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Pferd mit Job

Auf Streife und zur Bundesliga

Balu, Polizeipferd bei der Landesreiterstaffel Nordrhein-Westfalen

Balu ist Beamter. Angestellt als „Dienstpferd“ bei der Polizeireiterstaffel in NRW. Torsten Görtz gehört zu seinen ständigen Reitern. Alle Fotos: Cornelia Höchstetter

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Ein PS für die Polizei

Seit Juni 2021 residiert die Landesreiterstaffel der Polizei Nordrhein-Westfalen in Bochum-Wattenscheid auf einer modernen, großen Reitanlage. Zur Staffel gehören 32 Dienstpferde – ausschließlich Wallache – sowie 42 Polizeibeamte (sechs Männer, 36 Frauen), dazu kommen neun angestellte Pferdewirte, die sich um den Stall und die Tiere kümmern. Pferde sind nach wie vor wichtig bei der Polizei. Sie wirken respekteinflößend und sind gleichzeitig Sympathieträger, ob auf Streife oder vor Fußballstadien. Typische Einsatzgebiete der Reiterstaffel sind Demonstrationen oder Großveranstaltungen.

 

Dürfen wir vorstellen? Balu, Apfelschimmel, Wallach, 7 Jahre alt, Schweres Warmblut. Abstammung unbekannt, Züchternamen nennt die Polizei nicht öffentlich. Besitzer: das Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Berufsbezeichnung: Umgangssprachlich: Polizeipferd. Korrekte Bezeichnung: Dienstpferd. 

Kurzcharakteristik: Balu gilt als charakterstark, selbstbewusst, ehrlich. Torsten Görtz ist Pferdewirt und Polizeireiter, er erzählt über seinen vierbeinigen Kollegen: „Balu ist absolut menschenbezogen, kennt uns gut, ist neugierig und schreckt vor neuen Situationen nicht kopflos zurück. Eher ist er mal skeptisch, kann aber überzeugt werden und macht dann gut mit. Er lernt gut und schnell.“

Ehrlich und charakterstark: Das ist Balu.

Aktuelle Tätigkeit

Balu gehört zur jungen Riege der Polizeipferde. Im täglichen Dienst geht der Schimmel auf Streife, sein momentanes Haupteinsatzgebiet. Weil er so jung ist, nimmt er an vielen Fortbildungen und Trainingseinheiten teil. Balu hat seinen ersten kompletten Einsatz ordentlich gemeistert. Der Einsatzort war mit Mönchengladbach gut ausgesucht. Ein großes Stadion, jedoch gut einzuschätzen mit Hinblick auf die erwartete Pyrotechnik und das Stadionumfeld.

Besondere Kenntnisse und Fähigkeiten

Polizeipferde sind ausschließlich Wallache, mit einem Mindeststockmaß von etwa 1,68 Meter. Das sind die Äußerlichkeiten – die wichtigen inneren Werte, eine gewisse Entspanntheit, Neugierde, Selbstbewusstsein, Nervenstärke, guter Arbeitswille und Rittigkeit, sollen die Pferde von Anfang an mitbringen, ebenso wie eine sehr gute Gesundheit. „Balus große Charakterstärke ist wichtig, auch wenn sie den Reiter manchmal herausfordert“, erklärt Polizeireiter Torsten Görtz.

Lebenslauf

Balu ist spät kastriert worden – in seinem Heimatstall wurde er angeritten und eingefahren, ging sogar auf einem Schützenfest mit. Eigentlich sollte er Lehrpferd in einer Reitschule werden – dafür war er zu charakterstark. So kamen die Vorbesitzer auf die Idee, ihn der Polizei anzubieten. „Wir halten tatsächlich die Augen offen nach solchen Schweren Warmblütern, weil die sich mit ihrem robusten Körperbau und dem stabilen Nervenkostüm häufig unempfindlich zeigen“, sagt Torsten Görtz. Im März 2024 zog Balu in Bochum in den Einsatzstall ein. Jedes neue Polizeipferd fängt auf Probe an. Trainer und Ausbilder prüfen, wie das Pferd mitmacht. Dann arbeiten sie sich langsam nach oben: Kurzstreife in der näheren Umgebung und immer an der Seite eines erfahrenen Polizeipferdes. Die Reiter beobachten: Ist der Neuling nervös guckig oder eher neugierig? Wie verhält sich der vierbeinige Polizeianwärter bei der Begegnung mit Menschen, Autos, Straßenbahn, in der Fußgängerzone? Der städtische Betrieb ist der Haupteinsatzort, den sollen sie kennenlernen. „Wenn sie sich da gut zeigen, geht es ins Training bei uns auf dem großen Reitplatz. Dort lernen sie Lärm zu akzeptieren, wie sie auf Bewurf von Schaumstoff-Würfeln reagieren – alles in kleinen Schritten“, sagt Torsten Görtz. Dann steht die offizielle Zertifizierung an: Balu ist von der schnellen Sorte, nach seinen ersten fünf bis sechs Wochen auf der Bochumer Anlage legte er erfolgreich die Prüfung ab.

Der normale Alltag

Streifendienste zu zweit, zu viert oder mit sechs Pferden als sogenannte „Berittstreife“. Einmal pro Woche steht ein Fortbildungstag für alle Polizeipferde auf dem Plan: mit Dressurunterricht, Stangenarbeit, Taktiktraining mit Formationsreiten in geometrischen Figuren für den Einsatz, Gewöhnungstraining, Schrecktraining mit Rasseln, Fahnen, Geschrei, Lautsprecher und teils mit Pyrotechnik.

Freizeitausgleich

In der Regel sind die Pferde täglich ein paar Stunden auf der Koppel, im Winter auf Sandausläufen. Nach besonders anstrengenden Einsätzen gehen die Pferde gerne auf „Grünstreife“, so heißen die Ausritte in den Wald, bergauf, bergab, gleichzeitig ein gutes Training.

Sonntagsarbeit

Sonntags ist Arbeitstag, überwiegend stehen Fußballspiele oder Demonstrationen auf dem Dienstplan.

Ausbildungsleiter 

Balu hat viele Chefs: Leiter der Landesstaffel ist Guido Meng, sein Stellvertreter Roman Leyendecker, Thomas Klapper ist der Ausbildungskoordinator. Einer von Balus ständigen Reitern ist Torsten Görtz. Er ist Pferdewirt Zucht und Haltung mit überwiegend Reit- und Unterrichtstätigkeit und absolvierte danach das FH-Polizeistudium. Seit 2020 ist er Mitglied der Reiterstaffel.

 

Seinen ersten Einsatz bei einem Bundesligaspiel hat Balu trotz einer gewissen Grundanspannung ordentlich gemeistert.

Wie würde das Zwischenzeugnis lauten?

„Balu ist sehr bemüht und seine Arbeit ist sehr zufriedenstellend. Er ist auf einem sehr guten Weg“, bewertet Polizeireiter Torsten Görtz. „Eine besondere Leistung ist es, dass Balu kurz nach dem Stallwechsel bereits seine Prüfung zur Zertifizierung ablegen konnte, dass er sich so bereitwillig und nervenstark gibt. Bei seinem ersten Fußballeinsatz zeigte er eine gewisse Nervosität – das ist normal und er hat das sehr gut gemacht.“ Nun muss Balu künftig noch mehr in die Einsätze geschickt werden, um sich als vollwertiges Einsatzpferd zu beweisen. Das ist noch ein langer Weg.

Die Unterscheidung zum privaten Hobbypferd

„Mit meinem privaten Pferd wäre ich wahrscheinlich weniger konsequent. Im Bewusstsein des Polizeireiters ist, dass das Pferd ein Einsatzmittel ist, oder eher ein Kollege, auf den ich mich verlassen muss. So müssen Polizeipferde zum Beispiel anders als Hobbypferde gegen ihre Natur die Aufgabe erfüllen, das Gegenüber wegzudrängen, auf Berührung zu gehen und nicht zu weichen, sondern immer weiterzugehen. Das trainieren wir mit ihnen“, erklärt Torsten Görtz.

Arbeit im Alter – Rentenversicherung

Je nach Gesundheit und Alter gehen Polizeipferde mit etwa 20 Jahren in die Rente. Das Ziel ist: Sie sollen gesund in den wohlverdienten Ruhestand gehen. Für pensionierte Polizeipferde gibt es eine Interessentenliste von Menschen, die ein zuverlässiges Reitpferd oder einen Beisteller suchen.

Cornelia Höchstetter

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