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Projekt „Grüner Stall“

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10 Tipps für die Ausrüstung im Gelände

Neue FN-Lehrfilmreihe hilft über die ersten Sprünge

Sicherer Geländereiten

Zu einer guten Grundausbildung von Reiter und Pferd gehört es einfach dazu, in der Reitlehre ist es fester Bestandteil: das Geländereiten. Die neue FN-Lehrfilmreihe „Sicherer Geländereiten“, gefördert durch die Stiftung Deutscher Spitzenpferdesport, erleichtert nicht nur angehenden Vielseitigkeitsreitern den Einstieg in den Sport, sondern hält wertvolle Tipps für alle bereit, die sich mit ihren Pferden sicher außerhalb von Halle und Reitbahn bewegen wollen.

Ausreiten macht nicht nur sehr viel Spaß, es gibt auch viele Bewegungen, die nur im Gelände erlebt werden können. Fotos (3): Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Balance heißt das Zauberwort, wenn es darum geht, sicher durchs Gelände zu reiten. Doch zu jeder Zeit im Sattel sein Gleichgewicht zu halten, will gelernt sein. „Der Sitz des Reiters im Gelände ist nicht eine bestimmte Form, die man vorgeben kann. Er ist dadurch charakterisiert, dass er sich jeder Situation anpassen muss“, erklärt Thies Kaspareit, Leiter der FN-Abteilung Ausbildung. Anders als beim Dressursitz kann sich der Reiter im leichten Sitz oder Geländesitz schneller und besser den sich verändernden Bewegungen des Pferdes anpassen, zum Beispiel beim Reiten über Hügel oder Hindernisse. Zum Geländesitz werden die Bügel kürzer geschnallt, das Gesäß nach hinten geschoben und der Oberkörper Richtung Widerrist gebeugt, während der Unterschenkel sicher am Gurt liegt. Wichtig ist es, im Gleichgewicht und nah am Schwerpunkt des Pferdes zu sein. „Bei einem zu langen Bügel hält man sich mit den Knien am Pferd fest. Man verliert sofort an Stabilität und fängt mitdem Oberkörper an zu wackeln“, demonstriert Junioren-Bundestrainerin Julia Krajewski im Film. Ein Stocken oder Stolpern des Pferdes kann dann schon einmal ausreichen, dass sich der Reiter unverhofft neben seinem Pferd wiederfindet.

Wenn der leichte Sitz funktioniert und die passende Ausrüstung vorhanden ist, kann es mit dem Geländereiten losgehen. Doch bevor die ersten Sprünge anvisiert werden, muss der Reiter in jeder Lage sicher auf sein Pferd einwirken können. Für sicheres Geländereiten gilt generell, dass der Reiter stets in der Lage sein sollte, das Tempo zu bestimmen. Er sollte sein Pferd immer vor sich haben. 

Tipp: Halsriemen

Um zu verhindern, sich in einer wackeligen Situation am Zügel festzuhalten, hilft der Halsriemen. Er lässt sich auch gut zur Schulung des Geländesitzes verwenden.

Das Pferd darf nicht zu schnell werden, sollte aber von sich aus vorwärts galoppieren. „Ich darf nie das Gefühl haben, jeden Galoppsprung herausreiten zu müssen. Im Grunde soll das Pferd so lange von sich aus in dem Tempo galoppieren, das ich ihm vorgebe, bis ich ihm sage: ‚Jetzt ändert sich was‘“, erklärt Julia Krajewski und empfiehlt, das beim Ausreiten einfach einmal zu üben.

Reiten mit kurzem Bügel verbessert das Gleichgewicht und die Losgelassenheit des Reiters.

Junioren-Bundestrainerin Julia Krajewski erklärt den sicheren leichten Sitz im Gelände.

Erst aus dem Trab

Der Reiter ist aber nicht nur für das Tempo, sondern auch für die Linienführung verantwortlich, insbesondere bei der Vorbereitung auf einen Sprung. Grundsätzlich gilt für das Springen im Gelände die Regel „vom Leichten zum Schweren“. So sollten Geländeanfänger kleine Hindernisse erst aus dem Trab und später dann aus dem Galopp anreiten. Wichtig ist es, den Sprung stets aus einem kontrollierten, gleichmäßigen Tempo heraus anzureiten und dabei dorthin zu schauen, wohin man reiten möchte. „Am besten ist es, mir einen Punkt in der Ferne zu suchen, um den Kopf oben zu lassen und nicht Gefahr zu laufen, nach unten zu schauen“, rät Krajewski.

Der Film ist dadurch besonders lehrreich, dass er nicht nur ideale Szenen darstellt, sondern auch immer wiederkehrende Fehlerquellen aufzeigt. Ein typischer Fehler ist das zu kurze Zügelmaß. Dadurch wird das Pferd vor allem in der Landung beim Ausbalancieren gehindert und zieht den Reiter nach vorne. Gleiches gilt auch für das übertriebene Nach-vorne- Neigen des Oberkörpers über dem Sprung, wodurch das Pferd vermehrt auf die Vorhand kommt und Reiter und Pferd aus dem Gleichgewicht geraten können.

Der junge Reiter schaut in die Ferne – so soll es sein. Insgesamt könnte er noch näher am Pferd bleiben, um nicht vor die Bewegung zu kommen. Foto: Thoms Lehmann/FN-Archiv

Zu den Hindernissen, die man typischerweise nur im Gelände findet, zählen Stufen und Kanten, Wasser und Gräben. Idealerweise übt man neue Aufgaben zunächst mit einem erfahrenen Führpferd, das vorausgeht. Stufen oder Kanten sind Hindernisse, bei denen die Landestelle tiefer liegt als der Absprung. Dabei muss das Pferd lernen, die Stufe nicht hinunterzuspringen, sondern einfach „‚hinunterzudroppen“, wie Junioren-Bundestrainerin Julia Krajewski erklärt. Beim Aufspringen auf eine Kante gilt die Grundregel, lieber etwas zu dicht an die Kante heranzukommen, damit das Pferd im Moment des Auffußens auch seine Hinterbeine mitgenommen bekommt.

Uta Helkenberg

FN-Filmreihe: Sicherer Geländereiten

Die einzelnen Filme der Lehrfilmreihe können auf dem YouTube-Kanal der FN angeschaut werden.

10 Argumente für das Geländereiten

Naturerlebnis: Das Pferd ist in der Natur zu Hause und nicht in einer Reithalle. Das heißt, Pferde sind im Gelände ihrem natürlichen Lebensraum am nächsten, was zu ihrem Wohlbefinden beiträgt. Gleichzeitig bietet dem Reiter das Geländereiten wertvolle Naturerlebnisse, die heute leider nicht mehr selbstverständlich sind. 

Vertrauen: In der Natur lernt der Reiter sein Pferd erst richtig kennen. Hier zeigt es sein angeborenes Verhalten, reagiert auf Umweltreize und der Reiter lernt sich darauf einzustellen. Das schafft Vertrauen und Sicherheit. 

Erlebnisvielfalt: Vieles, was man mit Pferden machen kann, geht nur im Gelände und lässt sich nicht in der Reithalle nachstellen, zum Beispiel das Reiten über Hügel. Wer nur Dressur reitet, verpasst vieles, was sich mit Pferden erleben lässt. 

Geschicklichkeit: Reiten im Gelände hält Pferde gesund. Das Training im Gelände auf unterschiedlichen Böden macht Pferde trittsicherer, geschickter, geschmeidiger und ausbalancierter.

Gesunderhaltung: Die Art und Vielfalt der Bewegungsreize kräftigt den Organismus des Pferdes, zum Beispiel ist Reiten über Hügel und Klettern gut für den Rücken und die Förderung von Schubund Tragkraft. Geländereiten sorgt aber auch für Abhärtung durch Umweltreize und eine gute Kondition durch längere Ausritte. 

Motivation: Reiten im Gelände macht Spaß! Es motiviert und erhöht durch die Abwechslung die Leistungsbereitschaft. Gerade Pferde, die durch zu viel eintöniges Dressurreiten in der Halle abgestumpft sind, finden draußen ihre Gehfreude und Beweglichkeit wieder.

Balance: Reiten mit kurzem Bügel verbessert das Gleichgewicht und die Losgelassenheit des Reiters, weil er sich noch besser an die unterschiedlichen Bewegungen des Pferdes anpassen kann. Das gibt Sicherheit.

Sattelfestigkeit: Wer springen kann ist sattelfester. Ein niedriger Sprung entspricht in etwa dem Bewegungsablauf eines Hüpfers oder Bocksprungs des Pferdes. Das heißt, wer das Reiten mit dem kurzen Bügel und das Springen über Hindernisse regelmäßig in sein Training einbaut, den wirft so schnell nichts aus der Bahn (oder aus dem Sattel).

Kondition: Beim vielseitigen Geländetraining wird das ganze Pferd trainiert. Eine längere Belastungsdauer, längere Strecken und höheres Tempo fördern die Ausdauer, die Arbeit am Hang oder Hügel stärkt die Kraft, die geforderten Reflexe und Reaktionen fördern die Schnelligkeit und die Anpassung an viele unterschiedliche Situationen (bergauf, bergab, matschig, hart, Gras, Sand, hoch, tief) fördert die Beweglichkeit und Koordination.

Vielseitigkeit schafft komplette Reiter: Reiter, die „in allen Sätteln zu Hause sind“, sind in der Lage ihre Pferde in allen Situationen sicher reiten zu können und ihre Pferde vielseitig und pferdegerecht auszubilden.

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