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Abwechslungsreiches Training

Frische Farbe für den roten Faden

Routinen können im Alltag nützlich sein, doch im Pferdetraining werden sie schnell zur Falle. Abwechslungsreiche Trainingseinheiten hingegen halten den Körper und den Geist fit – sowohl das Pferd als auch der Reiter profitieren davon.

Raus aus dem Alltagstrott: Ein Ausritt bringt auch im Winter Abwechslung ins Training. Foto: Stefan Lafrentz

„Der rote Faden im Leben sollte auch mal mit einem andersfarbigen verknüpft werden“, findet der Autor Helmut Glaßl. Diese Metapher beschreibt treffend, was auch im Pferdetraining häufig fehlt: Abwechslung, neue Ideen und frische Impulse. Diese sind notwendig, um Routinen aufzubrechen und gleichzeitig die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Pferde zu fördern.

Raus aus dem Trott

Routinen können dem Training eine klare Struktur verleihen, bergen jedoch erhebliche Risiken für die physische und mentale Gesundheit des Pferdes. Rolf Petruschke warnt: „Die größte Gefahr besteht darin, am gleichen Ort immer das Gleiche zu tun.“ Der Pferdewirtschaftsmeister beschreibt damit ein verbreitetes Problem: Reiteinheiten, die Tag für Tag nach dem gleichen Muster ablaufen – unabhängig vom Leistungsniveau. Obwohl Wiederholungen ein Bestandteil des Trainings sind, besteht die Gefahr, dass Reiter in starren Abläufen feststecken. Eine mögliche Ursache für monotone Routinen liegt in einer zu frühen Spezialisierung. Auch Reiter, die oft allein trainieren, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, in eingefahrenen Mustern stecken zu bleiben. Reitmeister Martin Plewa bringt es auf den Punkt: „Monotonie im Training schadet nicht nur der körperlichen Entwicklung, sondern auch der mentalen Gesundheit des Pferdes.“ Der erfahrene Ausbilder erklärt, dass Eintönigkeit die Motivation beeinträchtigt und zu mangelnder Gehfreude und nachlassender Lernbereitschaft führen kann.

Mit schweren Folgen

Die Folgen monotonen Trainings sind aber nicht nur mental, sondern auch physisch spürbar. Dr. Caroline von Reitzenstein, die als Tierärztin die Leistungsdiagnostik der Kaderreiter betreut, erläutert: „Einseitiges Training führt zu muskulären Dysbalancen. Besonders Sehnen und Bänder leiden unter der ständigen Wiederholung gleicher Bewegungen.“ Diese Probleme werden noch verstärkt, wenn der Reiter Anzeichen von Überbelastung nicht rechtzeitig erkennt. Lauren Moore-Steinbach, Tierärztin und FNMitarbeiterin der Abteilung Veterinärmedizin und Tierschutz ergänzt diesen Punkt: „Wenn ich als Reiter Anzeichen meines Pferdes wie Verspannungen, Fehlhaltungen oder geringgradige entzündliche Veränderungen nicht erkenne und das Training nicht anpasse, drohen unter Umständen schwerwiegende Verletzungen wie Sehnenschäden, Fesselträgerschäden oder Arthrosen.“ Dr. Nicole Beusker, spezialisiert auf manuelle Behandlungsmethoden, weist darauf hin, dass ein Pferd schlimmstenfalls eine ungleiche Bemuskelung entwickelt und durch die ungleiche Belastung verfrüht Verschleißerscheinungen auftreten können. Die Tierärztinnen heben hervor, dass eintöniges Training nicht nur den Bewegungsapparat betrifft, sondern auch Stress verursacht. Dieser kann sich negativ auf andere Organsysteme auswirken, insbesondere auf den Verdauungstrakt, und das Risiko von Magengeschwüren erhöhen.

 

Auf einen Blick: Abwechslung schaffen

  • Lernort wechseln: Visuelle Reize setzen und Abwechslung schaffen, indem regelmäßig zwischen Reithalle, Reitplatz und Gelände gewechselt wird.
  • Lerninhalte entwickeln: Training dokumentieren, klare Ziele setzen und neue Ideen entwickeln. Es lohnt sich, von den klassischen Linien und Hufschlagfiguren abzuweichen und disziplinübergreifende Elemente einzubauen.
  • Reitersitz variieren: Regelmäßig zwischen Dressursitz, leichtem Sitz und Springsitz variieren, um sowohl den Körper des Reiters als auch das Pferd unterschiedlich zu beanspruchen.
  • Sattewahl anpassen: Verschiedene Sättel einsetzen – etwa mal zwischen Springsattel und Dressursattel wechseln – um die Wirkungen auf den Körper und die Strukturen vielfältiger zu gestalten.
  • Pausen integrieren: Wechsel zwischen Training mit und ohne ohne Reiter, aktive und passive Pausen integrieren.

Wissen, was ist

„Abwechslungsreiches Training ist das A und O für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Pferd und Reiter“, betont Dr. Christina Fercher, Sportwissenschaftlerin am Olympiastützpunkt NRW/Westfalen. Um monotone Abläufe zu durchbrechen, muss das Training bewusst und vielseitig gestaltet werden. Rolf Petruschke rät, zuerst die eigenen Trainingsgewohnheiten zu analysieren: „Halten Sie Gangarten, Zeitintervalle und Lektionen fest.“ Eine objektive Beobachtung durch einen Partner von der Bande aus oder per Videoaufnahme kann dabei hilfreich sein. „Reiter sind oft überrascht, wie viel Zeit auf der „Schokoladenseite“ geritten wird, während die schwierige Seite nur wenig gymnastiziert wird.“ Doch auch das Gegenteil kann problematisch sein. Lauren Moore-Steinbach betont, dass sich Reiter manchmal übermäßig auf die schwierigere Hand fokussieren. Beide Extreme sind unter Trainingsaspekten wenig sinnvoll. Es ist an der Zeit, den „andersfarbigen Faden“ in den Trainingsplan einzuflechten.

Für Rolf Petruschke beginnt das Verlassen der gewohnten Pfade bereits beim Aufwärmen: „Ich rate meinen Schülern immer, das Schrittreiten bewusst und sinnvoll zu gestalten.“ Er erinnert daran, dass es viele Hufschlagfiguren und Trainingslinien gibt, die über das Wechseln „durch die ganze Bahn“ hinausgehen. Der Ausbilder lässt in seinem Unterricht gerne auf dem zweiten Hufschlag oder der Viertellinie reiten, oder statt „aus der Ecke kehrt“ mal „in die Ecke kehrt“. Noch lieber beginnt er das Training im Freien – was zu einem weiteren wichtigen Punkt führt: Lernorte wechseln.

Wie am Schnürchen: Durch den Einsatz von Stangengassen kann beispielsweise das gerade Einreiten auf der Mittellinie geübt werden. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

Regelmäßige Einheiten im Gelände, auf der Wiese oder auf fremden Plätzen helfen dem Pferd, sich an neue Umgebungen zu gewöhnen und in ungewohnten Situationen ruhig und konzentriert zu bleiben. Kleine Veränderungen können große Wirkung haben. „Ich empfehle, den Lernort, sprich die Reithalle oder den Außenplatz, regelmäßig zu verändern und optische Reize zu setzen“, rät Petruschke und veranschaulicht: „Steht zum Beispiel ein Parcours in der Reithalle, ist es für den Vielseitigkeitsreiter eine Freude, das Pferd um die Hindernisse herum zu arbeiten. Dies könnte andere Reiter inspirieren, denn ungewohnte Objekte, die anfangs vielleicht skeptisch von den Pferden betrachtet werden, bieten einen zusätzlichen Lernwert. Ein triebiges Pferd wird oft plötzlich motivierter, während ein nervöses Pferd durch die optischen Reize eine bessere optische Lenkung hat und fokussierter werden kann.“ Sein Tipp: Mehr visuelle Reize schaffen!

Neues wagen

Wer über den Tellerrand schaut, kann viel Neues entdecken. Disziplinübergreifende Elemente wie Vielseitigkeit, Boden- oder Cavaletti-Arbeit bieten kreative Impulse – unabhängig vom Ausbildungsstand des Pferdes. Dr. Christina Fercher betont: „Reiter und Ausbilder sollten sich zuerst fragen: Was ist mein Ziel? Daraus lassen sich neue Trainingsideen entwickeln.“ Verschiedene Disziplinen und Trainingsorte bieten jeweils spezifische Vorteile: Dressur: Die Skala der Ausbildung gilt für alle Pferde. Die Grundübungen zum dressurmäßigen Reiten aus den Richtlinien Band 1 sind die Basis pferdegerechten Reitens. Sie dienen der Gymnastizierung – unabhängig von der Disziplin. Wichtig ist die Anpassung an Alter und Ausbildungsstand.

  • Springen: Springgymnastik verbessert Losgelassenheit, Rückentätigkeit und Gleichgewicht – auch bei Dressurpferden. Rolf Petruschke betont: „Mit Springgymnastik kann man spielerisch an Schub- und Tragkraft der Pferde arbeiten.“
  • Ausritte: Wechselnde Umweltreize stärken das Nervenkostüm, die Rückenmuskulatur und die Kondition. Das Reiten auf unterschiedlichen Bodenarten fördert zusätzlich Balance, Koordination und Trittsicherheit.
  • Cavaletti-Arbeit: Cavaletti-Training schult Konzentration, Gleichgewicht und Geschicklichkeit und kräftigt gezielt die Muskulatur. Martin Plewa fasst zusammen: „Bodenricks im Schritt dienen der Taktsicherung und Koordination. Im Trab verbessern sie Losgelassenheit, Rückentätigkeit, Schwung, Beweglichkeit und Gleichgewicht. Im Galopp fördern sie Kräftigung, Geschicklichkeit und Koordination.“
  • Bodenarbeit: Bodenarbeit umfasst klassische Handarbeit, Gelassenheitstraining, Freiarbeit und Zirkuslektionen. Sie fördert Kommunikation, Gelassenheit und das Verständnis zwischen Reiter und Pferd.
  • Longen- und Doppellongenarbeit: Richtig ausgeführt, verbessert das Longieren die Losgelassenheit und schafft eine Pause für den Rücken des Pferdes. Dr. Fercher fasst die Vorteile eines abwechslungsreichen Trainings prägnant zusammen: „Ein vielseitiges Training mit unterschiedlichen Bewegungsreizen unterstützt die Funktionalität des gesamten Bewegungsapparates.“

Erholung effektiv nutzen

Ebenso wichtig wie das Training sind die Pausen. Die Wirkung von Trainingsreizen zeigt sich erst in der Ruhephase – sowohl kurzfristig innerhalb einer Trainingseinheit als auch langfristig über Wochen und Monate hinweg. Nach einem intensiven Training repariert der Körper Mikroverletzungen in der Muskulatur, das Pferd kann neue Energie tanken und das Erlernte verarbeiten. Dabei ist es entscheidend, dass sich das Pferd während der Pausen weiterhin bewegt – beispielsweise bei einem Spaziergang oder auf der Weide. Dr. Nicole Beusker hebt die Bedeutung dieser Pausen hervor: „Nach einem intensiven Training sollte entweder eine Passivpause, wie Weidegang, oder eine Aktivpause, beispielsweise leichtes Longieren, folgen. Dadurch können die Strukturen des Bewegungsapparates regenerieren und das Training wird gefestigt.“ Dr. Christina Fercher unterstreicht ebenfalls die Bedeutung der Erholungszeit: „Muskeln wachsen in der Pause. Es ist daher unerlässlich, genügend Erholungszeit einzuplanen.“ Die Sportwissenschaftlerin beschreibt den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung sowie Anforderung und Pause als wellenförmig: „Die Sequenzen von Trainingsreizen und Pausen sollten in Intervallen geplant werden – sowohl in einer Trainingseinheit als auch im Wochenplan und im Jahresverlauf.

Den roten Faden bunt gestalten

Abwechslung im Training sichert langfristige Gesundheit und Motivation von Pferd und Reiter. Wird der rote Faden des Trainingsplans vielfältig gestaltet, leistet das einen wertvollen Beitrag zur Gesunderhaltung des Pferdes. Klare Ziele, kreative Ideen und sinnvolle Pausen machen das Lernen nicht nur effektiv, sondern auch spannend. So hat Monotonie keine Chance, und Ihr Pferd wird sich kontinuierlich weiterentwickeln.

Sabine Heüveldop

Kreative Trainingideen

Ein abwechslungsreicher Mix aus verschiedenen Trainingselementen – geritten und vom Boden aus – bringt frischen Wind in den Trainingsalltag und sorgt für Vielseitigkeit. Hier einige Ideen:

Cavaletti-Arbeit und Springgymnastik: Cavaletti-Arbeit eignet sich für junge und erfahrene Pferde gleichermaßen. Durch Variationen in den Abständen und Höhen kann das Training individuell angepasst werden. Schon bei der Schrittarbeit kann man kreativ werden: Statt nur gerade über Bodenricks zu reiten, können diese auch auf gebogenen Linien oder als Kreuz angeordnet werden und die Pferde auf gebogenen Linien gymnastiziert werden. Martin Plewa empfiehlt: „Im Schritt und Trab sind drei bis vier Bodenricks auf gerader oder leicht gebogener Linie am sinnvollsten. Im Galopp können sie als In-Out (Abstand ca. 3 bis 3,2 Meter) oder in verschiedenen Abständen

Ausritte und Geländetraining: Das Training im Gelände bietet viele Vorteile für alle Pferde. Unebene Naturböden fördern die Trittsicherheit und „Fußungsintelligenz“, wie Dr. Nicole Beusker betont. Das Reiten auf unebenem Boden oder das Überwinden natürlicher Hindernisse wie Baumstämme oder Wasserläufe verbessert Koordination und Balance und kräftigt die Muskulatur. Dressurelemente wie Seitengänge oder Schlangenlinien lassen sich auch im Gelände üben. Dr. Fercher empfiehlt regelmäßige Tempoarbeit, sei es auf der Rennbahn oder einem geeigneten Waldweg: „Alles, was mit kontrollierter Beschleunigung zu tun hat, erfordert Muskelkraft und fördert das Herz-Kreislaufsystem. Die Lunge wird belüftet und ganz nebenbei macht es einfach Freude.“ Durch das Verändern des Tempos, des Rahmens und des Raumgriffs verbessert der Reiter die Akzeptanz der Reiterhilfen und letztendlich die Durchlässigkeit. Ein Dressurpferd kann beispielsweise vom Hangbahntraining profitieren. Beim Bergaufreiten wird Kraft für die Vorwärtsbewegung nach oben benötigt, während beim Bergabreiten exzentrische Muskelkraft gefragt ist, um die Masse zu kontrollieren. Das ist oft anstrengender als man denkt, wie viele von eigenen Wanderungen wissen. So fördert das Reiten auf der Hangbahn die Entwicklung der Tragkraft besonders effektiv. Dr. Fercher empfiehlt, das Bergaufreiten zunächst im Schritt zu beginnen und später auf Trab oder Galopp zu steigern. Dabei sollte die Belastung systematisch angepasst werden, um Überlastungen zu vermeiden. „Verlängern Sie zuerst die Dauer, bevor Sie die Intensität steigern.“ Zeichen für Übermüdung, wie Stolpern, Bewegungsverzögerungen oder veränderte Bewegungsmuster, sollten nicht ignoriert werden, da sie Hinweise auf eine Überforderung sind. Auch Martin Plewa schätzt die Trainingsmöglichkeiten in hügeligem Gelände. Er fasst die Vorteile zusammen: „Bergaufreiten kräftigt insbesondere die Muskulatur der Vor- und Hinterhand und verbessert die Beweglichkeit, vor allem in Knie- und Sprunggelenken sowie in Schulter- und Ellbogengelenken. Bergabreiten fördert die Beugungsfähigkeit, insbesondere in den Hüftgelenken, führt zu mehr Dehnung in den Rückenmuskeln und kräftigt die vordere Rumpf- und Gliedmaßenmuskulatur.“ Geritten werden sollte nur an flachen Hängen, an denen die Pferde den Takt in allen Gangarten sicher halten können. Wichtig ist, dass beim Bergauf- und Bergabreiten stets ein konstantes, gleichmäßiges Tempo eingehalten wird. In der Steigerung können beim Bergauf leichte Übergänge zu höheren Tempi oder Gangarten hinzugefügt werden. Beim Bergab sollten Übergänge mit Rückführungen im Tempo bzw. Übergängen zu nächstniedrigerer Gangart geübt werden. Wichtig: Jegliche Hangbahnarbeit muss im korrekten leichten Sitz bzw. im Geländesitz erfolgen!

Übungen vom Boden: Bodenarbeit und Gelassenheitstraininglassen sich ideal in das Trainingintegrieren – sei es zum Aufwärmenoder an Pausentagen. Diese Übungenfördern die Konzentration und Gelassenheitdes Pferdes, besonders beischreckhaften Tieren.

Das Verändern von Tempo, Raumgriff und des Rahmens wirken sich positiv auf die Akzeptanz der Reiterhilfen und damit der Durchlässigkeit aus. Foto: Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Vielseitig einsetzbar: Die Arbeit über Cavaletti kann regelmäßig in das Training eingebaut werden – egal ob im Schritt, Trab oder Galopp. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

Das Wintertraining: Frische Impulse trotz eingeschränkter Möglichkeiten

Das Training im Winter erfordert besondere Anpassungen an das Wetter, da Kälte und Nässe die Bodenverhältnisse stark beeinflussen. Trotz dieser Herausforderungen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, in der kalten Jahreszeit ein abwechslungsreiches und gesundheitsförderndes Training zu gestalten.

Auwärmen im Winter 

Besondere Aufmerksamkeit erfordert im Winter die Aufwärmphase. „Mindestens 15 Minuten im Schritt sind essenziell, um Muskeln, Gelenke und auch die Atemwege auf die bevorstehende Belastung vorzubereiten“, erklärt Dr. Fercher. Eine verlängerte, ruhige Aufwärmphase sorgt für Sicherheit, indem sie Verletzungen vorbeugt. Auch die Trainingseinheiten selbst sollten ruhiger und länger gestaltet werden, um die Kondition und Gesundheit des Pferdes nachhaltig zu fördern.

Training auf ungünstigen Böden 

Dr. Nicole Beusker betont, dass auf tiefen, nassen Böden Vorsicht geboten ist: „Bei nassem, tiefem Boden würde ich nicht springen oder Galopppirouetten erarbeiten.“ Doch auch bei ungünstigen Bodenverhältnissen ließe sich das Pferd sinnvoll trainieren. Im Schritt sind beispielsweise Übungen wie Schenkelweichen, Rückwärtsrichten und Halten und wieder Anreiten möglich. Eine besondere Abwechslung besteht darin, Seitwärtsgänge über Stangen einzubauen, beispielsweise indem das Pferd ein aus Stangen gelegtes ‚L‘ im Schenkelweichen passiert.

Training in der Halle

Wenn die Außenplätze nicht bereitbar sind, weichen viele Reiter in die Halle aus. Auch hier gibt es vielfältige Möglichkeiten, das Training spannend zu gestalten. Dr. Christina Fercher empfiehlt, technische Übungen mit gymnastischen Aufgaben zu kombinieren. Optische Hilfsmittel wie Kegel, Stangen oder Ständer können helfen, den Plan auch beizubehalten und nicht wieder ins gewohnte „Schema F“ zu verfallen. Gerade und gebogene Linien bringen Abwechslung in die Bewegungsmuster des Pferdes. Variationen im Sitz sind ebenfalls eine wirkungsvolle Methode, um das Pferd unterschiedlich zu beanspruchen: „Jede Sitzveränderung beeinflusst die Balance des Reiters und die Interaktion mit dem Pferd“, erklärt Rolf Petruschke. Neben dem Reiten bieten sich im Winter weitere Optionen an, um das Pferd zu beschäftigen und gleichzeitig abwechslungsreich zu trainieren. Bodenarbeit, Longieren oder die Arbeit an der Doppellonge stärken nicht nur die Muskulatur, sondern fördern auch die Kommunikation zwischen Reiter und Pferd. Auch Gelassenheitstraining kann in die Reithalle verlegt werden. Mit Planen, Stangen oder Pylonen lassen sich kreative Stationen gestalten, die das Pferd mental fordern und seine Nervenstärke trainieren. Diese Übungen bringen Abwechslung und fördern gleichzeitig das Vertrauen zwischen Pferd und Reiter.

Dokumentation und Zielsetzung

Eine klare Zielsetzung ist auch im Wintertraining essenziell. Dr. Fercher rät: „Schreiben Sie sich auf, was Sie in den nächsten vier Wochen erreichen möchten und was Ihr Ziel in sechs Monaten ist.“ Ein strukturierter Trainingsplan hilft, systematisch auf bestimmte Ausbildungsziele hinzuarbeiten. Ein Trainingstagebuch, in dem Fortschritte und auch Rückschläge festgehalten werden, ist dabei besonders hilfreich. Zürich (CH) . Göttingen . Magdeburg . Dortmund . Bremen . Leipzig . Hamburg . Berlin . München . Hannover Nürnberg . Basel (CH) . Wien (A) . Stuttgart . Frankfurt . Rotterdam (NL) . Antwerpen (B) . Kiel . Chemnitz Bielefeld . Münster . Erfurt . Graz (A) . Köln . Salzburg (A) . Mannheim . Rostock . Düsseldorf www.cavalluna.com Ein Herz für Schreck lass nach: Gelassenheitstraining stärkt die Bindung zwischen Mensch und Pferd und bereitet auf ungewohnte Situationen vor. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv So lassen sich Tage analysieren, an denen das Training nicht wie erhofft verlief. Fercher empfiehlt, Anpassungen im Plan vorzunehmen, wenn das Pferd nach anstrengenden Einheiten wie z.B. Stangentraining am Folgetag weniger motiviert wirkt. Statt einer Dressurstunde könnte dann eher ein entspannter Spaziergang sinnvoll sein. Schon ein kurzer Aufenthalt im Freien, selbst nach dem Training, kann den Unterschied machen: „Einfach nochmal zehn Minuten draußen reiten oder führen – das macht was mit den Pferden. Sie sind viel zufriedener“, appelliert Rolf Petruschke, denn „der Winter wird immer schlimmer, wenn man nicht rausgeht.“

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