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Die Sinnesorgane des Pferdes

Schau mir in die Augen!

Sehen Pferde anders als Menschen? Hören sie besser als wir? Wozu sind eigentlich die langen Tasthaare an den Nüstern da? Diesmal erfahrt ihr spannende Fakten rund um die Sinnesorgane des Pferdes.

Fohlen und Stute können sich im wahrsten Sinne des Wortes gut riechen. Auch Fohlen haben schon voll entwickelte Tasthaare. Alle Fotos: J. Stroscher

Huch, ein Schatten! Und ein Auto, das noch mehrere hundert Meter entfernt vorbei fährt: Pferde nehmen mit ihren Sinnesorganen als Flucht- und Beutetiere viele Dinge wahr und reagieren entsprechend schnell und heftig darauf. Denn in der Steppe kann ihnen so eine schnelle Reaktion eventuell das Leben retten. Schließlich wissen sie nicht, dass im Maisfeld kein Raubtier lauert, sondern sich hier vielleicht nur ein Fasan oder ein Hase verstecken. Wusstet ihr, dass das Pferd fast einen Rundumblick hat, weil seine Augen seitlich am Kopf angebracht sind?

„Die Augen sind ein Fenster der Seele“ (Zitat von Hildegard von Bingen). Das trifft besonders auf die großen, schönen Pferdeaugen zu.

Genau deshalb reagieren manche Pferde auf Dinge, die der Reiter noch gar nicht wahrgenommen hat. Außerdem können Pferde nachts mit wenig Licht sehr viel mehr sehen als der Mensch. Sie brauchen allerdings etwas länger, bis sich die Augen bei starken Lichtkontrasten an die Dunkelheit gewöhnt haben. Das kann sogar einige Minuten dauern. Im Springparcours ist es wichtig, dass das Pferd beim Anreiten eines Hindernisses den Kopf heben darf, denn es kann in der Nähe und in der Ferne gleichzeitig scharf sehen, ohne die Linsenkrümmung zu verändern. Dafür muss es nur durch Heben und Senken des Kopfes das Bild im Auge (in dem Fall das Hindernis) an der richtigen Stelle der Netzhaut platzieren. Pferde haben auch ein besseres fotografisches Gedächtnis als Menschen. Deswegen bleiben „Bilder“ und bestimmte Situationen, die das Pferd als gut oder schlecht erlebt hat, auch sehr lange im Gedächtnis. Licht steigert die Leistung, die Blutbildung, den Stoffwechsel und die Antikörperbildung (für die Abwehr gegen Krankheiten) beim Pferd. Pferde haben einen sehr hohen Lichtbedarf, auf den sich der Körper während der Entwicklungsgeschichte des Pferdes eingestellt hat.

Ich sehe was, das du nicht siehst…

Durch die seitliche Stellung der Pferdeaugen nimmt jedes Pferdeauge einen anderen Ausschnitt aus der Umgebung wahr. Dadurch hat das Pferd zwar einen sehr guten Überblick, dies geht aber auf Kosten des räumlichen Sehens. Da der Mensch sein gesamtes Blickfeld vorne mit zwei Augen gleichzeitig sieht, hat er viel mehr räumliche Wahrnehmung. Das Pferd reagiert dafür stärker als der Mensch auf kleine Bewegungen in der Ferne. Und wie sieht es mit der Farbwahrnehmung beim Pferd aus? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass das Pferd Gelb und Blau viel deutlicher sieht als Rot und Grün. Deswegen kann das Pferd beim Springen über Parcourshindernisse in unterschiedlichen Farben auch unterschiedlich reagieren.

Gespitzten Ohren und geblähte Nüstern

Pferdeohren sind in einem großen Radius beweglich. Sie können Geräusche bis Ultraschall wahrnehmen, die für den Menschen nicht hörbar sind, deshalb zeigen sie als Fluchttiere auch oft Angst, beziehungsweise Fluchtverhalten. Der Gehörsinn ist so gut, dass er das Pferd sogar bei Dunkelheit leiten kann. Es ist in der Lage, besser als ein Mensch exakt die Richtung zu orten, aus der die Geräusche kommen. Deswegen reagiert es auch entsprechend empfindlicher auf Geräusche.

Durch die seitliche Stellung der Augen hat das Pferd einen sehr guten Rundumblick. Es reagiert auf kleineste Bewegungen in der Ferne.

Darauf sollte der Reiter so weit wie möglich Rücksicht nehmen. Beobachtet doch mal das Ohrenspiel eures Pferdes in verschiedenen Situationen wie auf der Weide, in der Pferdegruppe, am Putzplatz oder im Gelände.

Riechen und Schmecken

Pferde haben einen gut ausgeprägten Geruchs- und Geschmackssinn. Daher reagieren sie besonders auf Geruchsabweichungen im Futter oder Wasser. Gute Futterqualität sowie eine saubere Tränke, Futterkrippe und ein sauberer Salzleckstein sind wichtig. Auch das Riechen kann für Pferde Anlass zum Scheuen sein. Wer schon mal an einem Schweinestall vorbeigeritten ist, hat vielleicht gemerkt, dass Pferde intensiv darauf reagieren. Als Reaktion auf starke Gerüche, zeigen sie oft das sogenannte Flehmen. Flehmen ist das gezielte und am geöffneten Maul erkennbare Wittern nach Gerüchen, zum Beispiel Geschlechtsgerüchen. Wenn ein Hengst den Geruch einer Stute intensiver aufnehmen möchte, sieht man ihn oft flehmen. Das Flehmen kann aber auch ein Anzeichen für eine Kolik sein. Stark riechende Dinge, verdorbenes Futter und Blut meiden Pferde. Das Pferd hat auf seiner Zunge etwa genauso viele Geschmackspapillen (Zungenwärzchen) wie der Mensch. Sie sind nur anders ausgeprägt und auf der Zunge angeordnet. Genau wie wir, findet ein Pferd nicht alles, was es zum Fressen findet, lecker. Dinge, die es nicht mag, wie zum Beispiel Medikamente, spuckt es wieder aus. Man kann Medikamente auch in einer Möhre oder einem Stück Apfel verstecken, damit sie besser gefressen werden.

Ganz Ohr: Das Gehör ist beim Pferd so gut ausgeprägt, dass es sich auch bestens bei Dunkelheit zurechtfindet.

Vorsicht Giftpflanzen!

Der Geschmackssinn ist eine hervorragende Erfindung der Natur. Pferde meiden dadurch meistens auch eine Vielzahl von nicht schmeckenden und für sie giftigen Pflanzen. Pferde sind andererseits oft „Leckermäuler“, die in alles saftig sowie grün Aussehende hineinbeißen. Viele Giftpflanzen sind für die Pferde aber sehr gefährlich und können selbst bei geringer Dosis tödlich sein. Dass Pferde Giftpflanzen nicht fressen, stimmt leider nicht immer. Viele Pferde haben diesen natürlichen Instinkt verloren. Neugier, mangelnde Erfahrung bei Jungtieren und der große Appetit bei stark abgegrasten Weiden bringt Pferde dazu, an allem Erreichbaren zu knabbern.

Auch der Tastsinn ist beim Pferd sehr gut ausgeprägt. Es hat Tasthaare am Maul und an den Ohren. Mit den Tasthaaren am Maul sortiert es zum Beispiel auch das Futter. An jedem Tasthaar hat das Pferd ein wichtiges Sinnesorgan, das es zum Erkennen seiner Umwelt dringend braucht. Tasthaare sollten niemals entfernt werden.

Tina Pantel

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