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50 Jahre DKThR

50 Jahre DKThR

Mensch, Pferd und Therapie stehen hier seit 50 Jahren im Mittelpunkt: Das Deutsche Kuratorium für Therapeutisches Reiten (DKThR) feiert in diesem Jahr sein Jubiläum. Grund genug, auf das halbe Jahrhundert der Institution zurückzublicken.

Therapeutisches Reiten 1970 auf dem Hofgut Blaul bei Ludwigshafen. Foto: DKThR/ Archiv Reiterhof Kinderhilfe

Erster Vorsitzender des am 25. November 1970 in Steinbach gegründeten Kuratoriums für Therapeutisches Reiten war Pfarrer Gottfried von Dietze, der „reitende Pfarrer vom Vogelsberg“, der sich später als Fachmann für die Entwicklung von Hilfsmitteln für Reiter mit Behinderung einen Namen machte. Von ihm stammt auch das Zitat: „Auf dem Pferd hat jeder Mensch vier Beine“. In Frankfurt entstand kurze Zeit später mit Unterstüt
zung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands die erste Geschäftsstelle. Im Vordergrund stand kurz vor Gründung Ende der 1960er Jahre noch der krankengymnastische Aspekt beim „Reiten als Therapie“, wie eine der Bezeichnungen lautete. Erst in den folgenden Jahren entwickelten sich auch der pädagogische und psychotherapeutische Bereich.

Festakt zum 50. Jubiläum

Anlässlich des Jubiläums lädt das DKThR am 21. und 22. März zu einer Jubiläumsfachtagung mit angeschlossenem Festakt. In Beelen im Kreis Warendorf sprechen dabei Vertreter aus Therapie, Politik und Wissenschaft in einer Diskussionsrunde über den Anerkennungsstand des Therapeutischen Reitens. Zudem stehen Fachvorträge und Anekdoten aus 50Jahren DKThR auf dem Programm. Die Kosten für die Jubiläumsfachtagung betragen 210 Euro (inklusive Verpflegung). PM erhalten zehn Prozent Ermäßigung (Festakt ausgenommen). Die Tagung ist anerkannt mit zwei Lerneinheiten (Profil 4) für die DOSB-Trainerlizenzverlängerung sowie mit acht DKThR-Fortbildungspunkten. Mehr Informationen zu Agenda und Anmeldung gibt es unter www.dkthr.de.

Historische Schlaglichter

Historische Schlaglichter Seit 1976 bietet das Kuratorium Fortbildungslehrgänge im Therapeutischen Reiten an. Das Angebot einer beruflichen Zusatzqualifikation in den verschiedenen Fachbereichen des Therapeutischen Reitens besteht seit 1977. Seit rund 40 Jahren ist das DKThR Anschlussverband der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN). Über Dillenburg kam das Kuratorium 1984 nach Warendorf und hat seitdem dort seinen Sitz. Seit 1972 kooperiert das DKThR mit dem Deutschen Verband für Physiotherapie (ZVK) und ist seit 1980 Sondermitglied des Deutschen Behindertensportverbands (DBS). Eine Besonderheit des DKThR ist, dass sich sowohl pferdgestützte Therapie und Förderung, als auch der Para-Pferdesport unter einem Dach befinden. Dazu gehören die Fachgebiete der Physiotherapie und Ergotherapie, der (Heil-)Pädagogik und Psychologie ebenso wie der Para-Pferdesport in derzeit fünf Disziplinen. Dabei sind die Para-Dressurreiter, die seit 1996 auch an Paralympics teilnehmen, seit Jahren zuverlässige Medaillenlieferanten für den deutschen Pferdesport. 

Die vielen positiven Entwicklungen wurden allerdings getrübt durch die bis heute schleppende Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen. Das gilt vor allem für die Hippotherapie, also die pferdgestützte Physiotherapie. Dieses Thema zieht sich wie ein roter Faden seit dem Gründungstag durch die Verbandsarbeit. 1992 wurde aus dem Informationsblatt für Mitglieder die Fachzeitschrift „Therapeutisches Reiten in Medizin, Pädagogik, Sport“, die heute viermal jährlich als offizielles Verbandsorgan erscheint. 2009 hat das DKThR den Internationalen Weltkongress für Therapeutisches Reiten unter dem Motto „Horses for Body, Mind and Soul“ in Münster mit 900 Teilnehmern aus 39 Nationen organisiert. 

Dreamteam und über viele Jahre Aushängeschild der deutschen Para-Dressurreiter: Hannelore Brenner und die Hannoveraner Stute Women of the World. Das erfolgreichste deutsche Pferd des Para-Dressursports starb 2018. Foto: Stefan Lafrentz

Für die Weiterentwicklung des Therapeutischen Reitens in der ganzen Welt war der Kongress ein wichtiger Impulsgeber, für das DKThR ein Meilenstein zu seinem 40. Jubiläum. Aufgabenspektrum und Arbeitspensum wachsen seitdem weiter. Das DKThR pflegt viele internationale Kontakte, da in anderen Ländern großes Interesse an Arbeitsmethoden und Weiterbildungsprogrammen besteht. Das DKThR finanziert zahlreiche Initiativen und Projekte unmittelbar zu Gunsten des Therapeutischen Reitens durch Gelder von Sponsoren und Stiftungen.

Wegbegleiter gratulieren

„Bereits in den 1960er Jahren haben die Gründer des Kuratoriums, vor allem zunächst Mediziner, erkannt, dass Pferde dem Menschen in vielfältiger Weise guttun. Seither hat der Einsatz des Pferdes in Medizin, Pädagogik und Psychotherapie Tausenden von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen geholfen.

Hippotherapie, Ergotherapie, Psychotherapie, heilpädagogische und pädagogische Förderung – das Therapeutische Reiten bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten. Ihr gemeinsames Ziel: Die Lebensqualität von Menschen ver bessern. Foto: Stephan Kube/DKThR

Selbst in Fällen, in denen herkömmliche Methoden keinen Erfolg gezeigt haben“, lobt FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau. In der Festschrift zum 50. Geburtstag wünscht das DKThR allen im Therapeutischen Reiten Tätigen den Mut und die Weitsicht der „Gründungsväter und -mütter“ sowie den Langmut und die Begeisterungsfähigkeit aller Fachkräfte, die schon über viele Jahrzehnte das DKThR mit Leben erfüllen. Ein sehr persönliches und berührendes Fazit zieht auch die inzwischen 90-jährige Ärztin Dr. Ingrid Strauß, die lange im Vorstand aktiv war: „Unangetastet bleibt das Pferd in seiner einzigartigen Schöpfung und immer bleibt der hilfesuchende Mensch. Unverändert braucht unser Kuratorium unbeirrbare Begeisterung, um im Sattel zu bleiben. (…) Sicherster Kompass durch alle Labyrinth-Strecken ist unverändert der Glaube an das Gute unserer Arbeit und die Liebe zum Pferd.“ Uta Gräf, Spitzensportlerin und Landestrainerin Para-Dressur in Rheinland-Pfalz, gratuliert ebenfalls: „Es ist stets eine Bereicherung, mit Menschen zu arbeiten, die den unbedingten Willen haben, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Sich auf einem Pferd bewegen zu lassen, ist für alle Menschen, mit oder ohne Einschränkungen, das Beste, was einem passieren kann.“

Tina Pantel

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