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EM Vielseitigkeit 2023 in Haras du Pin: Impressionen der Medaillenjagd

Europameisterschaften 2023: Dressur und Para-Dressur

Riesenbeck ruft zur EM

Die Vorfreude steigt: Europameisterschaften im eigenen Land gibt es nicht jeden Tag. In diesem Jahr treffen sich die besten Dressur- und Para-Dressurreiter des Kontinents vom 5. bis 10. September 2023 im westfälischen Riesenbeck. Kim Kreling blickt für das PM-Forum auf die EM und hat mit den Bundestrainerinnen Monica Theodorescu und Silke Fütterer-Sommer sowie mit Karsten Lütteken, Geschäftsführer von Riesenbeck International und damit „Chef-Organisator“ dieser Highlight- Veranstaltung in Deutschland, gesprochen.

Das Veranstaltungsgelände von Riesenbeck International liegt eingebettet in die Natur. Normalerweise findet hier vorranging Springsport statt. Foto: Stefan Lafrentz

Monica Theodorescu im Interview

„Gutes Reiten zeigen“

PM-Forum: Die EM in Riesenbeck steht kurz bevor: Wer sind aus Ihrer Sicht die heißesten Kandidaten für Team-Medaillen?

Monica Theodorescu: Ich würde sagen unsere Mit-Favoriten sind ganz klar Großbritannien und Dänemark.

PM-Forum: Ihr EM-Team 2023 steht – wie würden Sie es beschreiben?

Monica Theodorescu: Charakteristisch ist, dass wir keinen Championatsneuling unter den Reitern dabeihaben. Jessica von Bredow-Werndl, die aktuell die Nummer eins der Weltrangliste ist, hat mit TSF Dalera BB seit Tokio 2021 alles gewonnen. Sie tritt als Titelverteidigerin und Top-Favoritin auf den Einzeltitel an. Die Einheit und Partnerschaft der beiden, durch die sie zu größter Harmonie finden, sowie die Präzision – das macht dieses Paar aus. Frederic Wandres hat im vergangenen Jahr Team-Bronze bei der WM gewonnen und Bluetooth OLD von der Weltcup- Saison über Wellington und das Frühjahr kontinuierlich in die Top-Liga der Dressurpferde gebracht. Bluetooth OLD ist noch reifer, kraftvoller und routinierter geworden. Isabell Werth hat klar die meiste Erfahrung und auch die meisten Erfolge mit den verschiedensten Pferden. DSP Quantaz hatte im vergangenen Jahr einige „Ups and Downs“, aber glücklicherweise ging es damals Richtung WM wieder aufwärts. In Herning ging er einen guten Grand Prix und einen sehr guten Special. In der Weltcup-Saison, mit Platz drei beim Finale, bei den Sichtungen und auch in Aachen haben die beiden gezeigt, dass mit ihnen immer zu rechnen ist. Und nachdem sich Fendi von Sönke Rothenberger leider leicht verletzt hat, ist Matthias Alexander Rath mit Thiago GS ins Team gerückt. Die beiden konnten sich im Verlauf des Jahres stetig verbessern. Thiago GS ist selbst gezogen und auf dem Schafhof geboren – das ist natürlich ein besonderer Stolz, auch des Reiters, ihn selbst ausgebildet und nun bis ins Team gebracht zu haben.

60 Jahre

In Riesenbeck werden die 31. Dressur-Europameisterschaften ausgetragen, erstmals wurden 1963 Europameister im Dressurviereck gekürt, ab 1965 mit Mannschaftswertung. Die Besonderheit bei der Premiere 1963: Damals durfte ein Reiter noch mit zwei Pferden antreten. Der Schweizer Henri Chammartin nutzte die Chance, ging mit Wolfdietrich und Wörman an den Start, und gewann sowohl die Gold-, als auch die Bronzemedaille.

EM-Zahlenspiele

Insgesamt wurden in den vergangenen 60 Jahren 40 Einzel-Goldmedaillen bei Dressur-Europameisterschaften vergeben, davon 20 für den Gesamtsieg und jeweils zehn in Special und Kür. Von diesen 40 Goldmedaillen wurden 22 von deutschen Paaren gewonnen. Haushohe Medaillenkönigin ist Isabell Werth mit neunmal EM-Einzel- und zwölfmal EM-Team-Gold.

PM-Forum: Isabell Werth hat 1989 ihre erste Europameisterschaft geritten, Riesenbeck wird ihre 16. EM sein – was bedeutet es, neben den Ergebnissen, sie im Team zu haben?

Monica Theodorescu: Isabell ist ein Team-Player und mit ihrem ganzen Erfahrungsschatz immer sehr wertvoll für ein Team.

PM-Forum: Das Trainingslager findet direkt vor der EM in Ibbenbüren statt – wie sieht der Plan dafür aus?

Monica Theodorescu: Ins Trainingslager wird sowohl unser erstes Ersatzpaar Katharina Hemmer mit Denoix PCH mitgehen, die nun auf den ersten Reserveplatz nachgerückt sind, als auch Duke of Britain FRH als Ersatzpferd für Frederic Wandres. Frederic ist der Einzige, der ein gleichwertiges Ersatzpferd hat. Sehr viel Zeit haben wir vor Ort nicht, das Trainingslager dauert zweieinhalb Tage. Wir werden uns in Ruhe vorbereiten, konzentriert sein, Videoanalysen machen und abends zusammen grillen und uns auf die EM einstimmen.

Das deutsche Dressurteam für Riesenbeck: Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB (o.li.), Matthias Alexander Rath mit Thiago GS (o.re.) sowie Frederic Wandres mit Bluetooth OLD (u.li.) und Isabell Werth mit DSP Quantaz (u.re.). Alle Fotos: Stefan Lafrentz

Wechselspiel der Medaillensätze

Von 1963 bis 1989 wurde ein Medaillensatz in der Einzelwertung vergeben. 1991 und 1993 waren es dann zwei Medaillensätze in Special und Kür, wobei jeder Reiter nur entweder im Special oder in der Kür antreten durfte. Von 1995 bis 2005 gab es wieder nur einen Medaillensatz in der Einzelwertung, wobei in diese Wertung alle drei Prüfungen eingingen: Grand Prix, Special und Kür. Seit 2007 gibt es wieder zwei Medaillensätze in der Einzelwertung. In der Kür dürfen nun die besten 18 Paare aus dem Special an den Start gehen, maximal drei pro Nation. Das bedeutet, dass diese nur 18 Paare die Möglichkeit auf eine zweite Einzelmedaille haben.

PM-Forum: Sie sind seit Oktober 2012 im Amt, für Sie als Bundestrainerin wird Riesenbeck die Europameisterschaft Nummer sechs sein. Von den bisherigen fünf kamen Sie viermal mit Teamgold nach Hause. Welche Bedeutung hat diese „Bilanz“ für Sie?

Monica Theodorescu: Tatsächlich keine. Aber dennoch hat diese Europameisterschaft für uns einen besonderen Stellenwert, weil wir danach nur noch ein knappes Jahr bis zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris haben. Die Erkenntnisse, die wir in Riesenbeck mitnehmen, werden mit Blick auf Paris eine spezielle Aussagekraft haben.

PM-Forum: Die zweite Europameisterschaft direkt hintereinander in Deutschland – erwarten Sie dadurch Auswirkungen auf den deutschen Dressursport?

Bundestrainerin Dressur Monica Theodorescu. Foto: FN-Archiv

Monica Theodorescu: Das will ich hoffen (lacht). Natürlich wünsche ich mir immer noch mehr Begeisterung und Euphorie für unseren Sport und vielleicht auch noch mehr Fans. Zwei Europameisterschaften direkt hintereinander im selben Land hat es noch nicht gegeben, was nicht zuletzt daran liegt, dass Riesenbeck keinen Mitbewerber hatte. Portugal war kurz dabei, hat dann aber zurückgezogen. Man weiß natürlich, dass die Veranstalter in Riesenbeck mit großen Veranstaltungen viel Erfahrung haben, auch wenn sie noch nie ein Dressurchampionat ausgerichtet haben – abgesehen von den Deutschen Jugendmeisterschaften. Aber wir wissen, dass wir dort top Bedingungen vorfinden werden

PM-Forum: Reiter werden oft nach ihrem „Ritual“ vor einer wichtigen Prüfung gefragt, wie ist das bei Ihnen als Bundestrainerin?

Monica Theodorescu: Früher beim Reiten hatte ich das auch, das stimmt. Ich habe meine Stiefel geputzt, das Pferd meistens selbst eingeflochten und ich habe immer eine feste Abfolge gehabt, wann ich was mache. Aber als Bundestrainerin habe ich solche Rituale nicht. Ich gehe kurz vor der Prüfung auch gar nicht in den Stallbereich. Da bin ich einer zu viel. Ich bin beim Abreiteplatz für die Reiter da, wenn sie dort ankommen. Wenn meine Hilfe sonst gebraucht wird – jederzeit gerne, aber kurz vor der Prüfung im Stall sollen sich die Reiter konzentrieren und ihren Ablauf in Ruhe durchlaufen können. Da mische ich mich nicht ein.

PM-Forum: Ihr Wunsch für die EM – neben den sportlichen Zielen?

Monica Theodorescu: Wir hoffen auf viele Zuschauer, die uns unterstützen und denen wir allem voran gutes Reiten zeigen wollen.

Die Titelverteidiger

Das deutsche Quartett mit Jessica von Bredow-Werndl, Dorothee Schneider, Helen Langehanenberg und Isabell Werth hat 2021 bei der EM Teamgold gewonnen. Es war der 25. EM-Mannschaftstitel für die deutschen Dressurreiter. Einzelgold im Grand Prix Special und in der Kür ging an Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB. Für von Bredow- Werndl waren es die ersten beiden EM-Einzelgoldmedaillen.

Ticketrabattt für Persönliche Mitglieder

PM erhalten bei der EM Dressur und Para-Dressur in Riesenbeck zehn Prozent Rabatt auf Tickets im Vorverkauf unter tickets.riesenbeck2023.com. Dazu beim Ticketkauf einfach die PM-Nummer angeben. Der PM-Rabatt gilt selbstverständlich auch für den Veranstaltungssamstag mit der Master Class mit Christoph Hess.

Rahmenprogramm mit Masterclass

Neben den EM-Prüfungen wird auf dem Championats- Viereck auch eine Station des Piaff-Förderpreises für U25- Nachwuchsdressurreiter ausgetragen. Am Samstag, 9. September 2023 finden zudem eine Fohlenauktion und eine Dressage Master Class mit FN-Ausbildungsbotschafter Christoph Hess im großen Stadion statt. Gemeinsam mit seinen „Reitschülern“ für den Tag – und diese sind allesamt deutsche Kaderreiter in Dressur und Para-Dressur – demonstriert er gewohnt unterhaltsam, informativ und mit dem Publikum interagierend, wie der Weg zu feinem Reiten aussieht. Außerdem wird es an diesem Abend noch einen „Überraschungsgast“ geben. Tickets unter: www.riesenbeck2023.com

Das Team:

• Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB
• Matthias Alexander Rath mit Thiago GS
• Frederic Wandres mit Bluetooth OLD (Reservepferd: Duke of Britain FRH)
• Isabell Werth mit DSP Quantaz

Reserve:
• Katharina Hemmer mit Denoix PCH

Silke Fütterer-Sommer im Interview

„Alles kann passieren“

PM-Forum: Seit Jahresbeginn sind Sie die „Neue“, Riesenbeck wird Ihr erstes Championat als Bundestrainerin – wie fühlt sich das an?

Silke Fütterer-Sommer: Es ist aufregend und spannend und ich freue mich wirklich sehr darauf. Ich habe mir im Laufe des Jahres ein gutes Bild machen können. Wir haben schon richtig gut gearbeitet und hatten eine erfolgreiche Saison. Insofern habe ich ein positives Bauchgefühl mit Blick auf Riesenbeck (lacht).

PM-Forum: „Gut gearbeitet“ – was genau bedeutet das?

Silke Fütterer-Sommer: Wir haben in der ersten Jahreshälfte vielleicht etwas mehr als normalerweise trainiert, auch weil ich natürlich in meinem ersten Jahr alle Reiter kennenlernen wollte. Ich bin schon seit vielen Jahren die Heimtrainerin von Regine Mispelkamp, insofern war ich schon oft mit auf Turnieren, auch in Herning letztes Jahr, und kenne die Reiter dadurch schon. Aber in der jetzigen Funktion ist es natürlich anders. Da gucke ich noch genauer hin.

Die Para-Dressur-Titelverteidiger

In Riesenbeck reiten die Para-Sportler zum neunten Mal um EM-Medaillen. Bei der letzten EM 2019 in Rotterdam – seither wurden wegen der Corona-Pandemie bis 2023 keine Para-Europameisterschaften mehr veranstaltet – feierten die niederländischen Reiter aus dem gastgebenden Land den Gewinn der Mannschaftsgoldmedaille. Sie gehen damit als Titelverteidiger in Riesenbeck an den Start.

Premiere 2002

Die ersten Europameisterschaften der Para-Dressureiter fanden 2002 im portugiesischen Anadia statt. Das deutsche Team sicherte sich damals die Silbermedaille, Cornelia Müller (Grade IV) und Hannelore Brenner (Grade II) wurden in ihren Disziplinen zudem jeweils Doppel-Europameister in der Einzelwertung und der Kür.

PM-Forum: Lassen Sie uns einmal Ihr Team für die Euro unter die Lupe nehmen!

Silke Fütterer-Sommer: Ja, gerne. Fangen wir mit Regine Mispelkamp und ihrem Highlander Delight’s an. Beide sind championatserfahren, haben in Tokio 2021 bei den Paralympics Bronze in der Kür geholt und kennen sich sehr gut. Regine hat nicht zuletzt sehr viel Erfahrung, weil sie Berufsreiterin ist. Und Highlander ist ein sehr charmantes Pferd, der auch schon mal ein Clown sein kann. Aber wenn es drauf ankommt, sind die beiden ein wirklich gutes Team. Heidemarie Dresing ist auch erfahren, war im vergangenen Jahr in Herning bei der WM dabei, hat jedoch seit Anfang des Jahres ein neues Pferd: Horse24 Dooloop. Die beiden waren sofort ein Team, zwei Professoren, die sich gefunden haben. Bei Martina Benzinger kann ich wieder von Erfahrung sprechen. Sie ist sehr souverän im Viereck, macht immer einen gelassenen Eindruck und ist immer sehr bei sich selbst. Das ist sehr gut so, denn ihre Stute Nautika kann auch schon mal etwas forscher sein. Das Pferd braucht Martina als Ruhepol. Melanie Wienand ist unser „Championats- Frischling“. Melanie war früher Auktionsreiterin und ist nach ihrem Unfall in den Parasport gekommen. Melanie und Lemony’s Loverboy sind in dieser Saison von Turnier zu Turnier in ihrer Leistung immer stabiler und besser geworden. Das hat ihr sehr viel Sicherheit gegeben.

Das deutsche Para-Dressurteam für Riesenbeck (von links nach rechts): Regine Mispelkamp und Highlander Delight’s, Heidemarie Dresing mit Horse24 Dooloop, Melanie Wienand mit Lemony’s Loverboy und Martina Benzinger mit Nautika. Alle Fotos: Stefan Lafrentz

Erste Male

Die Europameisterschaften der Para-Dressurreiter werden 2023 zum ersten Mal in der Geschichte des Para-Dressursports in Deutschland ausgetragen. Und zum ersten Mal wird Silke Fütterer-Sommer das deutsche Para-Team als Bundestrainerin begleiten. Anfang 2023 hat sie das Amt von Bernhard Fliegl übernommen, der zwölf Jahre als Para-Bundestrainer fungiert hat. Co-Trainer der Para- Dressurreiter ist Rolf Grebe.

PM-Forum: Wie würden Sie Ihr Team im internationalen Kontext einordnen?

Silke Fütterer-Sommer: Das ist tatsächlich sehr schwierig, weil man sich im Parasport nicht so oft begegnet wie im Regelsport. Wir haben gleich zu Beginn der Saison die Dänen einmal in ihrem eigenen Land geschlagen, Dänemark gehört ganz sicher zu den sehr starken Para-Nationen. Die Briten sind auch unheimlich stark. Beim Nationenpreis in Kronenberg haben die Niederländer gewonnen, wir waren Zweite und die Briten Dritte. Es ist wirklich schwer zu sagen. Es waren nie alle guten Nationen – Großbritannien, Niederlande, Dänemark, mit Belgien ist auch immer zu rechnen, und natürlich Deutschland – zusammen auf einem Turnier, das passiert dann erst bei der EM (lacht). Es kann alles passieren. Wenn in unserer Truppe alle gut abliefern, müssen wir uns auf keinen Fall verstecken. Dann kann das richtig gut werden.

Bundestrainerin Para-Dressur Silke Fütterer-Sommer. Foto: Nicole Bercz/FN-Archiv

Die „Bühne“ der Para-Reiter

Die Para-Dressur-Wettbewerbe finden in Riesenbeck auf einem weitläufigen Sandplatz, im sogenannten Sandstadion, statt, direkt vor der großen Veranstaltungshalle, die als Abreiteplatz dient. Für das Sandstadion benötigen Besucher keine Sitzplatztickets, der Zugang zu der Tribüne am Sandstadion ist in den Flaniertickets enthalten.

Die deutsche Bilanz

Viermal landete das deutsche Para-Team bei Europameisterschaften bereits auf dem Silberrang, zweimal gewannen sie die Bronzemedaille. 2017 und 2019 musste das Team ohne Medaille nach Hause fahren. 2019 lief es auch in den Einzelwertungen nicht optimal. Die deutschen Athleten verbuchten viele vierte Plätze, aber keine Medaille.

PM-Forum: Wie ist kurz vor der EM die Stimmung im Team – eher gelassen oder voll auf Angriff?

Silke Fütterer-Sommer: Oh, die sind alle ganz „wild“, die werden angreifen. Aber wir müssen natürlich abwarten, wie es läuft. Es gibt Dinge, die einen Para-Reiter vielleicht eher rausbringen als einen Regelsportler, wenn es beispielsweise mit der Gesundheit zu tun hat. Aber sie sind alle sehr fokussiert, verstehen sich sehr gut und haben alle richtig „Bock“, nach Riesenbeck zu fahren und das zu rocken.

PM-Forum: Für Equipechef Nico Hörmann ist es das zweite Championat, aber das erste natürlich mit Ihnen zusammen. Sind Sie als Team schon eingespielt?

Silke Fütterer-Sommer: Das ganze Team drumherum ist einfach klasse und Nico Hörmann macht einen tollen Job. Er kann den ein oder anderen Athleten, wenn er es braucht, genau richtig abholen. Und wenn mal etwas Aufregung aufkommt, ist Nico ein wunderbarer Ruhepol, der die Leute runterholt. Es macht unheimlich viel Spaß mit dem ganzen Team.

PM-Forum: Was würden Sie sagen: Wie könnte Ihr persönliches Motto für die EM lauten?

Silke Fütterer-Sommer: Championate haben ihre eigenen Gesetze, aber wir sind extrem motiviert und gut vorbereitet und was passiert, passiert! Wir brauchen jetzt das letzte Fünkchen Glück, das immer dazu gehört, und dann kann tatsächlich alles passieren.

Medaillensammler

Multichampions sind die Reiter aus Großbritannien. Sie haben sich bei bisher acht Europameisterschaften siebenmal den Teamtitel gesichert – Ausnahme 2019.

Das Team:

• Heidemarie Dresing mit Horse24 Dooloop (Grade II)
• Regine Mispelkamp mit Highlander Delight‘s (Grade V)
• Martina Benzinger mit Nautika (Grade I)
• Melanie Wienand mit Lemony‘s Loverboy (Grade III)

Reserve:
• Isabel Nowak mit Siracusa OLD (Grade V)
• Julia Porzelt mit Bruno (Grade II)

Karsten Lütteken im Interview

„Wird für alle superkomfortabel“

PM-Forum: Sie sind der „Organisationschef“ der EM in Riesenbeck, ein Standort, der noch viel erfahrener im Springbereich ist als in der Dressur – was ist Ihr Gefühl kurz vor dem Start der Dressur- und Para-Dressur-Europameisterschaften? Was ist der größte Unterschied zu Springveranstaltungen?

Karsten Lütteken: Das ist sehr schwer abzuschätzen. Wir haben hier schon Dressur veranstaltet, auch das Testevent der Para-Reiter, aber was genau im Ablauf mit den Sportlern auf uns zukommt, wird vielleicht auch eine kleine Überraschung, der wir jedoch sehr positiv entgegenblicken. Es ist natürlich eine andere Situation, wenn man praktisch alle Richter und Sportler schon von anderen Events in Riesenbeck kennt, so wie bei den Springreitern. Bei der Dressur-EM werden viele Reiter das erste Mal hier sein. Der größte Unterschied aber ist: Wir greifen auf temporäre Lösungen zurück, das tun wir sonst nicht. Das EM-Dressurviereck ist nicht von uns über Jahre getestet und optimiert, das wird für die Meisterschaft im Rasenstadion extra aufgebaut – natürlich in Zusammenarbeit mit der FEI und internationalen Fachleuten. Insofern bin ich sicher: Die Qualität wird sehr gut sein und das Stadion wird einen besonderen Charme und Flair haben. Aber wir konnten es nicht ein halbes Jahr vorher ausprobieren.

PM-Forum: Sie sprachen in mehreren Interviews schon von dem „Team Riesenbeck International“. Wie groß ist das Team, mit dem Sie die doppelte EM in diesem Jahr stemmen?

Karsten Lütteken: Wir haben sechseinhalb Festangestellte, die sich rund ums Jahr um Riesenbeck International und alle Veranstaltungen kümmern, natürlich auch um die Europameisterschaften. Jetzt in der „Akutphase“ seit einigen Wochen sind wir zehn Leute, die sich rund um die Uhr mit den Vorbereitungen beschäftigen. Während der EM-Tage werden es natürlich noch mal deutlich mehr. Wir arbeiten mit Dienstleistern zusammen, die wir schon von anderen Events kennen: mit dem Security-Team, dem Caterer, einem Event-Techniker etc. Sie alle bringen ihr eigenes Personal mit zur EM. Ich würde schätzen, von unserer Seite kommen nochmal 40 bis 50 Personen dazu – zum Protokoll schreiben, für die Parkplätze, im Stallbereich. Das sind alles Leute hier aus dem Umfeld.

PM-Forum: Stichwort Stallbereich: Da sind die Riesenbeck International-Kapazitäten während der EM lange nicht ausgeschöpft.

Karsten Lütteken: Wir erwarten etwa 200 Pferde – etwa 80 Dressurpferde, 80 Para-Pferde, etwa 30 für den Piaff- Förderpreis, der im Rahmen der EM ausgetragen wird. Wir haben 312 feste Boxen – sechs Stallgebäude à 52 Boxen: Zwei Stallgebäude bekommen die Dressurreiter, zwei die Para-Reiter und eines die Piaff-Förderpreis-Reiter, dann bleibt eines immer noch frei und wir haben Platz für das ganze Equipment der Reiter und so weiter. Auch wenn es drei Wochen am Stück durchregnet, muss ich mir um die Boxensituation keine Sekunde Gedanken machen. Das wird für alle superkomfortabel.

PM-Forum: Haben Sie für Besucher, die zum ersten Mal nach Riesenbeck kommen, einen speziellen Tipp?

Karsten Lütteken: Ich glaube, jeder sollte versuchen, sich darauf einzulassen, wie unsere Anlage in die Natur integriert wurde. Im Zentrum haben wir eine 150 Jahre alte Eichenallee, die prägend für das ganze Gelände ist. Wir haben versucht, alle zentralen Anlagen und Wege in ihrer ursprünglichen Verlaufsform zu erhalten. Der Baumbestand war es, der die Struktur in großen Teilen bestimmt hat. Unser großes Springstadion wird nur etwa zur Hälfte als Dressurstadion genutzt, die andere Hälfte wird eine „temporäre Parklandschaft“ werden. Natur, Pflanzen und die Einbettung der Anlage – das, denke ich, sollte jeder auf sich wirken lassen. Das ist schon besonders und auch anders als auf anderen Turnierplätzen. Die Verbindung von modernem Sport mit allen technischen Mitteln in Kombination mit der Natur des Umfelds. Das ist unser Markenzeichen und das passt gut zum Pferdesport.

Alle Interviews führte Kim Kreling.

Riesenbecks Organisationschef Karsten Lütteken. Foto: Riesenbeck International

Riesenbeck als Veranstalter

Zum ersten Mal ist das Reitsportzentrum Riesenbeck Gastgeber für Dressur- Europameisterschaften, hat aber 2021 als Veranstalter der Spring-EM bereits eine gelungene Championats-Visitenkarte abgegeben. Das große Riesenbecker Rasenstadion wird für die Dressur-EM umgebaut: Mitten auf dem Rasenplatz wird das Championats-Viereck mit Sandboden aufgebaut, umgeben von überdachten und nicht überdachten Zuschauertribünen.

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