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Serie Berufe rund ums Pferd: Pferdewirt, klassische Reitausbildung
Weit mehr als nur Reiten
Das schönste Hobby der Welt zum Beruf machen – das PM-Forum stellt in einer neuen Serie Berufe rund ums Pferd vor. Den Anfang macht der Pferdewirt. Den staatlich anerkannten Ausbildungsberuf gibt es in fünf Fachrichtungen: Klassische Reitausbildung, Pferdehaltung und Service, Pferdezucht, Spezialreitweisen und Pferderennen. Im ersten Teil der Serie dreht sich alles um die Klassische Reitausbildung.Die Anforderungen
Sophie Leube studierte nach dem Abitur zunächst Pferdewissenschaften in Wien. In ihrem letzten Semester machte sie ein fast sechsmonatiges Praktikum im Stall von Ingrid Klimke. Das Praktikum öffnete ihr die Tür zur Ausbildung, die sie ein Jahr später begann. „Ich habe mich schon immer für Pferde begeistert, wie so viele. Aber ich habe mich, glaube ich, noch intensiver für das Drumherum interessiert. Ich kannte immer die Abstammung meiner Pferde und durfte schon in meiner Jugend junge Pferde mit anreiten und ausbilden. Das hat mir unheimlich viel Spaß gemacht. Außerdem haben mir Leute, die sich auskannten, positiv zugesprochen“, erklärt Leube, warum sie sich für die Ausbildung entschied.Pferdewirte in anderen Reitweisen:
Fachrichtung Spezialreitweisen
In dieser Fachrichtung wird zwischen Westernreiten und Gangreiten unterschieden. Die Aufgaben sind ähnlich wie die des Pferdewirts Klassische Reitausbildung, nur eben im jeweiligen Schwerpunkt. So bilden Pferdewirte Spezialreitweisen unter anderem Pferde und Reiter in der jeweiligen Reitweise aus, bereiten sie auf Prüfungen und Wettbewerbe vor und beurteilen Pferde hinsichtlich ihrer Eignung für die Reitweise.Fachrichtung Pferderennen
In der Fachrichtung spezialisieren sich Pferdewirte aufs Rennreiten oder Trabrennfahren. Neben Rennställen können sie auch in Trainingsbetrieben, Rehabilitationszentren, im Pferdefachhandel oder im Pferdetransport aktiv sein. Diese Fachrichtung wird allerdings nicht durch die FN, sondern durch die Verbände des Rennreitens geregelt.Die Aufgaben
Sophie Leube kannte Ingrid Klimke und ihr Team bereits gut, als sie ihre Ausbildung begann. Neben dem Reiten standen Stallarbeit, die Pflege der Pferde und die Sorge für ihre Gesundheit im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit. Obwohl Leube bereits vor Beginn der Ausbildung erfolgreich im Sattel unterwegs war und unter anderem in der Dressur bis zur Klasse S startete, lernte sie viel dazu: „Ich konnte auf weit ausgebildeten Pferden fliegende Wechsel oder Pirouetten üben oder eben im Springen oder Geländespringen Erfahrungen sammeln. Außerdem durfte ich viel junge Pferde anreiten und sie auf Turnieren vorstellen.“ In diesem Zusammenhang hatte Leube ein echtes Highlight in ihrer Ausbildung, als sie mit Klimkes späterem Olympiapferd Hale Bob ihre allererste Ein-Stern-Vielseitigkeit ritt: „Ingrid hatte sich am Knie verletzt und sagte zu mir: ‚Sophie, du musst einspringen. Traust du dir das zu?‘ Und dann habe ich gesagt: ‚Ingrid, wenn du mir das zutraust, dann schaffen wir das irgendwie. ‘“ Am Ende landete das Paar auf dem vierten Platz.
Unterrichtserteilung
Bei Terbrack bekommen die Auszubildenden früh Einblicke in die Unterrichtserteilung: „Ich finde ganz wichtig, dass sie erst als Hospitant dabei sind, aber dann relativ schnell selbständig Longenunterricht erteilen.“ Eine weitere Aufgabe in der Reitschule Altrogge-Terbrack ist die Beratung der Einsteller: „Da gibt es immer wieder welche, die nur wenig Erfahrung haben und bei Fragen rund ums Pferd Hilfe brauchen. Das ist ein großes Aufgabengebiet.“ Dafür müssen die Pferdewirte nicht nur Experten für Vierbeiner sein, sondern auch Sozialkompetenz mitbringen: „Wir sind hier dafür da, die Freizeit unserer Reitschüler zu gestalten. Es ist ein Ort der Erholung, ein Ausgleich zu Schule oder Beruf. Reitschüler kommen auch mit vielen Problemen in so einen Reitstall.“ Doch auch im Ausbildungsstall machen gute Reitkenntnisse allein keinen guten Pferdewirt, betont Leube: „Man muss schon echt viel Fleiß, Willen, Talent und Einfühlungsvermögen in die Pferde, aber auch in die Menschen, in die Kunden und die Pferdebesitzer mitbringen. Man sollte wirklich Spaß an der Ausbildung haben und das Ziel verfolgen, dass es den Pferden gut geht.“Der Abschluss
Am Ende der dreijährigen Ausbildung steht für die angehenden Pferdewirte die Abschlussprüfung in der Deutschen Reitschule in Warendorf an: „In der Prüfung muss gezeigt werden, dass der Auszubildende in Springen und Dressur, Pferd und Reiter bis zur Klasse L ausbilden kann“, erklärt Egbers.Die Ausbildung im Überblick
- Ausbildungsdauer: drei Jahre, kann teilweise auf zwei Jahre verkürzt werden. Vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres findet eine Zwischenprüfung statt, die der Überprüfung des Ausbildungsstandes in Theorie und Praxis dient.
- Ausbildungsart: Duale Ausbildung im Betrieb und der Berufsschule
- Schulabschluss: Die Schulpflicht muss erfüllt sein, besser ist mindestens der Haupt- oder Realschulabschluss.
- Reitkenntnisse: Mindestens ein sicheres A-Niveau in Dressur und Springen
- Wichtige Eigenschaften: Verständnis für das Pferd, Bereitschaft an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten, körperliche und mentale Belastbarkeit, Ausgeglichenheit, Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und eine gute Auffassungs- und Beobachtungsgabe
- Verdienst: Bruttovergütung erstes Lehrjahr ca. 690 Euro, zweites Lehrjahr ca. 740 Euro, drittes Lehrjahr ca. 790 Euro (je nach Bundesland gibt es Abweichungen)
- Weiterbildung: Der Pferdewirtschaftsmeister bescheinigt Absolventen, dass sie einen Pferdebetrieb meisterlich führen können und Auszubildende ausbilden dürfen. Voraussetzung für die Fortbildung ist eine mindestens zweijährige Berufspraxis in der Pferdewirtschaft.
- Weitere Informationen: Bundesvereinigung der Berufsreiter, www.berufsreiter.com