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Unser Stall soll besser werden 2022: Die Gewinner

Im Sinne der Pferde

In einer guten Pferdehaltung steht das Pferd im Fokus. Mit all seinen Bedürfnissen. Der Mensch bietet ein Zuhause mit viel Bewegung, Sozialkontakten und gutem Futter. So wie in den beiden Siegerställen 2022 von „Unser Stall soll besser werden“.

Der Reitstall Am Himmelmoor liegt in Quickborn. Ein bestehender Pensionspferdebetrieb wurde umgebaut und erweitert. Und wird nun überaus durchdacht geführt. Text: Sabine Gregg/RRI, Fotos: RRI (Dr. Tanja Becker, Hannah Klimek)

Der Haltungswettbewerb „Unser Stall soll besser werden“ hat eine lange Tradition. Seit fast drei Jahrzehnten suchen die Persönlichen Mitglieder der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) gemeinsam mit dem Fachmagazin Reiter Revue International die besten Ställe des Landes, in denen die Pferde viel Licht, Luft, Bewegung und Sozialkontakte genießen. Wie pferdegerecht ein Stall wirklich ist, hängt aber in erster Linie vom Management ab. Die modernste Fütterungstechnik oder das schickste Ambiente nützen den Pferden nichts, wenn nicht jeden Tag mit viel Sachverstand im Sinne der Pferde agiert wird. Unterschiedlicher könnten die beiden Sieger des Stallwettbewerbs 2022 kaum sein. Und doch haben beide viel gemeinsam: Ihr Fokus liegt auf dem Pferdewohl. Beide Betriebe bieten allen Pferden viel freie Bewegung, beide legen großen Wert auf gutes Futter und beiden ist der Sozialkontakt der Pferde immens wichtig. Gewinner des Wettbewerbs ist der „Reitstall Am Himmelmoor“ im Speckgürtel von Hamburg. Pferdebesitzer haben dort die Wahl zwischen Paddockboxen, Fensterboxen, Innenboxen und einem Offenstall. Jedes Pferd hat das ganze Jahr über viel freie Bewegung. Einen Sonderehrenpreis vergab die Jury an den Reitverein Attendorn-Askay. Aber lesen Sie selbst.

 

1. Platz Reitstall am Himmelmoor

Alles und noch ein bisschen mehr

Betriebsleiterin Anika Urbach war selbst lange Einstellerin, ehe sie den Reitstall am Himmelmoor gemeinsam mit ihrem Mann Thomas Urbach kaufte, erweiterte und nun seit einem Jahr nach ihren Vorstellungen führt.
„Für uns ist es sehr, sehr wichtig, dass die Pferde freie Bewegung haben, mit anderen auf der Weide stehen und wir sie mit sehr qualitätsvollem Futter versorgen können“, sagt die begeisterte Reiterin. Alle Pferde werden vormittags auf die Weide gebracht, beziehungsweise im Winter auf die neu angelegten, großzügigen, wetterfesten Paddocks. Freie Bewegung ist somit garantiert. „In der Zeit werden die Boxen gemistet und eingestreut“, erklärt Anika Urbach. Großzügige Heuraufen in den Boxen stellen sicher, dass die Pferde Raufutter zur Verfügung haben. Die Raufen sind so angebracht, dass die Pferde in einer natürlichen Haltung fressen können. Die Selbsttränken befinden sich nahezu direkt daneben, sodass die Pferde, ganz nach individuellen Vorlieben, ihr Heu auch eintunken können. Mit Kraftfutter werden sie dreimal täglich versorgt. Mehrere Mitarbeiter sorgen für das reibungslose Management der Pferde. Teilweise wohnen sie sogar auf dem Betrieb und sind so im Ernstfall direkt vor Ort.

Apropos Ernstfall: Bemerkenswert ist, dass die Rauchmeldeanlage auf dem Betrieb direkt die Feuerwehr alarmiert, sollte es zum Brand kommen. Die drei Stalltrakte und die Reithalle sind entsprechend gesichert. Wer sein Pferd im Reitstall Am Himmelmoor unterbringen möchte, hat die Wahl zwischen Innenbox, Fensterbox, Paddockbox und Offenstall. Aktuell führt Anika Urbach allerdings eine Warteliste mit Interessenten. Das spricht für sich. Trainingsmöglichkeiten gibt es zuhauf. So stehen drei unterschiedlich große Reithallen zur Verfügung. Eine von ihnen kann von den Pferdebesitzern extra für Boden- oder Freiarbeit reserviert werden. Außerdem laden der Springplatz, ein Dressurviereck und eine Galoppbahn samt kleinem Geländeplatz zum Reiten an der frischen Luft ein. Qualifizierter Reitunterricht ergänzt das Angebot. Was den Betrieb sonst noch ausmacht? Das gute Management und die Liebe zum Detail, immer mit Blick auf das Wohlergehen und die Sicherheit von Pferd und Mensch

Die große Reithalle hat die Maße 20 mal 62 Meter. Außerdem gibt es zwei weitere Reithallen.

In dem Offenstall leben ganzjährig vier Pferde. Auch sie haben Weidezugang

Im Sommer werden die Pferde jeden Tag auf die Weide gebracht.

Jury-Urteil:

Die Familie Urbach hat einen landwirtschaftlichen Betrieb übernommen und die Pensionspferdehaltung nach einer Fachberatung durch die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein saniert und erweitert. Es wurden neue Paddockboxen geschaffen und Innenboxen umgenutzt. Es gibt tolle Trainingsmöglichkeiten, eine durchdachte Haltung und ganzjährigen Auslauf. Die Philosophie des Betriebs ist es, Sportpferden bis Grand Prix-Niveau eine artgerechte Haltung mit viel freier Bewegung und Sozialkontakt zu bieten. Jedes Pferd kommt jeden Tag in einer kleinen Gruppe auf die Weide oder den Paddock. Fütterung, Gesundheitsmanagement und das allgemeine Management des Betriebes – es gab nichts, was nicht hervorragend war. Das hat uns überzeugt und die Entscheidung sehr leicht gemacht.

Insgesamt gibt es auf dem Hof 46 helle Boxen.

Betreiber: Familie Urbach
Adresse: Pappelallee 30, 22089 Hamburg
Weide: in den Sommermonaten, im Winter
kommen die Pferde auf große Paddocks
Boxen: 46
Fütterung: 3 x tgl. Kraftfutter nach Bedarf,
2 x tgl. werden die Heuraufen gefüllt
Misten: täglich
Bewegungsmöglichkeiten: Springplatz, Dressurplatz,
Rennbahn, 3 Reithallen
Extras für Pferde: Waschbox, Solarium
Extras für Reiter: Umkleide mit Dusche
reitstall-himmelmoor.de

Reitstall Himmelmoor im Film

Auf der breiten, hellen Stallgasse können die Pferde auch geputzt und vorbereitet werden.

Sonderehrenpreis Reitverein Attendorn-Askay

Gemeinsam mit viel Herzblut

Viel getan für die Pferde hat sich beim Reitverein Attendorn-Askay. Bis der Pachtvertrag gekündigt wurde, standen die Pferde in einem alten Stallgebäude. Als der Verein diese Boxen nicht mehr pachten konnte, sah der Vorstand die Zukunft zunächst gefährdet. Doch manchmal kann so ein Einschnitt Wunder bewirken. Ein benachbarter Landwirt baute einen großzügigen Paddockboxenstall für 14 Pferde. Besonders die 3,5 mal 4 Meter großen Paddocks wurden bei Besuch durch die Jury von den Pferden gerne zum Dösen genutzt. Für das Pferdewohl hat sich beim Reitverein Attendorn-Askay viel getan! Zudem wurde dank des Landesförderprogramms für moderne Sportstätten auch das Dach der in die Jahre gekommenen Reithalle erneuert. Das Management der Pferde haben die Pferdebesitzer selbst in der Hand. Sie bringen die Pferde im Sommer auf die Weide und im Winter auf den Reitplatz, der zum Gruppenauslauf umfunktioniert wird. So haben alle Pferde täglich freie Bewegung. Die Pferdehalter wechseln sich wöchentlich ab. „Dieses Konzept hat sich seit Jahren bei uns bewährt“, erklärt Vereinsvorsitzende Frauke Nielsen-Ulrich.

Auch die Fütterung der Pferde obliegt den Einstellern. Die täglichen Rationen der Pferde stehen auf der Stallgasse bereit. Der Futterdienst muss sie nur verteilen. Beim Reitverein geht alles vertrauensvoll Hand in Hand. Therapiepferd Flicka ist eines der Aushängeschilder des Vereins. Mehrmals wöchentlich ermöglicht die Freiberger Stute Kindern mit Förderbedarf eine Auszeit beim Pferd. Dafür wird die Reithalle des Vereins genutzt. Vereinsmitgliedern stehen außerdem ein Spring- sowie ein Dressurplatz zur Verfügung.

Im neuen Stallkomplex findet sich auch ein Solarium.

Die Einsteller organisieren die Weidezeiten der Pferde.

Zur Reithalle gehört auch ein Stübchen, das vermietet wird.

Betreiber: RV Attendorn-Askay
Adresse: Lamfertweg, 57439 Attendorn
Weide: im Sommer, im Winter Gruppenpaddock für die Pferde
Boxen: 14
Fütterung: 3 x tgl.
Misten: täglich
Bewegungsmöglichkeiten: Reithalle, Außenplätze
Extras für Pferde: Solarium
Extras für Reiter: Reiterstübchen
rv-attendorn-askay.de

Jury-Urteil:

Das große Engagement des Vereins, sich selbst zum Wohle der Pferde neu aufzustellen, hat uns überzeugt. Wie jeder einzelne Einsteller sich einbringt, um zum Wohl der Pferde beizutragen, ist beispielhaft. Nur durch das besondere Engagement aller beteiligten Personen, wurde die Pferdehaltung entschieden verbessert. Dazu gehört der Paddockboxenstall, aber auch die freie Bewegung in Kleingruppen auf den Weiden oder dem Winterauslauf

Reitverein Attendorn-Askay im Film

Plaketten, Stallschilder und viele Glückwünsche gab es für die Betriebsleiter der prämierten Ställe bei den HKM Bundeschampionaten in Warendorf. Die Fachjury war auch vor Ort und fand lobende Worte für die Betreiber der diesjährigen Siegerställe: „Alle Siegerbetriebe überzeugen durch ganzjährig nutzbare Ausläufe für die Pferde, Möglichkeiten für Sozialkontakt untereinander, eine ausreichend lang konzipierte Zeit für die Raufutteraufnahme sowie luftige und lichtdurchflutete Ställe.“

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