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Pferdehaltung: Weiden richtig pflegen

Das perfekte Grün fürs Pferd

Steigende Temperaturen und ausgedörrte Böden bereiten vielen Pferdeställen gerade in den Sommermonaten Probleme. Die meist eh schon kargen Weideflächen reichen in der Regel nicht mehr für die Weidesaison hindurch bis in den Herbst hinein. Umso wichtiger ist es, die vorhandene Grünfläche zu pflegen, um das Maximum herauszuholen.

Nicht an allen Ställen gibt es so üppige Weideflächen. Umso wichtiger ist es, die vorhandenen Wiesen gut zu pflegen. Foto: Stefan Lafrentz

Die Zeit auf der Weide dient den Pferden nicht nur zur Futteraufnahme, sondern bietet auch die Möglichkeit zur freien Bewegung und Pflege von Sozialkontakten. Diese drei Elemente bilden den Grundstein zur psychischen und physischen Gesundheit eines Pferdes. Das Sozialverhalten wird gefördert, Muskeln, Sehnen und Bänder werden stabilisiert. „Je größer die Koppel ist, desto besser. Sind die Flächen begrenzt, so wie es in vielen Ställen der Fall ist, ist eine kleine Fläche besser als gar keine“, sagt Diana Koch aus der FN-Abteilung Vereine, Umwelt, Breitensport und Betriebe. Das Ziel sollte trotzdem immer sein, seinem Pferd möglichst viel Fläche zur Verfügung zu stellen, um genügend Bewegungsanreize zu schaffen. Auch Sportpferde sollten regelmäßigen Weidegang genießen. „Um Verletzungen vorzubeugen, können Sportpferde eher in kleineren Herden gehalten werden. Zudem kann bei Bedarf Schutzausrüstung wie beispielsweise Gamaschen angelegt werden“, sagt Antje Kleinschmidt, Oberstutenmeisterin des Hauptgestüts Graditz.

Wasser und Witterungsschutz

Werden die Pferde nicht nur stundenweise, sondern lange oder dauerhaft auf der Weide gehalten, ist eine Versorgung mit Tränkwasser auf der Weide sehr wichtig. Hier sind 20 bis 60 Liter pro Pferd und Tag zu kalkulieren. Antje Kleinschmidt empfiehlt Selbsttränken, um frisches Wasser zu gewährleisten. Da diese auf entfernteren Weideflächen schlechter zu installieren sind, kann auch mit Bottichen oder fahrbaren Wasserbehältern gearbeitet werden. Diese sollten möglichst frei stehen, damit rangniedrige Tiere jederzeit eine Fluchtmöglichkeit haben. Weiterhin sollten Deichsel und Fahrwerk sicher abgezäunt werden, um das Verletzungsrisiko gering zu halten. Durch Baumgruppen oder Hecken finden Pferde Schutz, beispielsweise bei hohem Insektenaufkommen oder starker Sonneneinstrahlung. Das ist vor allem bei dauerhafter Weidehaltung je nach Witterung ein Thema. Grundsätzlich haben Pferde als ehemalige Steppenbewohner gute thermoregulatorische Fähigkeiten, so dass ihnen höhere und tiefere Temperaturen wenig ausmachen. Bei dauerhafter Weidehaltung kann es je nach Situation notwendig werden, unter Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben einen Unterstand zu bauen. Dieser sollte mindestens so groß sein, dass sich alle Pferde gleichzeitig unterstellen können. Besser noch ist der Bau mehrerer kleiner Hütten.

Sicher einzäunen

Einem sicheren Zaun kommt eine große Bedeutung zu. „Da Pferde Fluchttiere sind, kann die Einzäunung nie 100 Prozent Sicherheit gewährleisten“, so Kleinschmidt. Es gibt Empfehlungen und Vorgaben zum Zaunbau, wobei es immer lohnt, so etwas mit der Pferdehaftpflichtversicherung abzuklären. Die Art der Einzäunung hängt stark von der Lage, Größe und Nutzung der Weide ab, darf aber niemals Verletzungsrisiken wie herausstehende Nägel oder am Boden liegende Drähte bergen. Auch hinsichtlich des Geschlechts und der Nutzung der Pferde ergeben sich entscheidende Unterschiede: So sollten Hengste und Springpferde grundsätzlich stabiler und höher eingezäunt werden. Bei Zaunpfählen hat sich eine Länge von ca. zwei Metern bewährt, in Abhängigkeit von der Höhe des Zauns auch mal bis zu 2,5 Metern. Um eine möglichst hohe Stabilität zu gewährleisten, werden die Pfähle (aus Hartholz, Stahl oder Beton) zu einem Drittel in der Erde versenkt und in einem Abstand von 2,5 bis 5 Metern gesetzt. Diese werden dann mit drei Querabgrenzungen im Abstand von ca. 50 cm miteinander verbunden, wobei sich die untere Verstrebung etwa auf Brusthöhe des kleinsten Pferdes befinde sollte. 

Stabil und sicher muss der Zaun einer Weide sein. Besonders gut eignet sich die Kombination aus festem Material und stromführenden Litzen. Für Hengste sollte der Zaun entsprechend hoch sein. Fotos (3): Christiane Slawik

Als Querabgrenzungen eignen sich Holzlatten, Metall- oder Kunststoffrohre, Förderbandgummi oder Elektrobänder, welche mittels Isolatoren an den Pfosten befestigt werden. „Besonders sicher ist ein Kombinationszaun, der die mechanische Eingrenzung zum Beispiel aus Holz oder Metall mit der Hütewirkung eines Elektrozaunes verbindet. Allerdings haben diese Zäune einen hohen Materialaufwand und entsprechend höhere Kosten und können nicht mal schnell auf- oder abgebaut werden. Auch sind sie speziell im Außenbereich nicht überall zulässig“, erklärt Diana Koch.

Weidepflege rund ums Jahr

Neben der Gestaltung ist auch die Pflege der Weideflächen essenziell. Gemessen am eigentlichen Platzbedarf pro Pferd stehen den meisten Ställen in der Regel deutlich weniger Flächen zur Verfügung.

Das macht die jährliche Pflege, die sich nach der Intensität der Nutzung, der Bodenbeschaffenheit und der Jahreszeit richtet, umso wichtiger. Davon sind nicht nur der Futterwert, sondern auch die Standfestigkeit der Pflanzen und deren Nährstoffzusammensetzung abhängig. Grundsätzlich ist der regelmäßige Wechsel zwischen Beweidung und Mähen (zur Heu- oder Silagegewinnung) zu empfehlen.

Schatten spendende Bäume können Schutz vor Sonneneinstrahlung bieten.

Checkpunkte: Das Wichtigste im Überblick

bei dauerhafter Weidehaltung auf ausreichend Frischwasser achten
Umzäunung den landschaftlichen Gegebenheiten und den Weidetieren anpassen, Berechnung der Zaunhöhe in der Regel 0,75 x Widerristhöhe
Stromstärke sollte der Länge des Zaunes angepasst sein
es empfehlen sich drei Querabgrenzungen, Abstand der Pfähle 2,50 m bis 5,00 m
vor Beginn der Beweidung Stromlitze freischneiden und auf Bruchstellen kontrollieren – zum Flicken immer spezielle Verbinder nutzen
an öffentlich zugänglichen Stellen müssen Elektro-Warnschilder angebracht werden
Saatgut möglichst in Anlehnung an regionaltypischen Bewuchs wählen
Dünger mit reduziertem Stickstoffgehalt halten den Eiweißgehalt des Grases niedrig
 
Düngung nur entsprechend der Bodenanalyse

Herbst/Winter

Nach der letzten Weidenutzung sollten der Aufwuchs gekürzt, Bodenproben entnommen und gegebenenfalls gedüngt werden. Zudem steht gegen Ende des Jahres die Baum- und Heckenpflege im Mittelpunkt. Dazu zählen das Stutzen bereits vorhandener Pflanzen sowie die Neubepflanzung. Im Herbst ist der Boden noch warm und hat in der Regel genügend Feuchtigkeit gespeichert, so dass die neuen Pflanzen anwachsen können. Dennoch sollten sie in den Anfangsjahren vor Verbiss geschützt werden.

Achtung, Wildtiere!

Um Wildtiere während des Mähens zu schützen, kann die Fläche, wie in einigen Bundesländern vorgeschrieben, langsam und von innen nach außen bearbeitet werden. So haben die Tiere eine Chance zur Flucht.Achtung, Wildtiere! Um Wildtiere während des Mähens zu schützen, kann die Fläche, wie in einigen Bundesländern vorgeschrieben, langsam und von innen nach außen bearbeitet werden. So haben die Tiere eine Chance zur Flucht.

Frühjahr

Die Hauptweidepflege findet im Frühjahr, idealerweise vor Beginn der Brut- und Setzzeit, also bis Ende März statt. Neben dem Abschleppen der Wiese, um den Boden zu ebnen und loses Gras auszureißen, und dem Entfernen unerwünschter Pflanzen durch Ausgraben oder rechtzeitiges Abmähen, kann auch ein Walzen der Wiese erforderlich sein. Das darauffolgende Schleppen bereitet die Fläche optimal auf jegliche Nachsaat vor und sorgt gleichzeitig für die Belüftung des Bodens. Anfang Mai wird die Fläche vorerst auf etwa 7 cm gemäht, woraufhin eine schonende Beweidung stattfinden kann. Zur wichtigsten Aufgabe im Frühjahr zählt das Düngen. „Die Düngung dient dem Erhalt der Bodenfruchtbarkeit, das bedeutet, das was dem Boden an Nährstoffen durch Beweidung oder Schnittnutzung entzogen wird, sollte durch gezielte Düngung wieder zugeführt werden“, so Diana Koch. 

Regelmäßiges Abäppeln beugt der Bildung von Geilstellen vor und verhindert die Ausbreitung von Parasiten.

Sie empfiehlt zudem, regelmäßig Bodenanalysen durchzuführen, damit der Boden optimal versorgt und eine Überdüngung vermieden wird: „Über die Auswertung in einem entsprechenden Labor (i. d. R. landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalten = LUFA) wird eine genaue Düngeempfehlung erstellt.“ Anleitungen zur Durchführung einer Bodenprobe und die passenden Formulare sind auf den Internetseiten der jeweiligen LUFA zu finden.

Die richtige Saat

Die Nachsaat findet erst bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt statt. Dabei wird eine Übersaat an besonders belasteten Stellen durchgeführt. Das Einbringen des Saatsguts in den Boden wird als Durchsaat bezeichnet. Eine Neuansaat ist durchzuführen, wenn die Fläche vorher als Acker genutzt wurde, sie stark verunkrautet ist oder weniger als 30 Prozent der erwünschten Pflanzen in der Dauernarbe vorhanden sind.Die richtige Saat Die Nachsaat findet erst bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt statt. Dabei wird eine Übersaat an besonders belasteten Stellen durchgeführt. Das Einbringen des Saatsguts in den Boden wird als Durchsaat bezeichnet. Eine Neuansaat ist durchzuführen, wenn die Fläche vorher als Acker genutzt wurde, sie stark verunkrautet ist oder weniger als 30 Prozent der erwünschten Pflanzen in der Dauernarbe vorhanden sind.

Sommer

Während der Hauptweidezeit im Sommer sollte die Koppel regelmäßig auf Giftpflanzen hin kontrolliert und diese rechtzeitig entfernt werden. Die Verbreitung lässt sich durch eine dichte Grasnarbe und regelmäßiges Nachmähen eindämmen. Auch der Einsatz von Kalkstickstoff kann helfen, dieser ist dann jedoch bereits im Frühjahr einzubringen. Zu den täglichen Aufgaben gehören zudem das Abäppeln, das Überprüfen der Wasserversorgung sowie der Gesundheit der Pferde. Auch die Begehung des Zauns sollte regelmäßig stattfinden, um eventuell auftretende Schwachstellen schnellstmöglich zu reparieren.

Lorella Joschko

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