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Anne Krüger-Degener

Die Beziehungs-Botschafterin

Anne Krüger-Degener schmiedet ihr Glück und das für Pferde – seit über 25 Jahren ist die Tiertrainerin bekannt für ihre Shows mit Schafen, Ziegen, Laufenten, Hunden und Pferden. Wie das alles kam, erzählt sie an ihrem Küchentisch.

Ein typisches Bild auf dem Degener Hof: Anne Krüger-Degener ist umringt von Pferden, Hunden und Ziegen. Foto: Stefan Lafrentz

Die Boxentür gleitet leise auf, Mensch und Pferd begrüßen sich leise. Anne Krüger-Degener streicht mit einer Hand über den schwarzen Rücken des Oldenburgers und spürt: „Fürstenkind ist kalt. Der braucht schon eine Decke.“ Das gewaltige Dielentor steht zur Hälfte offen. Es ist fast Oktober, die Rosensträucher an den Hauswänden tragen längst mehr Hagebutten als Rosenblüten. Im Stall kauen die Pferde am Heu. Es herrscht Vormittagsruhe in der großen Diele des Niedersachsenhofes. Der wurde, das verrät die Schmuckschrift über dem Tor, von „Witwe Klara Elisabeth Degener und Sohn Johann Friedrich Degener 1857 errichtet“ und ist seitdem in Familienhand. In solchen Höfen leben Tiere und Menschen unter einem Dach. Die Eingangstür zur Familienwohnung liegt am Ende der Stallgasse. Dort lädt Anne Krüger-Degener ein und erzählt, wie sie Schäferin wurde.

Tausendsassa aus Melle

Anne Krüger-Degener lebt in Melle, nahe bei Osnabrück. Bekannt ist sie seit 1998 durch ihre Schauauftritte mit Pferden, Hunden, indischen Laufenten, zweifarbigen langhaarigen Walliser Schwarzhalsziegen und Scottish Blackface Schafen. Daraus hat sich ihr Ausbildungsprogramm „HarmoniLogie“ entwickelt, mit dem sie Pferde(leute) und Hunde(leute) ausbildet. Auf den Shows der internationalen Reitturniere oder Pferdemessen dirigiert Anne Krüger-Degener alle watschelnden, mähenden und meckernden Tiere mit Hilfe ihrer wieselflinken Border Collies unter und über die Pferde. 

Die Pferde – über die Jahre waren es schon mehrere Generationen – piaffieren und passagieren auf Kandare wie die Sportpferde, um zwei Minuten später frei wie der Wind an der Seite von Anne Krüger-Degener und ihrer Tochter Carla Marie auf ihren E-Bikes zu galoppieren. Anne Krüger-Degener ist Schäferin, Tiertrainerin, Tierwirtschaftsmeisterin, Schafszüchterin, Pferdezüchterin, Entenbändigerin, Dressurreiterin, Hunde- und Pferdeausbilderin, Kursleiterin, neunfache Buch- und Bestsellerautorin, Instagrammerin, Mutter, Ehefrau, Hof-Managerin und Häuptling vom Degener Hof. Kurz – die Frau ist ein Tausendsassa.

Mit Pferden und Hunden kommuniziert Anne Krüger-Degener direkt, die Laufenten bekommen ihre Informationen von dem Hund. Er fungiert als Dolmetscher zwischen den Enten und Anne Krüger Degener. Foto: Cornelia Höchstetter

Fachwerk, Teiche und Wiesen

Zwischen dem alten Fachwerk-Bauernhaus, dem neuen Pferdestall und dem Nebengebäude mit Giebel aus grünen Holzbrettern stehen die grünen Wegweiser zwischen Hortensien: Pfeile zu Halle, Haupthaus, zum Park, zum Hofladen und zu den Seminarräumen der Tierschule. Die Wiesen mähen 200 Schafe und 20 Ziegen. Deren Aufpasser sind ein Dutzend Arbeitshunde, Ginger, Lenni, Josie, Crunchy und die anderen Border Collies, die entweder schlafen oder mit wachem Blick wie hypnotisiert ihr Frauchen verfolgen. Die Haushunde sind zwei Labrador- Retriever James Bond und Inspector Barnaby, der Border Terrier Professor Higgins und der Havaneser-Mix Whisky. „Dieser kleine Hund beweist mir jeden Tag, dass Können von Wollen kommt. Der beste Hund der Welt und bevor ich ihn getroffen habe, wusste ich nicht, dass ich ihn brauche“ – was für eine Liebeserklärung. Laufenten watscheln neben dem Winterpaddock zweier Schimmel. Auf der Straße am Hof vorbei fahren Autos. Wahrscheinlich wissen die wenigsten, welches Paradies sich hinter dem grünen Eisentor eröffnet. Unten im Park liegen die ehemaligen Fischweiher.

Auf dem Degener Hof ist auch eine Ziege auf dem Rücken eines Pferdes kein seltener Anblick. Foto: Stefan Lafrentz

Längst hat Anne Krüger-Degener die Teiche umgebaut und mit festem Boden am Grund versehen, damit die Pferde guten Tritt haben. Der neunjährige Belantis-Sohn galoppiert auf Zuruf – „Beeeertiiiii““ – durch das Wasser wie in einem Seejagdrennen. Daher sein durchtrainierter Astralkörper. „Das Wassertraining zahlt sich wirklich aus“, sagt Anne Krüger-Degener. Und Spaß macht es offensichtlich auch. Abgesehen davon, dass Berti ihr erklärter Liebling ist – „auch wenn er besonders viel Zeit gebraucht hat, um das alles zu lernen.“

Aus Handwerk wird Kunst

Inzwischen sitzt Anne Krüger-Degener am Küchentisch. Der Wohnbereich im Bauernhaus ist ein offener großer Raum, in der Mitte die Kücheninsel mit einer Front aus alten Dachbodenbrettern. „Ich liebe alte Eichenhölzer, unser Schmied hat uns den Rahmen dafür gebaut und wir haben die Bretter zugeschnitten.“ Das ist der private Rückzugsraum, denn die Familie ist viel unterwegs. Eine außergewöhnliche Erinnerung ist für die Tiertrainerin besonders die Eröffnungsfeier zum CHIO Aachen 2023. Im großen Aachener Stadion, von dem hartgesottene Springreiter erzählen, welch‘ Eindruck die Kulisse selbst auf erfahrene Pferde macht. Mittendrin Anne und Carla Krüger-Degener mit den Schafen, die über ein Banner gesprungen sind, mit den Pferden, die sich vor 40.000 Menschen auf den heiligen Rasen legten und später frei neben dem Fahrrad galoppierten oder wie ein Standbild verharren, wenn die Enten und Ziegen unter ihren Bäuchen spazieren. „Das gibt mir heute noch Gänsehaut. Der Moment hat mir bewiesen: Unsere Ausbildung geht auf und die Bindung zu unseren Pferden ist so stark, dass sie sich sogar in so einer Kulisse an uns orientieren“, sagt Anne Krüger- Degener. Wenn eine Show so gelingt, ist das für sie „der Moment, aus dem Handwerk zur Kunst wird.“

An der Wohnzimmerwand hängen Leinwandbilder von Carla und ihren Pferden. Neben dem Sofa liegt eine Maine-Coon-Katze im Hundekorb – „die haben wir unserer Tochter vor dem Abitur geschenkt. Das war die beste Idee“, erzählt die Mutter. Auf den breiten Fensterbrettern stehen Fotorahmen von ihren eigenen Anfängen: „Mit dem Knabstrupper Fernando war ich 1997 im Schauprogramm der Viererzüge in Riesenbeck“, erzählt sie.

Wie alles anfing

Das war der erste große Auftritt mit Gänsen und Schafen – doch wie kam Anne Krüger-Degener auf‘s Schaf? Das war ihr nicht in die Wiege gelegt: „Ich bin in Friedrichshafen am Bodensee geboren und aufgewachsen in Unna in der Stadt im östlichen Ruhrgebiet. Ich komme aus einer Akademikerfamilie, Tiere waren da kein Thema“. Das habe vielleicht die Energie in ihr freigesetzt. Als Zwölfjährige erkämpfte sie sich ihren ersten eigenen Dackel und sparte jeden Pfennig, um die Ferien auf einem Ponyhof zu verbringen. „Ich war großer Fan der Fernsehserie ‚Der Doktor und das liebe Vieh‘. James Herriot war mein Vorbild und ich wollte Tiermedizin studieren“. 

Vor dem Studium machte sie ein Praktikum in der Landwirtschaft. „Das prägte mich. Ich war auf einem Drei-Generationen-Hof und der Bauer war der perfekte Lehrherr. Er hat mich für die Landwirtschaft begeistert und mir Mut gemacht, alles anzupacken. Von ihm lernte ich viel über die Bindung zu den Tieren – er zeigte mir, wie man Kühe an der Schwanzwurzel beim Melken krault, bis die Entspannungshormone den Körper durchströmen.“

“Loben, bis das Loben wirkt“ – diese Methode setzt Entspannungshormone frei und schafft eine Bindung zwischen Mensch und Pferd. Foto: Stefan Lafrentz

Auf´s Schaf gekommen

So kam es zum Gesinnungswandel der Noch-Nicht-Studentin: „Ich wollte nicht mehr kranke Tiere gesund machen, sondern ich wollte für gesunde Tiere leben.“ Der neue Plan hieß: „Ich werde Bäuerin“. Da war dann also eine junge Frau aus dem Ruhrgebiet, die sich mit 800 Schafen und zwei Pferden auf einen alten, halb verfallenen Hof im niedersächsischen Melle einmietete. Die Entscheidung für Schafe war rein logisch, weil sie als alleinstehende Frau besser Schafe als Kühe halten konnte. Nur mit der Integration in die bäuerliche Welt hakte es. „Erst hat man mich für eine Aussteigerin gehalten. Doch eigentlich war ich eine Einsteigerin: Ich habe meinen Gesellenbrief als Tierwirtin abgelegt und dann die Prüfung zur Tierwirtschaftsmeisterin bestanden.“ Sie fing an, mit Border Collies und Schafherden zu arbeiten und machte sich einen Namen in der Hütehunde- Ausbildung. Anne Krüger war fünffache Deutsche Meisterin und Vize-Europameisterin, gehörte zur Weltspitze der Hütehund-Leute. „Damals erkannte ich, was ich von den Tieren lernen konnte und ich entwickelte eine manifestierte Methode, die andere Menschen nachvollziehen können.“ Das entsprach schon der Bindungsarbeit, die sie heute so in den Vordergrund stellt. „Ich gehe nicht über das Belohnungssystem, denn irgendwann sind Leckerlis zu Ende, und dann? Ich gehe über das Bindungssystem“. Mit den Jahren konnte sie, so erzählt sie weiter, immer besser formulieren, was sie von den Tieren abschaute. Sie hörte ihnen zu und beobachtete: In der Herde fühlten sie sich wohl, da war Sicherheit. „Ich habe sie als meine Lehrer verstanden und sie ernstgenommen“.

Die Entdeckung des Degener Hofes

Die Geschichte, wie Anne Krüger auf den Degener Hof kam, könnte einen Kinoabend füllen: „Ich war im Wald ausreiten und mein Pferd wollte nicht an einen Trecker vorbei. So nahm ein Mann den Zügel und führte mich. Wir kamen ins Gespräch, begannen gemeinsame Ausritte zu machen und ich freundete mich mit seiner Familie an.“

Gemeinsam mit ihrem Mann Jan bewirtschaftet Anne Krüger-Degener den Betrieb in Melle. Foto: Cornelia Höchstetter

Das war ihr heutiger Schwiegervater Friedrich Degener, der 2008 gestorben ist. Seine zwei Kinder hatten damals kein Interesse am Hof, er verkaufte Anne Krüger einen Teil der Gebäude und des Landes und so zog sie von ihrem Miet-Bauernhof um auf den Degener- Hof. „Der eine Sohn ist Jan, der wollte damals nach München auf die Schauspielschule. Ich sprach ihm noch zu, sich den Traum zu erfüllen, half mit meinem Viehtransporter beim Umzug, fuhr wieder nach Hause und war verliebt.“ Irgendwann kam Jan Degener wieder nach Hause nach Melle, machte bei Anne Krüger seine Ausbildung zum Tierwirt. „Eine lebenstüchtige Mischung“, findet Anne Krüger-Degener. So kam es zur Hochzeit.

Fohlen vor dem Küchenfenster

Aus dem hinteren Fenster des offenen Küchen-Wohnraums schaut man auf die Pferdeweide, auf der die Stute Daily Pleasure mit ihrem braunen Fohlen „Everlasting Love“, kurz Elli, grast. Auf das Fohlen von Escaneno ist die Familie richtig stolz. Mit seinen langen Beinen trabt es über die Wiese, die Augen neugierig auf die Welt. Irgendwann wird es sicher auch im Anhänger vom Hof fahren auf die großen Shows, wird lernen, sich inmitten einer Arena vertrauensvoll hinzulegen, den Kopf in Anne Krüger-Degeners Schoß zu betten. Noch ist das Zukunftsmusik, doch die heutigen Showstars Unicorns Secret (genannt „Einhorn“), Pony Luni, der fröhliche Berti, der Lusitano Socio oder Professor Fürstenkind haben alle mehr oder weniger klein auf dem Degener Hof angefangen.

Die Art zu kommunizieren

Im Showprogramm sind so gut wie alle Tiere integriert. Sogar die Haushunde tragen in der Freiheitsnummer stolz eigens genähte Handtaschen im Maul. Wie funktioniert die Kommunikation mit so verschiedenen Tierarten gleichzeitig? „Es sind für alle dieselben Kommunikationswege“, sagt Anne Krüger-Degener: Alles geht in erster Linie über räumliches Denken. Wenn vier Hunde um die Schafherde rennen und sie einkreisen, begrenzen sie den Raum: Wenn die Hunde „ein Tor“ öffnen, weicht die Herde dorthin. Die Schafsherde bewegt sich wie ein Öl-Klecks im Wasser. „Die Energie für die Bewegung kann niemals Kraft sein. Gerade die Hütehunde haben mein räumliches Denken geschult.“ Sie stellt in den drei möglichen Kommunikationswegen der Tiere ein Ranking auf. Die Priorität hat die Verwaltung des Raumes, dem folgt das leibliche Ausdrucksverhalten wie Gestik und Mimik, und erst zum Schluss spielen auch akustische Reize eine Rolle. Das Erzeugen von Bindungsritualen sowie das Erlesen des Ausdrucksverhaltens sind wichtige Lerninhalte für angehende Glücksschmiede, beschreibt sie.

Mit den Pferden und den Hunden kommuniziert die Trainerin direkt – ihre Infos an Schafe, Ziegen und Enten geben letztlich die Hütehunde weiter. „Die sind meine Dolmetscher“. Dabei pfeift Anne Krüger-Degener und weist damit jeweils einen Hund mit speziellen Pfeif- Signalen an, ob er links oder rechts um die Herde rennen soll, losrennen oder stoppen. Die Hunde hängen mit ihren Augen an der Schäferin, so voller Konzentration, dass der ganze Körper in Erwartung angespannt ist, um das nächste Kommando blitzschnell auszuführen. Und am Ende – wird gekuschelt. Dann ist Zeit, jeden Hund zwischen die beiden Hände zu nehmen und ausgiebig zu kraulen und zu streicheln. „Loben, bis das Lob wirkt“, wiederholt Anne Krüger-Degener immer wieder, und nennt das „Mit Liebe fluten“. Da ist er wieder, der neurobiologische Prozess, der Entspannungshormone freisetzt und Bindung schafft. „Wenn das Bindungssystem funktioniert, sind Mensch wie Tier stressbelastbarer, weil sie ein sicheres soziales Umfeld haben.“

Schimmel Berti legt sich auf Kommando ab – er genießt die gemeinsame Arbeit mit Anne Krüger-Degener. Foto: Cornelia Höchstetter

Wenn sich Pferde niederlassen

Mit den „Turnierenten“, wie mit allen anderen Showtieren, trainiert die Familie regelmäßig zu Hause. Die Laufenten watscheln zur Reithalle, von den Hunden eskortiert. Dort wartet die Tiertrainerin mit Berti. Der Schimmel trägt nichts als sein schönes grauweißes Fell, legt sich auf das Kommando in den Sand und Anne setzt sich auf seinen Rücken wie auf einen Hocker. Bertis Ohren bewegen sich wie Richtantennen zur Stimme seines Lieblingsmenschen. Als Anne Krüger-Degener um das Jahr 2000 in ihren Schau-Auftritten begonnen hatte, die Pferde abzulegen, „wurde ich noch belächelt. Oder bewundert. Zu der Zeit war Horsemanship, Monty Roberts und Co in aller Munde. Das hat mich zum Beispiel gar nicht geprägt“. Zumal sie neben der Frei-Arbeit ihre Pferde auch dressurmäßig bis zur hohen Klasse ausbildete. Sogar Dressur-Doppelolympiasiegerin Ulla Salzgeber holte sich Anne Krüger- Degeners Ratschläge. Die Tierlehrerin arbeitet heute zum Beispiel mit der vierfachen Olympiasiegerin Jessica Bredow-Werndl zusammen. „Das passt gut – wir sind beide Mütter und führen einen Betrieb. Ich bewundere Jessicas Reiten, sie sagt: ‚Werde der Reiter, den sich dein Pferd wünscht‘ und ich sage ‚Werde das Zuhause von deinem Pferd‘. Die beiden Ansätze treffen sich.“

Kommunikation ist angesagt

Dass die Kommunikation mit den Pferden einmal so einen Stellenwert wie heute bekommt, „hätte damals keiner gedacht“, glaubt die Schäferin. Inzwischen kommen die Leute auf ihren Hof, um an Seminaren oder im Einzelunterricht das Ausbildungsprogramm „HarmoniLogie“ zu lernen. Viele verfolgen die Filme online auf Youtube oder Instagram. „Das kann jeder lernen“, ist die Schäferin überzeugt. Und wer lernt es am einfachsten – oder welche Eigenschaften haben die talentiertesten Ausbilder? „Das sind immer Menschen, die sehr bei sich sind. Das heißt, sie übertragen ihre Emotionen nicht unkontrolliert, sie hören den Tieren zu und gehen auf ihr Gegenüber ein.“

Familienzuwachs

„Ich liebe die Shows“, strahlt Anne Krüger- Degener über das ganze Gesicht. Deshalb hatte sie vor 22 Jahren ganz schön Sorge, ob sie so weiter arbeiten könne, als sie mit Carla Marie schwanger war: „Mein Umfeld prophezeite mir, dass ich das alles so nicht mehr weiter machen könne. Das hat mich schon eingeschüchtert“, aber dann habe sie sich an den Schafen orientiert – das Lamm ist immer dabei. „So habe ich es auch gemacht“, sie setzt noch dazu: „Außerdem wussten sie alle ja nicht, was für ein besonderes Kind ich bekommen sollte“. Klein-Carla war auf den Showauftritten dabei, „sie ist auf dem Pony eingeschlafen oder hielt Mittagsschlaf zwischen den Lämmchen“, erzählt Anne Krüger-Degener. Als Carla in die Schule kam, hat ihre Mutter kurzerhand den Betrieb als Zirkusunternehmen angemeldet, damit das Kind während der Tourneen von der Schule befreit wurde – und unterwegs von den Eltern lernte – heute studiert Carla Marie Krüger-Degener Agrarwissenschaften in Osnabrück. „Ich bemühe mich, dass sie sich jederzeit frei entscheidet.“ Bis jetzt ist Carla voll dabei – wenn Mutter und Tochter nicht trainieren oder Seminare geben, harken sie den Kies an der Einfahrt, mähen den Rasen, zupfen Unkraut und knipsen „im Vorbeigehen“ die Rosen ab. „Wir sind eben ein kleines Familienunternehmen mit einer Handvoll Angestellten.“

Bunte Vielfalt

Die Auftritte für Herbst und Winter müssen vorbereitet werden. Anne Krüger- Degener steht vom Küchentisch auf, aus den vielen Körbchen in der Küche tauchen Hunde auf und sie verlassen den Wohnraum. Auf den Holzbänken liegen Schaffelle und von der Decke hängt ein großer runder Kronleuchter. Da baumeln keine glitzernden Glassteinchen, hier stehen schlichte Stabkerzen in bunten Farben. So bunt und bodenständig wie die Tierschar drinnen und draußen. Das ist der Degener Hof.

Cornelia Höchstetter

Auch in beeindruckenden Kulissen orientieren sich die Pferde an Anne Krüger-Degener und bleiben gelassen. Foto: Stefan Lafrentz

Anne Krüger-Degener on Tour

Anne Krüger-Degener wird ein Live-Training auf dem CHIO Aachen Campus zeigen (22. November), außerdem stehen im Winter Showauftritte bei der „Passion Pferd“ in Hannover (5. bis 8. Dezember) sowie Auftritte während des Trakehner Hengstmarktes in Neumünster an (Galaabend am 29. November).
anne-krueger-degener.com

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