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Wanderreiten

Im Sattel über alle Berge

Im Takt des Pferdes einen oder mehrere Tage verbringen. Von Ort zu Ort reiten und in die Natur abtauchen. Den Traum vom Wanderreiten wahr machen – schon ein mehrstündiger Ausritt macht sehnsüchtig. Kompetente Rittführer, Wanderreitbetriebe und Kurse zum Wanderreitabzeichen geben Einsteigern das nötige Knowhow an die Hand.

Die Weiten der Natur erleben: Das Wanderreiten ist für viele Reiter ein Traum. Foto: Christiane Slawik

Den Duft von Kieferwäldern einatmen, Bergkuppen erreichen und den Ausblick genießen, mit dem Hufschlag Fachwerkdörfer beleben, durch eine Furt reiten. Am Abend ankommen, gemeinsam am Lagerfeuer sitzen und frühmorgens als erstes das Pferd begrüßen: Wanderreiten ist der Traum vieler Pferdefreunde. Um diesen Traum zu verwirklichen, braucht man heutzutage nicht unbedingt ein Kartenstudium, volle Packtaschen, einen pferdumspannenden Regenponcho aus Wachstuch – nicht mal eine extreme Abenteuerlust.

Passt für alle

Denn beim Wanderreiten haben sich ähnlich wie beim Bergwandern und bei Radreisen inzwischen „Soft-Varianten“ entwickelt. Das heißt: Dank durchdachter Pauschalangebote mit Rittführung oder aufgearbeiteten und ausgeschilderten Routen sowie Gepäcktransport können auch Wanderreit-Einsteiger mit dem eigenen Pferd losziehen und das Erlebnis genießen. Es gibt inzwischen in unterschiedlichen Regionen verschiedene Konzepte und einen komfortablen Komplett-Service, ausgearbeitete Streckenführung und Wanderreitstationen mit kompetenten Ansprechpartnern. Wanderreiten muss nichts mit Gewaltdistanzen von 30 oder mehr Kilometern zu tun haben – auch kleine Touren können ein großes Erlebnis sein. Selbst ein ruhiger Tagesritt taugt als „Mikro-Urlaub“. 

Es geht vielmehr um das Zusammensein mit Pferden und gleichgesinnten Menschen draußen in der Natur. „Ein vierstündiger normaler Geländeritt ist auch schon ein Wanderritt – 15 Kilometer mit ein paar Pausen“, ermutigt Wandereiter und Veranstalter Rolf Roßbach aus Dackscheid in der rheinlandpfälzischen Eifel. Er war Mitbegründer von Eifel zu Pferd und seine Botschaft lautet: „Wanderreiten kann jeder. Wichtig ist, die Strecke an Pferd und Reiter anzupassen.“

Alles dabei: Für mehrtägige Wanderreittouren zu Pferd wird die notwendige Ausrüstung oft am Sattel fixiert. Foto: Rolf Roßbach/ Wanderreitstation Dackscheid

Über Stock und Stein – Wanderreitregionen

Die hier aufgezählten Projekte sind lediglich eine Auswahl, weder vollständig noch eine Empfehlung. Es gilt immer, sich selbst ein Bild der Wanderreitstationen und Wanderreitführer zu machen, nicht jeder passt zu jedem – genau wie bei der Suche nach dem passenden Reitlehrer.

  • Im Schwarzwald: Das Projekt „Wanderreiten im Schwarzwald“ listet auf der Internetseite Wanderreitstationen auf. Diese verteilen sich auf den Norden, die Mitte (27 Betriebe) und den Süden (27 Betriebe) des Schwarzwaldes. Zusätzlich gibt es Informationen über Karten und Tourenvorschläge für 2- oder 3-Tagestouren per GPS-Daten der App Outdoor Activities. Typisch Schwarzwald sind ausgedehnte Wälder, bizarre Felsen, urige Täler und Quellen, Seen, rauschende Schwarzwaldbäche, Wiesen und Weiden. wanderreiten-schwarzwald.de
  • Reiten zwischen Main und Donau: Das Wanderreiten in der Region von „Reiten zwischen Main und Donau“ hat schon eine lange Tradition, die Landschaft ist abwechslungsreich. Das Projekt bietet mit der Wanderreit-App zoombare Karten und Datails zu Service- Betrieben, Webbeschreibung für die jeweils nächsten Reitstationen, pferdefreundliche Gaststätten, Hufschmiede und Tierärzte. wanderreiten-franken.de
  • Die Pfalz/Westerwald/Eifel/ Taunus zu Pferd: Die Wanderreitregionen in Rheinland- Pfalz sind alle ähnlich dem Anfangsprojekt „Eifel zu Pferd“ konzipiert. Die Idee dahinter ist, den Wanderreitern einsteigertaugliche Pauschalangebote an die Hand zu geben. So sind auch Themenritte ausgearbeitet, etwa der „Raubritter-Ritt“, der „Drei-Burgen-Ritt“ oder „Reiten zu den Staufern“. Auf den Betrieben gibt es auch Tipps für Ritte über zwei bis drei Stunden rund um die Wanderreitstation. Auf den Seiten gibt es teils auch Broschüren zum Download. eifelzupferd.de, diepfalzzupferd.de, hunsrueck-zu-pferd.de, westerwaldzupferd.de
  • Münsterlandroute: 1.000 Kilometer Ausgeschilderte Reitwege und digitaler Tourenplaner muensterland.com/tourismus/themen/reiten-muensterland/reitrouten-muensterland/muensterland-reitroute/
  • Klassisches Reiterziel: Lüneburger Heide:  Verschiedene Angebote und Internetseiten weisen auf Pferdehöfe und Vorschläge für Tagestouren oder Wanderritte hin. lueneburger-heide.de
  • Wanderreiten in Sachsen-Anhalt Der Verein „Sternreiten Altmark“ ist eine Interessengemeinschaft von Reiterhofbesitzer, Hoteliers und anderer Anbieter von Reiturlauben. Die Altmark erstreckt sich zwischen der Elbe und der Grenze Niedersachsens, rund um Orte wie Salzwedel, Arendsee oder Letzlingen. Es gibt ausgeschilderte und kartierten Reitwege, Unterkünfte und Verpflegung. sternreiten-altmark.de
  • Wanderreiten in Oberschwaben: Zwischen Ehingen, Sigmaringen, Memmingen und dem Bodensee sind etwa 40 Wanderreitstationen und pferdefreundliche Gaststätten aufgezählt. wanderreiten-in-oberschwaben.de
  • Wanderreiten auf der Schwäbischen Alb: Etwa 14 Wanderreitstationen und Angebote für Touren und geführte Ritte. wanderreiten-alb.de

Infos generell zu pferdigen Urlaubsregionen gibt die „Bundesarbeitsgemeinschaft Deutschland zu Pferd e.V.“ Sie wurde 2016 mit dem Ziel gegründet, eine Anlaufstelle für Urlauber und Pferdeinteressierte zu sein. deutschlandzupferd.de

Die Vorreiter aus Rheinland-Pfalz

Knowhow und das Gespür für das Pferdewohl in fremder Umgebung, Infos zur Sicherheit und mehr lernt man in Seminaren auf Wanderreiterhöfen oder in Vorbereitungslehrgängen zum FN-Wanderreitabzeichen Stufe 1 und 2. Verschiedene Betriebe bieten solche Kurse mit und ohne eigenes Pferd an. Ein Urgestein der Fortbildung kommt aus Rheinland-Pfalz: Der dortige Pferdesportverband bietet inzwischen im 40. Jahr eine deutschlandweit einzigartige Ausbildungsserie zum Wanderreiten an. Manfred Weick, 74 Jahre, aus Breunigweiler in der Pfalz, betreut das dreiteilige Projekt. „Angedacht ist das für jeden, der sich mit dem Thema Wanderreiten intensiver beschäftigen möchten.“ Das jährlich stattfindende Ausbildungspaket besteht aus einem Wochenende mit Theorieunterricht, einem verlängerten Wochenende mit Praxisteil und einem einwöchigen Landeslehrwanderritt – alles mit einem eigenen Pferd. Manfred Weick ist Moderator, ihm zur Seite stehen bis zu zehn Referenten zu verschiedenen Themen.

Eifel zu Pferd

Rheinland-Pfalz ist sowas wie die Wanderreit- Urzelle, möchte man meinen. Rolf Roßbach war dabei, als das Projekt „Eifel zu Pferd“ 1996 aus der Taufe gehoben wurde. „Unsere Idee war, ein Rundum-Sorglos-Paket für Pferd und Wanderreiter zu schaffen. Von Reitern für Reiter“, erklärt er. Als touristisches Projekt lief es an und später wurde es für andere rheinland-pfälzische Wanderreitregionen adaptiert: Hunsrück zu Pferd, Pfalz zu Pferd und Westerwald/ Taunus zu Pferd. 

In jeder Situation händelbar: Während des Wanderritts kann es sein, dass das Pferd geführt werden muss, auch das sollte im Vorfeld geübt werden. Foto: Rolf Roßbach/ Wanderreitstation Dackscheid

Reitwege sind ausgewiesen, die Herzstücke sind Wanderreitstationen (heute in der Eifel 35 Betriebe), die in reitbaren Abständen zueinander liegen, damit man Touren planen kann – Touren gibt es auch fertig ausgearbeitet oder mit Rittführer. „Die Gäste sollten auf den schönsten Wegen von A nach B kommen, angepasst an ihre Kondition“, sagt Rolf Roßbach. Weil es eine echte Herausforderung ist, ein Pferd zu bepacken, bieten die Wanderreitstationen einen Gepäcktransfer an, teils auch per Pferdeanhänger. Jeder Eifel-zu-Pferd-Betrieb hat einen Hänger und Auto, außerdem gibt es dort Pferdefachleute, die Kontaktlisten von Tierärzten und Hufschmieden haben.

Reisen mit Genuss

Rolf Roßbach liegt etwas am Herzen: „Ein Wanderritt kann auch mit Genuss verbunden sein, mit gutem Einkehren oder einem guten Hotel.“ Für ihn ist das Schönste am Wanderreiten der richtige Mix an Ruhe und Geselligkeit. „Wenn man mit einer Tasse Kaffee zusammen die Pferde im Morgennebel beobachtet – das ist einfach eine super Entspannung.“ Und unter manchen Wanderreitern haben sich Freunde fürs Leben gefunden. „Auch die Begegnung unterwegs mit Wanderern oder Radfahrern, oder auch mit Förstern oder Jägern ist so wichtig: Wir sind uns ja alle so gleich, in dem, was wir mögen!“

Bunt gemischt

Wanderreiter sind zwischen 14 und über 70 Jahre alt, die meisten jedoch zwischen 30 und 50 Jahre. Auffallend viele Wiedereinsteiger oder Späteinsteiger sind dabei. Die FN-Wanderrittführerin Elke Ganser-Braun vom Hof Kranichaue im bayerischen Bissingen hat unter ihren Gästen Freizeit-, Western- oder Distanzreiter, aber auch ehemalige Leistungssportreiter – und relativ viele Männer. Elke Ganser-Braun selbst hat schon als Jugendliche gerne ausgedehnte Ritte unternommen und hat später nach einer kleinen Reitpause im Erwachsenenalter in der Deutschen Wanderreit-Akademie in Montabaur, damals noch bei Herbert Fischer, gelernt. „Genau mein Ding“, war ihre Erkenntnis. Zudem hat sie die Prüfung zur FN-Wanderreitführerin abgelegt und ist seit 2010 FN-Trainerin B für Wanderreiten.

Wissen aneignen

An der rheinland-pfälzischen Wanderreitausbildung kann jeder teilnehmen, der sich fürs Wanderreiten interessiert. „Unsere Philosophie ist, dass die Leute nach den drei Teilen kompetent sind, ihre Pferde selbst zu bepacken und selbständig mehrere Tage losziehen können, dass sie auf Eventualitäten gut vorbereitet sind und sich unterwegs selbst helfen können“, sagt Manfred Weick. Das Gute an dem Konzept ist, dass die drei Teile nicht in einem Jahr abgelegt werden müssen. Es kann sich über einige Zeit ziehen. In der Theorie geht es um das richtige Training der Pferde, um das Bepacken oder die gesetzlichen Regeln zum Reiten in freier Natur. Beim Praxis-Wochenende gehen die Pferde durch eine Tierarztkontrolle, die Teilnehmer müssen vorreiten und dann geht es auf eine 25 Kilometer lange Trainingsstrecke: „Die Strecke beinhaltet das Überqueren von Bundesstraßen oder Bächen, Reiten an Steilhängen oder hält Führstrecken bereit – eben alles, was einem unterwegs so begegnen kann“, sagt Manfred Weick. 

Damit haben die Teilnehmenden die Berechtigung, am Landeslehrwanderritt teilzunehmen. Dafür müssen die Pferde mindestens sechs Jahre alt sein, für das Praxiswochenende fünfjährig. Wer den dreiteiligen Kurs absolviert hat, ist in Rheinland-Pfalz auch ohne Vorbereitungslehrgang zur Prüfung für die Wanderreitabzeichen I und II (siehe Infokasten Seite 33) zugelassen. Auch Elke-Ganser Braun bietet auf ihrem Hof Wanderreitkurse an – die Inhalte sind vielfältig: Von Kenntnissen über Giftpflanzen zu Erste Hilfe, zum Bepacken der Pferde, Reit-Recht im Gelände, eine Reittauglichkeitsüberprüfung, Krankheiten, Fütterung, Trainingslehre und natürlich Orientierung: „GPS kommt immer erst nach der Papierkarte“, findet sie. So müssen ihre Teilnehmenden Karten-Lesen lernen, Touren ausarbeiten und die erst einmal zu Fuß abgehen. Dann folgt ein ein- bis zweistündiger Ritt und schließlich der Tages- oder Mehrtagesritt.

Während eines langen Wanderritts können ungewohnte Situationen im Straßenverkehr und mit landwirtschaftlichen Maschinen auf die Reiter und Pferde warten – solche Situationen sollten vorher geübt werden. Foto: Stefan Lafrentz

FN-Wanderreitabzeichen

    Für alle, die ihre Qualifikation in einem Reitabzeichen unter Beweis stellen möchten, bietet die FN die Wanderreitabzeichen Stufe 1 und Stufe 2 an.

    • Stufe 1 richtet sich an Reiter, die gerne mehrstündige Ausritte oder Tagesritte unternehmen. Im verpflichtenden Vorbereitungslehrgang sowie in der Prüfung (Praxis und Theorie) geht es unter anderem um die Beurteilung der Pferde, um sicherheitsorientiertes Verhalten und darum, wie man Notsituationen bewältigt. Im praktischen Prüfungsteil steht unter anderem eine Orientierungsaufgabe während eines etwa dreistündigen Gruppenrittes auf dem Programm.
    • Beim Wanderreitabzeichen Stufe 2 steht ein mehrtägiger Ritt im Mittelpunkt, samt Planung, Wetterkunde und mehr. Der Ritt dauert mindestens zwei Tage inklusive Übernachtung, mit Tagesetappen von mindestens 20 Kilometer in Gruppen von zwei bis acht Reitern. Auch Verfassungsprüfung und das Absolvieren eines Gelände-Geschicklichkeitsparcours werden für das Wanderreitabzeichen Stufe 2 abgefragt.

    Pferd mit Camper-Mentalität

    Voraussetzung für ein Wanderreitpferd ist eine gewisse Robustheit und ein gutes Training vorab. Und der Wille zur Geduld: Die Pferde müssen unterwegs auch einfach mal ruhig stehen können. Die Grundausbildung sollte auf jeden Fall solide sein, unabhängig von der Reitweise. Das Pferd muss über den Rücken gehen, sich in Maßen versammeln können, es muss seitwärts gehen und vor allem sich gut ausbalancieren können. „Denken Sie dran: Das Pferd trägt die dynamische Last des Reiters und die tote Last des Gepäcks“, sagt Manfred Weick. Die Kondition von Reiter und Pferd muss für eine Ausdauerleistung über mehrere Stunden in ruhigem Tempo ausreichen, auch mit Pausen zwischendurch. Die Ausdauer steigert man über Wochen und Monate langsam. Wichtig auch: Das Pferd sollte einen guten Vorwärtsdrang im Schritt haben, schließlich sei man zu etwa 80 Prozent oder mehr im Schritt unterwegs. Wer mehrere Tage unterwegs sein möchte und jeden Abend woanders übernachtet, dem empfiehlt Manfred Weick: „Ein für das Wanderreiten geeignetes Pferd sollte eine gewisse Camper-Mentalität haben.“ Eine Nacht auf einem abgezäunten Stück Wiese muss das Pferd genauso akzeptieren und sich wohlfühlen wie in einer weich eingestreuten Box.

    Die drei W´s

    Elke Ganser-Braun vom Kranichhof im bayerischen Bissingen formuliert die „drei W’s eines Wanderreitpferdes: es ist willig, weicht und wartet“. Oder anders formuliert: „Sie sind leichtrittig, gehen in guter Selbsthaltung und reagieren auf sparsame Hilfen bei ausbalanciertem Sitz. Vor allem sind sie am Boden gut führbar“. Für Elke Ganser-Braun ist es auch wichtig, dass Wanderreitpferde ein Stück weit selbständig sind. „Eine gute Vorbereitung für einen Wanderritt sind neben dem Konditionstraining auch die Gelassenheitsprüfungen (GHP), Bodenarbeit und zum Beispiel Extrem- oder Naturtrails“.

    Von Profis lernen

    Was Rolf Roßbach in den Jahrzehnten beobachtete: „Wenn man sich einer erfahrenen Gruppe anschließt, lernen die Pferde so viel voneinander und gehen viel entspannter auf die Tour“. So würden neue Pferde vertrauensvoll den Wanderreitcracks durchs Wasser folgen und in der Gruppe an der Straße ruhig bleiben. Die Selbstverständlichkeit springt auf Neulingspferde über.

    Feine Unterschiede

    Elke Ganser-Braun findet: „Wanderreiten tut Körper und Seele von Reiter und Pferd gut. Es hilft, Pferde lange gesund und arbeitsfähig zu halten, und es vertieft das Vertrauensverhältnis zwischen Reiter und Pferd.“ Eigentlich gibt es für jeden Pferdetypen eine eigene Form des Wanderreitens. Einen Tagesritt als Einstieg oder den Sternritt, wenn Gäste mehrere Tage an einem Ort übernachten und jeden Tag eine neue Tour am Hof beginnen und beenden. „Wir unterscheiden weiter zwischen Rundritten und Streckenritten von A nach B – dabei liegen auf dem Weg Wanderreitstationen zum Pausieren und Übernachten. 

    Die Königsdisziplin ist ein Biwakritt ohne feste Quartiere, dann haben die Wanderreiter sogar Zaunmaterial dabei, manchmal ein eigenes Packpferd“, sagt Elke Ganser-Braun. Für junge Pferde rät sie zu ruhigen Ritten mit zweimal zwei Stunden Rittzeit. Den Wanderreit-Einsteigern empfiehlt sie durchorganisierte Pauschalrouten oder Ritte mit einem Rittführer. Auf die Frage, ob es ein ideales Einsteiger-Wanderreitgebiet gibt, meint Elke Ganser- Braun: „Es kommt darauf an, was das Pferd gewohnt ist. Klein anfangen ist die Devise. Wer am Niederrhein wohnt, sollte nicht den ersten Wanderritt im Hochalpinen machen.“

    Du und ich: Beim Wanderreiten müssen sich Mensch und Pferd aufeinander verlassen können – ein gutes Vertrauensverhältnis ist das A und O. Foto: Christiane Slawik

    Elementar: die Ausrüstung

    Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand beim Wanderreiten ist der Sattel. Es gibt spezielle Wanderreitsättel, die das Gewicht von Reiter und Gepäck auf eine größere Fläche verteilen, als es Spring- oder Dressursättel tun. Wer das Wanderreiten mal ausprobieren und nur einmal im Jahr für drei Tage unterwegs sein möchte, wird überlegen, ob teure Investition möglich und nötig ist. Je häufiger man auf Wanderritte geht, desto eher lohnt sich ein Spezialsattel. Sich einen speziellen Sattel zu leihen, ist geradezu utopisch, weil die Passform das Wichtigste ist. Rolf Roßbachs guter Rat lautet: Für einen Wanderritt nichts Neues aufs Pferd – „besser der passende und vertraute Dressursattel als ein neuer Trekkingsattel“. Ein wichtiges Thema ist das Lockergurten oder Absatteln in Pausen. Elke Ganser-Braun sagt: „Ich habe es so gelernt, dass man nach dem Ritt je gerittener Stunde fünf bis zehn Minuten den Sattel bei gelockertem Gurt auf dem Pferd lässt, um Entlastungsdruck zu vermeiden“. Wenn man kurz vor dem Ziel absteigt, den Gurt lockert und das Pferd führt, zählt das schon zur Wartezeit. Sie rät inzwischen vom Absatteln in den Pausen eher ab, aus oben genanntem Grund und weil an kalten Tagen die Sattellage und der Rücken auskühlen. Zum Thema Lockern des Sattelgurtes in der Pause: „Man muss das tatsächlich ausprobieren, jedes Pferd ist anders. Aber gerade beim Lockergurten entsteht möglicherweise eine Druckentlastung und da kann das Gewebe anschwellen. Gurtet man dann wieder nach, kann es zu Druckstellen kommen. Außerdem kann die Ausrüstung bei gelockertem Gurt verrutschen.“ Das Pferd trägt unterwegs am Kopf eine Minimalversion einer Trense und das gutsitzende Halfter darunter. Ein langes Bodenarbeitsseil wird mit einem Spezialknoten am Hals des Pferdes befestigt. Und welches Gepäck sollte man außerdem mitführen? „Kein Rucksack – das ist für Pferd und Reiter wegen der Hebelwirkung und der Eigenbewegung schlecht“, warnt Elke Ganser-Braun. Praktisch ist eine Gürteltasche für alles, was immer am Reiter sein sollte (Handy, Erste-Hilfe-Päckchen für den Reiter, Papiere, Geld und Kleinkram). In die Satteltaschen ans Pferd kommen Proviant und Erste Hilfe fürs Pferd, Kleidung, Putzzeug etc. Elke Ganser-Braun bevorzugt zwei Satteltaschen links und rechts gegenüber einer sogenannte Banane, die hinter dem Sattel auf dem Pferderücken liegt. „Die drückt nur auf die Wirbelsäule und ist unpraktisch, wenn man unterwegs etwas aus der Tasche braucht.“

    Mein Pferd und ich

    Wenn Elke Ganser-Braun an all ihre Wanderritte denkt, erzählt sie: „Ich habe unzählige schöne Erinnerungen an Ritte, durch die Pferde, die Landschaften und Sehenswürdigkeiten, die Begegnung mit Reitern und anderen Menschen. Prägend war der Wanderritt 2006 von der Nordeifel an die Donau in vier Wochen mit Gepäck am Pferd. Nur meine Miri und ich“ – wenn dieser kurze Nachsatz nicht alles aussagt, was Wanderreiten ausmacht.

    Cornelia Höchstetter

    Pflichtlektüre: Bevor Reiter zu einem Wanderritt aufbrechen, sollten sie sich im Kartenlesen üben. Foto: Rolf Roßbach/Wanderreitstation Dackscheid

    Lehrgang zum FN-Wanderreitführer

    Der Lehrgang umfasst 45 Lerneinheiten à 45 Minuten einschließlich eines Übungsrittes.

    • Praktischer Teil: Vorbereiten und erfolgreiches Absolvieren eines mehrtägigen Wanderrittes in fremdem Gelände mit Gruppenführungsaufgaben bei wechselnden Quartieren

    • Unterrichtserteilung: Grundlagen der Pädagogik, altersspezifische Entwicklung und Leitungsfähigkeit und Konsequenzen für Aufbau und Gestaltung von Wanderritten, Aufsichtspflicht und Unfallverhütung.

    • Reitlehre: Vorbereitung des Reiters auf mehrtägige Wanderritte sowie auf Einstiegswettbewerbe auf diesem Gebiet, Kenntnis der Ausrüstungsgegenstände

    • Sportartbezogenes Basiswissen: Organisation, Sport und Umwelt, Sicherheit Pferdehaltung und Veterinärkunde Touristische Aspekte des Wanderreitens

    Die erfolgreiche Teilnahme am Lehrgang und an der Prüfung wird vom Landesverband bzw. der Landeskommission durch das Zertifikat „Wanderreitführer” bestätigt. Quelle: FN-Broschüre „Trainer Reiten“ nach APO 2020

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