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Unterschätzter Wert: Pausen im Training 

Einfach mal durchatmen! 

Pferde brauchen Pausen – und das nicht nur nach der Aufwärm- und als Abwärmphase. Gerade auch während der Arbeit sollten immer wieder ausreichend Pausen eingelegt werden. Nur so kann das Pferd lernen, bleibt motiviert und physisch wie psychisch gesund.

Pause muss nicht immer Stillstand sein: Aktive Pausen wie Ausritte im Gelände bieten Abwechslung und neue Anreize. Foto: Stefan Lafrentz

Dass Pausen im Training wichtig sind, versteht sich von selbst. Oftmals wird diesen aber immer noch zu wenig Beachtung geschenkt. Dabei sollten Pausen ebenso wie die Arbeit selbst immer mitgedacht werden – nicht nur in einer Trainingseinheit selbst, sondern auch größer gedacht in einer Woche oder über das Jahr hinweg. Dabei bedeuten Pausen nicht zwangsläufig nur Zügel lang lassen und Schritt reiten. Pausen haben einen wichtigen Wert in der Ausbildung und im Training von und mit Pferden, sie entscheiden darüber, ob Erlerntes auch langfristig behalten wird, leisten einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit und sind essenziell für das harmonische Miteinander. Letztendlich sind wohldosierte Pausen auch immer ein Zeichen von praktiziertem Horsemanship: Hineinhorchen ins Pferd, bewusst Pausen einbauen, wenn es erforderlich ist und damit das Training an das Pferd anpassen – all das zeichnet pferdegerechtes Ausbilden aus. Dabei ist es völlig gleich, ob ein Pferd vom Boden aus gearbeitet wird und in welcher Disziplin und auf welchem Niveau es unterwegs ist.

Warum so wichtig?

Das Konzept von Pausen findet in der allgemeinen Trainingslehre deutlich mehr Beachtung als im Reitsport. Die wirkenden Prinzipien von Pausen sind dabei allerdings dieselben: „Physiologisch dienen Pausen der Regeneration der arbeitenden Muskulatur, des Nervensystems und auch aller weiteren Strukturen, die mit Stoffwechselprozessen zu tun haben. Die durch die Ermüdung sinkende Leistungsfähigkeit des Organismus wird wieder verbessert und die nächste Übung kann wieder konzentriert und mit genügend Kraft ausgeführt werden. 

Pause und Lob sollten immer zusammen gedacht werden: Lobende Worte oder ein Streicheln am Hals motivieren und fördern die Beziehung zwischen Pferd und Mensch. Foto: Stefan Lafrentz/FN-Archiv

Möchte ich eine ganz präzise, technische Bewegungsausführung trainieren, dann sind Pausen zwischen den Wiederholungen sinnvoll“, erklärt Sportwissenschaftlerin Dr. Christina Fercher vom Olympiastützpunkt Warendorf. Das Lernen und das Einüben von neuen Lektionen und Aufgaben kann man sich mithilfe des Muskelaufbaus verdeutlichen: Diese brauchen immer einen Wechsel von Spannung zu Entspannung, ähnlich verhält es sich mit Lerninhalten. „Wenn bestimmte neuronale Bahnen im Gehirn gefordert werden, bilden sie neue Strukturen aus, um die Reizweiterleitung zu verbessern. Wenn diese also angesprochen werden und dann wieder eine Pause erhalten, können sie sich den neuen Anforderungen anpassen“, erklärt Dr. Vivian Gabor, Pferdewissenschaftlerin und Expertin auf dem Gebiet Kommunikations- und Lernverhalten. Unter Dauerbelastung bzw. Dauerstress funktioniert dieses Prinzip nicht mehr, es findet eine Überforderung statt, die Maladaptation. Dadurch kann sich die Leistung des Gehirns bzw. der Muskeln verschlechtern und das Gegenteil des eigentlich Anvisierten wird erreicht. Am Beispiel von anspruchsvollen Lektionen – wie etwa dem fliegenden Galoppwechsel – lässt sich dieses Prinzip veranschaulichen: Führt das Erlernen der Übung zu Stress oder Überforderung, hemmt das den Lernfortschritt oder zieht dauerhaft Probleme nach sich. Der fliegende Wechsel ist dann vermutlich noch längere Zeit die „Angstlektion“.

Was passt zu meinem Pferd? 

Um Pausen für das eigene Pferd gut und zielführend gestalten zu können, sollte sich jeder Reiter darüber bewusst sein, was für das eigene Pferd überhaupt eine Pause ist und welche Art von Lob es gut und gerne annimmt. Nicht für jedes Pferd ist das kurze Verschnaufen im Stand eine wirkliche Pause, weil es das Stillstehen eher als unangenehm empfindet. Das kräftige Klopfen am Hals, das man überall im Pferdesport sieht, entspricht im Übrigen auch nicht der Natur des Pferdes. Selbst wenn sich viele Pferde daran gewöhnt zu haben scheinen – ein echtes Lob nach Pferdeart ist das nicht. Hier lohnt es sich umzudenken und zur Belohnung lieber den Mähnenkamm zu kraulen.

Die gute Pause 

Die Effektivität von Pausen ist grundsätzlich immer vom Trainingsziel und vom Trainingsinhalt abhängig. Dadurch unterscheidet sich letztlich auch, wie die Pause beschaffen sein soll. „Manchmal ist eine vollständige Pause von über zwei bis hin zu zehn Minuten zielführend, wenn ich sehr präzise und technisch anspruchsvolle Bewegungen üben, die Koordination oder die Schnelligkeit trainieren möchte. In diesen Fällen ist das zentrale Nervensystem ein wichtiger Faktor. Um die Kraft oder die Ausdauer (Ermüdungswiderstandsfähigkeit) zu trainieren, ist es manchmal hilfreich, nur kürzere Pausen von einer halben bis zwei Minuten zwischen den Wiederholungen einzubauen, um den Trainingsreiz für eine entsprechende Anpassung intensiv zu gestalten. Der Körper lernt in intensiveren Belastungsformen robuster zu sein und leistungsfähiger zu bleiben“, erläutert Dr. Christina Fercher. Beim Reiten werden intensive Belastungsreize wie Maximalkraft oder maximale Schnelligkeit eher selten gefordert, so etwas zeigt sich zum Beispiel beim Holzrücken oder auf den Rennbahnen. Der Fokus liegt hingegen meist auf Koordination und Ausführung einzelner Lektionen. Darin unterscheidet sich dann auch die Art der Pause. „Pause bedeutet nicht immer, die Zügel lang zu lassen und außen rum im Schritt zu reiten. Pausen können schon der Drucknachlass der Körperspannung sein, die nicht mehr aktive, treibende Hilfe oder auch die nachgebende Reiterhand. Wenn ich mit meinen Pferden zum Beispiel eine Piaffe einleite, erhöht sich zwar meine Körperspannung, um diese einzuleiten. Während diese aber vom Pferd durchgeführt wird, fahre ich schon meine Grundspannung und somit auch die Intensität meiner Hilfen herunter. So entsteht bereits während der Übung ein belohnender Effekt und nicht erst danach“, erläutert Pferdewissenschaftlerin Dr. Vivian Gabor.

Bei Barrierespringen kommt es auf die Hindernishöhe an, dafür gibt es weniger Sprünge als in einem Normalparcours. Eine spezielle Variante einer Springprüfung sind Derby-Parcours, in die Naturhindernisse wie etwa Wall, Aufsprung oder Birkenoxer integriert werden. Die LPO gibt die Abmessungen für die Parcours jeder Klasse vor. Richtwerte gibt es auch für die Länge eines Parcours: Der Parcours darf niemals länger sein als die Anzahl der Hindernisse multipliziert mit 60. Das vorgeschriebene Tempo beträgt in der Reithalle 300 bis 350 Meter/Minute, im Freien 350 bis 400 Meter/Minute. Es kann in der Ausschreibung auch eine andere Regelung festgeschrieben werden.

Alte Pferde haben ein anderes Pausenbedürfnis, auf das individuell eingegangen werden muss. Foto: Christiane Slawik

Abwechslung als Trumpf

Wirkliche Pausen erfolgen auch immer durch Lob, also lobende und motivierende Worte an das Pferd, ein Kraulen an Hals und Widerrist, eine nachgebende Zügelhilfe, ein Überstreichen, eine Ruhephase im Stand oder Schritt am langen Zügel. Pausen können sowohl aktiv also auch passiv sein. Zu aktiven Pausen zählen abwechslungsreiche Arbeit und neue Trainingsanreize: Die Arbeit im Gelände bietet sich dafür immer an und wirkt sich auch rückbeziehend auf die eigentliche Schwerpunktarbeit aus. Ebenso können unterschiedliche Reitböden oder die Arbeit mit Stangen und Cavaletti, Boden- oder Longenarbeit entsprechende Anreize bieten. Und wer im Hinterkopf hat, dass insbesondere das Reiten in Dehnungshaltung entspannend für das Pferd ist, der baut öfter in kurzen Reprisen das Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen im Leichttraben in die Arbeit mit ein. 

„Allgemein gilt: Möchte ich eine kurze Verschnaufpause zur Förderung der Konzentration oder der Motivation einbauen oder das Pferd mit einer kurzen Pause belohnen, dann ist die Länge der Pause eher unwichtig und von den individuellen Bedürfnissen des Pferdes abhängig. Bedeutender ist hier für die Pausengestaltung eben, wie das Pferd diese am besten annimmt. Bei manchen Pferden entwickelt sich dadurch eine gewisse Ritualisierung, die durchaus hilfreich sein kann“, resümiert Dr. Christina Fercher.

Der richtige Zeitpunkt 

Wenn die Konzentration verloren geht und die Bewegungsausführung schlechter wird, dann ist es Zeit für eine Pause. Denn mit dem veränderten Bewegungsablauf durch eventuelle Ermüdung steigt das Risiko für Fehlbelastungen und Verletzungen. Vor allem im technischen Training, also wenn speziell an der Ausführung einer anspruchsvollen Lektion gearbeitet wird, sind kurze Pausen zwischen den Lektionen hilfreich, damit sich sowohl Reiter als auch Pferd neu sammeln und fokussieren können. In der Regel werden in einer Einheit zu wenig Pausen eingelegt. Das wirkt sich langfristig natürlich auch immer auf die Leistungsbereitschaft, Gesundheit und Motivation aus. Grundlegend können Herz- und Atemfrequenz als Indikatoren herangezogen werden. Wenn das Pferd nicht gleichmäßig im Takt atmet, sondern wenn die Atmung merklich hektisch und flach wird, ist es Zeit für eine Pause. Das erfordert viel Einfühlungsvermögen ins Pferd und die innere Bereitschaft, das Training an das Pferd anzupassen und nicht an den eigenen Terminkalender. Das Pausenbedürfnis ist dabei immer auch abhängig vom Alter, Ausbildungsstand und natürlich davon, was Ziel der jeweiligen Trainingseinheit sein soll. Wem es schwer fällt, Pausen zu machen, oder wer sie im Eifer des Trainings schlichtweg vergisst, für den kann es Sinn machen, Pausenzeiten bereits im Vorfeld des Trainings mitzudenken und sich einen Trainings- und Pausenrhythmus festzulegen. Hierfür gibt es Apps und Hilfsmittel, man kann sich am Handy einen Timer stellen oder auch einfach auf die Uhr schauen. Im Laufe der Zeit wird das Pausemachen zur Gewohnheit und erhält einen festen Platz in der Trainingsgestaltung. „Insgesamt sollte man immer genau auf die Entwicklung der Lern- und Trainingsleistung des Pferdes achten und eine sorgfältige Fortschritts- und Trainingskontrolle durchführen. Merkt man, dass der Fortschritt stagniert oder die Leistung sogar auf Dauer schlechter wird, muss man unbedingt das Training, die Anforderungen und die Pausen anpassen“, resümiert Dr. Vivian Gabor, Expertin für Lerntheorie bei Pferden.

Alt versus jung 

Das Pausenbedürfnis von Pferden ist immer individuell zu betrachten. Natürlich benötigen ein sehr junges und ein sehr altes Pferd erst mal mehr und auch längere Pausen. Das liegt in erster Linie in der Konstitution, der Konzentrationsspanne und den körperlichen Voraussetzungen begründet. „Beim jungen Pferd ist es besonders wichtig, ihm die Motivation an der Arbeit mit Menschen sehr positiv zu vermitteln, um seinen weiteren Weg gut beschreiten zu können. Lieber viele kurze Pausen und die Trainingseinheit insgesamt nicht zu lang, um das Pferd motiviert zu halten. Wie beim erfahrenen Sportler ist es dann im Laufe des Trainingslebens möglich, auch die Sequenzen in einer Einheit minutenweise etwas länger auszudehnen. Da jedoch immer neue Inhalte dazu gelernt werden, bleibt auch beim späteren Training eine häufige Pausenfrequenz sehr wichtig!“, erklärt Dr. Vivian Gabor. Ältere Pferde kennen durch ihre jahrelange Erfahrung den Ablauf im Training ganz genau. Lektionen oder auch grundlegende Arbeit fallen vielleicht nicht mehr so leicht, doch die stetige Bewegung hilft, den Körper in Schwung zu halten. In vielen Fällen zeigt sich, dass alte Pferde, die pauschal in Rente geschickt werden, obwohl sie ihrem Alter entsprechend körperlich fit sind, physisch und psychisch schnell abbauen. Hier liegt es am Besitzer, sein altes Pferd nicht zu überfordern, Pausen aktiv zu geben und es dennoch im Rahmen seiner Möglichkeit zu fördern.

Nicht nur der Körper braucht Pausen, auch die Konzentration des Pferdes ist begrenzt – Pausen gehören deshalb auch bei der Bodenarbeit immer dazu. Foto: Christiane Slawik

Die gute Pause kann von Pferd zu Pferd unterschiedlich aussehen. Nicht immer ist Schritt reiten die richtige Wahl. Auch das Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen ist schon ein Moment der Entspannung. Foto: Christiane Slawik

Vor allem beim Training von anstrengenden Lektionen wie der Piaffe sollten häufiger Pausen eingelegt werden, um die Qualität der Bewegungen zu erhalten. Hier Dr. Vivian Gabor. Foto: Alisa Konrad

Konzentrattion und Lernerfolg 

„In eigenen Studien haben wir herausgefunden, dass selbst eine Konzentrationsspanne von ein paar Minuten ein Trainingseffekt ist, der aufgebaut werden muss. Wir können also nicht davon ausgehen, dass ein Pferd eine halbe Stunde oder sogar 60 Minuten am Stück konzentriert arbeiten kann“, erklärt Dr. Vivian Gabor. Auch die Konzentrationsspanne muss trainiert und minutenweise aufgebaut werden. 

Gerade bei Pferden liegt es im Fluchtinstinkt begründet, dass die Konzentrationsspanne limitiert ist – es ging schließlich ums Überleben. „Ein Fluchttier ist dafür gemacht, seine Aufmerksamkeit sehr schnell switchen zu können. Alles andere muss von uns mit dem Pferd geübt werden. Ich sehe Menschen oft ungeduldig werden und sogar unfair ihrem Pferd gegenüber, weil sie merken, dass sich während einer Einheit die Leistung des Pferdes und die Aufmerksamkeit verschlechtern. Dies ist ganz normal und zeigt nur, dass das Pferd schon in einer Überforderung ist. Hier rechtzeitig aufzuhören, ist ein positives, effektives und verantwortungsvolles Training“, appelliert die Pferdewissenschaftlerin. Die Konzentration und Lernleistung ist auch von der Tagesform abhängig. Dies kann beim Pferd stressbedingt sein, zum Beispiel durch eine unruhige Nacht oder Stress in der Herde, aber auch hormonell bedingt. Hier bedarf es des Einfühlungsvermögens des Reiters.

Wertvolle (Lern-) Pause 

Lernen besteht aus verschiedenen Phasen: Zunächst aus dem Aufnehmen von neuen Informationen, zum Beispiel dem erstmaligen Rückwärtsrichten vom Sattel aus mit einer Hilfsperson vom Boden. Dies wird häufiger wiederholt, bis Reiter und Pferd die ersten Schritte ohne Hilfsperson absolvieren können. Erst in der folgenden Konsolidierungsphase werden neue Lerninhalte vom Kurzzeit- in das Langzeitgedächtnis abgespeichert und das Pferd versteht und speichert die Hilfengebung zum Rückwärtsrichten. Und dies geschieht in Phasen der Ruhe, es stimmt also wirklich: Gelernt wird in den Pausen!

Lorella Joschko

Benjamin Werndl kennt den Wert von Pausen für motivierte Sportpartner: Höchstleistung folgt Entspannung – im Training und auch auf dem Turnier. Fotos: Stefan Lafrentz

Interview mit Benjamin Werndl

„Lieber eine Pause zu viel einbauen“

PM-Forum: Herr Werndl, wie wichtig sind Ihnen Pausen im täglichen Training und welchen Stellenwert nehmen diese bei Ihnen ein?

Benjamin Werndl: Pausen sind elementar wichtig in der Ausbildung. Sowohl in einer Trainingseinheit selbst als auch zwischen den jeweiligen Trainingseinheiten. Denn Entwicklung findet det größtenteils in der Regeneration statt oder umgekehrt: ohne Regeneration keine Entwicklung. Außerdem wissen Pferde mit der Zeit ganz genau, ob sie genügend Pausen bekommen. Falls dem nicht so ist, fangen sie an, sich ihre Kräfte einzuteilen, ihre Bewegungen werden ökonomischer und ihre Gehfreude geht verloren.

PM-Forum: Wann sollte ich spätestens eine Pause einlegen? Woran merke ich, dass mein Pferd eine Pause braucht?

Benjamin Werndl: Wir arbeiten unsere Pferde immer in kurzen Reprisen von ein paar Minuten und machen dann wieder eine kleine Schrittpause. Die muss auch nicht immer lang sein.Wir wollen sie nur nicht in den roten Bereich kommen lassen, denn sonst leidet die Qualität der Bewegung darunter. Grundsätzlich spürt man schon sehr genau, wann das Pferd eine Pause braucht. Vor allem an der Atmung und an der Art, wie es sich bewegt.

PM-Forum: Wie sollte eine ideale Pause beschaffen sein? Wie kann ich sie gestalten?

Benjamin Werndl: Das ist unterschiedlich. Nach der Lösungsphase – die unterschiedlich lang ausfallen und in die man auch schon kleinere Schrittpausen mit einbauen kann – machen wir in der Regel eine längere Schrittpause von einigen Minuten, bevor wir dann mit der versammelnden Arbeit beginnen. Während der Arbeitsphase bauen wir dann auch längere Schrittpausen ein, zum Beispiel nach der Pirouettenarbeit oder der Piaff-Passagearbeit, um dem Pferd die Möglichkeit zu geben durchzuschnaufen, neue Kraft zu tanken und auch die Dinge im Kopf zu verarbeiten. Das gleiche gilt für den Reiter. Und manchmal bauen wir auch während der Arbeit an einer Lektion selbst kleinere Pausen ein, zum Beispiel während der Wechselarbeit zwischen den verschiedenen Tempiwechseln, um dem Pferd auch da die Möglichkeit zum Durchschnaufen und zum Verarbeiten zu geben. Grundsätzlich ist unsere Erfahrung, dass wir lieber eine Pause zu viel einbauen, als einmal zu lange weiterzuarbeiten.großes Problem ist, dass Druse-Infekte nicht immer mit den klassischen Symptomen verlaufen. Es wird dann häufig davon ausgegangen, dass die ungeliebte Infektion auch nicht vorliegt. Die Realität zeigt jedoch immer wieder, dass ein Pferd durchaus an Druse erkrankt sein kann, ohne unbedingt hohes Fieber zu haben. Das führt dazu, dass infizierte Pferde nicht isoliert werden und sich die Krankheit unbemerkt im Bestand ausbreitet.

PM-Forum: Wie sieht eine Wochenplanung bei Ihnen aus? Gibt es Pausentage für die Pferde? Wie sehen diese Pausen aus?

Benjamin Werndl: Wir arbeiten unsere Pferde in der Regel maximal zwei bis drei Tage am Stück, anschließend haben sie einen Tag aktive Pause. An den Pausentagen gehen wir dann beispielsweise im Schritt ins Gelände, longieren sie, lassen die jungen Pferde auch mal Freispringen oder spielen einfach nur mit ihnen. Diese Bodenarbeit oder Bindungsarbeit von unten ist ein sehr wichtiger Baustein der Ausbildung und bietet gleichzeitig eine gute Möglichkeit zur aktiven Erholung. Natürlich gehen unsere Pferde auch jeden Tag auf die Koppel bzw. aufs Paddock. Stehtage gibt es bei uns grundsätzlich nicht, davon halten wir nichts. Die Pferde brauchen viel Bewegung, und zwar täglich, deswegen kommen sie bei uns auch drei- bis viermal am Tag raus.

PM-Forum: Und noch größer gedacht: Sollte ich auch über eine Saison hinweg längere Pausen für mein Pferd einlegen?

Benjamin Werndl: Auch über die Saison hinweg sollten die Pferde unbedingt immer mal wieder aktive Pausen bekommen. Damit meinen wir vor allem Turnierpausen von mehreren Wochen oder Monaten. Das heißt aber nicht, dass sie sich dann weniger bewegen, sondern eher, dass man in der Ausbildung immer mal wieder Schwerpunkte setzen kann, wie beispielsweise Phasen der Gymnastizierung oder Phasen der Ausdauer. So bleiben die Pferde nicht nur physisch, sondern auch psychisch frisch und gesund.

Das Interview führte Lorella Joschko.

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