Vorheriger Artikel

Ausgabe 04/2021
#KEINSchulpferdweniger: FN fordert Kurzarbeitergeld für Schulpferde

Nächster Artikel

Ausgabe 04/2021
Gesundheit kompakt: Equines Herpesvirus

Turniersportstatistik 2020:

Halb so viele Turniere wie im Vorjahr

Vier Monate Lockdown und in den übrigen Monaten strenge Hygieneauflagen: Die Corona-Pandemie hat auch im Turniersport deutliche Spuren hinterlassen. Doch nicht alle Veranstalter haben sich abhalten lassen. Laut aktueller Turniersportstatistik konnten immerhin 1.880 nationale Turniere stattfinden, das entspricht etwa der Hälfte des Vorjahres.

Trotz Corona-Pandemie und vier Monaten Lockdown konnten 2020 immerhin 1.880 nationale Turniere stattfinden, das entspricht etwa der Hälfte des Vorjahres. Fotos: Tina Pantel

Im Jahr 2019 wurden 3.567 nationale Turniere mit 66.281 Prüfungen oder Abteilungen und rund 1,34 Millionen Starts gezählt. Im Corona-Jahr waren es 1.880 Turniere mit 28.218 Prüfungen und 652.595 Starts. Betrachtet man die Zahlen genauer, stellt man fest, dass es zwar nur knapp halb so viele Turniere sind wie im Vorjahr (-47,3 %), allerdings deutlich weniger Prüfungen (-57,4 %) bei gleichzeitig höherer Starterfüllung. Diese sank nur um 51,2 Prozent im Vergleich. „Das lässt sich leicht damit erklären, dass aufgrund der Hygieneauflagen nur eine bestimmte Personenanzahl gleichzeitig auf dem Turniergelände sein durfte. Daher waren auch weniger Prüfungen möglich“, sagt Fritz Otto-Erley, Leiter der Ab- Turniersportstatistik 2020: Halb so viele Turniere wie im Vorjahr Vier Monate Lockdown und in den übrigen Monaten strenge Hygieneauflagen: Die Corona-Pandemie hat auch im Turniersport deutliche Spuren hinterlassen. Doch nicht alle Veranstalter haben sich abhalten lassen. Laut aktueller Turniersportstatistik konnten immerhin 1.880 nationale Turniere stattfinden, das entspricht etwa der Hälfte des Vorjahres. teilung Turniersport der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).

Weniger Prüfungen

Angesichts des bundesweiten Flickenteppichs an Regelungen verwundert es auch nicht, dass die Rückgänge in den einzelnen Verbandsbereichen unterschiedlich ausgefallen sind. Unter den Turniersporthochburgen ragt Hannover mit einem Minus von rund 32 Prozent hervor (Prüfungen -47 %, Starts -40 %) und auch in Westfalen erreichten die Turnierzahlen 2020 etwa zwei Drittel des Vorjahresstandes: minus 34 Prozent (Prüfungen -58 %, Starts -51 %). Besonders stark betroffen von der Krise war dagegen das Saarland mit einem Rückgang um rund 72 Prozent. Am besten kam Bremen durch die Krise. Der Stadtstaat kann als einzige Region Deutschlands sogar ein Plus an Turnieren melden. Hier fanden 15 statt 13 Turniere statt. Auch an Prüfungen (-10 %) und Starts (-11 %) hatte Bremen in 2020 die geringsten Einbußen zu verzeichnen. Das größte Minus an Prüfungen gab es in Berlin- Brandenburg. Auf rund 61 Prozent weniger Turnieren als 2019 wurden hier 71 Prozent weniger Prüfungen und auch 70 Prozent weniger Starts gezählt.

Late-Entry-Turniere verdoppelt

Die Corona-Pandemie hat sich aber nicht nur auf die reinen Turniersportzahlen ausgewirkt. Sie hat auch generelle Veränderungen in der Turniersportlandschaft mit sich gebracht beziehungsweise diese beschleunigt. „Not macht erfinderisch, das haben wir in der Krise auch gemerkt. So haben noch mehr Veranstalter im Jahr 2020 ein Geschäftsmodell daraus entwickelt, Turniere in Serie anzubieten.

Late-Entry-Turniere

Diese gab es zwar auch schon vor Corona, aber nicht in dieser Fülle“, sagt Fritz Otto-Erley. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das insbesondere einen Anstieg an Late-Entry-Turnieren von 354 im Jahr 2019 auf 698 im vergangenen Jahr, was etwa einer Verdopplung entspricht. Umgerechnet auf alle Turniere hatten Late-Entry- Turniere damit einen Anteil von 37 Prozent am Gesamtturniergeschehen.

Turniere fanden 2020 nur unter strengen Hygieneauflagen statt. Ein Grund für die deutliche Reduzierung der Prüfungen ist auch, dass weniger Personen gleichzeitigauf dem Turniergelände sein durften.

Viele Turniersportzentren

Spitzenreiter in Sachen Late-Entry- Turniere war 2020 Westfalen mit 132 Veranstaltungen, gefolgt von Baden-Württemberg (120), Hannover (106) und Rheinland (103). Dabei traten vor allem verbandsgeführte Pferdesportzentren wie Elmshorn, Langenfeld, Münster-Handorf, Verden, Warendorf oder Zweibrücken oder auch privat geführte Anlagen in Darmstadt-Kranichstein, Halver, Hamm-Rhynern, Holle-Wüsting, Luhmühlen, Riesenbeck, Wipperfürth, Zeven und andere mehr in der Anzahl an Late-Entry-Veranstaltungen besonders in Erscheinung. „Das Turnierangebot hat gezeigt, dass das Veranstalten von Turnieren ohne Zuschauer vor allem mit einem überschaubaren personellen Aufwand möglich ist, sofern die entsprechende Infrastruktur steht“, sagt Otto-Erley. „Die Möglichkeit, einen Corona-Zuschuss von den Reitern zu erheben, hat aber sicher ebenfalls dazu beigetragen.“ Auch vonder Möglichkeit, Geldpreise nicht auszuzahlen, wurde deutlich mehr Gebrauch gemacht. Flossen noch 2019 rund 88 Prozent der ausgeschriebenen Geldpreise in die Tasche der Pferdebesitzer, waren es 2020 noch 69 Prozent. Insgesamt wurden 8.682.515 Euro ausgeschüttet.

Nur wenig LPO-/WBO-Turniere

Während auf der einen Seite die Late-Entry-Turniere also einen wahren Boom erlebt haben, haben die klassischen gemischten LPO-/WBOTurniere auf der anderen Seite besonders gelitten. Ihre Zahl sank von 2.505 im Jahr 2019 auf weniger als ein Drittel (809). „Diesen Trend gab es bereits im vergangenen Jahr, aber 2020 ist es jetzt besonders drastisch. Dazu kommt, dass es nach Aussage der Landesverbände nur wenige WBO-Veranstaltungen gab“, sagt Fritz Otto-Erley und ergänzt: „Wir wünschen uns daher sehr, dass neben den Turniersportzentren in diesem Jahr auch die traditionellen Turnierveranstalter möglichst wieder zum Zuge kommen – vor allem im Interesse unserer Amateure, des Nachwuchses und der Neueinsteiger, die wir für den Turniersport begeistern wollen.“

Rückgang von E- und A-Prüfungen

Die Turniersituation unter Corona- Bedingungen spiegelt sich auch in den Prüfungsklassen und Disziplinen wider. So waren es die S-Prüfungen, die den geringsten Rückgang verzeichnen mussten (-47 %), während E-Prüfungen (-66 %) und A-Prüfungen (-64 %) am stärksten zurückgingen.

Volles Haus in den Messehallen Leipzig. Foto: Messe Leipzig / Hellmann

Einbruch bei Jahresturnierlizenzen

Wie bei Turnieren, Prüfungen und Starts hat sich die Corona-Pandemie auch negativ auf die Zahl der Jahresturnierlizenzen und Pferdefortschreibungen ausgewirkt. So sank die Zahl der Jahresturnierlizenzen von 80.342 auf 67.587, die Zahl der fortgeschriebenen Pferde von 132.193 Pferde auf 111.683. Das ist in beiden Fällen ein Minus von rund 16 Prozent. „Die dennoch recht hohen Zahlen hängen auch damit zusammen, dass zu Beginn des Jahres 2020 keiner mit einer Pandemie rechnen konnte“, sagt Otto- Erley. Im laufenden Jahr verhalten sich die Reiter dann eher abwartend. Bis Februar 2021 wurden verglichen mit Februar 2020 gerade einmal 43 Prozent Jahresturnierlizenzen ausgestellt und auch nur 55 Prozent Turnierpferde fortgeschrieben. „Das wird sich aber sicherlich in dem Moment ändern, in dem die Ampeln für den Turniersport wieder auf Grün stehen“, ist sich Otto-Erley sicher. Die aktuellen Turniersportzahlen können kostenlos aus dem FN-Shop unter https://www.pferd-aktuell.de/shop/downloadable/download/sample/sample_id/265/ heruntergeladen werden. Der komplette FN-Jahresbericht 2020 erscheint voraussichtlich Ende April.

Uta Helkenberg

Vorheriger Artikel

Ausgabe 04/2021
#KEINSchulpferdweniger: FN fordert Kurzarbeitergeld für Schulpferde

Nächster Artikel

Ausgabe 04/2021
Gesundheit kompakt: Equines Herpesvirus