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HorseFuturePanel: Zukunft der Pferdewirtschaft

„Die Gesellschaft braucht das Pferd“

Die Pferdewelt verändert sich und wird immer vielfältiger. Das Marktforschungsunternehmen und FN-Partner HorseFuturePanel studiert diese Entwicklungen ganz genau. Das PM-Forum hat mit der geschäftsführenden Gesellschafterin Dr. Christina Münch über die markantesten Trends gesprochen.

Foto: HorseFuturePanel

PM-Forum: Frau Dr. Münch, Sie beschäftigen sich seit 2011 intensiv mit der deutschen Pferdewirtschaft. Welche Entwicklungen können Sie beobachten?

Dr. Christina Münch: Das Interesse der deutschen Gesellschaft am Pferdesport steigt. Bereits seit 2014 nimmt die Anzahl der aktiven Pferdesportler zu, heute sind es 3,89 Millionen, die zumindest gelegentlich reiten. Mehr als 14 Millionen Menschen interessieren sich darüber hinaus grundsätzlich für den Pferdesport. Dabei können wir allerdings eine Entwicklung zu Gunsten des nicht-organisierten, das bedeutet individuellen Pferdesports ohne Vereinszugehörigkeit feststellen. Auch die Bedürfnisse und Motive für den Umgang mit dem Pferd wandeln sich und sind auf den gesellschaftlichen Wertewandel zurückzuführen. Es gibt in der Gesellschaft einen großen Wunsch nach Entschleunigung und danach, die Freizeit wieder in der Natur zu verbringen. Das wirkt sich auch auf den Pferdemarkt aus: Gefragt sind verlässliche, unkomplizierte Freizeitpferde, zumal es immer mehr Reiter gibt, die nicht von Hause aus eine Verbindung zum Pferd haben.

PM-Forum: Immer häufiger sehen sich Pferdesportler mit Kritik aus der Gesellschaft an der Nutzung des Pferdes konfrontiert. Welche Erkenntnisse liegen Ihnen hierzu vor?

Dr. Münch: In der Tat wird immer häufiger genauer hingeschaut, ob Pferdehaltung und -ausbildung, egal ob in Sport oder Freizeit, auch tierschutzkonform sind. Diese kritische Grundhaltung kommt allerdings nicht nur aus der Gesellschaft, sondern auch von innerhalb der Pferde-sportgemeinschaft. Das zeigen auch die Ergebnisse einer repräsentativen Studie unter mehr als 20.000 Pferdesportlern, die wir gemeinsam mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung durchgeführt haben. Diese hat ergeben, dass bestimmte Hilfszügel und Zäumungen von einer großen Mehrheit der Pferdesportler abgelehnt werden. Unsere Befragungen zeigen deutlich, dass alle dem Pferd Verbundenen ein wesentliches Ziel haben: Sie wollen ihr Wissen und ihre praktischen Fähigkeiten rund ums Pferd verbessern, und zwar zum Wohle des Pferdes.

PM-Forum: Welchen Einfluss haben Trends wie die Digitalisierung auf den Pferdesport?

Dr. Münch: Insbesondere die Digitalisierung verändert das Zusammenleben und Kommunikationsverhalten der Menschen völlig. Unbestritten bringt sie viele Vorteile mit sich und dennoch führt sie auf der anderen Seite dazu, dass Menschen, insbesondere Kinder, nicht mehr in der Lage sind, direkt miteinander zu sprechen, aufeinander einzugehen, sich zu konzentrieren und Rücksicht zu nehmen. Der Umgang mit Pferden wirkt diesen Defiziten entgegen, hat vor allem auf Kinder und die Entwicklung ihrer sozialen Fähigkeiten einen positiven Einfluss. Dem Pferd kann so zukünftig eine große gesellschaftspolitische Bedeutung zukommen. Unsere Gesellschaft braucht das Pferd mehr denn je.

PM-Forum: Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihre eigene Tätigkeit, aber auch für die Pferdewirtschaft?

Dr. Münch: Noch immer wird in der Pferdewirtschaft zu wenig strategisch gedacht und gehandelt. Viele Entscheidungen werden auf Basis eines reinen Bauchgefühls getroffen oder weil es schon immer so gemacht wurde. Teils mag das die Folge einer fehlenden Datengrundlage oder fehlender wissenschaftlicher Erkenntnisse sein, teils mag es auch an Innovationskraft und an Mut fehlen, neue Wege einzuschlagen. Wir bemühen uns, neue Erkenntnisse aus Pferdewirtschaft und Gesellschaft zusammenzutragen und diese möglichst vielen Interessierten und Entscheidern zugänglich zu machen. Wir möchten so zu einer nachhaltigen Weiterentwicklung der deutschen Pferdewirtschaft beitragen und dazu, die Bedeutung des Pferdes für Mensch und Gesellschaft stärker im öffentlichen Fokus zu verankern.

Das Gespräch führte Maike Hoheisel.

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