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Europameisterschaften in Hagen a.T.W.

„Es fühlt sich an wie ein Märchen“

Mit zweimal Team-Gold, viermal Einzel-Gold und dreimal Einzel-Silber ist die deutsche Bilanz bei den Europameisterschaften in Hagen am Teutoburger Wald herausragend. Die Olympiasiegerinnen wurden auch die neuen Europameisterinnen: Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) und TSF Dalera BB haben ihre ersten beiden Einzel-Europameistertitel im Special und in der Kür gewonnen, Isabell Werth und Weihegold OLD holten Silber im Special. Für die deutschen Dressurreiterinnen war es die 25. Mannschafts-Goldmedaille bei einer Europameisterschaft und auch das U25-Team sammelte fleißig Medaillen.

Helen Langehanenberg mit Annabelle, Isabell Werth mit Weihegold OLD, Dorothee Schneider mit Faustus und Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB (v.l.) gewinnen Gold bei der EM. Alle Fotos: Stefan Lafrentz

„Ich hatte das Gefühl, es war heute noch besser als in Tokio. Es war für mich gefühlt die beste Prüfung mit Dalera bisher, überhaupt in meinem ganzen Leben. Unabhängig von den Punkten, die wir dafür bekommen haben. Das war sehr emotional für mich. Dalera hatte heute das perfekte Maß an Energie und war zu einhundert Prozent bei mir“, berichtete Jessica von Bredow-Werndl nach ihrer Kür. Vor gut sieben Wochen hatte die 35-jährige Aubenhausenerin mit ihrer Trakehner-Stute TSF Dalera BB (von Easy Game – Handryk) Doppel- Gold bei den Olympischen Spielen gewonnen, im Juni zweimal Gold bei den Deutschen Meisterschaften. Nun, nach Team-Gold und Gold im Special auch noch in der Kür. „Es fühlt sich an wie ein Märchen, einfach unglaublich. Das Gefühl, vor Publikum zu reiten, war ein völlig anderes. Die Zuschauer sind total mitgegangen. Ich habe den Jubel gehört, als ich Dalera im Stall vorbereitet habe. Und während meiner Prüfung haben sie mich getragen. Es ist so schön, das zurück zu haben“, sagte sie zur besonderen Atmosphäre in Hagen.

Nach Team-Gold gewinnen Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera BB Gold im Special und in der Kür.

„Weihe hat gekämpft“

Nach Team-Gold gewannen Isabell Werth und Weihegold OLD (von Don Schufro – Sandro Hit) die Silbermedaille vor der Dänin Cathrine Dufour und Bohemian im Special. Es war ein besonders emotionaler Tag für Werth, denn am Morgen hatte sie ihr Olympiapferd Bella Rose in der Tierklinik besucht. Am Vortag war Bella Rose mit einer Kolik in die Klinik gebracht und umgehend operiert worden. „Ich muss sagen, es war heute nicht der einfachste Tag, motiviert aufs Viereck zu gehen und wirklich alles zu geben. Aber wenn man losreitet, dann fängt man an, alles um einen herum zu vergessen. Das war heute wirklich ein top Ritt, ohne Fehler. Wir haben viel riskiert und Weihe hat super mitgekämpft.“ Die Silbermedaille war der Lohn. In der Kür lief es dann anders als erwartet. „Es war heute eine Kraftfrage, der Akku war leider leer.“ Mit 84,896 Prozent wurde es Platz vier hinter der Dänin Cathrine Dufour und Bohemian und der Britin Charlotte Dujardin und Gio. „Das ist total gerechtfertigt. Und trotzdem in Anbetracht der Umstände ein gutes Ergebnis. Ich fahre nicht enttäuscht nach Hause.“

„Den Platz hart erarbeitet“

Im Grand Prix Special auf Platz elf, qualifizierten sich auch Helen Langehanenberg und die Holsteiner-Stute Annabelle (von Conteur – Linaro) als drittes deutsches Paar für die Grand Prix Kür. In der Kür erhielten sie 77,214 Prozent. Damit schloss Helen Langehanenberg, nachdem sie in Tokio als Reservereiterin mit Annabelle gar nicht zum Einsatz kam, ihr erstes Championat mit der 13-jährigen Holsteiner Stute auf Platz 14 ab. Für einen Aussetzer in der Galopppirouette gab es mächtig Punktabzug. „Das war ein völliges Kommunikationsproblem, ich werde da wahrscheinlich eine schlechte Hilfe gegeben haben“, sagte Langehanenberg. Über ihr erstes Championat mit Annabelle, bei dem sie Team-Gold gewonnen hat, sagte sie: „Ich bin happy. Ich habe mir diesen Platz hart erarbeitet. Wir hatten einen brillanten Special und haben es geschafft, uns in die Kür vorzuarbeiten. Mit dem Endergebnis bin ich nicht zufrieden, aber auf der anderen Seite finde ich auch nicht, dass sie grundschlecht ging. Sie hat sich gut gezeigt. Da sind viele Klippen drin in dieser Kür und wir sind sie noch nicht furchtbar oft geritten.“

„Ich gönne es Helen von Herzen“

Mit ihrem Ergebnis von 74,802 Prozent lagen Dorothee Schneider und Faustus auf Platz 14 im Grand Prix Special. Das hätte die Qualifikation für die Kür bedeutet, dort dürfen jedoch nur maximal drei Paare einer Nation antreten. „Ich bin zwar nicht glücklich, dass ich nicht Kür reiten kann, aber ich gönne es Helen von Herzen und ich arbeite daran, dass ich mit Faustus auch in diese Richtung komme. Denn er hat definitiv alles, was er braucht. Und die Fehler werden wir auch noch in den Griff kriegen“, kündigte Schneider an. Insgesamt war sie zufrieden mit dem Auftritt des 13-jährigen Hannoveraners (von Falsterbo – Forrest xx). „Allein dieses Einreiten mit Faustus, wie er die Mittellinie langgaloppiert. Er hatte wirklich tolle Momente, er hat Lust, sich selbst zu zeigen und er ist ein Stück weit selbstbewusster als im Grand Prix gewesen.“

Julia Basic

U25-EM: Zweites Team-Gold für Deutschland

Wie das Seniorenteam sicherte sich auch die Nachwuchs-Equipe in der Alterklasse U25 bei den Dressur- Europameisterschaften in Hagen die Goldmedaille. Ellen Richter (Bad Essen) mit Vinay, Raphael Netz (Aubenhausen) mit Elastico, Semmieke Rothenberger (Bad Homburg) mit Flanell und Ann-Kathrin Lindner (Ilsfeld) mit FBW Sunfire verwiesen die Niederländer auf den Silberrang.

Das U25-Team mit Ellen Richter, Raphael Netz, Semmieke Rothenberger und Ann-Kathrin Lindner gewinnt ebenfalls Gold in Hagen.

Raphael Netz, Bereiter im Dressurstall Werndl, gewinnt mit Elastico Gold im Grand Prix.

Zu Bronze ritt das Team aus Schweden. Auch im Grand Prix gaben die deutschen Paare erneut den Ton an. Auf den Plätzen eins bis fünf rangierten die vier Deutschen, allen voran Raphael Netz, der mit dem Hengst Elastico (v. Johnson) seine erste Einzel- Goldmedaille gewann. Zu Silber ritt Semmieke Rothenberger mit Flanell. In der Kür ritten die U-25-Paare zur Filmmusik großer Kinohits: Fluch der Karibik, Harry Potter, Herr der Ringe. Wie schon in der Einzelwertung lieferten sich Semmieke Rothenberger und Raphael Netz wieder ein Kopf an Kopf-Rennen. Diesmal gewann die 22-jährige Psychologiestudentin mit ihrer niederländischen Stute Flanell (v. Apache) Gold. „Das war ein perfektes Championat für mich. Ich wusste, dass Flanell keine Grenzen hat und ich bin unglaublich glücklich, wie die Kür verlaufen ist.“ Raphael Netz, der 22-jährige Bereiter des Dressurstalls der Familie Werndl, holte mit Elastico nach Gold in der Einzelwertung Silber in der Kür.

Susanne Hennig

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