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Pferde fotografieren: Interview mit Christiane Slawik

Pferde vor der Kamera

Das 1×1 der Pferdefotografie

Im entscheidenden Augenblick abdrücken: Besondere Momente mit dem Pferd bleiben für immer in Erinnerung und ein Leben lang im Herzen. Mit der richtigen Ausrüstung, den wichtigsten Grundlagen und etwas Übung gelingt es jedem, wundervolle Augenblicke auf ewig festzuhalten. Welche Dinge es beim Fotografieren von Pferden zu beachten gilt, zeigt der folgende Crashkurs.

Wer Pferde im Freilauf ablichten möchte, tut gut daran, sich einen Zielpunkt festzulegen, zu dem das Pferd laufen soll. So weiß der Fotograf, wo er für das perfekte Bild stehen muss. Fotos: Christiane Slawik

Das Wichtigste, neben einem aufmerksamen Model, ist die Ausrüstung. Viele werden sich fragen: Braucht man überhaupt noch eine richtige Kamera oder reicht nicht auch die Kamera des Smartphones aus? Auch wenn heutzutage viele moderne Handykameras tolle und hochauflösende Fotos machen, sind ihnen Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras überlegen. Schon allein die Nutzung verschiedener Objektive ermöglicht eine größere Brandbreite an Motiven. Außerdem kann es aufgrund der geringen Brennweite einer Handykamera schnell zu Verzerrungen kommen, sodass das Pferd unproportional aussieht.

Wer eine moderne Kamera besitzt, hat viele Möglichkeiten, kreativ zu fotografieren. Hier sollte das Ziel sein, möglichst nicht mit dem Automatikmodus zu arbeiten, sondern das Zusammenspiel von Blende, ISO-Wert und Verschlusszeit zu verstehen. Keine Angst, die Kamera mit diesen drei wichtigsten, technischen Faktoren manuell einzustellen, ist gar nicht so kompliziert, wie es vielleicht im ersten Moment scheint.

Blende

Die Blendeneinstellung entscheidet darüber, wie viel Licht auf den Sensor fällt und welchen Grad die Schärfentiefe erreichen soll. Während bei geringer Blendenöffnung der Bildvorder- und Bildhintergrund schärfer wird, ist bei offener Blende der Bildhintergrund unscharf. Für Porträtaufnahmen nutzen Fotografen häufig eine kleine Blendenzahl und damit eine große Linsenöffnung, da durch den geringen Schärfebereich automatisch der Blick auf das Pferd gerichtet wird.

ISO-Wert

Der ISO-Wert bestimmt die Lichtempfindlichkeit: Je dunkler die Umgebung beim Fotografieren ist, desto höher muss dieser Wert eingestellt werden. Fotografiert man beispielsweise in einer Reithalle, liegt der Wert auch mal bei 3.200, während auf einem sonnigen Reitplatz ein ISO-Wert zwischen 100 bis 400 ausreicht. Der Nachteil an dunklen Umgebungen und damit verbundenen hohen ISO-Werten ist leider auch heute noch das entstehende Bildrauschen, durch das Fotos verpixelt aussehen. Der ISO-Wert sollte daher also immer so gering wie möglich gehalten werden.

Auch das Experimentieren mit der Perspektive oder Details kann spannende Bilder hervorbringen.

Verschlusszeit

Durch die Änderung der Verschlusszeit wird die Länge der jeweiligen Belichtungszeit wesentlich mitbestimmt und so Einfluss darauf genommen, ob die abgebildeten Bewegungen eingefroren werden oder das ganze Bild verschwimmt. Je mehr Bewegung im Spiel ist, desto niedriger sollte die Verschlusszeit sein – ansonsten entsteht eine Bewegungsunschärfe.

Gut vorbereitet ans Werk

Bevor es mit der Pferdefotografie losgeht, sollte man sich gut auf das Shooting vorbereiten. Jedes Bild hat eine individuelle Bildsprache. Diese setzt sich aus dem Motiv selbst, dem Hintergrund, der Farbgestaltung sowie der Perspektive zusammen. Deswegen sollten Pferdefreunde sich zuallererst Gedanken darüber machen, was für ein Bild sie sich eigentlich vom Pferd wünschen: Ein ausdrucksstarkes Porträt, ein Galoppbild auf der Blumenwiese oder ein träumerisches Bild bei Sonnenuntergang?

Hat man sich ein passendes Motiv überlegt, muss man sich gut überlegen, an welchem Tag man die Fotos machen möchte. Denn von einem Regenschauer möchte niemand beim Shooting überrascht werden. Außerdem ist es empfehlenswert, sich mindestens einen Helfer zu organisieren – gleichzeitig die Kamera zu bedienen, das Pferd in Position zu stellen und dessen Aufmerksamkeit zu erhalten, ist – selbst für Profifotografen – nicht möglich.

Der Hintergrund

Pferdefotografie ist eine wahre Herausforderung: Durch die komplexe Statur der Tiere sollte man auf komplizierte Bildkompositionen und störende Elemente im Hintergrund verzichten. Empfehlenswert sind daher ruhige und einheitliche Hintergründe wie zum Beispiel Bäume, blauer Himmel oder Hecken. Eine schönes Stalltor oder eine mit Efeu berankte Hauswand können auch gut aussehen. Dafür sollte das Pferd jedoch mit etwas Abstand zum Tor oder zur Wand stehen, damit es mehr in den Fokus rückt.

Das richtige Licht

Beim Fotografieren im Freien ist man auf natürliches Licht angewiesen. Die besten Aufnahmen entstehen bei frühem Morgenlicht oder in der untergehenden Abendsonne, die die ganze Landschaft in ein sanftes, goldenes Licht tauchen. Außerdem ist es anfangs am einfachsten, wenn die Sonne im Rücken des Fotografen steht. Das Fotografieren im Gegenlicht benötigt ein wenig mehr Können.

Die Perspektive

Nicht nur Farbe und Licht sind entscheidend für die Stimmung eines Fotos. Auch die Perspektive spielt eine wichtige Rolle. Die meisten Fotografen fotografieren in der Normalperspektive, denn diese eignet sich am besten für die allgemeine Pferdefotografie. Sie findet statt, sobald das Objektiv in einer waagerechten Linie auf das Motiv gehalten wird. Dabei sollte man die Mitte des Motivs als Richtwert nutzen. Häufig ist die Mitte des Motivs die Brust des Pferdes. Nähert man sich dem Pferd für ein Porträt, verschieben sich der Mittelpunkt und damit auch die Höhe für die Normalperspektive.

Wer sein Pferd leicht links oder rechts an der Kamera vorbei schauen lässt, verhindert, dass der Hals verdeckt wird.

Blickrichtung des Pferdes lenken

Damit die Pferde auf den Bildern aufmerksam gucken und ihre Ohren spitzen, braucht der Fotograf ein paar Hilfsmittel. Als Pferdebesitzer kennt man sein Pferd am besten: Für welche Geräusche und Gegenstände interessiert es sich im Alltag? Es hilft, seine Pferde vorab zu beobachten. Hilfsmittel sind beispielsweise Plastiktüten, um damit zu rascheln, Regenschirme oder eine Schüssel mit Futter.

Blitzeblank fürs Shooting

Am Tag des Fotoshootings ist es wichtig, dass das Pferd auf dem Foto gepflegt aussieht. Wenn es vor dem Shooting gründlich geputzt wird, kommt sein glänzendes Fell perfekt zur Geltung. Es lohnt sich, die Mähne und den Schweif des Pferdes für das Fotoshooting zu waschen und hängengebliebenes Stroh zu entfernen. Außerdem sollte man auf den Kopf des Pferdes achten, denn in den Nüstern sammelt sich gerne viel Staub an. Dieser Aufwand zahlt sich aus, denn auf den Fotos sieht man später jedes Detail.

Bilder nachbearbeiten

Die Bildbearbeitung mit verschiedenen Programmen wie beispielsweise Photoshop oder Lightroom gehört mittlerweile für viele zum Fotografieren dazu. Denn manchmal ragt die Hand ins Bild, die gerade die Möhre hält. Ebenso ist es aus Sicherheitsgründen gerade in öffentlichen Bereichen absolut notwendig, das Pferd am Strick zu halten. Dieser lässt sich jedoch schnell und einfach wegretuschieren. Dennoch können auch schöne Fotos entstehen, die im Nachhinein nicht bearbeitet werden müssen. Dafür muss man sich auf die Tiere einlassen und viel Zeit für das Shooting einplanen – Hektik und Ungeduld sind hier fehl am Platz.

Jaqueline Kaldewey

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