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Alternative Heilmethoden: Teil 1

APO 2020

Pferdeführerscheine kommen

Am 1. Januar tritt die neue APO 2020 in Kraft. Größte Änderung: Die neuen Pferdeführerscheine Umgang und Reiten. Sie ersetzen die bisherigen Qualifikationen Basispass Pferdekunde und Reitpass. Ziel der Pferdeführerscheine: Sie sollen für mehr Sicherheit, Unfallverhütung und Tierwohl sorgen. Der nachfolgende Beitrag gibt Antworten auf die häufigsten Fragen.

Sicher durchs Gelände: Der Pferdeführerschein Reiten ersetzt den Reitpass und bereitet die Lehrgangsteilnehmer praxisnah auf Situationen des täglichen Lebens vor. Alle Fotos: FN-Archiv/ Thoms Lehmann

Warum führt die FN den Pferdeführerschein Umgang bzw. Reiten ein?

„Wir haben beide Qualifikationen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Entwicklungen angepasst“, sagt Dr. Dennis Peiler, Geschäftsführer der Deutschen Reiterlichen Vereinigung Bereich Sport und des DOKR. „In einer Zeit, in der sich Reiter immer häufiger dafür rechtfertigen müssen, dass sie einem Pferd einen Sattel auflegen, müssen wir vorausdenken. Gewisse Dinge können wir nicht verhindern, aber was wir nicht verhindern können, müssen und können wir gestalten. Das ist unsere Verantwortung als Verband“, so Peiler. Sicherheit, Tierwohl und Verantwortung seien die Grundpfeiler, um das Pferd in Hobby und Sport zu erhalten. Die Gesellschaft befindet sich in einem Wandel.

Der Pferdeführerschein Umgang ist eine Weiterentwicklung des Basispasses Pferdekunde. Neu dabei: das Führen im öffentlichen Raum.

Unter anderem wächst die Skepsis gegenüber der Haltung und der Nutzung von Pferden; immer häufiger wird ein transparenter Kompetenznachweis von Pferde­ und anderen Tierhaltern gefordert. Als Bundesverband für Pferdesport und Pferdezucht ist es die Verantwortung der FN, das Leben mit Pferden zu bewahren, indem der Verband den gesellschaftlichen Wandel berücksichtigt. Mit den Pferdeführerscheinen stellt die FN sicher, dass pferdebegeisterte Menschen ein Grundverständnis von der Natur des Pferdes, Kenntnisse über Haltung, Fütterung, Krankheiten, Ethik und den Umgang mit dem Pferd haben.

So werden zum einen Sicherheitsrisiken für Mensch und Tier minimiert. Zum anderen verbessert es das Leben der Pferde durch fachgerechte Haltung und Umgang. Und: Die Führerscheine sind bundeseinheitliche Ausbildungs­Mindeststandards und Kompetenznachweise.

An wen richten sich die Pferdeführerscheine Umgang und Reiten?

Beide Pferdeführerscheine sind Kompetenznachweise und vermitteln grundlegende Kompetenzen und Fähigkeiten für den richtigen und artgerechten Umgang mit dem Pferd sowie für das sichere Reiten bzw. Ausreiten. Es geht um Grundlagen, die jeder Reiter, Pferdebesitzer und Pferdefreund beherrschen sollte. Interessant sind die Angebote also nicht nur für angehende Reiter, Fahrer oder Voltigierer, sondern zum Beispiel auch für noch etwas unerfahrene Pferdebesitzer und/oder Eltern reitender Kinder, die diese unterstützen wollen. Eine fundierte Ausbildung ist wichtig, um Unfällen vorzubeugen und ein Grundverständnis über die Verantwortung für den Partner Pferd zu schaffen. Die neuen Führerscheine sind maßgeschneidert für Menschen, die mit ihrem Pferd nicht nur auf einer Anlage, sondern auch im Gelände unterwegs sind.

Führen, vor allem aber Ausreiten bringen es oft mit sich, dass man mit dem Pferd Straßen nutzen muss und damit zum Verkehrsteilnehmer wird. Das stellt besondere Anforderungen an Mensch und Pferd. Daher unterscheiden sich die beiden Qualifikationen in ihren jeweiligen Schwerpunkten: Beim Pferdeführerschein Umgang dreht sich alles um den artgerechten Umgang mit Pferden, von der Haltung über die Versorgung bis zum sicheren Führen im öffentlichen Raum. Er ist die Weiterentwicklung des Basispass, bietet aber durch die zusätzliche Station „Führen im öffentlichen Raum“ noch mehr Praxisnähe und Alltagstauglichkeit.

Auch für Eltern reitender Kinder wird der Pferdeführerschein Umgang empfohlen.

Und er ist auch Voraussetzung für den Pferdeführerschein Reiten. Dieser richtet sich sowohl an freizeit­ als auch turnierorientierte Reiter und vermittelt Grundkompetenzen des Reitens – auch im Gelände. Für beide Führerscheine gilt: Es geht um das Wohl des Pferdes.

Ausbildungs-Prüfungs-Ordnung 2020 (APO)

Regelwerk für Ausbildung und Prüfung im deutschen Pferdesport Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN), 1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-88542-874-9 600, Seiten 200 x 230 mm

Anforderung beim Pferdeführerschein Reiten: Das Pferd aus einer sicheren Sitzgrundlage heraus in allen drei Grundgangarten jederzeit beherrschen.

Ist der Pferdeführerschein Umgang bzw. Pferdeführerschein Reiten verpflichtend?

Nein. Beides sind Ausbildungs­ und Qualifikationsangebote. Da es sich bei diesen Qualifikationen um Grundkompetenzen rund ums Pferd und Reiten handelt, empfiehlt die FN jedem, diese Ausbildungs­Mindeststandards zu erwerben. Wer ab 2020 ein Abzeichen ab Klasse 5 (Reiten, Fahren, Voltigieren, Longieren) machen möchte, der muss den Pferdeführerschein Umgang ab solvieren, da der Basispass als bisherige Voraussetzung durch diesen ersetzt wird.

Ist die Mitgliedschaft im Verein eine Voraussetzung für den Pferdeführerschein Umgang oder Reiten?

Nein. Was sind Inhalte des Pferdeführerscheins Umgang? Nicht nur für Reiter, sondern auch für alle anderen Personen, die mit Pferden umgehen (z. B. Eltern reitender Kinder), ist der Führerschein Umgang eine große Hilfe. Hier werden die Verhaltensweisen und Bedürfnisse der Pferde erläutert und die Teilnehmer lernen, diese zu verstehen und entsprechend darauf zu reagieren. Weiterhin deckt dieser Pferdeführerschein die Themenfelder Haltung, Fütterung und Gesundheit ab. Die praktischen Übungen zum Führen auf Reitanlagen und in Situationen aus dem öffentlichen Raum ergänzen die Theorie. Die abschließende Prüfung des Pferdeführerscheins Umgang besteht aus vier verschiedenen Stationen:

Station 1

Bei dieser handlungsorientierten Station geht es um den ersten Kontakt und die Pferdepflege. Dieser Teil der Prüfung findet auf der Stallgasse oder am Putzplatz statt. Wie hole ich mein Pferd korrekt aus der Box? Worauf muss ich beim Anbinden meines Pferdes achten? Wie putze ich mein Pferd? Weiterhin gehört zu dieser Station die Erläuterung der Handgriffe und der Ausrüstungsgegenstände.

Stationsaufbau: Prüflinge müssen beim Pferde führerschein Ausrüstungsgegenstände und die dazugehörigen Handgriffe erläutern.

Station 2

Die zweite Station überprüft Wissen zum Pferdeverhalten, zum verhaltensgerechten Umgang und zur Haltung, Fütterung und zur Gesundheit. Bedürfnisse und Verhalten des Pferdes, Haltungsformen und ­Anforderungen, Pferderassen, Farben, Abzeichen, Equidenpass und die Grundlagen der Anatomie sind hier Thema. Weiterhin werden Kenntnisse über die Gesundheitsvorsorge und Erste Hilfe­-Maßnahmen abgefragt. Die Station behandelt zudem Sicherheitsaspekte und Unfallverhütung im täglichen Umgang, das Tierschutzgesetz und die Ethischen Grundsätze sowie das Führen im Straßenverkehr.

Bestandteil an Station 3: Vormustern eines Pferdes.

Bestandteil an Station 3: Absolvieren eines Bodenarbeitsparcours.

Station 3

An dieser Station wird die Praxis geprüft. Die Dreiecksvorführung ist in diesem Teil der Prüfung Pflicht. Der zweite Teil der Station bietet den Teilnehmern Wahlmöglichkeiten: Entweder absolvieren sie einen Bodenarbeitsparcours oder sie wählen das Vormustern. Bei diesen Übungen müssen die Teilnehmer darauf achten, die Sicherheits­ und Unfallverhütungsaspekte zu beachten. Ein besonderer Fokus wird hier auf die Kommunikation der Teilnehmer mit dem Pferd beim Führen gelegt.

Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmern wie Traktoren sind ebenfalls Teil der Prüfungen zum Pferdeführerschein.

Station 4

Diese Station prüft Kenntnisse und Fertigkeiten zum Umgang mit Pferden im öffentlichen Raum praxisnah ab. Wie bringe ich mein Pferd auf die Weide und was muss ich alles dabei beachten? Wie verlade ich mein Pferd und welche Vor­ und Nachbereitung gehört zum Transport des Pferdes dazu? Weiterhin müssen die Teilnehmer Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmern meistern (z. B. mit einem Radfahrer, einem Auto, einem anderen Pferd …).

Was sind Inhalte des Pferdeführerscheins Reiten?

Der Pferdeführerschein Reiten richtet sich an alle, die reiten – egal, ob als Sport­ oder Freizeitbeschäftigung. Die Teilnehmer erlernen hier das Einmaleins des Reitens: Von den Ethischen Grundsätzen und Grundlagen zur Pferdegesundheit über das Vorbereiten des Pferdes zum Reiten (insbesondere Ausreiten) und den richtigen Sitz bis hin zu Verhaltensregeln beim Ausreiten, rechtlichen Bestimmungen, Erster Hilfe und angemessenem Umgang mit Umwelt und Natur werden alle Bereiche abgedeckt. Der Pferdeführerschein Reiten gilt als Kompetenznachweis für das sichere Reiten und Ausreiten. Er ist vor allem für Reiter interessant, die gerne mit ihrem Pferd ins Gelände gehen. Der Lehrgang zum Pferdeführerschein Reiten umfasst, wie der Pferdeführerschein Umgang, 30 Lerneinheiten (1 LE = 45 Minuten) und eine abschließende Prüfung. Auch hier besteht die Prüfung aus vier verschiedenen Stationen. Aber Achtung: Die Teilnehmer müssen mindestens zehn Jahre alt sein.

Online zur Trainerlizenz

Zeitlich unabhängiges Lernen von zu Hause aus, Feedback zur Unterrichtserteilung im Heimatverein oder -betrieb, schneller Austausch und Vernetzung: Komplett ohne Präsenzphasen in einer Fachschule wird es auch zukünftig nicht gehen, aber mit der APO 2020 ist der Grundstein für eine flexiblere Trainerausbildung durch „Blended Learning“ gelegt. Die didaktisch sinnvolle Verknüpfung von Online-Lernen am PC und Präsenzlernen vor Ort in einer Fachschule oder an einem dezentralen Lehrgangsort soll die Trainerausbildung attraktiver machen, so dass sie besser in die heutige Lebenswelt passt. Für mehr Informationen hierzu lohnt sich ein Blick zurück ins PM-Forum 7/2019, dort gibt es ein Interview mit Eva Lempa-Röller, bei der FN für die Trainerausbildung verantwortliche Referentin, zum Thema „Blended Learning“.

Ausrüstungskontrolle: Sitzt der Nasenriemen weder zu fest noch zu locker?

Station 1

Hier sollen die Teilnehmer zeigen, dass sie ihr Pferd richtig zum Reiten vorbereiten, also das Pferd pflegen, satteln und auftrensen können. Die entsprechenden Handgriffe und Ausrüstungsgegenstände erläutern sie dabei.

Das ist sonst noch neu in der APO 2020:

• Das Konzept kleinerer Lernschritte als Grundlage erfolgreicher Ausbildung wird in den Bereichen Fahren, Longieren, Voltigieren und Westernreiten weiter ausgebaut. Hierzu gibt es einige neue Abzeichen (FA 6, VA 5, WAR 5, LA 3)

• Die Trainerausrichtungen Basis- und Leistungssport werden stärker differenziert. Zukünftig ist auch eine Schwerpunktsetzung im Lehrgang möglich.

• Der Trainer C kann künftig ohne eigenes Reiten erreicht werden. Voraussetzung hierfür: Man ist mindestens 50 Jahre alt und muss bestimmte Turniererfolge nachweisen.

• Wer erfolgreich eine Trainerprüfung abschließt, bekommt zukünftig das Zeugnis, die DOSB-Trainerlizenz und ein Trainerschild zugestellt.

• Die Ergänzungsqualifikationen werden unter anderem um die Schwerpunkte Spät- und Wiedereinsteiger, Inklusion und Geländereiten erweitert.

• Für Vereine und Betriebe verändert sich das Kennzeichnungssystem: Einstiegs- und Antragsverfahren werden vereinfacht, der Überprüfungszeitraum erhöht sich auf vier Jahre und spezielle Titel wie Ponyreitschule erlauben eine bessere Zielgruppenansprache.

• Für Turnierfachleute wird die Grundrichterprüfung in Modulen möglich, neu eingeführt als eigenständige Qualifikation wird der Richter Vorbereitungsplatz gemäß LPO 2018.

Station 2

Die Teilnehmer zeigen, dass sie aus einer sicheren Sitzgrundlage heraus ihr Pferd in allen drei Gangarten jederzeit beherrschen – sowohl in der Gruppe als auch einzeln. Neben den Bahnregeln werden auch der Positionswechsel beim Reiten in der Gruppe sowie die nötigen Handzeichen zum Ausreiten überprüft.

Station 3

Diese Station überprüft das Reiten im öffentlichen Raum. Wie verhalte ich mich beim Ausreiten in einer
Gruppe? Wie reite ich über verschiedene Geländebeschaffenheiten (z. B. Wasser, Bodenverhältnisse, bergauf, bergab)? Weiterhin müssen die Teilnehmer in verschiedenen Gangarten reiten, Begegnungen mit anderen Verkehrsteilnehmern demonstrieren (z. B. Fußgänger mit Hund, Motorräder, landwirtschaftliche Fahrzeuge…) und eine Straße sicher überqueren.

Station 4

An der vierten Station werden Kenntnisse zur Pferdegesundheit, zum Tierwohl und zu den Grundlagen der Reitlehre abgefragt. Ein Bereich sind die Ethischen Grundsätze, Bestimmungen des Tierschutzgesetzes und Regelungen für das Reiten in Wald, Feld und im Straßenverkehr. Weiterhin prüft die Station Wissen zum reiterlichen Verhalten in Bezug auf Umweltschutz, zum Verständnis für die Belange anderer Erholungssuchender sowie zur Rücksicht auf Land­ und Forstwirtschaft und das Jagdwesen. Auch die Grundlagen der Pferdegesundheit, der Ersten Hilfe für Reiter und Pferd sowie die Grundkenntnisse der Reitlehre inklusive Reflexion des eigenen praktischen Reitens werden besprochen.

Wo finde ich Lehrgänge in meiner Nähe?

Wann und wo Lehrgänge angeboten werden, wissen die für die jeweilige Region zuständigen Landespferdesportverbände. In jedem Landespferdesportverband gibt es einen Ansprechpartner, an den man sich wenden kann. Weitere Informationen und noch mehr FAQ zu den Pferdeführerscheinen gibt es unter www.pferd­aktuell. de/ausbildung/fuehrerscheine­im­ pferdesport.

Adelheid Borchardt/ Lina Meyer/Maike Hoheisel-Popp

Isabelle von Neumann-Cosel

Pferdeführerschein Umgang mit dem Pferd

Standardwissen für jeden Pferdefreund – das offizielle Lehrbuch Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN), 1. Auflage 2019
€ 14,90, ISBN: 978-3-88542-816-9
164 Seiten, zahlreiche farbige Fotos und Illustrationen 168 x 240 mm, kt. Broschurausgabe

Isabelle von Neumann-Cosel

Pferdeführerschein Reiten

Standardwissen für jeden Reiter – das offizielle Lehrbuch Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN), 1. Auflage 2019
€ 14,90, ISBN: 978-3-88542-817-6
ca. 150 Seiten, zahlreiche farbige Fotos und Illustrationen 168 x 240 mm, kt. Broschurausgabe

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