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Europameisterschaften in Riesenbeck

„Ich bin gesegnet mit diesem Pferd“

André Thieme und DSP Chakaria sind Europameister! 14 Jahre nach dem Triumph von Meredith Michaels- Beerbaum und Shutterfly in Mannheim gibt es einen neuen deutschen Europameister im Springreiten. Der 46-Jährige aus Plau am See siegte in Riesenbeck mit seiner elfjährigen Stute.

Team-Silber und Einzel-Gold für André Thieme – eine tolle Bilanz für die deutschen Springreiter. Fotos (5): Stefan Lafrentz

Die beiden hatten sich einen solchen Vorsprung erarbeitet, dass sie sich im finalen Umlauf noch einen Abwurf erlauben konnten. Silber gewann der Schweizer Martin Fuchs mit Leone Jei vor dem Schweden Peder Fredricson mit Catch me not S. Als eines von zwei Paaren blieben Christian Kukuk (Riesenbeck) und Mumbai bei ihrer EM-Premiere fehlerfrei im letzten Umlauf. Am Ende sprang ein vierter Platz für die beiden heraus, mit einem hauchdünnen Abstand auf den Bronzerang. Auch David Will (Marburg) und C-Vier schlossen ihre Championatspremiere unter den Top-Ten ab. Sie wurden Siebte. Das vierte deutsche Paar, Marcus Ehning (Borken) und Stargold beendete das Finale auf Platz 19. Gemeinsam hatten die vier zuvor Team-Silber gewonnen. Insgesamt sammelte die deutsche Mannschaft in den drei Wertungsprüfungen 12.77 Strafpunkte und lag damit weniger als einen Abwurf hinter dem neuen Europameister Schweiz. Bronze gewann der Team-Europameister von 2019, Belgien.

„Sie ist etwas Besonderes“

André Thieme wusste ganz genau, wem in diesem Moment des Triumphes sein größter Dank galt: Seinem Pferd Chakaria. Die Fuchsstute (von Chap – Askari) hatte sich über die fünf EM-Tage hinweg nicht nur in das Herz der Zuschauer gesprungen, sondern auch noch ein bisschen mehr in das ihres Reiters. „Ich bin gesegnet mit diesem Pferd. Sie ist einfach außergewöhnlich und wir wussten immer, dass sie etwas Besonderes ist. Ich liebe Chakaria ungefähr so sehr wie meine Frau, und sie akzeptiert das“, sagte Thieme halb im Scherz, halb im Ernst.

„Mumbai hätte Gold verdient“

Trotz der starken Platzierung war die Enttäuschung beim 31-jährigen Christian Kukuk groß darüber, dass er so knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt ist. Von Rang sechs in den finalen Umlauf gestartet, kämpfte er sich mit seinem neunjährigen Schimmelhengst Mumbai nach einer fehlerfreien Runde in Medaillennähe. „Im Moment ist es sehr bitter, Vierter zu werden. 

Christian Kukuk, Bereiter im Stall Beerbaum, schrammte bei der EM auf seiner Heim-Anlage mit Mumbai knapp an einer Einzel- Medaille vorbei.

Mit ein bisschen Abstand kann das Fazit von dieser EM aber nur überragend sein. Es war eine Veranstaltung, die ihresgleichen sucht und ich werde bald happy sein über die Silbermedaille mit dem Team. Und Mumbai hätte hier eine Goldmedaille verdient gehabt. Mit dieser Runde im Finale hat er bewiesen, dass er mit das beste Pferd in dem ganzen Turnier war. Darüber bin ich mega happy“, sagte Kukuk abschließend.

14 Kilo Leckerli für C-Vier

„Erst langsam sickert es durch, dass wir Silber gewonnen haben, auch wenn am Ende noch mehr drin gewesen wäre. C-Vier wird zur Belohnung erstmal ungefähr vierzehn Kilo Leckerli von seiner Pflegerin Kelsey bekommen, die hier auch einen super Job macht“, sagte David Will nach dem Mannschaftsfinale. Der 33-Jährige vom Hofgut Dagobertshausen bei Marburg und sein Holsteiner Wallach C-Vier (von Cardento – Concorde) schlossen die EM nach zwei Abwürfen im Finale auf dem siebten Platz ab – mit der Mannschaftssilbermedaille und dem Sieg im Auftaktspringen im Gepäck.

David Will und C-Vier gewannen am ersten EMTag das Zeitspringen in Riesenbeck.

Stargold – super Job

Marcus Ehning und Stargold lieferten im Team-Finale die zweite wichtige Null-Runde.

Viel gelernt hätten sowohl sein Pferd als auch er, sagte Routinier Marcus Ehning zum Abschluss. Mit dem zehnjährigen Oldenburger Stargold (von Stakkato Gold – Lord Weingard) war Ehning erst kurzfristig durch den Ausfall von Maurice Tebbel und Don Diarado ins Team gerückt. Nach ihrer fehlerfreien Runde im Team-Finale unterliefen den beiden im Einzel-Finale zwei Abwürfe. Ehning hob die positiven Dinge hervor: „Wir nehmen beide viele neue Erfahrungen von dieser EM mit. Und ich finde, Stargold hat hier einen super Job gemacht. Er ist toll gesprungen.“

In den kühnsten Träumen…

Einige Wochen vor der EM bei den Olympischen Spielen gab es keine Medaille für die deutschen Springreiter. „Tokio ist zum großen Teil mit der fehlenden Erfahrung zu erklären. Sie haben schnell gelernt. Dass wir hier Vize-Europameister mit der Mannschaft werden und André Europameister, das hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Das tut gut“, sagte Otto Becker nach der EM.

Julia Basic

DSP Chakaria und André Thieme – eine Liebesgeschichte

André Thieme entdeckte Chakaria als Achtjährige per Zufall. Sie wurde damals von Ulf Ebel (Polzow) geritten, der sie auch in den Sport brachte. „Als ich sie gesehen habe, habe ich gleich Nägel mit Köpfen gemacht. Normalerweise bin ich eher ein Träumer, aber hier habe ich mal schnell reagiert und es war genau die richtige Entscheidung.

Ich habe nie wieder so schnell ein Pferd gekauft“, sagt Thieme rückblickend. „Nachdem sie ihr erstes größeres Turnier ging, bei dem auch Clipmyhorse.tv übertragen hat, gab es viele, viele Angebote für sie, denen wir aber widerstehen konnten. Mein großer Traum war es immer bei Olympia zu reiten.“ Dabei war und ist Chakaria kein einfaches Pferd, sehr eigen, zickig, übersensibel. Aber eben auch genial, intelligent, kämpferisch und vermögend. „Ich hatte schon gute Pferde, zum Beispiel Contanga und Conthendrix, die waren besser als andere. Aber wir haben ziemlich schnell gemerkt, dass Chakaria noch einmal auf einem anderen Level ist. Sie geht auch über Fünf-Sterne-Niveau mit Leichtigkeit und hat absolutes Superstar-Potenzial“, schwärmt Thieme. „Im Parcours kämpft sie bis zum Schluss, als würde sie für mich durchs Feuer springen.“ Die Verschiebung der Olympischen Spiele war für ihn das größte Glück. „2020 wäre für Chakaria zu früh gewesen, so konnte sie noch ein Jahr reifen und Erfahrungen sammeln.“

„Sie hat absolutes Superstar-Potential“, schwärmt André Thieme über Chakaria.

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