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Pferdemenschen: Franca Lehfeldt

Rasseporträt: Schwarzwälder Kaltblut

Die Kompaktklasse

Zum Schwarzwald gehören Kuckucksuhr, Torte, Hut – und die (oft) dunkelfuchsigen Kraftpakete mit den schönen Augen. Der Schwarzwälder Kaltblüter ist wie sein Ursprung und seine Geschichte von Auf und Ab geprägt. Er steht auf der Roten Liste gefährdeter Nutztierrassen, hält sich aber wacker – als Arbeitspferd und als Freizeitpartner.

Schwarzwälder sind die kleinste und kompakteste Kaltblutrasse Deutschlands. Bei Schnee kommen die oft fuchsfarbenen Pferde besonders gut zur Geltung. Foto: Christiane Slawik

„Bei uns geht’s vom Hof direkt bergab ins Dorf und in die andere Richtung gleich bergauf“, erzählt Willi Kuri vom Baiertonihof im hohen Schwarzwald, oberhalb von Waldkirch. Dort züchtete Kuris Großvater schon vor hundert Jahren Schwarzwälder Kaltblüter. „Hier braucht man ein kompaktes Pferd, nicht zu groß, trittsicher und zäh, mit kurzen kraftvollen Schritten – für raumgreifende Bewegungen ist in den Bergen keine Verwendung“, sagt Willi Kuri, 64 Jahre alt. Er habe „das Schwarzwälder Pferdevirus“ mit der Muttermilch aufgesogen – und es inzwischen an drei seiner vier Kinder weitergegeben.

Kurzvorstellung

Das Schwarzwälder Kaltblut ist Deutschlands (von der Statur her) kleinste und kompakteste Kaltblutrasse. Das ist der Landschaft im Ursprungszuchtgebiet geschuldet: Der Ort St. Märgen liegt auf fast 900 Höhenmetern im Hochschwarzwald, im Mittelgebirge sind kleinere und geschicktere Pferde gefragt. Oft nennt man das Schwarzwälder Kaltblut fälschlicherweise auch „St. Märgener oder Schwarzwälder Fuchs“. Zwar sind Füchse – gerne dunkel bis nougatfarben mit hellem Behang – in der Überzahl, aber es gibt auch andere Farben. Der baden-württembergische Zuchtleiter für Klein- und Kaltblutpferde Manfred Weber setzt sich dafür ein: „Es ist wichtig, mit Schimmeln, Braunen und Rappen die genetische Vielfalt zu erhalten, auch als Kulturgut: Deshalb ist es ein Schwerpunkt meiner 24-jährigen Tätigkeit als Zuchtleiter, die verschiedenen Farben zu schützen.“ Die gewünschte Größe liegt bei den Stuten zwischen 148 bis 156 Zentimetern, bei Hengsten bis 160 Zentimeter. Der markante Kopf ist ein echter Hingucker und trägt oft eine Blesse oder weiße Abzeichen. Die Beine haben wenig Behang, das Fundament ist trocken. Klare Gelenke, harte Hufe, kräftiger Hals. Diese Pferde sind echte Charmebolzen und wie Kuckucksuhr, Trachtenhut und Kirschtorte Botschafter ihrer Heimat, dem Schwarzwald. Das Pferd ist neben dem Vorderwälder und dem Hinterwälder Rind eine von drei seltenen Haustierrassen, deren Ursprungszuchtgebiet im Schwarzwald liegt. Saure und karge Böden, schlechtes Futter, Steilhänge, lange Winter und damit lange Stallperioden – das Vieh durfte nicht anspruchsvoll sein, wohl aber leistungsbereit und ausdauernd.

Verbreitung

Die Rasse wird auf der Roten Liste gefährdeter einheimischer Nutztierrassen unter „Beobachtungspopulation“ geführt. Der Bestand im Jahr 2022 bezifferte sich bundesweit auf 1.000 eingetragene Stuten. Allein auf Baden- Württemberg fallen davon 668 Stuten, 227 registrierte Fohlen und 57 eingetragene Hengste. Der Pferdezuchtverband Baden-Württemberg führt das Ursprungszuchtbuch. Zehn weitere Stutbücher in Deutschland betreuen ebenfalls die Schwarzwälder Kaltblüter.

Trockenes Fundament, klare Gelenke, kräftiger Hals: So soll ein Schwarzwälder aussehen.
Das Bild zeigt den Hengst Drachenfels vom Haupt- und Landgestüt Marbach. Foto: Stephan Kube

Einzelne Exemplare gibt es auch in den USA, Kanada, Frankreich, Australien oder Norwegen. Zuchtleiter Manfred Weber definiert die heutige Zielgruppe der Schwarzwälderfreunde: „In den östlichen Bundesländern ist die Nachfrage groß, weil sie solche Pferde für touristische Planwagenfahrten suchen und der Haflinger für die schweren Wagen zu sportlich geworden ist. Familienmenschen fragen nach, die oft aus dem Sportpferdebereich kommen und sich ein leicht bedienbares und handliches Pferd wünschen.“ Die Schwarzwälder Kaltblüter werden nach wie vor als Arbeitspferde im Wald, in Weinbergen, in Gärtnereien oder vor der Kutsche im Tourismus eingesetzt.

Zuchtgeschichte

Der Schwarzwald war im Laufe der Geschichte immer wieder Durchzugsgebiet für Kriegszüge. Da blieb immer mal das ein oder andere Pferd zurück und veredelte die Bauernpferde. „Wir sagen gerne, dass der Schwarzwälder der Araber unter den Kaltblütern ist“, stellt Zuchtleiter Manfred Weber heraus. Die ersten Aufzeichnungen über die Pferdezucht im Schwarzwald fand man ab dem 14. Jahrhundert in den zahlreichen Klöstern des Schwarzwaldes, in St. Peter, St. Märgen oder St. Blasien. 1818 fand zum ersten Mal das Landwirtschaftliche Hauptfest in Stuttgart statt. 

350 Fohlen des Schwarzwälder Kaltbluts wurden 2022 registriert, die meisten von ihnen in Baden-Württemberg. Foto: Christiane Slawik

1896 gründete sich die erste Schwarzwälder Pferdezuchtgenossenschaft. Manfred Weber erklärt: „In dem Jahr gab es von staatlicher Seite eine Sichtung von 800 oder 900 Pferden. Nur ungefähr 250 entsprachen dem heutigen Phänotyp“. Die Mehrheit war heterogen, eine typische Gebrauchszucht. Das hatte möglicherweise mit unterschiedlichen Vorstellungen zu tun: Die Obrigkeit von Württemberg wünschte ein schweres Pferd und stellte entsprechende staatliche Hengste zur Verfügung. Die badischen Bauern im Hochschwarzwald brauchten aber die leichteren und kompakteren Typen für das ständige Bergauf und Bergab. „Da war es wohl üblich, dass die badischen Bauern zum staatlichen Gestüt zum Decken gingen, daheim aber nachgedeckt haben, mit Hengsten ihrer Wahl“, beschreibt Manfred Weber die Pfiffigkeit der Bauern von damals. „Die Schwarzwälder sind ‚eigenköpfig‘.“ Die Hochzeit der Pferderasse lag in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – 1937 waren 537 Stuten eingetragen, 1947 gab es 1.200 Stuten und 50 Hengste. 1949 wurde das erste Roßfest von St. Märgen gefeiert, um die Zuchtarbeit der Bauern darzustellen. Steil bergab ging es mit der Zucht und den Zahlen, als der Traktor die Höfe eroberte. Das betraf alle Kaltblutrassen, aber eine kleine regionale Population wie die Schwarzwälder besonders hart: 1977 gab es plötzlich nur noch 159 Stuten.

Willi Kuri erinnert sich

Viel von der Entwicklung spiegelt sich in der Geschichte des Baiertonihofs von Willi Kuri wider. Vor über 100 Jahren heiratete Willi Kuris Großvater auf dem Hof ein und brachte eine Schwarzwälder Stute mit, „Trespe“ von Marder, Jahrgang 1919. „Auf diese Stute gehen alle unsere Pferde zurück. Trespe legte die Basis für unsere spätere Stuten-E-Linie. Charakteristisch sind die feinen Köpfe unserer Pferde“, sagt Willi Kuri. Die Stuten hießen früher Erle oder Esche, heute tragen sie Namen wie Elina, Esmeralda oder Eisrose – die beiden letzteren sind die heutigen Bundesprämienstuten. „Damals haben sowohl der Opa als auch mein Vater mit den Schwarzwäldern die Milch von den Höfen im ganzen Kohlenbachtal geholt und zur Molkerei nach Waldkirch gebracht“ – zusätzlich gingen sie vor dem Mistwagen, im Pflug, an der Egge, in den Wald zum Holzziehen und sonntags mit der Kutsche zur Kirche. 

Alle Schwarzwälder sind Füchse? Diese Aussage stimmt nicht! R+V Rasputin vom Haupt- und Landgestüt Marbach, Körsieger 2022, beweist das Gegenteil. Foto: Stephan Kube

Schwarzwälder werden gerne im Tourismus vor Planwagen oder anderen Kutschen eingesetzt. Foto: Siegfried Löffler

„Auf unserem Hof mit 20 Hektar Feldern und Grünland und 20 Hektar Wald hatten wir erst 1958 den ersten Schlepper – bis dahin waren die Pferde die Motoren.“ Willi Kuri ist stolz: „Früher sagte man, das Schwarzwälder Kaltblut war Herr und Bauer“. Als Willi Kuri 16 Jahre alt war, hörte er auf der Hengstparade im Haupt- und Landgestüt den Landstallmeister Dr. Georg Wenzler durchs Mikrofon klagen: „Das wird wohl das letzte Jahr mit den Schwarzwälder Kaltblütern sein“. Die Stimmung sackte ins Bodenlose, die Züchter waren betroffen. Das waren die 1970er Jahre. Hengstfohlen waren schwierig zu verkaufen, landeten nicht selten beim Metzger. Selbst das Hauptund Landgestüt Marbach hatte nur noch zehn Hengste. Glücklicherweise ging es dann wieder bergauf mit der Zucht: „Das Land Baden-Württemberg förderte die Züchter pro Bedeckung“, erzählt Willi Kuri. In den 1980er Jahren wurden Freiberger-, Schleswigerund Norikerhengste eingekreuzt, um die enge Genetik nicht noch mehr zu belasten. Inzwischen ist das Zuchtbuch wieder geschlossen.

Alltagstauglich ausgebildet

Nicht nur im Schwarzwald, sondern auch auf der Schwäbischen Alb leben Schwarzwälder Kaltblüter. Etwa bei Christel Erz, 64 Jahre alt, in Beuren – die Topographie fordert auch hier die Pferde heraus. „Mir kommt es auf die Alltagstauglichkeit an“, sagt sie. In ihrem Unternehmen „Rossnatour“ bietet sie Kutschfahrten genau wie mehrtägige Planwagenreisen an, macht Waldarbeit mit Pferden und gibt Fahrund Anspannlehrgänge. Das Arbeiten mit den Pferden ist ihr Lebensthema. „Deshalb habe ich auch meine eigene Meinung zum Thema Schwarzwälder: Ich wünsche mir, dass die Pferde in Zukunft nicht noch leichter werden“, mahnt sie die Züchter. „Die Arbeitseigenschaften der Schwarzwälder dürfen keinesfalls in den Hintergrund treten. Zumal die Eigenschaften wie Arbeitsund Kooperationswille, Ausdauer und eine entsprechende Genügsamkeit genau das ist, was Freizeitfahrer und Freizeitreiter auch wollen und brauchen.“ Und bei aller gerühmten Gutmütigkeit findet Christel Erz: „70 Prozent der gelungenen Arbeit liegt in der guten Ausbildung begründet. Und jeder Kaltblüter braucht eine ordentliche Ausbildung.“ Sie würde sich wünschen, dass die Züchter ihre Pferde wieder selbst ausbilden und auch die Vorbereitung und das Vorstellen der Pferde bei der Leistungsprüfung selber übernähmen – das übrigens sieht Willi Kuri ähnlich und stellt seine Pferde selbst vor. „Zum einen merken die Züchter, wie umgänglich ihr Zuchtprodukt wirklich ist. Zum anderen ist es gut, weil den Pferden daheim mehr Zeit zur Prüfungsvorbereitung gegönnt ist“, sagt Christel Erz.

Rabenstein, Sohn des Revisor, war mit seiner Besitzerin in A- und L-Dressur erfolgreich. Punkten konnte er mit Korrektheit und guter Ausbildung. Foto: privat

Mittlerweile konzentrieren sich Rabenstein und Manuela Faulstich vor allem auf Show-Elemente und machen so Werbung für die Rasse der Schwarzwälder. Foto: Britta Feldmann

St. Märgen und das Roßfest

Im Ort St. Märgen, etwa 25 Kilometer von Freiburg im Breisgau entfernt, steht sinnbildlich die Wiege der Schwarzwälder Kaltblüter. Hier gilt heute noch vieles dem Pferd. Die Infrastruktur ist auf Reiter und Fahrer ausgerichtet, es gibt einen offiziellen Fahrplatz und die Mehrzweckhalle ist für Sport und für Reiter wie Fahrer nutzbar. Die Service-Deckstation des Haupt- und Landgestüts Marbach steht samt Hengststall auf Gemeindegrund. Herausragend ist das Roßfest, das alle drei Jahre stattfindet – nächstes Mal 2025, immer am zweiten Wochenende im September. Zwei Tage lang wird gefeiert: mit Schauprogramm, großem Umzug mit bis zu 80 Gruppen (fast alle mit Pferd), Zukunftspreis, Festzelt, Zuchtschau. Es ist ein Treffen der Züchter und Freunde des Schwarzwälder Kaltblutpferdes, doch Urlauber und andere Pferdefreunde schauen auch gerne vorbei. Gemeldet sind jedes Mal 80 bis 100 Pferde. Im Jahr 2016 kamen sogar 30.000 Besucher. Weitere Informationen unter: schwarzwaelder-pferdezuchtgenossenschaft.de

Der Ort St. Märgen steht sinnbildlich für die Wiege der Schwarzwälder Pferde. Jedes Jahr
findet hier das Roßfest mit großem Festumzug statt. Foto: Schwarzwald Tourismus GmbH/Herbert Mark

Rolle des Landgestüts

Die Schwarzwälder Hengste verteilen sich je zur Hälfte auf die Privathengsthalter und auf das staatliche Gestüt in Marbach. Dort ist Dr. Carolin Eiberger stellvertretende Gestütsleiterin. In ihren Bereich gehören die Kaltblüter: Auf den Fohlenschauen sucht sie nach den besten Fohlen und nach denen mit einem besonderen Pedigree, um weiterhin alle Hengstlinien zu erhalten.

So sind in Marbach rund 25 Schwarzwälder Hengste aus den etablierten Linien aufgestellt. Im Landgestüt bemüht man sich darüber hinaus, in enger Zusammenarbeit mit den Privathengsthaltern, die recht neue L-Linie (siehe Infokasten) mit dem braunen Hengst Landuin (im Privatbesitz von Familie Schütz) zu entwickeln. Ziel ist, den Züchtern in einigen Jahren auch einen fuchsfarbenen L-Hengst zur Verfügung zu stellen – denn das L-Blut ist sehr wichtig für die genetische Vielfalt und die Fuchsfarbe ist wichtig, weil diese „Lieblingsfarbe“ bei den Züchtern immer noch die größte Chance hat – was die Chance steigen lässt, dass sich das L-Blut in Zukunft weiterverbreitet.

Rasse, die Spaß macht

Dr. Carolin Eiberger selbst hat ein Faible für die Schwarzwälder: „In der Hengstherde auf den Weiden sind die Schwarzwälder tatsächlich die Gemütlichsten. Die Araber rennen vorneweg, die Schwarzwälder laufen zwei Runden und dann fangen sie an zu fressen.“ Und beim Reiten? „Sehr bequem, sehr handlich. Und vor allem bei den Hengsten hat man richtig viel Hals vor sich. Die helle, lange Mähne tut das ihrige dazu“ – auf den Schwarzwäldern habe sich Carolin Eiberger immer sicher gefühlt. Auch wenn die Arbeitsleute wie Christel Erz eine zu große Modernität fürchten, so blickt Dr. Eiberger durch die Brille der Reiter: 

Volle Power voraus! Schwarzwälder geben Gas beim turniersportlichen Fahren. Foto: Antje Jandke/FN-Archiv

Bei den Hengstparaden im Haupt- und Landgestüt Marbach beweisen die Schwarzwälder Hengste jedes Jahr, wie showtauglich sie sind. Foto: Stephan Kube

„Die Schwarzwälder haben eine Galoppade bekommen, die Spaß macht, sind etwas leichter im Genick als früher, etwas langliniger, einen Minitick langbeiniger – Eigenschaften, die das Reiten der Pferde einfacher machen.“ Das Problem der Rasse will sie nicht verschweigen – in der heutigen Zivilisation neigen sie zur Fettleibigkeit. „Darauf muss man einfach achten, die kriegen bei uns viel weniger Kraftfutter, stehen auf Strohpellets und bekommen Heu mit Stroh gemischt.“ Im Haupt- und Landgestüt Marbach sind die Schwarzwälder Hengste auch Lehrpferde für die 40 Auszubildenden sowie für die Landesfahrschule. Im Besucherprogramm ziehen sie die Touristen im Planwagen über die Alb. Sie sind Marbachs Repräsentanten und die Werbe-Ikonen des Landes Baden- Württemberg: auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin, auf Pferdeoder Landwirtschaftsmessen, in Schauprogrammen und an Gala-Abenden.

Next Generation

Die 40-jährige Manuela Faulstich aus Erfurt hat sich in Marbach ihr Herzenspferd ausgesucht. Sie ist eine der vielen Warmblutreiterinnen, die auf die Kompaktklasse umgestiegen ist. „Ich wünschte mir ein junges, aber gemütlicheres Pferd zum selbst ausbilden und eins, mit dem ich alles machen kann“. Sie entschied sich für Rabenstein, ein Sohn des Revisor, der auf den Hengstparaden jahrelang als „steppender Tänzer“ auf einem Holzboden piaffierte.

Seit acht Jahren hat Manuela Faulstich ihren Schwarzwälder jetzt: „Rabenstein will mir immer gefallen.“ Erfolgreich waren die beiden in A- und L-Dressuren. Mit Korrektheit und der guten Ausbildung punkten die zwei. In der FN-Erfolgsstatistik sind insgesamt 64 Schwarzwälder registriert, die eine Lebensgewinnsumme von mehr als 100 Euro haben – für Fahren und/ oder Reiten. Inzwischen orientiert sich Manuela Faulstich Richtung Show-Elemente. „Er lernte Steigen auf Befehl, wir nahmen an einem Kurs für Filmpferde teil und lernten, über Feuer zu springen“, erzählt sie, „er macht alles mit, auch Wanderritte“. Ein Bilderbuchpferd – deshalb stand er Modell für Manuelas Rücken-Tattoo. Rabenstein ist einer der „Instagram-Schwarzwälder“: Die Dicken gehen steil in den Sozialen Medien. Unter „@naddel_und_rabenstein_on_ tour“ hat der schöne Schwarzwälder über 11.000 Follower.

Cornelia Höchstetter

Auch als zuverlässige Reitpferde eignen sich die Schwarzwälder, bequem sollen sie sein. Foto: Christiane Slawik

Stempelhengst und Hengstlinien

Ein bedeutender Stempelhengst wurde Marquis B7, der 1896 geboren ist. Wegen einer Erblindung wurde er abgekört, glücklicherweise nicht kastriert und die Bauern nutzen ihn mehr oder weniger illegal weiter – seine Nachkommen waren überdurchschnittlich und 1914 sprach eine Züchterdelegation beim Großherzoglichen Innenministerium in Karlsruhe vor. Die Züchter konnten die Obrigkeit überzeugen – und der Hengst wurde wieder gekört. Im Pedigree des Prämienhengstes Moritz (1983) steckte Marquis B7 achtmal. Um die enge Verwandtschaft innerhalb der kleinen Rasse aufzubrechen, wurden immer wieder Fremdrassen eingekreuzt. Einige Hengstlinien gibt es, die ihren Ursprung nicht im Schwarzwald haben:

M: Der 1927 geborene Noriker Milan B41 kam ins Bayerische Haupt- und Landgestüt Schwaiganger und er begründete über seinen Sohn Mittler die M-Linie – oft mit besonders typvollen Köpfen.

D: Der rheinisch-deutsche Kaltblüter Deutschritter, geboren 1926: Er begründet über die Söhne Deutobert und Detmar die D-Linie.

R: Der Pinzgauer Hengst Reith- Nero aus dem Jahrgang 1952 war mit dem Sohn Remig und dessen Sohn Retter der Begründer der R-Linie.

F: Ausgewählt wurde der Freiberger Hengst Dayan, der im Pedigree mancher typvollen Stute steckte. Der Hengst Feldsee war es schließlich, der die F-Linie mit den Freiberger Genen begründete.

V: Einen Zuchtversuch gab es mit dem Schleswiger Kaltbluthengst Varus, den die Baden-Württemberger auf der ersten Bundeskaltblutschau in Berlin 1989 gesehen haben. Vogtsberg mit 12,5 Prozent Schleswiger Blut ist der V-Gründervater.

W: Der 1968 geborene Norikerhengst Wirts-Diamant begründete über den Sohn Wirt die W-Linie.

L: Um die Schwarzwälder mit der selten gewordenen Farbe Braun zu erhalten, wurde vor etwa 20 Jahren in einem Zuchtversuch zur Erhaltung der braunen Schwarzwälder der Welsh-Cob- Hengst Unicorn Lancelot eingesetzt – auf ihn geht der Linienbegründer Landuin zurück.

Ob klassisch fuchsfarben (Drachenfels)… 

… oder brauner Bewahrer der genetischen Vielfalt (R+V Rasputin): Die markanten Köpfe der Schwarzwälder sind echte Hingucker! Foto: Stephan Kube

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