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PM-Turnierpakete 

Förderprojekt: PM-Schulpferdeturniere präsentiert von HKM

Glücksmomente und Ehrenpreise in Viersen

Auf der Anlage des Reit- und Fahrvereins Dülken-Viersen herrscht reges Treiben. Pferde werden abgeladen, Frisuren gerichtet und die ersten Prüfungen laufen – das PM-Schulpferdeturnier ist in vollem Gange. Veranstaltungen wie diese bieten Reitern ohne eigenes Pferd die Chance, Turniererfahrung zu sammeln. Damit die Umsetzung gelingt, unterstützen die Persönlichen Mitglieder der FN diese speziellen Turniertage nur für Schulpferde und ihre Reiter.

Der erste gemeinsame Auftritt: Spezielle Turniertage für Schulpferde ermöglichen den Turnierstart, auch wenn kein eigenes Pferd zur Verfügung steht. Alle Fotos: Sabine Heüveldop

Sie heißen Prinz, Doudou und Shainux – die Stars des Tages. Ihre Namen sind zwar nicht so bekannt wie die ihrer prominenten Kollegen, aber ihre Reiter erinnern sich meist ein Leben lang liebevoll an „ihr“ Pony. Es sind Schulpferde. Heute ist ein großer Tag. Sie präsentieren sich mit ihren jungen Reitern in Dressur- und Springwettbewerben, werden mit Schleifen ausgezeichnet und bejubelt wie ihre prominenten Artgenossen. Die Kinder nehmen Glückwünsche entgegen. Ehrenrunde, Applaus – die erste Siegerehrung, ein perfekter Moment. Kurz darauf geht es schon weiter im Programm. Das WBO-Turnier des Reitund Fahrvereins Dülken-Viersen und der dort ansässigen Reitschule Berger verspricht einen abwechslungsreichen Tag. Sieben Wettbewerbe speziell für Schulpferde stehen auf dem Programm: vom Führzügelwettbewerb über Dressurprüfungen bis hin zum Stilspringen. Die Veranstaltung ist eine von insgesamt 60 eigenständigen WBO-Veranstaltungen, die im Jahr 2024 von einem Förderprojekt der FN profitieren konnte. Gemeinsam mit den Persönlichen Mitgliedern und HKM Sports Equipment werden reine Schulpferdeturniere unterstützt. Ziel ist es, die Reitschulkultur in Deutschland zu fördern und Reitern ohne eigenes Pferd die Möglichkeit zu geben, auf Schulpferden Turniererfahrung zu sammeln.

Keine Pferde zweiter Klasse

Prinz, Doudou und Shainux sind drei von rund 55.000 Schulpferden in Deutschland. Ihre Zahl ist in der Zeit der Corona um rund 10.000 zurückgegangen, viele Pferdebetriebe kämpfen ums Überleben. Steigende Kosten etwa für Energie, Futter, Versicherung und medizinische Versorgung der Pferde stellen eine große Herausforderung dar. Umso bemerkenswerter ist das umfangreiche Angebot, das einige Reitschulen und -vereine aufrechterhalten und neben dem regulären Reitunterricht auch die Teilnahme an Turnieren organisieren. Heute sind über 100 Reitschüler mit ihren Ausbildern und Schulpferden nach Viersen gekommen. Schulpferde stehen selten im Rampenlicht und ihr Image ist oft nicht das beste. Dabei verdienen sie und ihre Reiter viel mehr Anerkennung. „Reitschulen sind quasi die Grundschule für junge Reiter. Sie haben einen großen Anteil an der reiterlichen und persönlichen Entwicklung der Kinder und verdienen in meinen Augen unser aller Wertschätzung“, so Turnierrichterin Alice Brendgen. Im vergangenen Jahr feierte die Reitschule Berger ihr 30-jähriges Bestehen auf dem Vereinsgelände. Vieles hat sich im Laufe der Zeit verändert, blickt Ingrid Berger zurück: „Die Kinder kommen heute meist nicht mehr aus traditionellen Reiterfamilien, sondern haben oft hier in der Reitschule ihren ersten Kontakt zum Pferd“. Es gibt viel zu lernen, vom Verhalten der Pferde bis hin zu Themen rund um Wohlbefinden und Gesundheit.

Louisa und Prinz sind auf dem Turnier bereits ein eingespieltes Team – sie bestritten gemeinsam schon einige Prüfungen.

Fürs Leben lernen: Auf dem Turnier helfen sich die Reiter gegenseitig und bekommen damit wichtige Werte vermittelt.

Horsemanship als Grundlage

Und noch etwas lernen die Kinder von der Pike auf: Horsemanship. „Wir legen großen Wert darauf, dass die Kinder und Jugendlichen von Anfang an lernen, respektvoll mit den Pferden umzugehen und Verantwortung zu übernehmen“, betont Ingrid Berger. Nicht umsonst ist Doudou mit 29 Jahren nicht der einzige Senior unter seinen Kollegen. „Respekt, Verantwortung und Fairness. Eigentlich lernen die Kinder hier fürs Leben“, sagt Berger. Durch diese Grundhaltung finden viele auch Spaß am Reiten. „Wir haben auch immer wieder Reitschüler, die erfolgreiche Turnierreiter geworden sind“, berichtet Ingrid Berger und freut sich, dass eine ehemalige Reitschülerin für die Nachwuchs-Europameisterschaften in der Altersklasse Children nominiert ist. „Charlotte hat hier im Ponyclub angefangen“, erinnert sie sich.

Schöne Erinnerungen: Die erzielten Erfolge werden gemeinsam gefeiert.

„Im Ponyclub reiten die Kinder schon ab drei Jahren, wir fangen sehr früh mit der Förderung an“, berichtet Ingrid Berger. Neben dem normalen Reitunterricht werden die Fortgeschrittenen auch an das Turnierreiten herangeführt. Die vorgelebte Haltung und der Erfolg der pädagogischen Arbeit in den Reitschulen und Vereinen spiegeln sich auf dem Turnier wider: Die Ponys und Pferde werden durchweg rücksichtsvoll behandelt. Wer mit seinem Wettbewerb fertig ist, steigt ab: Pommes, Cola und auch Handys haben nichts im Sattel zu suchen. Darauf legt Ingrid Berger Wert. Zur Erinnerung ist in großen Lettern auf einem Banner zu lesen: „Dein Pferd ist kein Sofa, steige bitte ab!“

Unterstützung und Förderung

Die Ausschreibung des heutigen WBO-Turniers entspricht den Vorgaben des 2022 ins Leben gerufene Förderprojekts. Aus neun Kategorien müssen mindestens drei ausgewählt werden, wobei eine Prüfung in der Kategorie Hobby Horsing ausgeschrieben werden muss. Die ausgewählten Veranstalter erhalten HKM-Ehrenpreise, einen HKM-Gutschein zur freien Verwendung, Schleifensätze und Plakate zur Bewerbung des Turniers sowie vier Hobby Horses. „Wir führen Turniere für Schulpferde bereits seit vielen Jahren durch, und die Kinder sind immer total begeistert. Eine tolle Gelegenheit, objektives Feedback zu bekommen. Die Unterstützung ist dabei natürlich für uns eine große Hilfe,“ erklärt Ingrid Berger. Schnell würden sich die Teilnehmerlisten füllen, sobald diese am schwarzen Brett aushängen. Dort können sich die Kinder eintragen – mit ihren Wunschponys. Prinz, Doudou und Shainux sind besonders beliebt. Shainux, eine kleine Fuchsstute, wird gerne für die Jüngsten in Führzügelwettbewerben eingesetzt. Sie ist besonders brav. Auch Doudou, der zu den Dienstältesten gehört, gibt den Reitanfängern viel Sicherheit, während Prinz etwas mehr Pepp hat und den Kindern Spaß macht, die schon fortgeschrittener sind.

Wunschponys und Lieblingspferde

Louisa ist nervös. Sie startet mit Prinz im nächsten Reiterwettbewerb. Der hübsche Falbe ist akkurat eingeflochten und besonders gründlich geputzt. Sein gelb-goldenes Fell glänzt in der Sonne. Das Sattelzeug ist gewienert und die weiße Schabracke macht den Auftritt perfekt. Louisa freut sich auf die Prüfung: „Prinz lässt mich nie im Stich.“ Sie hat schon an einigen Turnieren erfolgreich teilgenommen und in der Reitschule Berger verschiedene Reitabzeichen sowie den „Führerschein Umgang” gemacht. Louisa ist mit dem Ablauf auf dem Turnier bereits vertraut. Sie führt Prinz zum Abreiteplatz, kontrolliert die Länge der Bügel und den Sattelgurt, bevor sie aufsteigt und ein paar Runden reitet. Dann wird ihre Abteilung aufgerufen. Ihre Mutter ermuntert noch: „Viel Glück und vor allem, hab Spaß!“ Für die nächsten Minuten ist Louisa auf sich allein gestellt und kann zeigen, was sie in den Reitstunden schon gelernt hat. „Abteilung bilden auf der rechten Hand“ – es gibt kein Zurück.

Wertvolles Feedback

36 Teilnehmer, aufgeteilt in sechs Abteilungen, werden in diesem Wettbewerb von Alice Brendgen bewertet. Schritt und Trab werden in der Abteilung geritten, dann heißt es Steigbügel überschlagen und einzeln angaloppieren. Alice Brendgen schaut genau hin. Louisa reitet konzentriert und Prinz ist ganz bei der Sache. Am Ende reicht es zwar nicht für eine vordere Platzierung, aber die 11-Jährige lächelt glücklich. Platz sieben und eine grüne Schleife für Louisa und Prinz. Aus Sicht der Turnierrichterin sind die PM-Schulpferdeturniere eine tolle Chance für die jungen Reiterinnen und Reiter: „Die Kinder lernen, wie sie ihre Pferde am besten vorbereiten, können üben und gewinnen Sicherheit im Umgang mit der Turniersituation“. Außerdem bekommen sie ein objektives Feedback über den Stand ihrer Ausbildung. „Wir erstellen detaillierte Protokolle, damit die Kinder sehen, woran sie noch arbeiten können“, erklärt Alice Brendgen. Sie ermutigt den Nachwuchs: „Habt keine Scheu, die Richter anzusprechen. Fragt nach, wenn euch etwas unklar ist oder ihr euch verbessern wollt. Wir sind keine unnahbaren Götter hinter dem Richtertisch.“ Ein gelungenes Turnier sei für sie, wenn jemand kommt und fragt, was das Protokoll bedeutet. „Dann kann ich erklären, was wir gesehen haben und wie die Bewertung zustande gekommen ist.“ Mit Blick auf die Reitschüler stärkt sie gerne das Selbstbewusstsein: „Ihr seid in der Lage, verschiedene Pferde zu reiten, euch auf unterschiedliche Charaktere einzustellen und Erfahrungen zu sammeln, die ein ganzes Reiterleben prägen. Ihr seid viel besser dran als die armen Reiter, die nur ein Pferd haben“, sagt sie mit einem Augenzwinkern, wohl wissend um den Traum vom eigenen Pferd.

Die Wettbewerbs-Ordnung (WBO)

ist das Regelwerk für den Einsteiger- und Breitensport. Teilnehmer müssen dafür nicht bei der FN registriert sein, das gilt auch für ihre Pferde. Die Nennung kann über Nennung-online.de, aber auch schriftlich per Anmeldeformular erfolgen. Auf reinen WBO-Turnieren gilt eine Impfempfehlung, aber keine Impfpflicht (Hier gelten die Bestimmungen des jeweiligen Landesverbandes.). Anders als in Prüfungen nach LPO sind in allen Dressur-Wettbewerben auch Hilfszügel erlaubt. Die WBO gibt es online unter www.fn-regelwerke.de.

Mehr als ein guter Sitz

Nach der Siegerehrung wartet Cosma bereits auf Louisa und Prinz. Stolz trägt sie eine kleine Medaille um den Hals. Sie hat am Morgen mit Prinz den Führzügelwettbewerb gewonnen. Gemeinsam kümmern sich die Mädchen um das Pony, lockern den Sattelgurt und bringen Prinz zurück in seinen Stall. Danach reihen sie sich bei den Zuschauern ein und verfolgen gespannt, wie ihre jungen Reiterkollegen die Aufgaben meistern. Denn eines wird schnell klar: Hier geht es nicht um die sprichwörtliche Schleifenjagd, sondern um ein respektvolles sportliches Miteinander. „Wir sind heute mit fünf Schulpferden am Start“, berichtet Antonia Glahe. Sie ist Trainerassistentin in der Reitschule Birkenhof in Kaarst-Büttgen. „Für unsere Reitschüler sind die PM-Schulpferdeturniere ein großer Ansporn und Motivation, ordentlich nach der Reitlehre reiten zu lernen.“ Gegenseitige Hilfe sei selbstverständlich. „Für das Gemeinschaftsgefühl in unserer Reitschule und die persönliche Entwicklung der Kinder sind diese Erfahrungen ein größerer Gewinn als jede Schleife und Medaille“, fügt Antonia hinzu. Gleich heißt es noch Daumen drücken für Mailin und Thea. Die beiden starten mit Diamond Fire im Springreiterwettbewerb. Doch zunächst wird das Dressurviereck auf sieben mal 14 Meter verkleinert.

Brownie und die Hobby Horses

Nach und nach versammeln sich Kinder mit Steckenpferden auf dem Platz. Hermann Berger hat den Sand bewässert, damit auch die Hobby Horses perfekte Bedingungen vorfinden. Insgesamt nehmen 20 Teilnehmerinnen zu zweit an einer Kurzaufgabe teil: Drei Minuten, in denen Rhythmus, Gleichmäßigkeit, Leichtigkeit und Ausdauer bewertet werden. Richterin Alice Brendgen achtet auf eine aufrechte, gestreckte Körperhaltung und legt Wert auf die korrekte Handhabung der Steckenpferde. Alles gar nicht so einfach im Sand und bei der Hitze, aber auch die Jüngsten schlagen sich tapfer. „Mama, ist 6,4 eine gute Zahl?“ Eigentlich scheint es dem kleinen Mädchen aber gar nicht nicht so wichtig – dabei sein ist alles. Für Emma, Edda und Greta ist Hobby Horsing einfach nur Spaß. Das Basteln der Steckenpferde, das Ausdenken von Namen und Rollen erfordert Kreativität und Fantasie. „Der Schecke da ist ein Hengst und das ist Brownie“, stellt Emma vor. Nebenbei werden ihnen Zöpfe geflochten – genau wie den lebenden Ponys.

Zur Nachahmung empfohlen

Wer denkt, dass Schulpferde nur abgestumpft ihre Bahnen ziehen, wurde an diesem Turniertag eines Besseren belehrt: Die Ponys und Pferde zeigten sich aufmerksam und rittig, präsentierten sich mit ihren jungen Reitern im Dressurviereck und Parcours als harmonische Teams. Alice Brendgen fasst es zusammen: „Die Kinder hatten bereits einen guten Grundsitz, eine ruhige Zügelführung und meisterten die Prüfungssituation hervorragend. Die Schulpferde waren sowohl von der Fütterung her als auch von der Ausbildung in einem sehr guten Zustand.“

Dies sei vor allem den Reitschulen zu verdanken, die ihre Verantwortung für Schüler und Pferde ernst nehmen und eine solide Grundlage vermitteln. Die Förderung der PM-Schulpferdeturniere sei eine wichtige Unterstützung und Wertschätzung für die Betriebe, die die reiterliche Ausbildung und soziale Gemeinschaft so positiv fördern. Die Botschaft ist klar: Weiter so!

Sabine Heüveldop

PM-Schulpferdeturniere präsentiert von HKM: Jetzt bewerben!

Wer kann sich bewerben? 

Alle Pferdesportvereine und -betriebe mit Sitz in Deutschland, die Mitglied im Landespferdesportverband sind und von April bis November ein PM-Schulpferdeturnier durchführen möchten.

Was fördern wir?

  • die Durchführung einer WBO-Veranstaltung ausschließlich für Schulpferdereiter
  • niederschwelliges Wettbewerbsangebot für den Einstieg in den Turniersport

Gewinn

  • Schleifensätze für acht Wettbewerbe
  • Ehrenpreise von HKM im Wert von 250 Euro je Siegerehrung
  • HKM-Gutschein über 250 Euro für den Veranstalter

Bewerbung – so geht´s:

Formular unter www.pferd-aktuell.de/pm-schulpferdeturnier herunterladen und ausgefüllt per Post an die FN senden.

Bewerbungsschluss

2. März 2025

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