Vorheriger Artikel

Ausgabe 04/2023
Namen und Nachrichten

Nächster Artikel

Ausgabe 04/2023
Lernen vom Reitmeister: Jean Bemelmans

Dülmener Wildpferde im Münsterland

„Die Natur gibt die Richtung vor“

Mehr als 400 graue Ponys, die letzten echten Wildpferde Europas: Was Pferdefreunde im Merfelder Bruch von der freilebenden Herde lernen können und warum die Wildlinge ein wichtiger Genpool sind – das alles erklärt Herzog Rudolph von Croÿ auf einer PM-Exkursion in der Münsterländer Wildbahn. Außerhalb des Merfelder Bruchs sind die Dülmener vielseitige Reitpferde, Freizeitkumpels und Familienmitglieder.

Dülmener sind von Natur aus freundliche Pferde und dank des natürlichen Herdenlebens gut sozialisiert. Fotos (10): Cornelia Höchstetter

Mit etwas Fantasie könnte es „Jenseits von Afrika“ sein: Statt Akazien sind es Kiefern, die ihre Äste wie Arme zur Seite strecken. Das Gras der Weide wirkt im trockenen Münsterländer Spätsommer ähnlich ausgedörrt wie in einer Savanne. Am Himmel wechselt die Lichtregie: Die Sonne hört auf, Gräser und Sand anzustrahlen, und verschwindet hinter der dunklen Regenwand. Eine Windböe wirbelt Staub auf. Dann fallen die ersten Tropfen. Eine Jährlingsstute wirft sich nochmal zu Boden, um sich ausgiebig zu wälzen. Wie im Film ziehen hunderte Dülmener Wildpferde an den Besuchern vorbei in das Kiefernwäldchen.

Europas letzte

Im Merfelder Bruch bei Dülmen im Münsterland leben Europas letzte echte Wildpferde. Mehr als 400 ponygroße Stuten und Fohlen streifen im Spätsommer zwischen Weideflächen und Waldstücken auf über 400 Hektar hin und her. Es gibt weder Tierarzt und Hufschmied noch Wurmkuren. Nur im Winter oder in anderen knappen Zeiten wird Heu zugefüttert. Die Dülmener Wildlinge sind zwischen 1,30 und 1,45 Meter im Stockmaß. Fast alle sind Falben – manche beinahe schwarz, viele in unterschiedlichsten Grauschattierungen, wenige bräunlich oder ockerfarben wie ausgeblichenes Winterlaub.

Die Mähnen sind meist schwarz, ab und zu zweifarbig, mal kurz geschubbert, mal wehen sie lang wie Fahnen um den Hals. Ein Aalstrich zieht sich über den Rücken, manche Beine haben Streifen wie ein Zebra – alles ursprüngliche Wildpferdeabzeichen.

Gegen das Vergessen

Für die Persönlichen Mitglieder der FN bietet Hausherr Herzog Rudolph von Croÿ regelmäßig Exkursionen an (siehe Infokasten). Die Wildpferdeherde ist Familienbesitz und der Herzog zugleich zweiter Vorsitzender der Persönlichen Mitglieder sowie Mitglied im Präsidium der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Während der Führung steht er im grünen Jackett mit Krawatte und Einstecktüchlein, ignoriert den leichten Regen und sagt: „Wir Pferdeleute nehmen Pferde heute fast ausschließlich als Haustiere wahr und vergessen darüber, dass sie vorher, wie alle anderen Tiere auch, Wildtiere waren.

Aber schauen Sie bei diesen Pferden, wie zum Beispiel die Schweife tief angesetzt sind – das hat einen Sinn: Sie halten den Regen von den Schenkelinnenseiten ab.“ Wie es mit Fehlstellungen bei den Fohlen sei? „Gibt es so gut wie nie. Das motorische Zentrum wird von Anfang an vielseitig geprägt: Die springen mal über einen Baumstamm, haben verschiedene Böden und müssen sich gut ausbalancieren“, beobachtet Rudolph von Croÿ. Die Natur sorgt in vieler Weise klug vor. Etwa mit der knöchernen Wölbung über den Augen. Das wirke wie ein Sonnenschutz. Der Herr der Wildpferde wiederholt, was alle wissen, aber manche vergessen: „Ein Pferd ist gemacht, um an der frischen Luft und in einer Herde zu leben, sich langsam und ständig fortzubewegen, Gras zu fressen – und kein Müsli. Pferde brauchen Faserstoffe. Ihnen zu wenig Heu zu füttern, grenzt an Tierquälerei.“

Ein Bild wie aus einer anderen Welt. Doch dies ist nicht „Jenseits von Afrika“, sondern mitten in Deutschland.

Rudolph Herzog von Croÿ ist der Mann, dem die Wildpferde gehören.

Dülmener Wildpferde live erleben

Bei regelmäßig im Jahr stattfindenden PM-Exkursionen zu den Dülmener Wildpferden können Erwachsene und Kinder den Tieren ganz nahekommen und mehr über sie und ihr Leben in der Wildnis erfahren. Meist begleitet Rudolph Herzog von Croÿ die Besuchergruppen persönlich über das Gelände. Ein beeindruckendes Erlebnis für jeden Pferdefreund!

Das sind die Termine für 2023 – Beginn ist jeweils 14 Uhr:

Für Erwachsene: Freitag, 14. April und Freitag, 15. September

Für Kinder: Samstag, 15. April und Samstag, 16. September

Das Angebot richtet sich an Kinder im Alter von 6 bis 13 Jahren, eine erwachsene Begleitperson wird gewünscht. Mehr Informationen und Anmeldung unter www.pferdaktuell.de/seminare.

Insbesondere die Fohlen sind neugierig Besuchern gegenüber und kommen teilweise ganz nah an sie heran.

Nachwuchsförderung

Jedes Jahr im März und April laufen zwei Hengste für einige Wochen in der Herde mit und sorgen für den Nachwuchs – den Rest des Jahres verleben sie in einer eigenen Hengstherde auf ihren Weiden in Merfeld. 120 Fohlen kamen im Jahr 2022 auf die Welt – im Spätsommer tragen sie ihren plüschigen Wechselpelz, kratzen sich gegenseitig Mähnenkamm und Rücken. Die Hengstfohlen üben sich schon mal in Kampftechniken wie Beine-Beißen. Eine hübsche, schmalgesichtige Stute mit langer verknoteter Mähne döst vor sich hin. Manche Stuten haben pralle und wohlgeformte Kruppen. Die älteren Stuten sind oft rippig und wiegen im Schritt ihre Hängebäuche. Neugierig sind die Fohlen. Die mutigsten kommen so nah, dass sie die Jacken und Taschen der Besucher beschnuppern.

Wild und doch begrenzt

Das Stück Wildnis ist gut bevölkert: Die vielen Pferdeäpfel auf den abgegrasten Weideflächen deuten darauf hin, dass die Fläche endlich ist. Ein zehn Kilometer langer Zaun  grenzt die Fläche ein – seit dem Sommer 2022 ist ein wolfsabweisender Zaun dazu gekommen. Laut Herzog habe es in der Wildbahn mehrfach Risse von Damwild gegeben, bei denen es genetisch nachgewiesen worden sei, dass dies Wölfe verursacht hätten. So ließ der Herzog von Croÿ für 700.000 Euro den Spezialzaun bauen. „Ich habe keine Angst, dass Wölfe die Herde angreifen. Aber davor, dass die Herde in Panik kommt und durch den Zaun geht. Die Autobahn ist einfach zu nah dran.“

Die Dülmener Wildpferde sind ein Übrigbleibsel von einst zahlreichen regionalen Pferdepopulationen. Die lebten schon vor über tausend Jahren wild. Bei Bedarf fing sie der Mensch und nutzte sie als Arbeits- oder Kutschpferd. Solche Wildgestüte gab es im Duisburger Wald, im Sauerland im Arnsberger Wald oder in der Senne bei Bielefeld. Als sich der Mensch immer mehr Wiesen in Äcker umwandelte und Flächen bebaute, blieb immer weniger Platz für die Wildpferde. Auch für die Dülmener, die erstmals 1316 urkundlich erwähnt sind. „Die Dülmener drohten auszusterben, also zäunte mein dreifacher Großvater Alfred von Croÿ 1845 die Wildbahn ein“, erzählt Rudolph von Croÿ.

Ihre Sozialkompetenz zeichnet die Dülmener aus, gerade wenn sie in der „Wildnis“ aufwachsen. Sie kennen die klaren Strukturen einer altersgemischten Herde, können sich gut in die Hierarchie einfügen und sind sehr feinfühlig für Kommunikation.

Die Hengstfohlen erproben im Spiel ihre Kräfte.

Dülmen und Kentucky

Die Pferde aus dem Münsterland haben es bis in den pferdeverrückten US-Staat Kentucky geschafft: Das Logo des legendären Kentucky Horse Parks in Lexington zeigt eine dunkle Stute, in deren Trabbewegung ihr helles Fohlen galoppiert. Dieses Motiv stammt aus einer Fotografie des Berliner Fotografen Peter Thomann, die er 1963 im Merfelder Bruch schoss. „Stute mit Fohlen“ wurde sein berühmtestes Bild und beim World Press Photo 1963 als bestes „Feature Foto” ausgewählt. 1996 landete es als meist kopiertes Foto der Welt im Guinnessbuch der Rekorde.

 

Arterhalt, keine Zucht

„Wildpferd ist eine Definitionssache: Die Dülmener sind Wildpferde, weil sie schon immer wild lebten und ausschließlich die Natur ihre Selektion übernommen hat. Die wildlebenden Camarguepferde in Frankreich oder die New Forest Ponys in England waren ursprünglich domestizierte Pferde, die nach ausgesuchten Eigenschaften gezüchtet wurden“, erklärt der Herzog von Croÿ. „Wir sind keine Pferdezüchter – wir erhalten eine Art. Und für diese Art soll weiterhin die Natur die Richtung vorgeben.“

Anders als bei der gezielten Reitpferdezucht und ihrer Spezialisierung – damit würde der Genpool immer schmaler und es gingen wertvolle Eigenschaften verloren. Vielleicht braucht eines Tages die Pferdezucht eine Auffrischung durch eine natürliche Ur-Genpalette, die der Herzog mit den Dülmenern retten möchte. Denn bisher konnte sich die Spezies Pferd auf der Welt halten, weil sich das Pferd seit dem Eohippus vor 50 Millionen Jahren immer wieder der veränderten Umwelt anpassen konnte – ob sumpfige Wälder oder weite Steppe.

Jedes Jahr werden bei den Wildpferden zahlreiche Fohlen geboren – im vergangenen Jahr waren es insgesamt 120.

„Der Nachteil an den Dülmenern ist, dass sie außerhalb Nordrhein-Westfalens sehr unbekannt sind. Wir müssen immer erst Aufklärungsarbeit leisten, dass die nicht nur Wildtiere, sondern auch Reitpferde sein können.“

Dr. Heike Brenken, Zuchtwartin der IG Dülmener

„In der gezielten Pferdezucht wird der Genpool immer schmaler. Die Natur dagegen setzt auf eine vielschichtige Genpalette, damit sich das Pferd immer wieder auf wechselnde Bedingungen einstellen kann.“

Herzog Rudolph von Croÿ, Besitzer der Wildpferdeherde

Trubel im Mai

So ruhig es auf den Führungen durch die Wildbahn zugeht, so viel Trubel herrscht jedes Jahr am letzten Samstag im Mai: Seit 1907 findet der Wildpferdefang statt. Die Jährlingshengste werden aus der Herde sortiert, damit der Bestand sich nicht unkontrolliert vergrößert. Über 15.000 Zuschauer verfolgen das in einer eigens gebauten Arena. Dort galoppieren über 400 Wildlinge hinein. Junge Männer in blauen Hemden fangen die halbstarken Jährlingshengste. Manchmal kommt es zu spektakulären Szenen, bei denen die kleinen Hengste vermeintlich starke Männer hinter sich herziehen oder umgekehrt, von ihnen zu Boden geworfen werden.

Vor rund 20 Jahren wurde Kritik der Tierschützer laut. Sie klagten den Stress beim Fang an. Um dem entgegenzutreten, haben sich Herzog Rudolph von Croÿ, die Försterin Friedrike Rövekamp sowie die Biologin und Verhaltensexpertin Dr. Willa Bohnet getroffen. Die Akademische Rätin am Institut für Zoologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover kommentiert: Die älteren Stuten wüssten genau, wie dieser Tag abläuft und lassen sich zuerst in die Fangecke treiben, wo es dann in den Stutenstall geht.

Jährlich Ende Mai werden beim Wildpferdefang die Junghengste aus der Herde herausgefiltert und im Anschluss versteigert. Foto: Stefan Lafrentz

Stressiger wäre es für die Fohlen und Jungpferde Deshalb analysierten Wissenschaftler der Tierärztlichen Hochschule Hannover Videoaufnahmen der Fangsituation. Seitdem werden die Fänger geschult: „Wir haben auf dem Hof von Croÿ die Fänger mit Warmblutpferden zusammengebracht – so lernten sie die Sicherheitszone um die Pferde kennen, wie weit das Gesichtsfeld der Pferde reicht, wann man Blick und den Kopf abwenden soll, dass die Arme eng am Körper anliegen sollen, wie sie die Pferde vor sich hertreiben, das Halfter anlegen, wie sie den Nasenrücken halten, ohne die Nüstern zuzudrücken und die Führpositionen“, erklärt Dr. Bohnet.

Vom Wild- zum Reitpferd

Meist sind es bei der Versteigerung 30 bis 50 Jährlingshengste, die zwischen 800 und über tausend Euro kosten. Die Jährlinge verbringen die Nacht noch gemeinsam, um sich zu beruhigen und zu erholen. Am nächsten Tag werden sie von den neuen Besitzern abgeholt. Wenn die Jährlinge erwachsen sind, werden sie zu Freizeit- oder Kutschpferden ausgebildet, sind beliebte Therapie- oder Kinderponys. Die Besitzer und Reiter der Dülmener haben sich in verschiedenen Vereinen organisiert. Etwa bei den „Wildpferdefreunde e.V.“ oder der Interessensgemeinschaft des Dülmener Wildpferdes. Britta Becker aus Hamminkeln suchte ein genügsames Beistellpferd. Beeindruckt von der kulturellen Bedeutung und der Robustheit der Dülmener fuhr sie 1995 zum Wildpferdefang. Sie beobachtete beim Fang die Bewegungen der Jährlingshengste. Jener, den sie ersteigerte, kostete 1.100 D-Mark. „Klein und zottelig, eine Handbreit größer als meine Dogge“, erinnert sich Britta Becker. Sie taufte ihn Pinocchio. Zuhause angekommen, blieb Pinocchio die ersten Tage in der Außenbox. Britta Becker kratzte ihm täglich den juckenden Jährlingspelz. „Nach einer Woche konnte ich ihn überall anfassen“, erzählt sie.

Zwischen Show und M-Dressur

Die Kurzfassung der folgenden 20 Jahre: Pinocchio wurde 1,43 Meter groß, ein kräftiger Typ und zog beim Reiten unter Britta Becker die Blicke auf sich. „Der läuft ja richtig schön“, hieß es im Reitverein. Ein Mädchen durfte mitreiten, Jana Ruff, damals 13 Jahre alt. Die zwei schafften es erfolgreich bis zur Klasse M in Dressurprüfungen, weil Pinocchio korrekt, motiviert und artig lief. Das Paar ist in Fachzeitschriften und Büchern verewigt. Sie sind regelmäßig in Shows aufgetreten, auf der Equitana Open Air zeigten sie sogar Serienwechsel ohne Sattel. Beim Wildpferdefang 2013 gab der 19-jährige Pinocchio seine Abschiedsvorstellung vom Sport: Britta Becker ist selig: „Wir haben so wunderbare Erinnerungen mit ihm.“

Allround-Talent

Ähnlich ist die Geschichte von Susanne Gerard aus Heinsberg im Rheinland. Sie war mit der Familie beim Wildperdefang. „Wie das so ist, mein Vater wollte steigern, meine Mutter wollte ihn daran hindern“, erinnert sie sich an den Zuschlag am letzten Mai-Samstag des Jahres 2008. Am Sonntagmorgen kam die Familie abermals mit dem Anhänger nach Dülmen. „Die jungen Hengste waren an dem Morgen total entspannt. Wir hatten den Anhänger an den Stutenstall geparkt, die Zwischenwand raus, tief eingestreut, zwei Mann haben den jungen Hengst auf die Rampe gezogen. Klappe zu, Plane zu“ – zwei Stunden später zog der Dülmener Jährling Max in Heinsberg in den Stall des Großvaters, der Trabrennpferde hielt. Max wurde 1,44 Meter groß und zum perfekten Allrounder: L-Dressur platziert, feinfühlig auf die Körpersprache bei der Freiarbeit reagierend, zuverlässig über Sprünge, für den örtlichen Kindergarten war Max das Reitpferd des heiligen St. Martin und das Kutschpferd des Nikolauses – inmitten von Feuerwehr und Musikgruppe.

Max, der Allrounder: Bei seiner Abholung aus dem Wildgehege als Jährling und Jahre später als vielseitiges Reitpony bei einer Show der Equitana Open Air, als Turnierpony und über einem kleinen Sprung. Fotos: privat

Pferde als Naturschützer

Eine weitere große Freundin der Dülmener ist Dr. Heike Brenken von Hof Tütsberg in Schneverdingen. Sie ist ehrenamtliche Zuchtwartin bei der Interessengemeinschaft des Dülmener Wildpferdes in Deutschland e.V.. Hauptamtlich betreut sie eine Herde dieser Robustpferde für den Verein Naturschutzpark, genauer die VNP Stiftung Naturschutzpark Lüneburger Heide. Deren Dülmener Pferde erhalten mit Rindern und Heidschnucken durch ihr Fress- und Bewegungsverhalten die alte Kulturlandschaft der Lüneburger Heide. Pro Jahr kommen dort vier bis fünf Dülmener Fohlen zur Welt. Am meisten schätzt die Zuchtwartin die Gelassenheit und Stressfestigkeit der Dülmener. „2014 waren wir mit den Pferden auf der Grünen Woche in Berlin.“ Auf dem Parkplatz vor der Messehalle hätten ihre Dülmener das Gras aus den Pflasterritzen gefressen. In der Halle waren sie gelangweilt statt gestresst. „Sie folgen der Energiesparstrategie der Natur: Diese Pferde wägen ab, ob es sich lohnt, Energie für Panik aufzubringen“, erklärt Dr. Heike Brenken.

Fast alle Dülmener sind Falben, manche beinahe schwarz, viele in unterschiedlichsten Grauschattierungen, wenige bräunlich oder ockerfarben.

Gegen das Aussterben

Es wird unterschieden: Dülmener Wildpferde sind die, die in der Wildbahn im Merfelder Bruch geboren sind. Versteigerte Jährlinge bekommen Chip und Pferdepass und können als Sportpony bei der FN eingetragen oder auf einer Körung vorgestellt werden. So gelangen sie bei positiver Beurteilung ins Hengstbuch 1. Laut Jahrbuch der FN gab es 2021 acht eingetragene Zuchthengste und 38 Zuchtstuten. Ebenfalls in der Zuchtstatistik stehen für 2021 13 Bedeckungen und 8 Fohlen. Sie werden als Dülmener Pferde in den Zuchtverbänden eingetragen. Eine kleine Population. „Meine größte Sorge ist, dass sie aussterben“, sagt Dr. Heike Brenken. Sie sieht wie Herzog Rudolph von Croÿ die wichtige Bedeutung des Genpools: „Man könnte die guten Eigenschaften der Dülmener wieder einkreuzen, falls die Ponyzucht sich eines Tages verändern sollte und mehr Wert auf ‚kaltblütigere Eigenschaften‘ legt.“ Das war schon einmal der Fall: „In den 1960er und 1970er Jahren wurde der Dülmener genau wie andere Regionalrassen in die deutsche Reitponyzucht eingekreuzt“, erklärt die Zuchtwartin. Die Dülmener bleiben mit ihrer Genetik eine Option für die Zukunft des Pferdes.

Cornelia Höchstetter

Friederike Rövekamp ist die Försterin der Wildpferde.

Vorheriger Artikel

Ausgabe 04/2023
Namen und Nachrichten

Nächster Artikel

Ausgabe 04/2023
Lernen vom Reitmeister: Jean Bemelmans