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Ausbildung mit Wilfried Gehrmann, Teil 2

Erfolgreich mit der Doppellonge

Die Arbeit mit der Doppellonge ist eine über Jahrhunderte bewährte Ausbildungsmethode. Um erfolgreich ein Pferd zu arbeiten, sind Erfahrung und ein umfangreiches theoretisches Wissen erforderlich, so zum Beispiel über die Wirkungsweise der verschiedenen Befestigungen der Longe – einfach oder doppelt, höher oder tiefer, außen anders als innen. Nachdem im letzten PM-Forum die Arbeit mit der Longe bereits ausführlich beleuchtet wurde, geht es nun an die Doppellonge. Und wie beim Reiten lernen gilt hier: „Longieren lernt man nur durch Longieren“.

Der „Doppellongenpapst“ Wilfried Gehrmann gibt Einblicke in die Arbeit mit der Doppellonge.

Zur erfolgreichen Arbeit mit der Doppellonge gehört viel Routine, damit der Longenführer die Handhabung der Doppellonge und der Peitsche sicher beherrscht und sich voll auf sein Pferd konzentrieren kann. Diese eignet man sich am besten mit einem erfahrenen Lehrpferd und unter Anleitung eines Ausbilders an. Da Pferde unterschiedlich auf die zunächst eher ungewohnte Doppellonge reagieren, sollte der Longenführer stets vorausschauend, ruhig und souverän agieren. Um dahin zu kommen, heißt es üben, üben, üben. Wer sich mit Geduld diese besondere Longiertechnik aneignet, wird für sich und sein Pferd sehr viel Nutzen aus dieser speziellen Ausbildungsmethode ziehen können. Denn die Arbeit an der Doppellonge kann im Training immer wieder unterstützend eingesetzt werden.

Erstes Ziel beim praktischen Longieren ist es, die ersten drei Punkte der Ausbildungsskala zu erreichen: Takt, Losgelassenheit und Anlehnung. In der weiteren Ausbildung folgen dann Schwung, Geraderichtung und Versammlung. Das äußere Erscheinungsbild eines Pferdes, egal ob es geritten, longiert oder korrekt gefahren wird, ist völlig identisch: Gewünscht wird ein zufriedenes Pferd, das sich taktmäßig über den schwingenden Rücken bewegt und vertrauensvoll und willig die Hilfen des Menschen annimmt. Grundsätzlich sollte man das Longieren nicht als Selbstzweck sehen. Es kann das Reiten erleichtern, damit man zu einem noch harmonischeren Miteinander kommt und somit Durchlässigkeit, Leistungsbereitschaft und Leistungsvermögen gefördert werden.

Der Mann an den Leinen

Manche rufen ihn nur den „Doppellongen-Papst“. Wilfried Gehrmann war 25 Jahre lang Leiter der Landesreit- und Fahrschule Rheinland. Er ist Inhaber des Deutschen Reitabzeichens in Gold, war langjähriges Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung der Berufsreiter im Deutschen Reiter- und Fahrer-Verband e.V., Richter mit höchsten nationalen Qualifikationen im Reiten und Fahren sowie Mitglied in vielen Prüfungsausschüssen. Über 90 Pferdewirt-Azubis verschiedener Fachrichtungen hat er ausgebildet. Er ist Mit-Autor des FN-Standardwerks „Richtlinien für Reiten und Fahren, Bd. 6: Longieren“ und Autor des Buches „Doppellonge – eine klassische Ausbildungsmethode“, erschienen im FNverlag.

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Exklusiv für Persönliche Mitglieder verlosen wir an dieser Stelle fünfmal das Buch „Doppellonge – eine klassische Ausbildungsmethode“ aus dem FNverlag von Wilfried Gehrmann. Um teilzunehmen, füllen Sie das unten stehende Teilnahmeformular aus. Teilnahmeschluss ist der 22. September 2019.

Longenhaltung

Bei der Handhabung der Doppellonge und der Peitsche sind Routine und Erfahrung entscheidend, um das Pferd optimal unterstützen zu können. Ob hierbei die Doppellonge ähnlich wie die Leinen beim Fahren oder die Zügel beim Reiten gehalten wird, ist unwesentlich. Entscheidend sind die Sicherheit für Longenführer und Pferd sowie das richtige Einwirken auf das Gehen des Pferdes.

Ein kleines Dreieck ist für die Lösungsphase geeignet, ein großes Dreieck eignet sich für die Arbeitsphase.

Einstellungen der Doppellonge

Bei der normalen Longenführung laufen beide Longen von der Hand des Longierenden zum Gurt und dann zum jeweiligen Trensenring – so wie es hier zum Beispiel beim unten stehenden Bild zur Dehnungshaltung zu sehen ist. In begründeten Ausnahmefällen können die Longen jedoch auch, wie seitlich dargestellt, wie ein Laufferzügel befestigt werden, um vermehrt Einfluss auf die Kopf-Hals-Haltung nehmen zu können.

Doch aufgepasst: Jedes Pferd reagiert anders. Einige kommen hinter die Senkrechte, andere gehen über oder gegen den Zügel. Es sind oft nur Kleinigkeiten, wie die Befestigung verändert muss, um das Pferd – natürlich im Zusammenwirken der Hilfen – in die richtige Anlehnung zu bringen. Es gehört viel Erfahrung und Routine dazu, junge und Korrekturpferde entsprechend der Ausbildungsskala richtig zu arbeiten.

Dehnungshaltung

Bei manchen Pferden gestaltet sich die Lösungsarbeit – aus welchen Gründen auch immer – schwierig. Die Doppellonge kann hier helfen. Auf diesem Bild sind Merkmale der inneren und äußeren Losgelassenheit zu erkennen: zufriedener Gesichtsausdruck, ruhige Maultätigkeit, Dehnungsbereitschaft, schwingender Rücken, vorschwingende Gliedmaßen und ein gelassen pendelnder Schweif. Damit ist oftmals das Ziel des Longierens erreicht. Beim anschließenden Reiten überprüft man noch einmal die Losgelassenheit und setzt die Arbeit bei guter Rückentätigkeit und sicherer Anlehnung fort.

Selbsthaltung

Durch die höhere Befestigung der Doppellonge gibt man dem Pferd in der Arbeitsphase Gelegenheit, in Selbsthaltung zu gehen. Neben korrekten Übergängen im Schritt, Trab und Galopp sind Tempounterschiede innerhalb der Gangarten sinnvoll, um die Hinterhand vermehrt zu aktivieren und den Schwung zu entwickeln. Weitere Lektionen sind Zirkel verkleinern und vergrößern, Übergänge Schritt-Galopp und Galopp-Schritt sowie ganze Paraden zum Halten aus dem Trab und das Antraben vom Fleck weg. Hierdurch wird die Durchlässigkeit verbessert und auf eine beginnende Versammlung hingearbeitet. Großer Wert ist darauf zu legen, dass sich das Pferd auf beiden Händen gleichmäßig leicht nach innen stellen lässt und dadurch die Längsbiegung und Geschmeidigkeit verbessert werden.

Vorbereitung für das Reiten

Insbesondere bei jüngeren Pferden oder Pferden mit Ausbildungsdefiziten kann die Arbeit an der Longe das Reiten hervorragend vorbereiten. Wie beim Reiten, sollte auch beim Longieren eine möglichst leichte, gleichmäßige, beständige und federnde Verbindung zum Pferdemaul bestehen. Nur dann kann das Pferd sich vertrauensvoll an das Gebiss herandehnen und sich vom Gebiss abstoßen. Dieses Vertrauen zur Hand hilft dem Pferd, auch unter dem Reiter die gewünschte Haltung einzunehmen. Longieren in Zwangshaltung durch zu kurze und falsch verschnallte Hilfszügel oder grobe Einwirkung, schädigt das Vertrauen des Pferdes und wirkt sich immer auch nachteilig auf das Reiten aus.

Bodenrickarbeit

Hier vorbildlich gezeigt, sollte die Arbeit mit Bodenricks regelmäßig ins Ausbildungsprogramm integriert werden. Dies ist nicht nur eine Abwechslung für die Pferde, sondern fördert den gesamten Bewegungsablauf, besonders Gleichgewicht, Rückentätigkeit, Elastizität, Trittsicherheit, deutlicheres Abfußen, Beugefähigkeit der Hinterhand und Schulterfreiheit. Die Abstände und die Höhe der Bodenricks können, je nach Ausbildungsstand und Zielsetzung, variiert werden. Um ein Hängenbleiben der äußeren Longe zu verhindern, kann diese über den Rücken bzw. Sattel gelegt werden.

Springen

Das Springen an der Doppellonge ist nur etwas für absolute Profis: Sehr routinierte und versierte Longenführer können es als zusätzliche Abwechslung ins Programm einbauen. Wichtig ist, dass das Pferd gelassen und gleichmäßig galoppiert und sicher springt, denn nur dann wird das Springen an der Doppellonge rhythmisch und harmonisch gelingen. Wenn kein spezielles Sprunggestell vorhanden ist, kann – wie auf dem Bild zu sehen – mit einfachem Hindernismaterial ein Sprung aufgebaut werden.

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Teilnahmeschluss ist der 22. September 2019. Die Teilnamebedingungen sind hier einzusehen.

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