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EQUITANA 2023: Abendshow

Lernen von Uta Gräf und Andreas Kreuzer

Ihre Leidenschaft gehört der Dressur, sein Herz schlägt für den Springsport – bei der Equitana 2023 in Essen geben die beiden Spitzenreiter Uta Gräf und Andreas Kreuzer erstmals gemeinsam ihr Wissen in einer großen disziplinübergreifenden Abendshow am Montag, 13. März im großen Ring weiter. Sie erzählen und zeigen, was sie verbindet und wo die feinen Unterschiede liegen. Im Kurzgespräch mit dem Equitana-Team haben beide vorab verraten, was sie anspornt und worauf sie bei der Ausbildung von Pferd und Reiter besonders großen Wert legen.

Uta Gräf und Andreas Kreuzer schaffen bei einer gemeinsamen Abendshow auf der Equitana den Spagat zwischen den Disziplinen. Fotos: Stefan Lafrentz

Equitana-Team: Frau Gräf, wie finden Sie für jedes Pferd den richtigen Weg?

Uta Gräf: Da war für mich Le Noir der perfekte Lehrmeister. Er war das feinfühligste und sicher auch das schlauste Pferd, das ich bisher geritten bin. Bei ihm habe ich ganz viele Dinge ausprobiert, die ich früher nie so gemacht habe. Da ich es auf ihm gefühlt habe, fällt es mir inzwischen viel leichter, auch mit anderen Pferden einen individuellen Weg zu finden. Seitdem hat sich das immer weiterentwickelt, denn jedes Tier hat seinen eigenen Charakter. Der Idealfall ist natürlich, wenn die Persönlichkeiten von Reiter und Pferd zusammenpassen und beide gemeinsam Spaß haben.

Equitana-Team: Woran merken Sie, dass ein Pferd Freude an der Arbeit hat?

Uta Gräf: Wenn ich beim Lösen antrabe und das Pferd auf die kleinste Hilfe reagiert, da geht es schon los. Ob der dann eine Pirouette hinterher macht oder nicht, finde ich nicht ganz so wichtig. Viel entscheidender ist das Gefühl, dass das Pferd von der ersten Minute an dabei ist.

Equitana-Team: Wie unterstützen Sie Pferde in ihrer Persönlichkeitsentwicklung?

Uta Gräf: Dazu gehört für mich vor allem, das Pferd nicht zu frustrieren. Manche sind übereifrig und packen dann schon mal etwas irgendwohin, wo es nicht hingehört. Und da höre ich auf Lehrgängen die Reiter ihr Pferd oft tadeln. Besser ist es, einfach drüber weg zu reiten, denn das Pferd an sich möchte ja etwas richtig machen. Wenn das Pferd beispielsweise von sich aus einen Galoppwechsel anbietet, weil wir das gerade vorher geübt haben, dann ist ein guter Weg, gar nicht darauf einzugehen, sondern kurz zum Trab durchzuparieren und wieder im ursprünglichen Galopp weiterzumachen, als wäre nichts gewesen.

Die Pesonen

Uta Gräf ist im Dressursattel bis Grand Prix international erfolgreich, sie ist Autorin, gefragte Trainerin und vor allem Vorreiterin. Mit ihren Denkansätzen, unkonventionellen Methoden und ihrer immer guten Laune hat sie der Szene ein neues Gesicht gegeben. Uta Gräf steht für feines Reiten, abwechslungsreiches und vor allem pferdegerechtes Training.

Andreas Kreuzer war bereits als junger Reiter bei Europameisterschaften sehr erfolgreich, später Dritter im Großen Preis von Aachen, zweimal Deutscher Meister und hat zahlreiche Nationenpreise bestritten. Inzwischen liegt sein Fokus mehr auf der Ausbildung von jungen Pferden und Reitern.

Equitana-Team: Nun zu Ihnen, Herr Kreuzer – was hat Sie angespornt, Ihre eigene Karriere zugunsten der Ausbildung von Pferden und Reitern zurückzustellen?

Andreas Kreuzer: Das ist eine gute Frage, die ich häufig beantworten muss. Das war für mich tatsächlich eine Entwicklung. Dabei möchte ich keinen Tag, keine Prüfung und kein Pferd, das ich reiten durfte, jemals missen. Das sind Emotionen, die ich nie vergesse. Doch irgendwann bin ich an einen Punkt gekommen, an dem ich gemerkt habe, dass der Reitsport und alles rund um die Pferde so viel mehr bietet und mich so fasziniert und wenn ich das alles auch machen möchte, ist es sehr schwierig, den Sport auf dem Niveau weiter zu betreiben. Denn ich wäre nicht zufrieden damit, das so nebenbei zu machen. Das bedeutet aber nicht, dass ich nicht immer noch sehr gerne reite, mit einem Pferd zu Hause arbeite, es anfühle und überlege, wie ich es noch besser machen kann, das macht mir immer noch unglaublich viel Spaß. Und dann habe ich gemerkt, dass es für mich nicht mehr das alles Entscheidende ist, ob ich Null bin oder einen Fehler habe. Für mich war immer klar, dass die Pferde das sind, was mich begeistert, was mich erfüllt und was mich fesselt und in meiner jetzigen Rolle habe ich noch viel mehr Facetten, die ich da mitnehmen kann.

Equitana-Team: Worauf legen Sie bei der Ausbildung junger Pferde besonders großen Wert?

Andreas Kreuzer: Das ist immer sehr individuell, denn kein Pferd gleicht dem anderen. Das eine lernt unglaublich schnell, stagniert dann ein bisschen; das nächste braucht länger, macht aber dann einen Riesensprung. Wichtig ist, sich auf diesem Weg ein paar Eckpunkte zu setzen und das sind für mich Konsequenz, Konstanz und vor allem Geduld. Damit kommt man immer an und dann das erste Mal zu spüren, etwas richtig gemacht zu haben, das macht mir einfach unglaublich viel Spaß. Der Grundsatz meiner Philosophie ist, über das Training und viele Wiederholungen eine Basis zu schaffen, die es einem später erlaubt, im Parcours eine ganz feine Verbindung und eine Leichtigkeit in seinem Pferd zu haben. Zunächst müssen die Pferde aber verstehen, was wir von ihnen wollen. Das gelingt nach meiner Überzeugung nur, wenn wir Dinge immer wieder konsequent und gleich machen, denn Pferde sind Gewohnheitstiere. Das heißt, wir müssen ihnen ganz klar zeigen, was wir von ihnen wollen und dann auch ganz klar reagieren. Das Ganze muss natürlich mit der entsprechenden Ruhe und Gelassenheit ablaufen. Es ist wichtig, sich kleine Ziele zu setzen, ohne das langfristige Ziel aus dem Auge zu verlieren.

Equitana-Team: Welche Werte möchten Sie Ihren Schülern für ihre Karriere im Sattel mitgeben?

Andreas Kreuzer: Ein wichtiger Punkt sind natürlich inhaltliche Dinge und ein festes System zu schaffen, das wir immer wieder trainieren, um die Abläufe wirklich im Unterbewusstsein zu verankern. Dadurch haben wir immer ein sicheres Netz für den Reiter, das ihn hält, auch wenn mal etwas schief geht. Wenn eine Unsicherheit kommt, kann er immer wieder zurück zur Basis und von dort aus das Vertrauen neu aufbauen. Danach geht das Training für den jeweiligen Reiter erst los, der sich dann mit seinem individuellen Gefühl und seinem eigenen Talent zu etwas Einzigartigem entwickeln kann. Das ist die Grundidee. Denn es geht ja nicht um einen einzelnen Erfolg, sondern es geht um Konstanz. Was aber mindestens genauso wichtig ist, ist den Umgang mit Niederlagen zu vermitteln. Das ist eigentlich mein Hauptjob als Trainer und das unterschätzen viele. Denn wenn es gut läuft, bin ich als Ausbilder überflüssig. Dann ist ein Selbstverständnis da. Daher ist es besonders wichtig, eine gute Balance zu finden, um auch mit Niederlagen umzugehen, sie positiv zu analysieren und daraus wieder eine Kraft zu schöpfen und weiter nach vorne zu gehen. Nur so kann ich mich entwickeln.

Equitana: Der Podcast

Noch viel mehr über sich selbst, ihren Alltag zwischen Sattel und Stall, Training und Turnier erzählen Uta Gräf und Andreas Kreuzer im Equitana Podcast. In den inzwischen 23 Folgen vermitteln prominente Ausbilder verschiedener Disziplinen Einblicke in ihre Philosophie und geben Tipps für das Training mit dem eigenen Pferd. Sie geben aber auch viel Persönliches preis, plaudern über Unerwartetes und Überraschendes. Einfach reinhören auf Spotify, Soundcloud und überall, wo es Podcasts gibt.

Tickets für die Equitana 2023 sowie für den Ausbildungsabend von Uta Gräf und Andreas Kreuzer und die Hop Top Show sind online im Ticketshop erhältlich: www.equitana.com

Persönliche Mitglieder erhalten ausgewählte Tickets zum Vorzugpreis, mehr Infos hier.

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