pferdes die vordere Boxenstange aushaken. Dann muss man nicht darunter her tauchen und seine Standfestigkeit aufgeben.

Eine Fahrt ohne Stress

Das Fahren mit dem Pferdeanhänger will gelernt sein, also: üben, üben, üben. Am besten zunächst ohne Pferd, damit man ein Gespür für den etwas breiteren Pferdeanhänger bekommt. Fährt der Vierbeiner mit, ist es wichtig, dass der Fahrer seine Fahrweise anpasst. Ruhig, achtsam und vorausschauend ist hier die Devise:
  • Unnötiges Gas geben und Bremsen vermeiden.
  • Rechtzeitig vor Hindernissen und Ampeln bremsen.
  • Mit passender Geschwindigkeit fahren.
  • Den Straßenzustand beachten.
  • Jederzeit konzentriert und aufmerksam fahren.
Es geht hierbei nicht nur um die Sicherheit, sondern auch um das Wohlbefinden des Vierbeiners. Eine vorausschauende Fahrweise und stressfreie Fahrt sorgen dafür, dass das Pferd auch in Zukunft gerne auf den Pferdeanhänger geht. Dazu gehört auch, dass man genug Zeit einplant. Bei jedem Transport, vor allem zu Turnieren, sollte immer an ausreichend Zeitreserven gedacht werden. Ist es zeitlich knapp, wird oft zu hektisch und zu schnell gefahren. Also: Lieber eine halbe Stunde zu früh als zu spät losfahren, damit Stress vermieden wird. Nicht die Witterungsbedingungen außer Acht lassen: Bei Schnee und Eis ist eine Fahrt deutlich eingeschränkter möglich. Und auch bei Nässe kann sich das Fahr- und Bremsverhalten des Anhängers schon erheblich verändern. Ebenfalls wichtig ist die Tageszeit: Falls es dunkel ist, sollte die Innenbeleuchtung oder bläuliche Ruhebeleuchtung im Pferdeanhänger eingeschaltet werden. So werden Blendeffekte durch andere Fahrzeuge reduziert.

Angekommen

Nun wird das Pferd abgeladen. Dazu steigt eine Person in den Anhänger und bindet zuerst das Pferd los. Als nächstes löst sie die vordere Boxenstange. Dann öffnet die Begleitperson die Hinterklappe und anschließend die hintere Boxenstange – aber erst, wenn sie sich versichert hat, dass das Pferd losgebunden und die vordere Boxenstange ausgehängt wurde. Nun kann das Pferd rückwärts aus dem Anhänger geführt werden. Die Begleitperson steht dabei neben der Hinterklappe und achtet darauf, dass das Pferd nicht neben die Rampe tritt. Transportgamaschen verwendet? Diese sollten direkt nach dem Abladen entfernt werden. Eine gute Zeitplanung beinhaltet zum einen, dass man sich Gedanken über die Strecke und die Fahrtzeit macht. Zum anderen berücksichtigt man aber auch eine Ruhepause für das Pferd nach dem Transport, denn Spitzenleistungen direkt nach der Fahrt und unter zeitlichem Druck sind nur schwer zu erbringen.
Abladen: Die hintere Boxenstange wird erst ausgehängt, wenn die vordere Boxenstange ausgehängt und das Pferd losgebunden ist.
Verweilt das Pferd kurz auf dem Anhänger, ist die Hinterklappe zu schließen – zur Sicherheit. Bleibt eine Person vor Ort am Anhänger, dann kann sie durch einen offenen Planenlift in Verbindung mit offenen Fronttüren sowie Fenstern und Dachlüftern für eine gute Ventilation sorgen. Ist der Anhänger allerdings für kurze Zeit unbeaufsichtigt, ist die Fronttür geschlossen zu halten, um Verletzungen zu vermeiden. Wichtig: Grundsätzlich sollte der Anhänger nie über längere Zeit unbeaufsichtigt sein. Bevor es zurückgeht: Pferdeäpfel vom Anhänger entfernen. Dann steht das Pferd rutschfester und sicherer.

Und zu guter Letzt?

Der Transport endet nicht mit dem Abladen des Pferdes am Zielort oder Zuhause. Jetzt wird noch der Anhänger gereinigt und für die nächste Fahrt hergerichtet. Zunächst wird die Sattelkammer des Anhängers geleert, denn sie ist kein Aufbewahrungsort. Vergessene Futterreste zum Beispiel können Schimmelbildung oder Mäusebefall verursachen. Dann wird der Anhängerinnenraum gesäubert – Späne und Ausscheidungen sowie ebenfalls Futterreste werden entfernt. In der Regel reicht dazu ein Besen. Wenn der Anhänger regelmäßig im Einsatz ist, dann sollten nach jedem Transport die nassen Späne und die Pferdeäpfel herausgenommen werden. Die Restspäne können beim nächsten Transport wieder benutzt werden. Ist der Anhänger stark verschmutzt, kann ein Gartenschlauch mit Wasser für eine gründlichere Reinigung verwendet werden – sowohl für außen als auch für innen. Bitte keinen Hochdruckreiniger verwenden! Der harte Wasserdruck beschädigt wichtige und schützende Siegelnähte. Zudem riskiert man später Feuchtigkeitsschäden. Von daher: Schwamm, Wasser und Schlauch reichen – das ist die empfehlenswerte Variante. Nach dem Abkuppeln wird das Stützrad so weit wie möglich hochgedreht, sodass der Anhänger leicht nach hinten in der Schräge steht. Das Wasser kann nun besser ablaufen und der Anhänger schneller trocknen. Offene Fenster sorgen dafür, dass die Luft im Anhänger gut zirkulieren kann – so kommt es nicht zu Schimmelbildung durch Restfeuchtigkeit. Nach dem Reinigen wird das Stützrad wieder zurückgedreht und der Anhänger an einem trockenen Platz untergebracht. Für ein kurzzeitiges Abstellen eignet sich die Handbremse. Bei längeren Standpausen sollte sie allerdings nicht angezogen werden. Dann wird der Anhänger besser mit Bremskeilen gesichert. So ist alles bereit für die nächste Fahrt! Theresa Müller

PM-Seminartipp

Ein PM-Seminar zum Thema „Entspanntes Verladen – die richtige Vorbereitung macht’s“ gibt es am Freitag, 14. Juni 2019 in Schleswig-Holstein. Mehr Infos gibt es in den Terminen dieser Ausgabe.

FN-Filmreihe „Tipps für den Pferdetransport

Verlosung im PM-Forum Digital

Exklusiv für Persönliche Mitglieder verlosen wir fünfmal das Buch „Praxiserfahrungen rund um den Alltag mit Pferden“ aus dem FNverlag. Das Werk von Silke Hoffmann enthält neben vielen anderen auch Tipps rund um das Verladen. Um teilzunehmen, einfach das unten stehende Teilnahmeformular ausfüllen. Teilnahmeschluss ist der 28. April 2019. Die Teilnahmebedingungen sind hier einzusehen.

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