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Sieger des Wettbewerbs „Unser Stall soll besser werden“

Für ein wohles Wohngefühl

Pferde sind Freunde. Und die sollen es gut haben, so angenehm wie möglich leben. Das klingt einfacher, als es in der Praxis häufig ist. Doch Engagement für mehr Pferdewohl wird belohnt – im Wettbewerb „Unser Stall soll besser werden“. Die Sieger stellen wir Ihnen vor.

Überdachte Fressplätze an mehreren Raufen – so fühlen sich Pferde wohl. Text und Fotos: RRI/Sabine Gregg

Was Pferde wollen? Fraglos ganz viel Bewegung, frische Luft und Kontakt zu Kumpels. Sicherlich gutes Futter, eine durchdachte Gesundheitsvorsorge und zwischendurch ein wenig Ruhe. Aber auch Platz zum Toben. Ein guter Betrieb vereint diese und weitere Anforderungen – so wie die zwei Preisträger beim Wettbewerb „Unser Stall soll besser werden“. Beide Betriebe sind seit Jahrzehnten Pferdehöfe, ihre Besitzer glänzen durch Know-how und durch das stetige Bestreben, aus den vorhandenen Möglichkeiten das Optimum für die Pferde herauszuholen. Beide Preisträger haben im vergangenen Jahr ihren Bestand um einen neuen Bewegungsstall erweitert. In den Sommermonaten können die Pferde zusätzlich die angrenzende Weide genießen.

Das ist nah dran an der natürlichsten Form der Pferdehaltung. Aber nur, wenn eines stimmt: die Zusammensetzung der Gruppe. Passt diese nicht, ist der Wohlfühlfaktor fürs Pferd gleich Null. Das Management der Pferde ist daher das A und O der artgerechten Pferdehaltung – und einer der Aspekte, auf den die Jury besonders viel Wert legt. Genau wie auf die Sicherheit der Pferde. Flatternde Stromlitzen, ungeeignete Heuraufen oder unsachgemäß verlegte Paddockplatten sind Ausschlusskriterien für eine Prämierung. Bei gut gezogenen Zäunen, durchdachten Konzepten und großen Liegeflächen bekommt die Jury hingegen glänzende Augen.

Wie in den vergangenen Jahren durften sich auch in diesem Frühjahr Pferdebetriebe, Reitvereine oder Stallgemeinschaften bewerben, die ihren Stall oder Teile davon um- oder neugebaut haben. Wenn Sie Ihren Betrieb als nächsten Siegerstall sehen und seit einem Jahr mehr als zehn Pferde beherbergen, bewerben Sie sich doch! Ab Januar 2019 geht der Wettbewerb um den besten Stall Deutschlands in die nächste Runde.

Prämiert: Zucht- und Pensionsstall Ramcke

Gelungene Integration

Drei Reithallen stehen Reitern und Pferden zur Verfügung. Optisches Highlight ist die neueste Halle

Die Fütterung erfolgt im Stall Ramcke vollautomatisch durch mehrere Rau- und Kraftfutterstationen.

Der 2017 eingeweihte Bewegungsstall ist das neue Aushängeschild des Zucht- und Pensionsstalls Ramcke in Hamburg. Die Komfortzone für 30 Pferde liegt direkt an der Hofeinfahrt. Auf den ersten Blick wird klar: Hier hat sich jemand viele Gedanken gemacht.

Betreiber: Carolin und Alexander Ramcke (im Bild)


Adresse: Schlankweg 30, 22589 Hamburg


Weide: zwei Hektar am Bewegungsstall, weitere Weiden für Pensionspferde, auf Wunsch mit Koppelservice


Boxen: 80


Fütterung: Raufutter über zeitgesteuerte Raufen, Kraftfutter individuell, gegeben in mehreren Rationen täglich durch Einzel-Automaten


Misten: täglich


Wurmkur: bestandsweise und zeitgleich


Bewegungsmöglichkeiten: drei Reithallen, zwei Außenplätze, zwei Longierhallen, Führmaschine, Ausreitgelände


Extras für Pferde: selbst produziertes Heu


Extras für Reiter: App, um Paddocks, Longierzirkel und Anhänger zu buchen, Reitverein auf dem Betrieb, Reiterstübchen


Preis: 495 Euro im Bewegungsstall

Genauer gesagt haben Alexander und Carolin Ramcke über Raumtrenner zwischen den Raufutterraufen, ideal platzierte Tränken, einen durchdachten Integrationsbereich und den Zugang zur Sommerweide gegrübelt. Ihre Lösungen haben die Jury überzeugt. Besonders positiv ins Auge fiel, dass es 60 Raufutterplätze für die gemischte Herde von 30 Pferden gibt. So soll Stress bei der Futteraufnahme verhindert werden. Zusätzlich haben die Pferde die Möglichkeit, in der großen Liegehalle Stroh zu knabbern. Hafer und Co. können die Pferde in einer der beiden Kraftfutterstationen aufnehmen. Die Portionen werden ihnen individuell über einen Transponder zugeteilt.

Drei Tränken sind auf dem Areal in einer Größe von 2.600 Quadratmetern verteilt. Eine von ihnen befindet sich direkt am Integrationspaddock, so dass neue Pferde leicht Kontakte knüpfen können, oder um es auf Norddeutsch zu sagen: einfach ein wenig schnacken können. Die Integration von neuen Pferden erfolgt individuell. „Mal dauert sie drei Tage, mal drei Wochen. Das hängt vom Pferd ab“, macht Alexander Ramcke deutlich. Seit 2013 führt er den familieneigenen Betrieb gemeinsam mit seiner Frau fort. Der Bau des Bewegungsstalls war für sie ein wichtiger Meilenstein – in erster Linie für eine möglichst artgerechte Pferdehaltung. Und natürlich, um ihren Hof gut für die Zukunft aufzustellen.

Ruckzuck waren die 30 Plätze im Bewegungsstall vergeben und auch die Boxen sind schon wieder ausgebucht. Seit 1995 ist der Hof gänzlich auf Pferde spezialisiert, zuvor verdiente die Familie ihr Geld noch mit der Milchviehhaltung. Insgesamt bietet der Hof mittlerweile 110 Pferden ein Zuhause. Einsteller haben die Wahl zwischen klassischen Boxen, Paddockboxen und dem neuen Bewegungsstall. Möglichkeiten, die Pferde zu trainieren gibt es viele: drei Reithallen, mehrere Außenplätze, Longierhallen und eine Führmaschine machen Abwechslung möglich. Abschalten können die Pferde auf der Koppel oder in einem der wetterfesten Ausläufe. Trubelig wird es auf dem Hof einmal im Jahr, wenn der Reitverein am Klövensteen hier sein großes Reitturnier ausrichtet.

Jury-Urteil: Das ausgezeichnete Teilkonzept auf dem Hof der Familie Ramcke ist durchdacht und mit Pferdeverstand geplant worden. Positiv ist, dass mögliche Stressfaktoren, wie eine zu geringe Anzahl an Raufen oder Tränken, von vorneherein ausgeschaltet wurden.

Stall Ramcke im Film:

Prämiert: Pferdehof Friedrichsmeier

Gemeinsam statt einsam

Eingezäunte Beete verhindern, dass dominante Pferde mehrere Raufen gleichzeitig für sich beanspruchen. So bekommen auch rangniedrige Tiere genügend Ruhe.

Eine entspannte Herdenstruktur: Nebeneinander fressen Kleine und Große.

Freizeit- und Turnierpferde in einem Bewegungsstall gemeinsam zu halten, war das Ziel der Familie Friedrichsmeier vom gleichnamigen Pferdehof in Leopoldshöhe. Vision erfüllt! In dem 2017 eröffneten Stall leben 25 Stuten und Wallache friedlich miteinander. Wichtige Voraussetzung dafür ist eine hinreichend große Fläche. Mit 3.750 Quadratmetern liegt der Bewegungsstall absolut im Soll der Leitlinien zur artgerechten Pferdehaltung. Im Sommer können die Pferde zusätzlich auf die angeschlossene, mehr als einen Hektar große Weide ausweichen. Bei der Planung des neuen Stalls wurde besonderen Wert auf die Bodenbeschaffenheit gelegt, einfach um zu garantieren, dass ganzjährig keine Matschflächen in dem Areal entstehen.

Die Fütterung der Pferde erfolgt im Bewegungsstall über zeitgesteuerte Heuraufen. Übrigens produziert der Betrieb Heu, Heulage und Stroh selbst. Letzteres steht den Pferden den ganzen Tag in der Liegehalle zur Verfügung. Zusätzlich können sich die Tiere ihre Kraftfutterportion im extra vorgesehenen Automaten abholen. Die Ration hängt vom Pferd ab. Die Freizeitpferde bekommen weniger als die aktiven Turniersportler. „Seitdem die Pferde im Bewegungsstall stehen, beschreiben die Besitzer sie als rittiger und ausgeglichener“, meint Betriebsleiter Jobst Friedrichsmeier. Doch der ausgezeichnete Bewegungsstall ist nicht der einzige Bereich des Betriebes, in dem sich etwas tut: „Wir versuchen, die Ställe zu verbessern, wo es möglich ist. So haben wir teilweise aus drei kleinen Boxen zwei große gemacht oder zusätzlich Paddocks angebaut“, erklärt Jobst Friedrichsmeier. Pferdehaltung gehört für ihn schon immer zu seinem Hof dazu.

Der Reit- und Fahrverein „Lützow“ Schuckenbaum ist seit 90 Jahren auf dem Betrieb ansässig. Seitdem hat sich der Pferdebestand auf dem Hof stetig vergrößert. Die Boxen verteilen sich über das gesamte Hofgelände. Mehrere Reithallen und Reitplätze stehen den Einstellern zur Verfügung. Familie Friedrichsmeier war bei der Planung ihres neuen Bewegungsstalls zudem wichtig, dass er in den Altbestand integriert wird. So befinden sich die Sattelkammer und ein Wasch- und Putzplatz in einem umfunktionierten Stallgebäude. Wo früher einmal fünf Pferdeboxen waren, hängen nun Decken zum Trocknen und Halfter, um die Pferde aus dem Bewegungsstall zu holen. Es muss eben nicht immer alles neu gebaut werden, um den Betrieb zu verbessern.

Betreiber: Jobst Friedrichsmeier (im Bild mit seiner Frau Nicole)


Adresse: Eckendorfer Straße 74, 33818 Leopoldshöhe


Weide: 1,25 Hektar am Bewegungsstall, weitere Weiden und Ausläufe für Pensionspferde


Boxen: 65, davon ein Drittel mit Paddock


Fütterung: Raufutter über zeitgesteuerte Raufen; Kraftfutter individuell, gegeben durch Einzelautomaten


Misten: täglich


Wurmkur: bestandsweise und zeitgleich


Bewegungsmöglichkeiten: zwei Reithallen, zwei Außenplätze, eine Longierhalle, Führmaschine, Ausreitgelände


Extras für Pferde: selbst produziertes Heu und Stroh, Quarantänestall


Extras für Reiter: Reitverein auf dem Betrieb, Reiterstübchen


Preis: 340 Euro im Bewegungsstall, Boxenmiete ab 225 Euro zzgl. Hallennutzungsgebühr

Jury-Urteil: Toll ist, dass der Betrieb sich stetig weiterentwickelt. Der neue Bewegungsstall ist fachmännisch konzipiert worden.

Stall Friedrichsmeier im Film:

Die Jury von „Unser Stall soll besser werden“ 2018

Darauf achtet die Jury!

Wer sich 2019 bewerben möchte, sollte folgende Punkte auf seinem Betrieb besonders auf den Prüfstein stellen. Denn Sicherheit und Wohlbefinden für die Pferde werden bei „Unser Stall soll besser werden“ ganz groß geschrieben.

Größer als fünf Zentimeter sollte der Abstand zwischen den Trenngittern nicht sein.

Verletzungsgefahr: Scharfe Kanten, geknotete Elektrolitzen und gefährliche Abstände.

Weidepanels wie dieses bergen ein hohes Verletzungsrisiko für Pferde.

1. Entsprechen Torabstände, Boxengitter, Fenster, Zaunbefestigungen etc. den Vorgaben der Leitlinien zur Beurteilungen von Pferdehaltungen?

2. Haben die Pferde das ganze Jahr über hinreichend freie Bewegungsmöglichkeiten und Sozialkontakt?

3. Besteht an den Zäunen kein erhöhtes Verletzungsrisiko? Sind Stromzäune fachmännisch gespannt und befestigt? Stehen an den Zäunen keine Schrauben oder Nägel vor?

4. Haben die Pferde genügend Licht, Luft und Bewegung?

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