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Prüfung statt „Qualitätscheck“
FN-Tagungen: Beirat Sport verabschiedet LPO-Änderungen
Mehr Flexibilität im Turniersport
Flexibler und liberaler – so wünschen sich viele Turnierteilnehmer und -veranstalter den Pferdesport.
Unter diesem Motto standen daher auch die Änderungen im Regelwerk, die vom Beirat Sport der
Deutschen Reiterlichen Vereinigung bei den FN-Tagungen in Hamburg mit großer Mehrheit beschlossen
wurden.
Lange hatten es sich Turnierreiter gewünscht, jetzt ist es möglich: zu Trainingszwecken ein Pferd außer Konkurrenz auf einem Turnier vorzustellen. Foto: Stefan Lafrentz
Bislang ein No-Go, künftig aber möglich, sofern die Ausschreibung es erlaubt: der Start „außer Konkurrenz“, also ohne Wertung und ohne Platzierungsmöglichkeiten. Mit dieser Neuerung soll es Reitern mit einer zu hohen Leistungsklasse ermöglicht werden, ein Pferd zu Trainingszwecken in einer niedrigeren Prüfung zu starten. Ein Start „außer Konkurrenz“ ist daher nur in Prüfungen der Klasse E bis L und nicht in startplatzbegrenzten Prüfungen möglich. Die Pferde sind aber dann in anschließenden Prüfungen derselben Disziplin auf demselben Turnier nicht startberechtigt. Die Anzahl der zulässigen Starts je Reiter pro Prüfung sowie je Pferd pro Tag gilt inklusive der Starts „außer Konkurrenz“, ferner gelten die üblichen Voraussetzungen, d.h. das Pferd muss fortgeschrieben sein und der Reiter eine gültige Jahresturnierlizenz besitzen. Der Start „außer Konkurrenz“ muss mit der Erklärung der Startbereitschaft angemeldet werden.
Weitere Neuerungen betreffen vor allem Erleichterungen für die Veranstalter. So ist ihnen die Auszahlung von Geldpreisen künftig in allen nationalen Prüfungen freigestellt, nicht nur bis Klasse M, sondern einschließlich Klasse S. Ferner dürfen weitere Veranstaltungsgebühren im Zusammenhang mit der Teilnahme an Turnieren erhoben werden, sofern sie in der Ausschreibung transparent aufgeführt und von der zuständigen Landeskommission bzw. der FN genehmigt wurden. „Tierärzte, Sanitätsdienst und andere Dienstleister rund ums Turnier verursachen immer mehr Kosten, die vom Veranstalter nicht allein durch Nenn- und Startgelder zu finanzieren sind. Gleichzeitig wird
in jüngster Zeit immer deutlicher, dass die meisten Reiter bereit sind, gute Rahmenbedingungen auch zu honorieren. Im Grunde wird mit der Änderungen das liberalisiert, was an vielen Stellen bereits gängige Praxis ist“, erklärt Fritz Otto-Erley, Leiter der FN-Abteilung Turniersport.
Voltigieren der S-Gruppen
Notwendige Regelwerksänderungen ergaben sich im Voltigiersport. In jüngster Zeit beobachtet die FN mit Sorge, dass viele M-Gruppen nicht aufsteigen wollen, da sie dann die Zahl der Mitglieder von acht auf sechs reduzieren müssten. Das fällt vielen schwer, ist jedoch nicht im Sinne der sportlichen Weiterentwicklung. Der Beirat Sport beschloss daher, die Zahl der Gruppenmitglieder auch bei S-Gruppen auf acht zu erhöhen. Gleichzeitig wird der „Zwangsaufstieg“ von M-Gruppen eingeführt, sofern sie drei Mal eine Wertnote von 6,5 und besser erzielt haben. „Dadurch werden nicht nur S-Gruppen gestärkt, sondern auch die M-Gruppen geschützt. Zudem erhofft sich die FN durch eine steigende Anzahl an S-Gruppen ein größeres Teilnehmerfeld bei den Deutschen Meisterschaften. In Folge der Veränderung wird die Zeitdauer in der Pflicht bei S-Gruppen auf eine Minute pro Gruppenmitglied erhöht.
Dispens bei Siegerehrung
Im März sorgte der tödliche Unfall eines Kindes während der Siegerehrung eines Reiterwettbewerbes für große Betroffenheit im Pferdesport. „Dieser tragische Unfall hat uns alle sehr erschüttert“, sagte Otto-Erley. Aufgrund dessen wurden die Regelwerke noch einmal überprüft. Der Beirat Sport kam zu dem Schluss, dass die Leistungs-Prüfungs-Ordnung ausreichend Möglichkeiten bietet, um eine weitgehende Sicherheit bei Siegerehrungen inklusive der Ehrenrunden gewährleisten zu können. „Dispense waren und sind jederzeit möglich, ebenso wie Siegerehrungen zu Fuß und andere Alternativen, von denen gerade in Wettbewerben häufig Gebrauch gemacht wird“, so Otto-Erley. Für den Bereich breitensportlicher Wettbewerbe unter der Regelung der WBO wurden darüber Handlungsempfehlungen erarbeitet, die in Kürze veröffentlicht werden.
Goldenes Reitabzeichen
Wer es hat, kann stolz auf sich sein: das goldene Reitabzeichen. Anders als alle anderen Reitabzeichen kann das „Goldene“ nicht durch eine Prüfung, sondern nur durch sportliche Erfolge erworben werden. Welche das sind, ist in der Ausbildungs-Prüfungs-Ordnung (APO) genau festgelegt. Im Rahmen der FN-Tagungen hat der Beirat Sport der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) die Kriterien für die Dressur präzisiert.
Das Goldene Reitabzeichen verdient, wer sich in einer Vielzahl an Prüfungen bewährt hat. Darüber hinaus gilt ab sofort für alle Dressur- und Springreiter, dass die entsprechenden Erfolge auf mindestens fünf unterschiedlichen Turnierplätzen erbracht worden sein müssen. Neu ist auch die Zahl der tatsächlich zu erringenden Siege für die Verleihung des „Goldenen Reitabzeichens“ in der Dressur. Grundsätzlich sind zehn Siege auf S-Niveau erforderlich. Bislang konnten allerdings alle zehn durch Platzierungen an 2. bis 5. Stelle in Grand Prix und Grand Prix Special ersetzt werden. Ab 2020 können nur noch fünf der zehn Siege durch Platzierungen in S3* und S4* ersetzt werden und auch nur dann, wenn mindestens 68 Prozent erreicht wurden.
Uta Helkenberg
Siegmund Friedrich und Gerlinde Hoffmann geehrt
Die FN-Tagungen sind stets ein willkommener Anlass, verdiente Persönlichkeiten zu ehren. In diesem Jahr zeichnete die FN den Geschäftsführer des FNverlags, Siegmund Friedrich und Gerlinde Hoffmann mit der Dieter-Graf-Landsberg-Velen-Medaille in Gold aus.
Viele PM kennen Siegmund („Siggi“) Friedrich von der Equitana, wo er unermüdlich im Ring das Tagesprogramm moderierte und dabei viele Werke des Verlagsprogramms mit Reitern und Pferden in der Praxis anschaulich machte. Nun tritt Siegmund Friedrich in den wohlverdienten Ruhestand. Über 30 Jahre lang prägte der Bücher- und Pferdeliebhaber das Programm des FNverlags, der sich in dieser Zeit vom reinen Richtlinien und Regelwerksverlag zum Branchenprimus für Pferdesportliteratur in Deutschland entwickelte. 1992 wurde Friedrich zum Mit-Geschäftsführer des FNverlags bestellt. Zu dieser Zeit umfasste das Sortiment rund 120 Titel, zehn Jahre später waren es bereits mehr als doppelt so viele. „Er stellte an den Verlag, seine Autoren und sich selber vor allem diese zwei hohen Ansprüche: ein gut gestaltetes Buch zu bezahlbaren Bedingungen zu produzieren und die Werke des FNverlags auf den Grundsätzen der klassischen Reitlehre fußen zu lassen“, sagte FN-Vizepräsident Dieter Medow, der die Ehrungen vornahm.
Ebenfalls mit der Dieter-Graf-Landsberg-Velen-Medaille in Gold bedankte sich die FN bei Gerlinde Hoffmann, der ehemaligen Leiterin der FN-Abteilung Umwelt und Pferdehaltung und „grünes Gewissen“ des Verbandes, für ihre jahrelange Arbeit zugunsten Pferdesport und Pferdehaltung. Die Diplom-Agrar-Ingenieurin war von 1983 bis 1990 zunächst Geschäftsführerin des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten und gleichzeitig auch Referentin für die Persönlichen Mitglieder der FN. Von 1991 bis 2001 leitete die gebürtige Berlinerin die FN-Abteilung Allgemeiner Reit- und Fahrsport. Aus dieser Zeit stammt auch ihr Buch „Orientierungshilfen für den Reitanlagen und Stallbau“. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung von Natur- und Umweltschutz wurde die Abteilung 2001 in die Bereiche „Breitensport“ und „Umwelt und Pferdehaltung“ geteilt, deren Leitung Gerlinde Hoffmann übernahm. Zu den Schwerpunkten ihrer beruflichen Tätigkeit gehörte die Verfolgung der rahmengebenden Gesetze und Richtlinien und Verordnungen auf internationaler und Bundesebene, insbesondere zum Thema Reiten im Wald und in freier Landschaft, sowie die Vertretung der Interessen des Pferdesports und der Pferdehaltung auf allen politischen Ebenen.
PM-Vorsitzender und FN-Vizepräsident Dieter Medow zeichnete Gerlinde Hoffmann und Siegmund Friedrich aus. Fotos: Anke Rottmann
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