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Die Krone der Ausbildungsskala

Versammelt euch!

Versammlung ist das, wonach vor allem die Dressurreiter mit ihren Pferden streben. Der letzte Punkt der Ausbildungsskala gilt in seiner höchsten Form als Krönung der Ausbildung. Warum Versammlung aber auch für Breitensportler und sogar für Springreiter kein Fremdwort sein sollte, erklärt Dressur-Expertin Dr. Britta Schöffmann.

In einer Galopp-Pirouette, einer Passage oder einer Piaffe zeigt sich Versammlung am deutlichsten. Foto: Stefan Lafrentz

In ihrer schönsten Form gipfelt Versammlung in harmonisch gerittenen Piaffen, Passagen, Galopp-Pirouetten oder gar Levaden. Lektionen, die die wenigsten Pferde (und Reiter) in ihrem Leben jemals erreichen. Brauchen sie auch nicht. Was sie aber brauchen, ist die systematische Aufbauarbeit auf dem Weg dorthin, denn mit ihr verbessert sich die Fähigkeit des Pferdes, sein eigenes Gewicht und das des Reiters zu tragen, also seine Tragkraft. In natürlicher Haltung lastet nämlich etwa 60 Prozent des Körpergewichtes auf den Vorderbeinen des Pferdes, was für das Leben als Fluchttier in der Steppe auch sinnvoll ist. Aber zum einen leben die meisten Pferde heutzutage in der Obhut des Menschen als Reitpferde, zum anderen gibt es kaum noch Steppen als natürlichen Lebensraum. Wird ein Pferd unter dem Reiter gearbeitet, sei es aus sportlichen Beweggründen, aus freizeitlicher Passion oder lediglich, um ihm die lebensnotwendige Bewegung zu verschaffen, sollte es deshalb immer das Bestreben des Reiters sein, diese nicht ganz so günstige Gewichtsverteilung zu verändern. Und hier kommt die Versammlung ins Spiel.

Grundvoraussetzung: Balance

Unter Versammlung versteht man das leichtfüßige Ausbalancieren auf kleinrer Grundfläche mit energisch herangeschlossenen Hinterbeinen in selbst getragener Haltung. In dieser Definition tauchen gleich mehrere wichtige Punkte auf: Balance, Energie, Hinterbeine und Selbsthaltung. Balance ist etwas, das für Pferd und Reiter gleichermaßen wichtig ist. Ist einer von beiden unausbalanciert, kann das Gleichgewicht innerhalb der Bewegung nicht erreicht oder gehalten werden. Ein unausbalancierter Reiter stört den Bewegungsablauf seines Pferdes, im schlimmsten Fall fällt er herunter. Ein unausbalanciertes Pferd stützt sich vermehrt auf die Vorhand und auf die Zügel, um nicht vornüber zu kippen. Es sucht sich sein „fünftes Bein“ als Stütze und verliert dabei meist sowohl seinen Takt als auch eine feine Anlehnung. Dabei entsteht nicht nur ein unschönes Reitgefühl, diese Art der Fortbewegung führt zu ungleicher Belastung der Gliedmaßen und ist auf Dauer verschleißend für die Vorderbeine und -hufe des Pferdes.

Beitrag zur Gesunderhaltung

Das Bestreben, ein Pferd zu versameln, ist daher auch immer ein Bestreben, Verschleiß durch das Reiten zu verhindern und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung. Damit erklärt sich auch, warum ein gewisses Maß an Versammlung für jedes Pferd wichtig und richtig ist: Denn Gesunderhaltung und Wohlbe- finden genießen stets oberste Priorität, und hier leistet die Versammlung einen wertvollen Beitrag. Durch die systematische Aufbauarbeit in Richtung der Versammlung baut ein Pferd die Kraft auf, die es in die Lage versetzt, sein Gewicht von der Vorhand vermehrt auf die Hinterhand zu verlagern. Hier hat es die großen Gelenke, die gewinkelt zueinander stehen, die Hanken, umkleidet von einer großen Muskelmasse, die es durch versammelnde Übungen und Lektionen zu stärken gilt. Ein Pferd, das sich gut versammeln lässt, fußt kürzer und höher, jedoch im gleichen Rhythmus wie in den übrigen Tempi. Denn es verändert sich lediglich die Amplitude der Bewegung, der Bewegungsausschlag. Statt lang und elipsen förmig flach hin zu kürzeren, halbkreisförmig über oben führenden und etwas länger aushaltenden Schritten, Tritten oder Sprüngen. Würde man im Dunkeln mit kleinen Leuchten an den Fesselgelenken reiten, könnte man diese Veränderung im Bewegungsausschlag sogar sehen.

 

Schubladendenken

Also doch spektakulär die Beine nach oben reißen, wie es heute so oft kritisiert wird? Nein, zumindest nicht, ohne dass die Hinterhand herangeschlossen ist. In einer korrekten Versammlung wird das Pferd nämlich – wie auch sonst immer – von hinten nach vorn an die Reiterhand herangetrieben.

Während die verhaltenden Hilfen die vordere Seite des Rahmens begrenzen, bringen die treibenden Hilfen die hintere Seite des Rahmens, also die Hinterhand, näher Richtung Schwerpunkt, ähnlich einer Schublade, die man schließen möchte. Die Hinterhufe fußen dabei mehr Richtung Hüftlot, in der höchsten Versammlung sogar ein wenig davor. „Richtig“ ist Versammlung dann, wenn die Oberlinie des Pferdes in einer minimalen Aufwärtswölbung bleibt, statt nach unten durchzusacken und die Gelenke locker aber stabil federn.

Wirkt leicht versammlungsfördernd: Das Durchreiten von Ecken wird durch halbe Paraden eingeleitet und begleitet, die das Pferd von hinten nach vorn schließen.

Bei der Lektion Schulterherein ist bereits im Vorfeld ein gewisses Maß an Versammlung notwendig, da sie aus dem versammelten Trab auf drei Hufschlaglinien geritten wird.
Fotos (2): Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Zirkel-Verkleinern-und-Vergrößern gilt korrekt geritten als großartige Lektion für viele Anforderungen: Sie verbessert die Balance, wirkt sich positiv auf die Stellung und Biegung aus und ist versammlungsfördernd. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

In einer Wendung muss sich das Pferd durch die Biegung auf seiner Außenseite leicht dehnen. Die Innenseite wird leicht verkürzt, wodurch das innere
Hinterbein mehr Last aufnimmt. Fotos (2): Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Die Kunst der Selbsthaltung

Denn nur dann kann die Forderung nach „Ausbalancieren auf kleinerer Grundfläche“ erreicht werden. Dieses Ausbalancieren geht nur über ein leichtes Absenken der Hinterhand bei gleichzeitigem Anheben der Vorhand. Das Pferd „richtet sich auf“. Von großer Bedeutung ist bei dieser Arbeit die gefühlvolle Reiterhand: Nur wenn der Reiter im richtigen Moment und im richtigen Maß zum Annehmen und auch wieder zum Nachgeben kommt, kann das Pferd sich vom Gebiss abstoßen und sich in Selbsthaltung tragen. Beim korrekt versammelten Pferd wird die Anlehnung immer leichter werden, das Gefühl von „jederzeit Überstreichen können“ kann dem Reiter helfen, seine Hilfengebung angemessen zu gestalten.

Falsche Bilder im Kopf

Wie immer beim Reiten und bei der Ausbildung eines Pferdes gibt es leider jede Menge Fehler, die bei der versammelnden Arbeit gemacht werden können. Bei unerfahrenen Reitern ist es meist die falsche Vorstellung von Versammlung. Sie reiten einfach nur langsamer, von aktivem und energischen Vorfußen der Hinterbeine, von Absenken der Hinterhand und daraus resultierender Aufrichtung keine Spur. Häufig gehen mit diesen falsch verstandenen Bemühungen um Versammlung auch Takt (vor allem in Schritt und Galopp), Rhythmus und Fleiß verloren. Andere Reiter verbinden den Begriff Versammlung mit Aufrichtung und glauben, wenn das Genick höchster Punkt und die Nase vor der Senkrechten ist, sei schon alles richtig. Auch sie liegen falsch, denn man darf nie einzelne Körperteile separiert voneinander betrachten. Genick und Hals absolut hoch gezogen oder hoch gezuppelt bei hängender Lende statt abgesenkter Kruppe und vom Hüftlot aus nach hinten herausarbeitender Hinterhand sind ein falscher, weil stark verschleißender Weg. Denn die Aufrichtung eines Pferdes muss immer in Relation zur Senkung seiner Hinterhand stehen, deshalb die Bezeichnung „relative Aufrichtung“. Und wieder andere, erstaunlicherweise meist sehr erfahrene Reiter, versuchen manchmal, Versammlung mit Kraft und technischen Tricks zu erzwingen. Dabei entstehen dann eben oft die „falsch“ spektakulären Bewegungen, die aber eben nicht der klassischen Reitlehre entsprechen. Ein Blick auf Maul, Gesicht, Ohren, Schweif so gerittener Pferde reicht meist schon aus, um diese Art fehlerhafter Versammlung zu entlarven, ein zweiter Blick auf Stirnlinie, Genick, Lendenpartie und (durchtrittige) Fesselgelenke outet dies ebenso.

Anspruchsvolle Aufgabe

Also doch eher eine Sache für Sportreiter? Nein. Denn wie eingangs bereits gesagt, erreichen natürlich nicht alle Pferde und Reiter aus verschiedenen Gründen Piaffe und Passage, also den höchsten Versammlungsgrad. Das müssen sie auch nicht, denn der Weg dahin über die unterschiedlichen Versammlungsgrade ist schon anspruchs-voll genug und völlig ausreichend. Statt deutlich sichtbarem Absenken der Hinterhand in schwierigsten Lektionen, reicht zum Beispiel schon ein gut gerittener einfacher Galoppwechsel. Damit der gelingt, ohne dass das Pferd auf die Vorhand kommt und über Trabtritte oder mit einer unschönen Stockung vom Galopp in den Schritt
kommt, ist bereits ein gewisser Versammlungsgrad notwendig. Der Reiter muss in der Lage sein, über halbe Paraden sein Pferd im Galopp von hinten nach vorn (Stichwort Schublade) heranzuschließen und es ein wenig zu „setzen“.

Bei diesem „Setzen“ – dem Reiter kann hier die Vorstellung helfen, das Pferd möchte sich tatsächlich auf einen Stuhl setzen, den ihm jemand unter den Schweif hält – nimmt das Pferd für einen kurzen Augenblick mit der Hinterhand mehr Last auf, entlastet dabei seine Vorhand bei mehr nach oben führendem Galoppsprung. Der Übergang gelingt dann am höchsten Punkt dieses Sprungs fast wie von selbst. Galoppiert ein Pferd dagegen aus dem Arbeitsgalopp ohne diesen Moment des Setzens in den Galopp-Schritt-Übergang hinein, verliert es meist sein Gleichgewicht, kippt auf die Vorhand, stützt sich auf dem Gebiss ab und läuft durch den Übergang aus.

Versammlung braucht Zeit

Das systematische Erarbeiten und Üben von Galopp-Schritt-Übergängen ist also bereits Arbeit an der Versammlung im Galopp. Auch andere Lektionen sind versammlungsfördernd, wie zum Beispiel Volten, Zirkel-Verkleinern-Vergrößern, sämtliche Übergänge, Schulterherein oder auch Rückwärtsrichten. Bei all diesen Lektionen darf man auf dem Weg zu mehr Versammlung aber nicht übertreiben. Denn Versammlung heißt Hankenbeugung, also das vermehrte Beugen der großen Gelenke der Hinterhand. Es lässt sich ein wenig mit Kniebeugen vergleichen. Untrainiert macht man vielleicht drei Stück und braucht dann ein Päuschen. Etwas trainierter, gelingen ohne zu große Ermüdung der Oberschenkelmuskulatur vielleicht zehn Kniebeugen.

Und hochtrainiert, kann man vielleicht 20 Kniebeugen machen und, noch ein bisschen anspruchsvoller und anstrengender, dabei einen Kasten Wasser in den Händen halten. Ähnlich ergeht es den Pferden. Wer einem in Sachen Versammlung untrainierten Pferd zu viel abverlangt, wird ihm Muskelschmerzen bereiten, Fehler produzieren oder gar Widersetzlichkeit hervorrufen. Das „sich Setzen“, das Hankenbeugen muss nach und nach aufgebaut werden. Die angeborene hohe Versammlungsfähigkeit mancher Pferde kann helfen, die versammelnden Übungen unproblematischer zu erarbeiten, doch auch hier muss man sich vor Überforderung hüten. Muskelkraft und Muskelausdauer lassen sich nicht auf die Schnelle erreichen, das braucht Zeit.

Erst wenn Galopp-Schritt-Übergänge gelingen, kann der Außengalopp ins Training eingebaut werden. Er wirkt geraderichtend und versammlungsfördernd.

Versammlung braucht keine Krafteinwirkung durch den Reiter. Steht das Pferd an den Hilfen, trägt es sich selbst. Durch Überstreichen kann das überprüft werden. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

Auch Springpferde brauchen ein gewisses Maß an Versammlung, wenn auch nicht für Piaffe oder Passage: Sie ermöglicht kraftvolles Abdrücken, rhythmisches Verkürzen des Galopps und geschmeidiges Wenden. Foto: Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Zum Athleten gereift

Bezüglich der Muskelausdauer liegt hier letztlich auch der Unterschied zwischen der hohen Versammlung eines Pferdes auf S- oder Grand-Prix-Niveau und der Versammlung eines Springpferdes, eines L-Pferdes oder eines Richtung Versammlung gearbeiteten Freizeitpferdes. Ab etwa S-Dressur muss das Pferd in der Lage sein, einen recht hohen Versammlungsgrad über längere Strecken zu halten und ihn zum Beispiel für die Pirouetten sogar kurz noch zu erhöhen. Kommen auf Grand-Prix-Niveau noch Piaffe und Passage und die kräftezehrenden Übergänge in und aus diesen Lektionen hinzu, dann muss ein Pferd wirklich schon zum Athleten gereift sein und über Schub- und Tragkraft und auch über Federkraft verfügen. Ist es das nicht, droht frühzeitiger Verschleiß.

Springpferd mit Haltung

Die Versammlung eines Springpferdes dagegen braucht nicht so ausgeprägt zu sein, immerhin geht es hier um andere Qualitäten. Trotzdem ist ein Springpferd, das entsprechend der Ausbildungsskala systematisch bis zu einem gewissen Versammlungsgrad gearbeitet wurde, eindeutig im Vorteil gegenüber denen, die nur irgendwie durch den Parcours geheizt werden. Ein dressurmäßig gymnastiziertes Springpferd ist besser im Gleichgewicht, durchlässiger, wendiger, reagiert schneller auf reiterliche Einwirkungen, kann den Galoppsprung variieren, und sich aus einem Moment tiefster Hankenbeugung mit entsprechender Kraft am Steilsprung nach oben katapultieren. Je schwieriger und technisch anspruchsvoller ein Parcours desto größer ist der Vorteil eines entsprechend ausgebildeten Springpferdes. Im Bereich L-Dressur (Dressurpferde-L)
spricht man noch von beginnender Versammlung. Der Versammlungsgrad ist deutlich geringer, die Aufgaben sind kürzer und der Wechsel in die Verstärkungen oder auch ins Arbeitstempo bietet dem Pferd immer wieder Momente, die tragende Hinterhandmuskulatur etwas zu entlasten. Und der Breitensportler, der sich die Mühe macht, sich und sein Pferd entlang der Ausbildungsskala Richtung Versammlung zu entwickeln, erntet feiner funktionierende Übergänge und ein ausbalancierteres Pferd.

Ganze Paraden führen immer zum Halten und schließen das Pferd von hinten heran. Foto: Christiane Slawik

Auch das fördert die Versammlung: Beim Galopp am Berg muss das Hinterbein weit unter den Körper fußen und wird dadurch gekräftigt. Foto: Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Den richtigen Weg erkennen

Doch woran merkt der nicht so erfahrene Reiter überhaupt, ob sein Pferd in Sachen Versammlung auf dem richtigen Weg ist? Zum einen, wenn der Takt innerhalb der zu versammelnden Gangart gleich bleibt, zum anderen, wenn er – vor allem im Trab und im Galopp – aus der Versammlung umgehend in eine Verstärkung kommt. Ein Pferd, das statt sich versammelt zu bewegen, vorher nur langsam war, wird nur mühsam und mit reiterlichem Aufwand verstärken. „Sitzt“ es dagegen zuvor, ist es so, als habe man eine Stahlfeder zusammengedrückt und mit einem Häkchen fixiert, das, wird es gelöst, umgehend die gesamte Energie nach vorn katapultiert. Das mit dem Zusammendrücken missverstehen man che Reiter allerdings und fangen an, hinten mit Schenkel, Sporn und Gerte extrem viel Druck zu machen und gleichzeitig ihr Pferd „vorn festzuhalten“. So soll es aber eben nicht sein. Den Kraftaufwand leistet das Pferd, nicht der Reiter.

Ein versammelter Galopp, beispielsweise in einem Zirkel verkleinern, ist dann korrekt und gut, wenn er einfach wird, wenn der Reiter überstreichen kann, sein Pferd dabei in
schöner Selbsthaltung bleibt und ihm das Gefühl vermittelt, er könne nun auch ein Tässchen Kaffee trinken oder eine Zeitung lesen. Dann „sitzt“ das Pferd, es trägt sich selbst und ist sicher an den Hilfen des Reiters – es ist versammelt.

Dr. Britta Schöffmann

Wenn die Mähne nach oben wippt, ist der richtige Moment für den Übergang vom Galopp zum Schritt. Die Hilfe dazu gibt der Reiter im Augenblick der freien Schwebe kurz vor beziehungsweise bis zur Einbeinstütze hinten. Foto: Stefan Lafrentz

Kleine Auswahl an versammelnden Lektionen und Übungen

  • Halbe Paraden sind zwar keine Lektionen, schließen ein Pferd aber von hinten nach vorn heran. Richtig geritten und ausgeführt, verbessern sie das Gleichgewicht des Pferdes und sind untrennbar auch mit versammelnder Arbeit verbunden.
  • Ganze Paraden, geritten zunächst als Trab-Halt-Übergänge mit anschließendem Antraben, schließen ein Pferd ebenfalls von hinten heran (Stichwort Schublade). Bei einer gut gerittenen ganzen Parade senkt sich die Hinterhand des Pferdes ein wenig, die Hinterhufe fußen Richtung Hüftlot, die Vorhand hebt sich, das Pferd wirkt kürzer. Beim Antraben darauf achten, dass bereits der erste Tritt ein Trabtritt ist, denn hierbei muss das Pferd mit seinen Hinterbeinen leicht vorwärts-aufwärts
    in die Bewegung abdrücken. Pingelig sauber geritten, ist so jedes gute Antraben bereits Kraftaufbau.
  • Volten/Wendungen: Jegliche Wendungen, egal ob Zirkel oder lediglich Ecken, wirken leicht versammlungsfördernd, da sie über halbe Paraden eingeleitet und von ihnen begleitet werden. In besonderem Maße gilt das auch für Volten, die kleiner sind als Zirkel und länger dauern als Ecken. In der Biegung muss sich das Pferd auf seiner Außenseite leicht dehnen, auf seiner Innenseite leicht verkürzen. Dabei nimmt es mit dem inneren Hinterbein ein wenig mehr Last auf. Gleichmäßig auf beiden Händen ausbalanciert geritten, also nicht auf die Vorhand abkippend, wird die Hinterhand gestärkt.
  • Zirkel verkleinern und vergrößern: Korrekt geritten, ist dies eine großartige Lektion für viele Anforderungen: Balance, Stellung und Biegung, räumliche Vorstellung/Orientierung des Reiters, diagonale Hilfengebung, Zusammenspiel der Hilfen, Versammlung. Je kleiner die Wendung, desto größer die Fliehkräfte. Deshalb ist diese Lektion, vor allem in der Galoppade, nicht nur versammlungsfördernd, sondern sie verlangt auch bereits ein gewisses Maß an Versammlung.
  • Rückwärtsrichten: Das Rückwärtsrichten ist nicht nur eine gute Überprüfung der Durchlässigkeit eines Pferdes, korrekt geritten, fördert und erfordert es auch eine vermehrte Beugung der Hanken bei gleichzeitigem Heben der Lende. Da junge Pferde dies noch nicht so gut mit dem Reitergewicht absolvieren können, sitzt der Reiter hier im Rückwärts leicht entlastend. Ein bereits in der Versammlung weiter gefördertes Pferd kann man ohne diese Entlastung rückwärts richten.
  • Schulterherein: Das Schulterherein gilt als eine versammelte Lektion, das heißt, dass schon ein gewisses Maß an Versammlung erforderlich ist. Es wird im versammelten Trab auf drei Hufschlaglinien geritten, wobei das innere Hinterbein zum Vortreten in Richtung unter den Schwerpunkt angeregt wird. Dadurch werden unter anderem die Hankenbeugung und damit die Versammlungsfähigkeit gefördert.
  • Galopp-Schritt-Übergänge: Sie sind das A und O auf dem Weg zur Versammlung im Galopp. Sie kön- nen nur gelingen, wenn das Pferd kurz vor dem Übergang mehr Last Richtung seiner Hinterhand verlagert. Eine gute Hilfengebung und ein perfektes Timing der Hilfen durch den Reiter helfen ihm dabei. Der Reiter sollte immer versuchen, den richtigen Moment für den Übergang zu treffen. Und das ist der Moment der freien Schwebe kurz vor bzw. bis zur Einbeinstütze hinten. In diesem Moment bewegt sich der Pferdekörper minimal bergauf, gut zu sehen an der nach oben wippenden Mähne. Trifft man diesen Moment für den Übergang, gelingt er meist. Trifft man dagegen die Einbeinstütze vorn, fällt das Pferd auf die Vorhand oder in den Trab – der Übergang geht schief.
  • Außengalopp: Gelingen die Galopp-Schritt-Übergänge, ist der Grundstein für das Reiten von Außengalopp gelegt, der selbst wieder geraderichtend und versammlungs- fördernd wirkt.
  • Tempounterschiede: Sämtliche Tempounterschiede wirken versammlungs- und schwungfördernd. Dabei versteht man unter Tempounterschieden nicht nur zulegen und einfangen, sondern auch das Spiel mit den unterschiedlichen Versammlungsgraden. Beim Zulegen-Einfangen wird das Pferd aufgefordert, zwischen Schub- und
    Tragkraft zu wechseln, was sowohl die Anlehnung, den Schwung als auch die Versammlung verbessert. Beim Wechsel zwischen den Versammlungsgraden, also einmal L-Versammlung, einmal Rücknahme in drei, vier Tritte oder Sprünge erhöhte Versammlung, wechselt das Pferd zwischen „Kniebeugen mit und ohne Wasserkasten“, wobei die Phasen der erhöhten Versammlung anfangs immer deutlich kürzer sein müssen und erst nach und nach verlängert werden können.

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