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Serie: Lektion im Fokus, Teil 10
Traversalen
Sie sind fester Bestandteil jeder Dressuraufgabe und genießen deshalb einen hohen Stellenwert in der Ausbildung von Reiter und Pferd: Lektionen. Doch Lektionen sind kein Selbstzweck, sondern vielmehr Prüfstein richtigen Reitens und damit wertvolle Werkzeuge zur Ausbildung und Gymnastizierung jeden Pferdes. Dabei hat jede Lektion ihren eigenen Schwerpunkt. Das PM-Forum nimmt an dieser Stelle immer eine Lektion in den Fokus.
Die Lektion
Die Traversale ist eine Vorwärts-Seitwärts-Bewegung, die im versammelten Trab oder Galopp geritten wird. Der Ablauf der Bewegung ist wie beim Travers, nur bewegt sich das Pferd dabei entlang einer gedachten diagonalen Linie. Die Längsachse des Pferdes bleibt nahezu parallel zur langen Seite. In Dressuraufgaben werden halbe, doppelte halbe, ganze und doppelte ganze Traversalen und Zick-Zack-Traversalen geritten.
Bei der Traversale bewegt sich das Pferd entlang einer gedachten diagonalen Linie. Foto: Stefan Lafrentz
Sinn und Zweck
Eine gute Traversale ist gekennzeichnet durch gleichmäßige Längsbiegung, guten Bewegungsfluss und erkennbare Kadenz – also schwungvoller Versammlung. Traversalen – vor allem die Galopptraversalen – verbessern die Geschmeidigkeit und die Durchlässigkeit und regen die Hinterbeine zu vermehrter Lastaufnahme an. Dabei stellt die Traversale hohe koordinative und konditionelle Ansprüche an das Pferd, denn es muss sowohl die Vorder- als auch die Hinterbeine kreuzend seitwärts bewegen.
So geht’s
Für das Reiten von Traversalen hilft die Vorstellung, Travers entlang einer Diagonalen reiten zu wollen: Der Reiter sitzt einseitig belastend in die Bewegungsrichtung. Der innere Schenkel erzeugt die Längsbiegung und das aktive Abfußen, gleichzeitig wird die Hinterhand des Pferdes mit dem äußeren Schenkel in die Bahn hineingeführt. Der innere Zügel gibt dem Pferd die Stellung, der äußere Zügel begrenzt diese und rahmt das Pferd mit ein.
Mögliche Fehler und Korrektur
Viele Reiter neigen dazu, in der Traversale zu stark mit dem äußeren Schenkel zu treiben und den äußeren Gesäßknochen zu belasten. Dahinter steckt häufig die Idee, das Pferd mit den äußeren Hilfen „rüberschieben“ zu müssen. Besser ist die Vorstellung, dorthin zu sitzen, wohin geritten werden soll. Wichtig ist auch, dass das Pferd die diagonalen Hilfen sicher annimmt, sich geschmeidig stellen und biegen lässt und Vorübungen wie Volten, Schulterherein und Travers gelingen. Um in der Traversale die Qualität der Grundgangart immer wieder zu verbessern, eignet sich folgende Übung: Aus der zweiten Ecke der kurzen Seite heraus einige Meter traversieren, daraus auf gerader Linie zulegen und dann wieder in die Traversale wechseln. Dabei merkt der Reiter schnell, ob er sein Pferd wirklich sicher vor sich und an den Hilfen hat.
Extra-Tipp
Gerade beim Erarbeiten der Traversalen ist ein systematischer Aufbau vom Leichten zum Schweren wichtig. Zunächst werden nur langgezogene, flache Traversalen verlangt, der Fokus liegt auf dem Erhalt von Takt, Selbsthaltung und Schwung. Erst nach und nach werden auch steilere Traversalen geritten, die höhere Anforderungen an die Längsbiegung und Beweglichkeit stellen. Hier leisten Volten, die in die Traversale eingebaut werden, gute Dienste: Auf der kleinen Kreislinie lassen sich Stellung und Biegung überprüfen und verbessern und dann in die Traversale mitnehmen. Die Qualität der Bewegung steht immer vor der Quantität: Gefühlvolle Reiter beenden die Übung, bevor sie schlechter wird.
Lina Otto
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