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So bleiben Pferde-Senioren fit und vital

Nur Mut: Das Alter(n) akzeptieren

Alte Pferde sind besonders – und ein Pferd in diesem Lebensabschnitt zu betreuen, ist eine besondere Herausforderung. Dem körperlichen Abbau steht ein großer Erfahrungsschatz gegenüber, und viele in Ehren ergraute Pferde-Senioren sind einfach besondere Persönlichkeiten. Der folgende Beitrag möchte dazu ermutigen, diese Lebensphase bewusst zu erleben und zu gestalten.

Aufgehoben statt abgeschoben: Zuwendung und Fürsorge tragen auch im Alter dazu bei, dass Pferde sich wohlfühlen. So auch die 32-jährige Harmonie auf dem auf Rentnerpferde  pezialisierten Hof Korte, hier im Bild gemeinsam mit Stefanie Korte. Alle Fotos: Sabine Heüveldop 

Die gute Nachricht vorweg: Die Lebenserwartung ist auch bei Pferden deutlich gestiegen. Eine Studie, durch-geführt von den Wissenschaftlerinnen Sally DeNotta und Dianne McFarlane vom College of Veterinary Medicine an der University of Florida, kommt zu dem Ergebnis, dass der Anteil älterer Pferde in den Vereinigten Staaten, aber auch weltweit, höher ist als je zuvor. Nach Einschätzung der Wissenschaftlerinnen machen Pferde im Alter von 15 Jahren und älter zwischen 22 und 34 Prozent der  Gesamtpopulation aus. Einen Grund sehen sie darin, dass heutzutage viele Pferde für ihre Besitzer eine Rolle als Freund oder Familienmitglied spielen und dement-sprechend bis ins hohe Alter umsorgt werden. Auch Dr. Ulrich Mengeler, der in Hamminkeln eine Praxis für Pferde führt, hat diese Entwicklung beobachtet: „Die Pferdehaltung hat sich grundsätzlich in den vergangenen Jahrzehnten verbessert und auch die medizinischen Möglichkeiten wurden weiterentwickelt. Daher betreuen wir heute mit den alten Pferden eine deutlich größere Patientengruppe als früher.“ Eine Umfrage des Marktforschungs- und Beratungsunternehmens HorseFuturePanel (HFP) spiegelt Ähnliches: Danach waren im Jahr 2019 etwa zehn Prozent aller registrierten Turnierpferde in Deutschland 19 Jahre oder älter – insgesamt 3.860 Pferde. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Alter und körperliche Leistungsfähigkeit keineswegs im Widerspruch zueinanderstehen.

Das Altern, ein Phänomen

„Ja, dann sagen Sie doch mal, wann ist ein Pferd denn für Sie alt?“, schon bei der Begrüßung steigt Stefanie Korte ins Thema ein. Die ehemalige Turnierreiterin führt zusammen mit ihrem Ehemann seit 20 Jahren einen Pensionsstall für Rentnerpferde im Münsterland. Beim Gang über die Weiden stellt sie einige Gastpferde vor. Eine Stute scheint ihr besonders am Herzen zu liegen: Harmonie, 32 Jahre alt, fast blind und seit 18 Jahren auf dem Hof Korte zu Hause. Die sympathische braune Stute wirkt trotz ihres Handicaps interessiert und aufgeschlossen – vertrauensvoll genießt sie ein paar Streicheleinheiten. Andere Weidekollegen sind deutlich jünger, wurden aber aufgrund ihrer Krankengeschichte in Rente geschickt.

In kleinen Gruppen grasen hier ehemalige Sportpferde, in die Jahre gekommene Freizeitpferde und einige Frührentner. Sie machen deutlich: Das Alter ist mehr als eine Zahl und die Summe der gelebten Jahre. Entscheidend ist vielmehr die Summe an Erfahrungen und Erkrankungen im Laufe des bisherigen Lebens. Mit Blick auf den individuellen Gesundheitsstatus spricht man auch vom biologischen Alter – und das kann deutlich vom chronologischen abweichen. Da sind zum Beispiel Pferde, die zu früh zu stark belastet oder falsch ausgebildet wurden, oder die auf Grund schlechter Haltungsbedingungen überwiegend in der Box standen und immer übergewichtig waren. Die Folgen beider negativer Extreme beschleunigen den natürlichen Alterungsprozess. Die Herausforderung liegt darin, den individuellen Gesundheitsstatus der Pferde zu erkennen, ihre Bedürfnisse durch ein geeignetes Gesundheitsmanagement zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu erhalten. Dabei stehen drei große Themenbereiche im Fokus: Haltung, Fütterung und Bewegung.

Viele Pferde haben im Alter eine ganz besondere Ausstrahlung und sind noch sehr vital.

Abwechslung: Auch wenn alte Pferde nicht mehr reitbar sind, gehören sie nicht aufs Abstellgleis. Gemeinsame Aktivitäten wie ein ausgedehnter Spaziergang sind eine willkommene Abwechslung. 

Einzelzimmer oder Senioren-WG?

Pferde können sich in verschiedenen Haltungssystemen wohlfühlen, auch im Alter. Aber selbst für gut geführte Betriebe gilt: Nicht jedes Haltungssystem eignet sich für jedes Pferd. Wichtig ist generell, dass auch weniger agile Pferde gut zurechtkommen, in Ruhe fressen, ausreichend trinken, schlafen und sich bewegen können. Kurz: Alte Pferde dürfen nicht zu kurz kommen. Stefanie Korte und ihr Ehemann Manfred haben die vorhandenen Gebäude ihres landwirtschaftlichen Betriebes umgebaut. Die Boxen sind großzügig mit sauberem Stroh eingestreut. „Die Pferde bewegen sich tagsüber in konstanten 4er-Gruppen auf den Weiden rund um den Hof. Nachts hat jedes Pferd seine Box, in der es individuell gefüttert wird, im eigenen Tempo ungestört fressen kann, Medikamente erhält und in Ruhe schlafen kann“, erklärt Stefanie Korte ihr Konzept.

„Grundsätzlich muss zwischen biologischem Alterungsprozess und durch Krankheit beschleunigtem Altern unterschieden werden.” Dr. Ulrich Mengeler

Gymnastik: Das Übertreten an der Hand ist eine gute Gymnastizierung. Es animiert das Pferd sich zu dehnen, löst und kräftigt die Muskulatur. 

Träum schön!

Besonders dem ausreichenden Schlaf wird in Wissenschaft und Praxis zunehmend Bedeutung beigemessen. Viele Pferde leiden nämlich unter Schlafmangel – und das unabhängig vom Haltungssystem, wie Studien an der Technischen Universität München gezeigt haben. Anders als früher angenommen, ist im Stehen zwar Tiefschlaf möglich, der wichtige REM-Schlaf, auch als Traumschlaf bekannt, findet jedoch nur im Liegen statt. Diese Schlafphase ist für die mentale Regeneration bei allen Säugetieren von großer Bedeutung und geht mit einer kompletten Entspannung der Muskulatur einher. Pferde, die über Wochen oder Monate nicht oder kaum liegen, klappen irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes zusammen, wenn der Körper die notwendige Erholung einfordert und sich die Muskeln im Stehen vollständig entspannen. „In der Praxis sehe ich viele alte Pferde mit Verletzungen an den Karpalgelenken.

 Oft wird erst spät erkannt, manchmal erst nach über einem Jahr, dass die Pferde unter chronischem REM-Schlafmangel leiden“, berichtet Dr. Diana Stucke, Fachtierärztin für Verhaltenskunde mit Zusatzbezeichnung Tierschutz. Verletzungen an Fesselköpfen oder Karpalgelenken sind ein Indiz für solche Kollapse, die Fachleute als Pseudonarkolepsie bezeichnen. Im französischen Pferdeparadies Les Dannes nahe der schweizer und deutschen Grenze verfolgt Familie Fuchs seit über 25 Jahren ein anderes Konzept. Bei ihnen leben Pferde auf insgesamt über 300 Hektar in gemischtaltrigen Herden, ähnlich dem Vorbild frei lebender Pferde in familienähnlichen Strukturen. Hier lässt sich beobachten, dass auch ältere Pferde noch Aufgaben, zum Beispiel in der Jungpferdebetreuung, übernehmen und mit ihrer Lebenserfahrung eine Bereicherung für die Herde sind. Gut geführte Offenställe und Bewegungsställe bieten Pferden vielfältige Möglichkeiten, ihre Grundbedürfnisse nach Bewegung und sozialen Kontakten zu erfüllen. In solchen Betrieben ist jedoch eine besonders sensible Beobachtung erforderlich, um sicherzustellen, dass auch rangniedrigere Tiere – und das sind oft die älteren – in allen Bereichen gut zurechtkommen und Anzeichen von Schmerz und Stress rechtzeitig erkannt werden.

Schonkost oder Seniorenteller?

Mit der Haltung einher geht die Frage nach der altersgerechten Fütterung. Diese ist ebenfalls vom Allgemeinzustand und möglichen gesundheitlichen Einschränkungen abhängig. Ist das alte Pferd zu dick, zu dünn oder hat es womöglich Zahnprobleme? Pferde sind mit zunehmendem Alter häufiger von Erkrankungen wie Cushing (PPID), Hufrehe oder EOTRH (Equine Osteoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis) betroffen, die sich ebenfalls auf die Rationsgestaltung auswirken. „Basis bei der Fütterung gesunder alter Pferd ist hochwertiges Heu, solange dieses gefressen werden kann. Wir empfehlen rund 1,5 bis zwei 2 Kilogramm Heu je 100 Kilogramm Lebendgewicht pro Tag“, sagt Fütterungsexpertin Sara Esser. Die bedarfsgerechte Versorgung an Nährstoffen ist wichtig und sollte daher nach Möglichkeit regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst werden. Fallen dem Pferd Heuwickel aus dem Maul oder enthalten die Pferdeäpfel langfaserige Strukturen und vermehrt unverdautes Futter, spricht dies dafür, dass es das herkömmliche Futter nicht mehr ausreichend zerkleinern kann. Dann können eingeweichte Heucobs eingesetzt werden. „Zudem sind viele Ergänzungsfutter für ältere Pferde so konzipiert, dass sie ebenfalls eingeweicht verfüttert werden können“, erklärt Sara Esser und ergänzt: „Um die Verdaulichkeit zu steigern und die Rationen energetisch aufzuwerten, sollte Kraftfutter hydrothermisch aufgeschlossen sein.“ Spätestens wenn Pferdebesitzer feststellen, dass ihr Pferd abnimmt und die Muskelmasse schwindet, sollte die Fütterung angepasst werden. Denn Muskulatur zu erhalten, bedeutet auch, Bewegungsmöglichkeiten zu erhalten, ein weiterer wichtiger Aspekt im Gesundheitsmanagement der Senioren.

Ausreichende Liegephasen sind ein Indiz dafür, dass sich Pferde in ihrem Umfeld sicher fühlen.

Gut für Körper und Geist: Freie Bewegung und mit Artgenossen in gemütlichem Tempo über die Weide zu bummeln trägt zum Wohlbefinden bei.

„Beweglichkeit bis ins hohe Alter zu erhalten, ist durchaus realistisch.“ Dr. Nicole Beusker

„Die alten Pferde dürfen nicht zu kurz kommen!“ Stefanie Korte

Aktiv bleiben im Alter

Wer rastet, der rostet! Was wie eine Binsenweisheit klingt, ist für Dr. Kai Kreling das A und O im Gesundheitsmanagement alter Pferde. Der Tierarzt für Pferde betreibt in Waldalgesheim eine Pferdeklinik und sagt: „Pferde sind Lauftiere und ihr Körper ist darauf ausgelegt, doch viele Pferde stehen viel zu viel rum, nicht erst im Alter.“ Während jüngere Pferde Bewegungsmangel oft noch ausgleichen könnten, treten im Alter eher klinische Symptome auf. Daher empfiehlt er, gesunde ältere Pferde regelmäßig zu reiten und betont, dass das Pensum natürlich individuell angepasst werden müsse. Um Unsicherheit bei Pferdebesitzern zu verringern und ihnen zu helfen, ein gesundes Selbstbewusstsein für die Beschäftigung ihrer älteren Pferde zu entwickeln, empfiehlt er regelmäßig einen allgemeinen Gesundheitscheck durch den Tierarzt. Dabei können Auffälligkeiten frühzeitig erkannt und weitere Schritte eingeleitet werden. Ideal ist es aus seiner Sicht, das Pferd zweimal im Jahr einem Tierarzt vorzustellen. Dabei sollte immer auch ein besonderes Augenmerk auf die Zahngesundheit gelegt werden. Spricht grundsätzlich nichts gegen das Reiten, hat besonders die Dressurarbeit auf gebogenen Linien positive Effekte. Jede korrekt gerittene gebogene Linie, vom Durchreiten der Ecke über Zirkel- und Schlangenlinien bis zur Volte, trainiert die Bauchmuskulatur auf der Innenseite und dehnt Muskeln und Faszien auf der Außenseite. Dieses Training muss nicht zwangsläufig in der Halle stattfinden. Auf einem Ausritt können dickere Äste als Bodenstangen dienen, kleine Anhöhen oder Hügel für ein Hangbahntraining genutzt werden, und Baumreihen eignen sich für SlalomÜbungen. Ein regelmäßiges moderates Training unterstützt das Herz-Kreislauf- System, die Darmtätigkeit und den Stoffwechsel. Der Erhalt von Muskulatur und Beweglichkeit reduziert zudem das Verletzungsrisiko und den Verschleiß von Knochen und Gelenken.

Häufige Erkrankungen

Es gibt bei Pferden, anders als bei Menschen, zwar keine speziellen Alterserkrankungen, aber durchaus gesundheitliche Probleme, die bei alten Pferden deutlich ausgeprägter auftreten als bei jüngeren. Zu den häufigsten Erkrankungen alter Pferde zählen:
Gebissprobleme…………………………………………………………..95 %
Lahmheiten………………………………………………………………….84 %
Augenläsionen……………………………………………………………..81 %
Hauterkrankungen……………………………………………………….71 %
Gewichtsprobleme……………………………………………………….31 %
Equines Cushing-Syndrom……………………………………………22 %
Herzerkrankungen……………………………………………………….20 %
Atemwegserkrankungen………………………………………………14 %

Quelle: Ireland et al. 2011

Beschäftigungsalternativen

Früher oder später leidet jeder Senior mehr oder weniger stark unter Arthrosen. So wird der gesamte Prozess degenerativer Gelenkerkrankung bezeichnet. Meist sind Gelenke der Beine betroffen. Arthrosen können aber auch an der Hals- und Rückenwirbelsäule auftreten, die Beweglichkeit einschränken und Schmerzen verursachen. „Das Vermeiden von Bewegung wäre allerdings fatal, denn der Gelenkknorpel wird durch Bewegung mit Nährstoffen versorgt“, erklärt Dr. Kai Kreling. „Natürlich muss der Befund individuell abgeklärt werden, dennoch empfehle ich in den meisten Fällen regelmäßige Bewegung bei wenig Belastung.“ Benötigt ein Pferd auffällig lange, um sich einzulaufen, stolpert häufig, drückt den Rücken weg, schlägt mit dem Schweif oder mag nicht mehr antraben, ist höchstwahrscheinlich der Zeitpunkt gekommen, sich vom Reiten zu verabschieden – und alternative Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen. Spaziergänge bieten sich dann an, wobei die Natur kreativ genutzt werden kann: Durch abwechselndes Gehen im Schritt und gelegentliches Traben wird es unterwegs für Pferd und Mensch nicht langweilig. Tempowechsel sowie ein Wechsel der Bodenverhältnisse erhalten die Aufmerksamkeit des Pferdes. Die Arbeit an Longe und Doppellonge ist ebenfalls geeignet, um alte Pferde zu bewegen, immer vorausgesetzt, das Pferd ist beschwerdefrei und das Longieren wird korrekt ausgeführt. Abwechslungsreich und altersgerecht lassen sich auch mit den verschiedenen Formen der Bodenarbeit Kraft und Koordination trainieren.

Manche Rentnerpferde verlieren stark an Gewicht, andere neigen zu Fettleibigkeit. Beide Extreme schaden der Gesundheit. Daher ist es wichtig, das Gewicht zum Beispiel durch Wiegen im Blick zu behalten und frühzeitig auf Schwankungen zu reagieren.

Wichtige Kontrollen: Die sorgfältige Kontrolle von Zähnen und Gebiss sollte bei alten Pferden etwa halbjährlich stattfinden.

Der Ernährungszustand

Da sowohl Übergewicht als auch starker Gewichtsverlust Auswirkungen auf die Gesundheit haben, ist es wichtig, das Gewicht auch bei älteren Pferden im Blick zu behalten. Zur objektiven Beurteilung dient der Body Condition Score (BCS). Besonderheiten wie die überproportional starke Abnahme von Fettgewebe, die bei alten Pferden häufig am  Widerrist beobachtet wird, müssen relativiert beurteilt werden.
Mehr Infos unter: www.bodyconditionscore.de

Wichtige Prophylaxe

„Das Erstellen eines vernünftigen Trainingsplans ist wichtige Prophylaxe“, sagt Dr. Kai Kreling und betont nochmal: „Bewegung bedeutet Lebensqualität.“ Für eine objektive Einschätzung, was dem alten Pferd zugemutet werden kann, ist es oft hilfreich, einen Tierarzt um Rat zu fragen und mit dessen Unterstützung einen individuellen Trainingsplan zu entwickeln. Dieses Vorgehen befürwortet auch Dr. Nicole Beusker. Die praktische Tierärztin aus Warendorf führt eine Überweisungspraxis mit dem Schwerpunkt manuelle Behandlungsmethoden. Unter ihren Patienten sind regelmäßig auch ältere Pferde. „Manchmal fragen mich Pferdebesitzer, ob eine Behandlung bei einem alten Pferd überhaupt noch sinnvoll ist, und das kann ich aus Überzeugung bejahen.“ Blockierte Gelenke, verhärtete Muskeln und verklebte Faszien können therapeutisch so gut beeinflusst werden, dass sich Schmerzen und Schwäche deutlich reduzieren lassen. Zusammen mit Trainingstipps und der Fürsorge durch den Pferdebesitzer ließe sich die Lebensqualität der Pferde-Senioren oft deutlich verbessern. „Ich habe viele Besitzer, die ihre alten Pferde wirklich gut managen“, berichtet sie.

„Hochwertiges Heu ist die Basis der Fütterung.“ Sara Esser

„Bewegung bedeutet Lebensqualität!“
Dr. Kai Kreling

Mobil mit Möhren: Bei dieser Dehnübung soll das Pferd mit dem Maul einer Möhre folgen. Dabei werden die Muskeln und Faszien der Außenseite des Halses gedehnt und die  Beweglichkeit der Wirbelsäule gefördert. Die Dehnung soll 10 bis 45 Sekunden gehalten werden, wobei die Übung immer zu beiden Seiten ausgeführt wird.

Koordination: Hoch das Bein. Stangenarbeit ist auch Kopfarbeit. Das Pferd muss sich konzentrieren und seine Beine sorgfältig setzen. Damit ist die Stangenarbeit eine schöne 
Übung, um die Koordinationsfähigkeit zu erhalten.

Professionelle Beratung

Stellen alte Pferde besondere Ansprüche an ihre Ernährung, ist eine individuelle professionelle Fütterungsberatung ratsam. Diesen Service bieten zum Beispiel die  Veterinärmedizinische Fakultät Leipzig: www.vetmed.uni-leipzig.de/institut-fuer-tierernährung-ernaehrungsschaeden-und-diaetetik oder Unternehmen wie Höveler Pferdefutter an: www.hoeveler.com/kontakt/futterberatung.html

Passt der Sattel noch?

Im Alter verändert sich die Muskulatur der Pferde. Daher muss in Abständen immer wieder die Passform des Sattels überprüft werden. Im Idealfall ist der Sattel so gearbeitet, dass er sich der Bemuskelung des Pferdes anpasst beziehungsweise anpassen lässt. Einige Kriterien lassen eine erste Einschätzung zu:

• Der Sattel reicht höchstens bis zum letzten Brustwirbel, der sich durch Verfolgen der letzten Rippe nach oben finden lässt.
• Die Schulterfreiheit ist gewährleistet.
• Der Sattel hat eine möglichst breite, symmetrische Auflage auf der langen Rückenmuskulatur bei genügend Wirbelsäulenfreiheit.
• Die Sattelkissen sind gleichmäßig weich gepolstert.
• Das Druckbild ist ausgeglichen mit großflächiger Druckverteilung.
• Die Auflagefläche schwankt in der Bewegung nur gering.

Heucobs sind eine Alternative, wenn die ausreichende Versorgung mit Heu nicht mehr gewährleistet ist. Die Presslinge sollten vor dem Füttern immer eingeweicht werden, da sie stark quellen. 

Wichtige Hygiene: Futterreste im Maul sind ein Nährboden für Krankheitskeime, daher ist das Ausspülen nach dem Fressen eine einfache, aber sinnvolle Maßnahme bei  Pferden mit Zahnlücken oder fast zahnlosen Pferden.

Mehr Energie: Öle werden in der Pferdefütterung eingesetzt, um Futterrationen aufzuwerten.

Wichtiges Indiz: Fallen dem Pferd beim Fressen solche Heuwickel aus dem Maul, kann es das Raufutter offensichtlich nicht mehr ausreichend zerkleinern.

Kurz gefasst

Im Alter wird auch für Pferde vieles beschwerlicher. Im Idealfall arbeiten alle – Tierarzt, Physiotherapeut, Hufschmied, Stallbetreiber und Pferdehalter – Hand in Hand. Das macht die Betreuung von Pferde-Senioren zwar manchmal recht kosten- und auch zeitintensiv, doch die Investitionen lohnen sich. Denn Pferde, die so ein qualifiziertes Team um sich haben, sind im wahrsten Sinne des Wortes in besten Händen – und ihre Besitzer können den Herausforderungen, die das zunehmende Alter mit sich bringt, gelassener entgegenblicken.

Sabine Heüveldop

FN-Filmreihe „Alte Helden“

Sie haben ihre Reiter zu sportlichen Erfolgen getragen, für sie um Titel gekämpft und die deutschen Farben bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften vertreten. Die FN-Filmreihe „Alten Helden“ zeigt ehemalige Spitzensportpferde im Ruhestand. Alle Filme unter: www.pferd-aktuell.de/altehelden

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