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Lernen vom Fahrmeister: Karl-Heinz Geiger

Omnipräsent in Sachen Fahrsport 

Es gibt insgesamt nur sechs überhaupt und Karl-Heinz Geiger ist einer von ihnen: Fahrmeister! Im Rahmen der Deutschen Meisterschaften für Einspänner- und Para-Fahrer in München-Riem wurde ihm 2024 der Ehrentitel verliehen. Ehre, wem Ehre gebührt! 

Team-Silber für Charly Geiger mit den deutschen Vierspännern als Bundestrainer bei der WM 2024 in Ungarn. Foto: hippoevent.at/István Vida-Szücs

Beim Namen Karl-Heinz Geiger müssen einige Menschen fast nachdenken, der Cheftrainer der deutschen Vierspännerfahrer ist viel besser als „Charly“ Geiger bekannt. Bekannt als ein Mann, der am liebsten gute Laune mitbringt, immer ansprechbar ist, motiviert, engagiert und ein passionierter Fahrsportler und Pferdemann. Charly Geiger war mehrfacher bayerischer Landesmeister der Vierspänner und startete erfolgreich bei Deutschen Meisterschaften und internationalen Turnieren. Er ist FN-Fahrlehrer, Pferdewirtschaftsmeister mit dem Schwerpunkt Zucht und Haltung, Inhaber des Goldenen Fahrabzeichens, internationaler Richter, Parcourschef, Technischer Delegierter und hat sich außerdem bundesweit und über die Landesgrenzen hinaus einen Namen als Ausbilder gemacht. Zudem arbeitet der „Rundum-Pferdemann“ als Pferdezuchtberater bei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft.

Fehler, die es beim Galopp an der Kutsche zu vermeiden gilt:

  • Nicht zu spät mit der Galopparbeit beginnen.
  • Galopptempo im Auge behalten – nicht gerannt, sondern in möglichst gleichmäßigem Tempo
  • Bitte keine zu alte Kutsche nutzen, bei der es schon „überall scheppert“. Je schneller das Tempo wird, umso lauter wird die Kutsche dann. Das bringt unnötige Unruhe rein. 
  • Die Ausrüstung muss passen, stimmen und funktionieren. 

Im Dress als Nationaltrainer

2009 begann Charly Geiger als Disziplintrainer Fahren und betreute zuerst vor allem den Jugend-Fahrsport. Bei den Weltmeisterschaften der Ponyfahrer in Greven unterstützte er als Assistenztrainer Ewald Meier, 2013 löste er Meier als Cheftrainer Fahren ab. Als Cheftrainer kümmert sich Karl-Heinz Geiger vorrangig um die Vierspänner. 

Charly Geiger war selbst mit dem Vierspänner erfolgreich, hier 1994 bei der Deutschen Meisterschaft in Riesenbeck. Foto: Jacques Toffi

Außerdem koordiniert er das Trainerteam, übernimmt organisatorische Aufgaben, engagiert sich bei der Weiterentwicklung der APO, LPO und des Aufgabenheftes und ist nachhaltig bei der Schulung von Ausbildern und Turnierfachleuten für den Fahrsport involviert. FN-Fahrsportkoordinator Fritz Otto-Erley bezeichnet Geiger nicht ohne Grund als „omnipräsent in Sachen Fahrsport“.

Gold im Visier

Geiger hat bereits zahlreiche Erfolge und Medaillen mit den deutschen Teams bei Nationenpreisen, Welt- und Europameisterschaften gesammelt. Im vergangenen August, 2024, feierte er seinen 60. Geburtstag, drei Wochen später jubelte das deutsche Vierspänner- Team bei der WM in Ungarn über Teamsilber. „Wir freuen uns natürlich über Silber, aber eigentlich wollten wir ja auch mal Gold“, gestand Geiger schmunzelnd und hat das Gold-Ziel weiter vor Augen. Rechtmehring in der Nähe von München ist das Zuhause der Familie Geiger. Seine Tochter Anika, 28 Jahre alt, war bei den Einspänner-Fahrern schon Deutsche Jugendmeisterin und Jugend- Europameisterin. 2022 startete sie erstmals bei der Weltmeisterschaft der Einspänner in Italien und beendete ihre WM-Premiere auf Platz 16. Mit dem Gold-Ziel im Visier und dem Fahrsport im Herzen – Fahrmeister Charly Geiger.

 

                                                                                                                                                                 Kim Kreling

Karl-Heinz Geigers Ausbildungstipp: Galopparbeit an der Kutsche

Galopp an der Kutsche – das ist auf jeden Fall ein Lieblingsthema von mir. Und es ist ein ganz wichtiges Thema, weil im Galopp die komplette Muskulatur an- und abgespannt wird. Früher war man vorsichtig mit der Galopparbeit von Fahrpferden, weil man Bedenken hatte, dass sie dann auch in der Dressur schneller einmal angaloppieren würden. Aber das ist nicht der Fall. Im Gegenteil: Den meisten Pferden tut die Galopparbeit gut und sie ist sowieso wichtig für das Marathontraining. Um Herz und Lunge zu trainieren, ist es fast unerlässlich, dass man auch mal über längere Strecken galoppiert. Zudem ist der Atemrhythmus im Galopp am besten dem Takt des Pferdes angepasst. Bei den Einspännern ist der Galopp inzwischen auch Bestandteil der Dressuraufgabe.

Langsam anfangen und steigern

Beginnen würde ich die Galopparbeit immer auf großen gebogenen Linien. Nach und nach nimmt man vorsichtig das Verlängern und Verkürzen der Galoppsprünge dazu, damit die Pferde lernen, sich aufnehmen zu lassen und den Rhythmus beizubehalten. Im Laufe der Zeit sollten dann die drei Tempi, Arbeitsgalopp, versammelter und starker Galopp, herausgearbeitet werden. Der versammelte Galopp ist meist die größte Herausforderung. Die Pferde sollen wie beim Reiten Last auf die Hinterhand aufnehmen, in der Bergauftendenz galoppieren und müssen muskulär dafür immer weiter reifen. Bitte unbedingt beachten: Denke ich an den versammelten Galopp – das gilt aber auch für den versammelten Trab – darf der Untergrund nicht zu tief oder schwer sein, sonst sinkt die Kutsche zu tief ein und das Pferd muss schwer ziehen. Dann macht das Pferd genau das, was der Mensch auch machen würde: Es lehnt sich nach vorne. So kann keine Lastaufnahme auf der Hinterhand erfolgen und die Bergauftendenz bleibt ebenfalls aus.

Galopp von Anfang an

Wenn die jüngeren Pferde über längere Reprisen den Takt im Galopp halten können, beginnt man mit kürzeren Reprisen und nimmt die Übergänge zwischen den Tempi und den Gangarten hinzu. Bei schon weiter ausgebildeten Pferden würde ich noch häufiger zu Übergängen raten, weil es sonst für die Pferde zu langweilig wird. Außerdem gymnastizieren Tempi- und Gangartenwechsel sehr viel besser und dienen der Verbesserung der Durchlässigkeit. Die Anlehnung ist ein weiteres Stichwort. Auch sie sollte im Galopp beachtet und immer weiter verbessert werden. Und wenn ein Pferd mal an der Kutsche umspringt im Galopp, was aus meiner Erfahrung eher selten passiert, dann pariert man in Ruhe durch und galoppiert neu an. Das macht man ebenso, wenn die Pferde im Galopp zu heftig sind – durchparieren, wieder Ruhe reinbringen und erneut angaloppieren. Wichtig ist, dass man frühzeitig mit jungen Pferden in allen drei Grundgangarten fährt. Wenn sie von Anfang an gewohnt sind, dass sie auch im Galopp ganz normal vor der Kutsche gearbeitet werden, geht das völlig problemlos. Bei den Pferden, die man zuerst nur im Trab und Schritt fährt, wird der späte Übergang zum Galopp manchmal etwas schwierig.

Egal wie viele Pferde davor gespannt sind: Galopp an der Kutsche ist auch auf dem Dressurplatz wichtig. Bei den Einspännern gehört es mittlerweile sogar zur Dressuraufgabe. Foto: Hippovent.at/Brigitte Gfeller

Erst Kutsche, dann Sattel

Persönlich beginne ich mit der Ausbildung an der Kutsche und erst danach mit der Ausbildung unter dem Sattel – so halte ich es auch mit der Galopparbeit. Wenn die Pferde schon eingefahren sind und an der Kutsche gehen, kann sich der Reiter bedenkenlos in den Sattel setzen. Die Pferde sind viel ausgeglichener und entspannter beim Einreiten. Mit der Grundausbildung würde ich immer im Ein- oder Zweispänner, aber nicht im Vierspänner beginnen. Gerade den Galopp würde ich sogar zu Beginn nur im Einspänner empfehlen. 

Mit mehreren Pferden zu galoppieren, ist nochmal eine andere Herausforderung. Wenn das Pferd im Einspänner sicher galoppiert, kann man zum Zweispänner übergehen und zuletzt zum Vierspänner.

 

Platz und Untergrund 

Noch etwas sollte man beachten: Zuerst fängt man mit der Galopparbeit auf einem Fahrplatz an. Der Platz sollte auf jeden Fall mindestens eine Breite von 30 Metern haben, sonst wird die Wendung zu eng. Die normalen Fahrplätze sind 40 x 80 oder 40 x 100 Meter, 30 Meter Breite würde noch gehen, weniger wird zu eng. Und der Platz muss einen guten, griffigen Untergrund haben. Die Pferde dürfen nicht rutschen, sonst werden sie ängstlich. Die Galopparbeit im Gelände nimmt man erst hinzu, wenn die Pferde schon Grunderfahrung haben und sicher im Handling sind. Man muss darauf achten, dass man auch im Gelände einen geeigneten Boden auswählt. Es kann schon mal etwas uneben sein, aber es darf natürlich kein harter Boden mit Steinen sein oder gar auf der Straße – das geht nicht. Da sollte man beispielsweise einen weicheren Wiesenweg oder etwas Ähnliches auswählen. Mit einem gut ausgebildeten Fahrpferd durchs Gelände zu galoppieren – es gibt kaum etwas Herrlicheres!

 

 

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