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Ausbildungstipp von Christoph Hess

Ein Sprung – viele Möglichkeiten

Es ist Hallenzeit und nicht jeder hat gleich einen ganzen Parcours zur Verfügung. Aber auch die Arbeit am Einzelsprung kann abwechslungsreich und sinnvoll gestaltet werden und damit schlussendlich das erfolgreiche Parcoursspringen unterstützen. Das PM-Forum gibt Tipps für den systematischen Aufbau mit wenigen Materialien.

Holzpferdchen sollen in Kindergärten spielerisch ans Thema Pferd heranführen – als erster Schritt, bevor es in die Ställe zu „richtigen“ Ponys geht. Foto: FN

Frage: „In meinem Stall bin ich die Einzige, die regelmäßig Springgymnastik mit ihrem Pferd macht. Dementsprechend gibt es bei uns nur wenig geeignetes Material und ich muss mir meine Sprünge immer selbst aufbauen und anschließend auch wieder abbauen. Daher freue ich mich über Tipps, wie ich mit wenigen Sprüngen möglichst abwechslungsreich und effektiv trainieren kann.“

Vom Einzelsprung zum Parcours

Wenn nur selten Gelegenheit zum Parcoursspringen besteht, kann auch die Arbeit am Einzelsprung Pferd und Reiter weiterbringen. Denn viele Situationen, die für das erfolgreiche Parcoursspringen relevant sind, lassen sich am Einzelsprung üben. Dazu gehören beispielsweise das Springen aus unterschiedlich großen Wendungen, aus unterschiedlichen Tempi, aus unterschiedlichen Anreitewegen oder auch das schräge Überwinden des Hindernisses. Die Praxis zeigt, dass sich viele Herausforderungen beim Parcoursspringen durch eine systematische Arbeit am Einzelsprung üben lassen. Wie immer ist auch beim Reiten über einen Einzelsprung darauf zu achten, dass alle Übungen stets gleichmäßig von beiden Händen aus absolviert werden und die Trainingseinheit rechtzeitig zu einem positiven Abschluss kommt. Dabei sind einige Dinge grundsätzlich zu beachten. Zum einen sollte schon alleine aus Sicherheitsgründen beim Springen immer ein erfahrener Ausbilder zugegen sein. Dieser übernimmt auch den Auf- und Umbau, gibt wertvolle Tipps und Hinweise zu Sitz und Einwirkung des Reiters und hat die Übersicht über Dauer und Intensität der Belastung. 

Zum anderen werden ebenfalls aus Sicherheitsgründen keine einfachen Hindernisstangen auf den Boden gelegt. Diese können wegrollen und wenn das Pferd darauf tritt zu schweren Verletzungen führen. Besser und sicherer sind niedrige Cavaletti, Bodenricks, Planken oder Halbstangen.

Vom Leichten zum Schweren

Es bietet sich an, erst einmal einen Kreuzsprung aufzubauen, diesen mit einem niedrigen Cavaletti oder Bodenrick etwa 2,50 m vor dem Sprung zu versehen und aus dem Trab anzureiten. Dieses Kreuz wird aus ruhigem, kontrolliertem Tempo und von einer langen Linie im Leichttraben überwunden. Danach erfolgt auf geradem Weg ein Übergang vom Galopp über den Trab in den Schritt hinein. Aus dem Kreuz kann dann ein niedriger Steilsprung mit Vorlegestange aufgebaut werden. Das Cavaletti wird dazu etwa 10 bis 20 Zentimeter weiter von dem Sprung platziert.

Vom Trab zum Galopp

Das vorgelegte Cavaletti wird für das Springen aus dem Galopp etwa drei Meter vor dem Hindernis platziert. Im nächsten Schritt wird der Steilsprung in einen Hochweitsprung umgebaut. Die Vorlegestange kann geringfügig dichter an das Hindernis herangelegt werden. Am Anreiteverhalten wird nichts verändert: Weg, Tempo, Rhythmus und Verbindung zum Pferdemaul bleiben erhalten. Wichtig ist neben einem flüssigen Tempo und einer geraden Linie zum Sprung besonders ein gleichmäßig weicher Kontakt zum Pferdemaul.

Egal ob von einem längeren oder einem kürzeren Anreiteweg, alle Hindernisse werden mittig überwunden.

Diese und viele weitere wertvolle Übungen sind in den Richtlinien Band 2 des FNverlags nachzulesen.

Rhythmus wichtiger als Distanz

Sind diese ersten Übungen erfolgreich absolviert, kann die Aufgabenstellung erweitert werden. Zur Rhythmusschulung empfiehlt es sich, den Anreiteweg mit niedrigen Cavaletti auszulegen: Vor das Hindernis werden drei bis vier Cavaletti im Abstand von 3,0 – 3,50 m aufgestellt. Um das Gefühl für den richtigen Galopprhythmus beim Anreiten des Hindernisses zu verbessern, ist das Zählen der Galoppsprünge eine wichtige Übung. Eine weitere Möglichkeit zur Nutzung von Cavaletti ist folgender Aufbau: Etwa drei Meter vor dem Hindernis und 3,50 m dahinter wird je ein Cavaletti aufgestellt. Diese kleine Reihe ist im ruhigen und kontrollierten Galopp anzureiten. Das hinter dem Hindernis platzierte Cavaletti bringt das Pferd dazu, über dem Hindernis vermehrt zu basculieren. Es springt mehr über den Rücken, nutzt den Hals zum Balancieren und landet geschlossener.

Springen aus der Wendung

Als nächste Übung steht das Springen aus der Wendung an. Dabei wird stets die Mitte des Hindernisses anvisiert und das Pferd mit den äußeren Hilfen, also dem verwahrenden Schenkel und Zügel, sicher auf der Linie gehalten. Auch hierbei gilt: Vom Leichten zum Schweren. Die Wendung zum Sprung wird nach und nach enger gestaltet und so die Anforderung schrittweise gesteigert. Dabei ist stets der gute Rhythmus des Galopps zu erhalten, das Pferd bleibt im Gleichgewicht und vor dem Reiter.

Illustrationen: Cornelia Koller, Dierkshausen, mit frdl. Genehmigung entnommen aus „Weiterführende Ausbildung für Pferd und Reiter, Richtlinien für Reiten und Fahren, Band 2“, Hrsg.: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN), FNverlag, Warendorf, 2020.

Fazit

Wem es gelingt, diese verschiedenen Variationen am Einzelhindernis harmonisch, rhythmisch und kontrolliert auf beiden Händen zu absolvieren, der hat mit wenig Aufwand systematisch Springgymnastik gestaltet und ist gut gerüstet für das nächste Parcoursspringen.

FN-Ausbildungsbotschafter Christoph Hess Foto: FN-Archiv

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